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Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 284 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2024
Deutschland mit Hund
Schattauer, Julia

Deutschland mit Hund


ausgezeichnet

Reisen mit Hund

„Doch Urlaub mit Hund braucht ein wenig Planung, damit die Reise nicht in Stress ausartet.“

„Deutschland mit Hund“ ist ein Reiseführer für Menschen und ihre Vierbeiner von Julia Schattauer. Er erschien im Juni 2023 im Bruckmann Verlag.

…welcher Hundehalter kennt es nicht? Endlich Urlaubszeit, doch welches Ziel soll man ansteuern, wenn der liebe Vierbeiner mitkommen soll? Welche Urlaubsorte eignen sich, wo soll man übernachten, was kann unternehmen…?
Fragen über Fragen, die nicht immer einfach zu beantworten sind und definitiv Vorausplanung erfordern. Der Reiseführer aus dem Bruckmann Verlag beschäftigt sich mit genau diesen Fragen und hilft so bei der Reiseplanung ungemein.
Anders als bei anderen Reiseführer ist er dabei nicht kleinteilig in einzelne Orte aufgebaut, sondern gröber in Himmelsrichtungen unterteilt. Nach dieser Aufteilung geht es dann feiner um Regionen und Tipps, aber nicht im kleinsten Detail um Städte. Einen Gesamtüberblick über die beschriebenen Reiseziele gibt eine Übersichtskarte zum Buchanfang.
Mir hat diese Einteilung sehr gut gefallen, da man so einen wunderschönen Einblick in ganze Reiseregionen bekommt. Wenn man dann weiter ins Detail gehen möchte, kann man sich spezifischere Reiseführer anschauen, muss sich aber nicht sofort kleinteilig entscheiden und kann sich gröber orientieren und fokussieren.
Bei der Vorstellung der jeweiligen Regionen wird auf Hauptattraktionen gesetzt, dabei aber immer der Hund im Blick behalten. So gibt es zum Beispiel bei Schlössern Hinweise, ob Hunde erlaubt sind oder nicht und wenn ja, ob eventuell ein Maulkorb getragen werden muss oder Anbindemöglichkeiten vorhanden sind. Von entsprechenden Anbindemöglichkeiten halte ich aus diversen Gründen nichts, finde es aber gut, dass im Buch erwähnt werden.
Diese Anmerkungen gibt es auch in Bezug auf Seilbahnen oder Brücken. Der Besuch der Hängebrücke im Harz ist etwa nur bedingt angeraten, da diese aus einem Gitterrost besteht und Hunde auf diesem schlecht laufen können. Diese Betrachtungen haben mir sehr gefallen, denn sie zeigen, dass viel über den treuen Begleiter nachgedacht wurde und helfen sehr!
Gewisse Unternehmungen können so direkt aus der Planung gestrichen, bewusst eingeschlossen oder ohne Hund geplant werden.
Die Unternehmungstipps sind dabei insgesamt vielfältig und umfassen sowohl Wanderungen als auch Städte- oder Museumstipps.
Die unglaublich schönen Bilder laden auf jeder Seite zum sofortigen Reiseantritt ein und machen gemeinsam mit den Beschreibungen wirklich Lust auf das Erkunden Deutschlands.
Auf der Strecke bleiben dabei auch diverse Übernachtungsempfehlungen nicht und sowohl Hotel als auch Campingplätze sind bedacht worden. Außerdem werden auch einige ungewöhnliche Schlafmöglichkeiten genannt, die den Hund nicht ausschließen.
Abgerundet wird der Reiseführer durch allgemeine praktische Tipps fürs Reisen mit Hund - zum Beispiel „Autofahren mit Hund“ oder „die schönsten Hundestrände“. Diese befinden sich immer wieder zwischendurch als „Gut zu Wissen“-Parts. Die allgemeinen Hinweise gefallen mir an sich sehr gut, die Anordnung im Buch dagegen gefiel mir weniger. So sind in diesen Parts auch Tipps für Campingplätze oder Skiferien, welche dann aber nicht in die jeweilige Region passen, die eigentlich grade im Fokus steht. Mich hat die Anordnung dieser Tipps daher etwas irritiert und ich hätte sie mir eher zwischen den einzelnen Regionen oder eben passend zu den Regionen gewünscht.
Darüber hinaus habe ich am Reiseführer aber absolut nichts auszusetzen und kann ihn wirklich von ganzem Herzen empfehlen. Einige der genannten Orte habe ich schon selber besucht und weitere werden nach der tollen Beschreibung mit Sicherheit folgen!

Mein Fazit: „Deutschland mit Hund“ ist ein sehr gelungener Reiseführer, der einem einen schönen Überblick für die Reise mit Hund verschafft und dabei so manchen Geheimtipp bereithält. Er überzeugt durch die Hundeliebe, die aus jeder Zeile herausspricht und durch Hinweise, die deutlich machen, dass die Autorin sich wirklich Gedanken gemacht und umsichtig recherchiert hat. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine klare Empfehlung!

Bewertung vom 20.03.2024
Du, ich und das glitzernde Meer
Römer, Lotte

Du, ich und das glitzernde Meer


sehr gut

Lebensweg

„Ich persönlich glaube, das Leben ist dafür da, um gelebt zu werden, auch wenn es wehtut.“

„Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist der erste Band der „Liebe auf Rhodos“-Buchreihe von Lotte Römer. Er erschien im Januar 2024 im Montlake Verlag und ist unabhängig lesbar.
Nele ist Single, wünscht sich aber von ganzem Herzen ein Kind. Aus diesem Grund entschließt sie sich für eine Samenspende. Nach der künstlichen Befruchtung reist sie mit ihrem Bruder Marcos nach Rhodos, um dort die Seele baumeln zu lassen und auf das Ergebnis der Befruchtung zu warten. Auf der wunderschönen Insel lernt sie dann aber auch den Animateur Rio kennen, der ihr Herz ungeahnt höher schlagen lässt…

Die Protagonisten im neuen Roman von Lotte Römer sind bereits Ende 30 und haben in ihrem Leben schon einiges hinter sich. Nele ist dabei zufrieden mit sich, wünscht sich jedoch sehnlichst ein Kind. Sie befürchtet, dass es zu spät sein könnte, sollte sie irgendwann noch einen passenden Mann kennenlernen und entscheidet sich so für eine künstliche Befruchtung. Obwohl sie dabei in ihrem Umfeld nicht nur auf positive Resonanz trifft, ist sie fest entschlossen und zählt auf die Unterstützung ihres Bruders sowie ihrer besten Freundin. Sie ist eine fröhliche und herzliche Person, die offen auf Menschen zugeht.
Mit dieser Art nimmt sie auch Rio, den Animateur im Hotel, schnell für sich ein. Er selbst flieht seit einigen Jahren vor seinem Leben und hat auf Rhodos einen Weg gefunden, seine Vergangenheit zu verdrängen. Lockere Urlaubsflirts sind für ihn keine Seltenheit, doch Nele ist irgendwie anders. Schnell merkt Rio, dass Nele mehr für ihn bedeutet, doch obwohl zwischen ihnen alles gut zu laufen scheint, wendet sie sich plötzlich von ihm ab…
Der Roman ist aus wechselnder Erzählperspektive von Rio und Nele geschrieben, sodass Gefühle, Gedanken und Emotionen deutlich und gut transportiert werden. Die Annäherung der beiden ist authentisch und liebevoll gestaltet. Die wunderschöne Inselkulisse gibt der Handlung dazu eine gewisse Leichtigkeit und Romantik.
Obwohl ich mich mit Nele nicht vollständig identifizieren kann, finde ich den Kinderwunsch einer alleinstehenden Frau ein sehr gutes Romanthema. Bisher ist mir hierzu keine Geschichte untergekommen, ich denke aber, dass dieser Wunsch normalisiert und enttabuisiert gehört. Daher finde ich den Roman mit seinen Konflikten sehr wichtig und auch wenn final alles in einem Happy End abschließt, sind die aufgebauten Konflikte authentisch, brillant gewählt und umgesetzt.
Gefallen hat mir auch Neles Bruder Marco, der ein weiteres wichtiges Thema in den Roman hineinbringt. Auch dieser Nebenkonflikt ist meines Erachtens gut dargestellt und umgesetzt.
Eingearbeitet werden natürlich auch typische Liebesromankonflikte und Missverständnisse, bei denen man oft nur den Kopf schütteln kann. Nichtsdestotrotz hebt sich Lotte Römers Roman für mich aber vom typischen Liebesroman ab, da das Setting und der Hauptkonflikt ungewöhnlich gewählt sind. Mir gefällt, dass Nele nicht den perfekten Mann für eine Familie sucht, sondern selbstständig ihr Glück sucht. Die damit verbundenen Schwierigkeiten und Zweifel werden gut eingearbeitet und umgesetzt.
Der Schreibstil ist durchgehend leicht und unkompliziert. An manchen Stellen hat mich die gewählt Umgangssprache etwas irritiert, aber im gesamten Lesefluss nicht gestört.

Ein ungewöhnlicher Liebesroman mit einem gut gewählten Thema. Ich habe ihn sehr gerne gelesen, konnte mich aber nicht vollständig mit den Figuren identifizieren und wurde daher nicht vollkommen „von den Socken gerissen“. Es gibt aber klare 4 von 5 Sternen für den Roman und eine Leseempfehlung, wenn ihr auf der Suche nach älteren Protagonisten und einer außergewöhnlichen Handlung seid.

Bewertung vom 17.03.2024
Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1
Lark, Sarah

Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1


ausgezeichnet

Fliegen

„Sie haben uns glauben lassen, wir könnten etwas erreichen, studieren, etwas verändern, obwohl wir Frauen sind. Aber so ist es nicht.“

„Himmelsstürmerinnen - Wir greifen nach den Sternen“ ist der erste Band der „Himmelsstürmerinnen-Saga“ von Sarah Lark. Er erschien im Januar 2024 im Bastei Lübbe Verlag.

Zunächst einmal muss ich eine Content Note zum Roman anbringen, es kommt zu Gewalt und zum Tod von Tieren. Passt also auf, wenn ihr darüber nicht lesen mögt!

Der neue Roman von Sarah Lark war für mich als treue Leserin natürlich ein Muss. Trotzdem habe ich mich am Romananfang sehr schwer getan, das Buch weiterzulesen. Aufgrund der vier Protagonistinnen dauert die Einführung in die Haupthandlung sehr lange und ist zudem ein wenig kompliziert durch die vielen verschiedenen Figuren. Zusätzlich ist der Schreibstil zu Beginn eher sachlich und Emotionen werden noch nicht gut transportiert. Schließlich kommt es noch zum gewaltsamen Tod und zuvor schon zu Quälerei an Tieren, wodurch ich mich zusätzlich sehr schwer getan habe!
Glücklicherweise ist es aber so, dass die Geschichte spätestens nach dem ersten Drittel an Fahrt aufnimmt. Die Protagonistinnen sind zu diesem Zeitpunkt gut eingeführt und Sympathien und Antipathien klar. Zunächst begleitet man Ailis, welche sehr unvorhergesehen verheiratet wird und in die USA auswandert. Auch die anderen Cousinen verlassen schließlich Schottland und im Laufe der Zeit greift jede auf ihre Weise nach den Sternen.
Während Ailis sich dabei tatsächlich der Astronomie widmet, beschäftigt sich Donella mit dem Fliegen und Haily entdeckt die Theaterbühnen für sich. Auch Emily bricht schließlich ihre Ketten, worüber ich mich wohl am meisten gefreut habe. Ihre Entwicklung ist für mich daher auch am beachtlichsten, denn sie wirkte zunächst eher wie eine graue und stille Maus, die ihre Wünsche niemals durchsetzen wird. Schließlich beweist sie aber allen das Gegenteil und widmet sich der Zoologie und Psychologie.
Der Roman endet dann mit einem großen Knall, den ich so absolut nicht erwartet hätte. Typisch Sarah Lark wird also am Ende abgerechnet und obwohl ich doch überrascht war, war ich nicht unbedingt traurig…
Der Schreibstil ist nach dem holperigen Anfang dann ebenfalls flüssig und mitreißend. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den Cousinen und Emotionen werden gut transportiert.
Die Autorin greift in ihrem Roman verschiedenste historische und soziale Themen auf und bindet sie brillant in die Handlung ein. So stellt sie anhand der Protagonistinnen deutlich die Rolle der Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts dar. Die Rolle als Ehefrau und Mutter war noch sehr etabliert, die jungen Frauen hatten kaum eine Chance aus diesem Konstrukt auszubrechen. Dennoch war Bildung auch für Frauen schon möglich und manche Universitäten ließen sogar schon ein Studium zu. Dennoch war es auch mit entsprechender Ausbildung schwer einen Beruf zu finden und auch noch gut bezahlt zu werden. Weiterhin bestanden große Vorbehalte den Frauen gegenüber, mit denen sich die Protagonistinnen auseinandersetzen müssen. Darüber hinaus geht es auch um Sklaverei und Rassismus in den Staaten sowie um Homosexualität und damalige gesellschaftliche Tabubrüche wie Abtreibung und ungewollte Schwangerschaft. Darüber hinaus werden auch technische Entwicklungen wie das Automobil und Luftschiffe beschrieben und wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf die Ornithologie und die Astronomie eingearbeitet. Historische Fakten werden dabei ebenfalls in die fiktive Handlung aufgenommen.
Was in der Tat sehr gewaltig und fast schon überladen klingt, ist allerdings mühelos in die Handlung eingeflochten und keinesfalls kompliziert lesbar. Der Roman lebt von seinen verschiedenen Handlungssträngen, die zunächst auseinander driften, schließlich aber wieder zusammenfließen.

Mein Fazit: Obwohl ich mich beim Lesen zunächst schwergetan habe, muss ich final sagen, dass Sarah Lark wieder ein großartiger historischer Roman gelungen ist. Der Auftakt ihrer neuen Familiensaga stellt starke und mutige Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts dar und zeigt, welche Schwierigkeiten und Hindernisse es für sie gab. Nachdem ich mich in die Handlung eingefunden hatte, konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen, weshalb ich 4,5 von 5 Sternen vergebe und eine klare Leseempfehlung ausspreche.

Bewertung vom 03.03.2024
Die Melodie der Freiheit / Sturmjahre Bd.3
Scott, Lia

Die Melodie der Freiheit / Sturmjahre Bd.3


ausgezeichnet

Scheidepunkt

„Es ist nicht mehr das vergangene Jahrhundert, wir Frauen dürfen uns nicht für Geld verheiraten lassen. Wir sollten stattdessen allesamt wählen dürfen und studieren.“

„Die Melodie der Freiheit“ ist der dritte Band der historischen Romanreihe „Sturmjahre“ von Lia Scott. Er kann auch unabhängig von den anderen Teilen der Reihe gelesen werden. Erschienen ist der Roman im Februar 2024 im Fischerverlag.
Isabella ist recht behütet bei ihrer Familie aufgewachsen, doch als sie gezwungen werden soll einen englischen Viscount zu heiraten, ist für sie das Maß voll. Sie muss die Heirat verhindern und als letzter Ausweg bleibt ihr nur die Flucht. Dabei trifft sie auf Keillan, welcher ihr übereilt sein Ehrenwort zur Hilfe gibt. Gemeinsam müssen sie sich jetzt in Sicherheit bringen und stellen fest, dass sie einander gar nicht so uninteressant finden…

Isabella und Keillan - Feuer und Wasser. Ja, tatsächlich - unterschiedlicher können die beiden eigentlich kaum sein. Sie, theoretisch wohlerzogen und aus gutem Hause, wobei das eher relativ ist. So ist ihr Vater nämlich der Anführer der Edinburgher Lads, einer mächtigen Untergrundbande. Trotzdem lebt sie aber das gebildete Leben wohlhabender Leute und hatte eine brillante Schulbildung. Sie liest gern, ist politisch interessiert und gerade die Sufragettenbewegung liegt ihr am Herzen. Am liebsten würde sie studieren, doch das ist aufgrund ihres Familiennamens unmöglich. Sie ist temperamentvoll, klug und wissbegierig, eine Hochzeit ist für sie ausgeschlossen. Sie möchte kein klassisches Familienleben oder sich den Wünschen eines Mannes beugen. So bleibt ihr schließlich nur noch eine überstürzte Flucht, die sie auf den Hof von Keillans Familie bringt…
Keillan ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt und fragt sich, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen möchte. Er ist ein überaus korrekter und geradliniger Mensch, die leicht kriminellen Machenschaften seiner Geschwister will er nicht unterstützen, die kriminellen Machenschaften von Isabellas Dad lehnt er ab. Was er aber stattdessen will, weiß er eigentlich auch nicht. Als Isabella plötzlich vor ihm steht und ihn um Hilfe anfleht, gebietet ihm sein Anstand, ihr diese zuzusagen. Die Konsequenzen sind ihm in diesem Moment nicht klar und als später feststellt, wem er seine Hilfe zugesagt hat, bereut er seine Entscheidung ganz sicher. Keillan aber steht zu seinem Wort und so beginnt für die beiden eine abenteuerliche Flucht. Auf dieser müssen sie sich als Ehepaar ausgeben und das enge Zusammenleben führt dazu, dass langsam Gefühle zwischen den beiden entstehen…
Ich habe mich schon auf den ersten Seiten wieder unglaublich gut in die Geschichte einfinden können. Dabei fiel es mir zunächst schwer, Isabella als Protagonistin zu mögen. Sie ist zwar klug und gebildet, gleichzeitig aber auch so realitätsfern und anstrengend. Arbeit ist für sie ein Fremdwort und das einfache Leben von Keillans Familie unvorstellbar. Im Laufe des Romans muss sie allerdings erkennen, dass einem im Leben nicht alles geschenkt wird. Sie entdeckt, dass körperliche Arbeit sogar Spaß machen kann und legt so eine enorme Entwicklung hin. Das unbedarfte und altkluge junge Mädchen vom Romananfang wird zu einer lebensfrohen und engagierten jungen Frau, die im Zweifel dort mit anpackt, wo es benötigt wird. Ich bewundere Isabellas Entschlossenheit und ihren Mut und habe sie letztlich sehr in mein Herz geschlossen.
Keillan ist insgesamt eher unscheinbar, dies passt aber vollständig zu seinem ruhigen und besonnenen Auftreten.
Von der Familie Dennon lesen wir in diesem Roman nicht allzu viel, da die Haupthandlung außerhalb von Foxgirth spielt. Nichtsdestotrotz gewinnt man einen guten Eindruck von den Protagonisten der vorherigen Bände und so manche Szene mit der untypischen Familie hat mich doch sehr zum Schmunzeln gebracht!
Langeweile kommt im gesamten Roman nicht auf, spannende und humorvolle sowie ernste, aber auch emotionale Szenen werden geschickt miteinander verwoben. Der Schreibstil von Lia Scott ist unglaublich gefühlvoll und schön, die Seiten fliegen nur so dahin. Für mich war der Handlungsverlauf zudem nicht wirklich vorhersehbar und auch, ob es wirklich ein Happy End geben würde, konnte ich kaum einschätzen.
Die historischen Hintergründe sind ebenfalls gut in die Handlung eingearbeitet, man bekommt einen weiteren Eindruck davon, wie schwer es die Menschen in dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg hatten. Dieser wird erneut durch einen entsprechend atmosphärischen Prolog verdeutlich.

Mein Fazit: Auch der dritte Band der Sturmjahre-Reihe war für mich ein absoluter Wohlfühlroman. Ich habe Keillans und Isabellas Geschichte sehr gerne gelesen und freue mich nun auf den nächsten Band der Reihe. Es gibt daher wieder 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.03.2024
Der Traum der Lady Flower / Celtic Dreams Bd.1
MacIver, Kristin

Der Traum der Lady Flower / Celtic Dreams Bd.1


ausgezeichnet

Lebenstraum

„Es war nicht unnatürlich, mehr vom Leben zu wollen, als Mutter zu sein. Rhona mochte es nicht verstehen, Cailan mochte es nicht verstehen, doch das war egal.“

„Der Traum der Lady Flower“ ist der erste Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver. Er erschien im März 2024 im Droemer Knaur Verlag.
Schottland, 1485: Flower liebt Tiere und wünscht sich seit dem Tod ihres Hundes Bhaic, diese heilen zu können. Zu ihrer Zeit ist das Leben der Frauen allerdings nur selten selbstbestimmt und so soll auch für Flower ein passender Ehemann gesucht werden. Zu Flowers Leidwesen soll ihr Ehemann ausgerechnet von ihrer Jugendliebe Cailan Sinclair ausgewählt werden. Als Flower schließlich eine Idee hat, wie sie einen Ehemann bekommen und ihren Traum erfüllen kann, ruiniert ein ungeplanter Kuss alles…

Zunächst einmal möchte ich eine Triggerwarnung für das Buch aussprechen, die mir persönlich sehr wichtig ist. In „Der Traum der Lady Flower“ stirbt ein Haustier, wobei die Szene selber nicht explizit dargestellt wird. Für mich ist dieses Thema schwierig und wenn es euch ähnlich geht, überlest am besten den Prolog! Darüber hinaus gibt es weitere Content Notes, die ihr aber am Ende des Romans finden könnt.

Der Roman von Kristin MacIver ist ein historischer Liebesroman, der im malerischen Schottland spielt. Flower ist dabei eine außergewöhnliche Protagonistin. Dem typischen Frauenbild ihrer Zeit entspricht sie absolut nicht. Sie liebt Tiere und ihr größter Wunsch ist es, diese heilen zu können. Dabei kennt sie eine Heilerin in einem anderen Ort, die sich mit Tieren auskennt und möchte bei dieser lernen. Dies ist für Frauen aber eben nicht üblich und obwohl Flower insgesamt ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern hat, möchte sie diese nicht enttäuschen. Aus diesem Grund traut sie sich auch nicht, ihnen von ihrem Herzenswunsch zu erzählen. Als dann entschieden wird, dass sie endlich heiraten soll und Cailan Sinclair ihren Ehemann auswählen soll, akzeptiert sie diese Entscheidung entsprechend klaglos.
Die Funken zwischen Flower und Cailan sprühen schon zu Beginn des Romans, ihre Positionen innerhalb ihrer Clans schließen eine Verbindung zwischen ihnen aber eigentlich aus. Zudem ist Cailan zwar Flowers Jugendliebe und ein Teil von ihr schwärmt auch immer noch für ihn, andererseits ist er aber auch ein absoluter Frauenheld und eingebildet dazu…
Cailans wahre Gefühlswelt sieht in dabei in Wirklichkeit aber anders aus. Ja, er hat seinen Spaß, geht aber mit den Frauen immer respektvoll um und fällt damit ebenfalls eher aus dem Männerbild der damaligen Zeit heraus. Er tut nichts, was die Frauen nicht wollen und hat hauptsächlich Affären mit verwitweten Frauen. Zudem trägt er ein Trauma mit sich herum, das ihn nahezu täglich verfolgt und ihm seine Position als angehender Clanführer massiv erschwert.
Durch die wechselnde personale Erzählperspektive werden die Gefühle beider Protagonisten gut verständlich und nachvollziehbar dargstellt. Der Schreibstil ist insgesamt sehr flüssig und mitreißend.
Die Anziehung zwischen Flower und Cailan ist von Anfang an spürbar, eine Beziehung scheint aber aus mehreren Gesichtspunkten unmöglich. Ich persönlich konnte sehr schnell in die Handlung eintauchen und gerade die Gefühle von Flower sehr gut nachvollziehen. Beide Figuren sind gut und authentisch charakterisiert und auch die Nebenfiguren mochte ich sehr. Allen voran habe ich dabei Hailey, die Küchenmagd und Freundin von Flower, in mein Herz geschlossen. Sie ist charmant, witzig und entschlossen und hat mich so manches Mal zum Schmunzeln gebracht.
Die Entwicklung der Handlung sowie der Konflikt, dem Flower ausgeliefert ist, haben mich absolut gefesselt und überrascht. Der Ablauf der Story war dabei für mich nicht vorhersehbar, weshalb eine große Spannung aufrecht erhalten wurde.
Teilweise war ich überrascht von den eher unzeitgemäß wirkenden Ansichten der Figuren. So ist es zum Beispiel für viele Figuren selbstverständlich, dass Frauen zu nichts gedrängt und ihre Worte akzeptiert werden. Dies gefällt mir grundsätzlich natürlich gut, jedoch bin ich unsicher, ob diese Ansichten tatsächlich zeitgemäß sind.
Dass Flower Tierheilkunde lernen möchte, finde ich ebenfalls großartig und ich hätte mir in dieser Richtung ein wenig mehr Hintergrund gewünscht. Zwar ist das Thema an sich sehr präsent, da es eben Flowers Herzenswunsch ist, richtige Anwendung findet die Tierheilkunde aber nur an sehr wenigen Stellen. Der Fokus des Romans liegt klar auf der Liebesgeschichte.


Mein Fazit: „Der Traum der Lady Flower“ ist ein ungewöhnlicher, leicht lesbarer und mitreißender historischer Roman. Obwohl ich mir ein wenig mehr historischen Kontext und Hintergründe zur Tierheilkunde gewünscht hätte, habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen und empfehle sie absolut. Von mir gibt es entsprechend 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.02.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

Neue Lebensabschnitte

„Sie spürte die Hoffnung auf eine neue Zukunft ihren Körper fluten und fasste sich unbewusst an jene Stelle ihres Halses, wo morgen endlich wieder ihr Stethoskop hängen würde.“

„Kinderklinik Weißensee - Geteilte Träume“ ist der vierte und letzte Band der „Die Kinderärztin“-Reihe von Antonia Blum. Er erschien im Februar 2024 und kann theoretisch unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Berlin, 1948 - mit dem letzten Band der Buchreihe lässt die Autorin seit Band 3 17 Jahre vergehen. Verständlicherweise wollte sie nicht beschreiben, wie es Marlene und Emma und ihren Familien während des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieges erging. Nichtsdestotrotz wird im Roman aber jeweils knapp aufgegriffen, wie es der Familie während dieser dunklen Zeit erging.
1948 ist diese Zeit allerdings vergangen und ein neue Zeit beginnt. Emma und Marlene sind wieder an der Kinderklinik beschäftigt, doch auf Grund der Entnazifizierungsmaßnahmen werden Marlene und Maximilian als wohlhabende Bürger plötzlich verfolgt - angeblich sollen sie die Nazis finanziell unterstützt haben. Mit viel Glück können sie sich nach Westberlin flüchten, der Enteignung aber nichts mehr entgegensetzen.
Ab diesem Zeitpunkt führen Marlene und Emma erstmals getrennte Leben mit unterschiedlichen Ansichten bezüglich des politischen Systems. Es fällt ihnen schwer, die Ansicht der jeweils anderen zu verstehen und auch verzeihen ist nicht immer leicht.
Die personalen Erzählperspektiven wechseln sich auch in diesem Roman ab, der Fokus liegt aber Lissi, Emmas Tochter, die mittlerweile selbst als Ärztin in der Kinderklinik tätig ist.
Insgesamt geht es an der Kinderklinik wieder einmal hoch her. Neben der Versorgung der kleinen Patienten hält eine Polioepidemie die Klinik und ganz Berlin auf Trapp. Zeitgleich muss die Klinik in Schuss gehalten werden, um baulich nicht zusammenzubrechen und Baumaterialien sind mehr als knapp. Lissi selbst hat neben ihrer Arbeit auch mit ihren Gefühlen zu kämpfen, denn Doktor Olivera ist mehr als attraktiv aber auch die Poliofälle machen ihr sehr zu schaffen, denn sie selbst ist von der Kinderkrankheit gezeichnet…
Historische Begebenheiten wie die Polioepidemie, das politische System der DDR, die Einheitspartei SED, die Luftbrücke sowie die generelle Trennung von Ost und West werden brillant in die Handlung eingewoben.
Der Schreibstil ist mitreißend und flüssig, die Seiten flogen für mich nur so dahin. Mir haben erneut das Setting sowie die einzelnen Figuren sehr gut gefallen. Die Verlagerung des Schwerpunkt auf Lissi ist gut gelungen, ich hätte mir lediglich gewünscht, mehr von Theodor zu erfahren. Dieser hatte in Band 3 ja eine recht große Rolle eingenommen und taucht in diesem Teil dann leider nur als Randfigur auf. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihm ergangen ist.
Dies ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen und insgesamt habe ich großartige Lesestunden in der Kinderklinik verbracht und bewundere die Einarbeitung der historischen Fakten, welche erneut durch das Nachwort abgerundet werden. Auch die Kinderklinik selbst basiert auf historischen Begebenheiten und ist mittlerweile leider ein Lost Place.

Mein Fazit: Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für die gesamte Buchreihe. Es geht um starke Frauen, medizinische Geschichte und mitreißende Schicksale mit einem Happy End. Von mir gibt es auch für den letzten Band 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 03.02.2024
Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3
Blum, Antonia

Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3


ausgezeichnet

Neue Wege

„Sie hätte nie geglaubt, dass sie, das einstige Waisenkind, es einmal so weit bringen würde. Man durfte sich vom Leben nicht unterkriegen lassen und musste unbedingt an die Liebe glauben.“

„Kinderklinik Weißensee - Tage des Lichts“ ist der dritte Band der „Die Kinderärztin“-Reihe von Antonia Blum. Er erschien im September 2022 im Ullstein Verlag.
Berlin, 1929: Während in der Gesellschaft die politische Radikalisierung nach rechts beginnt, setzen sich Emma und Marlene weiterhin für die Kinder in der Klinik ein. Für Marlene steht dabei eigentlich die eigene Familienplanung im Vordergrund, bis sie von dem neuen Mittel Penicillin erfährt und daran zu forschen beginnt. Emma ist währenddessen mit ihrem Sohn Theo beschäftigt, der radikale Freunde findet und sich mehr und mehr von seiner Familie distanziert.

Obwohl das Lesen der vorherigen Bände der Buchreihe für mich schon einige Zeit zurücklag, fand ich recht schnell in die Geschichte zurück. Seit dem zweiten Band sind einige Jahre vergangen und wir befinden uns im turbulenten Jahr 1929. Die politische Lage ist schwierig, die Menschen versuchen den Krieg zu vergessen, zeitgleich haben sie durch die Weltwirtschaftskrise finanzielle Sorgen und Probleme…
Die beiden Schwestern sind weiterhin an der Kinderklinik tätig und in ihren Positionen aufgestiegen. Jede lebt ihr eigenes Leben und während Marlene noch immer ihren Platz im Leben sucht, ist Emma mittlerweile selbstsicher und angekommen. Was Emma und Marlene aber weiterhin gemeinsam haben, ist der hochengagierte Einsatz für die kleinen Patienten.
Marlenes Einsatz geht dabei sogar so weit, dass sie nur noch von Termin zu Termin hetzt und kaum noch Erholung findet. Nach einem erschreckenden Ereignis beschließt sie daher, sich zunächst auf die eigene Familie zu konzentrieren. Kinder möchten sie und Maximilian nämlich in jedem Fall und vielleicht klappt es ja, wenn Marlene ausgeruhter ist. Obwohl Marlene diesen Entschluss genauso getroffen hat wie Max, kann sie sich nur schwer damit abfinden. Zu sehr hängt sie an der Medizin und der Forschung und vollständig um sie geschehen ist es, als ein befreundeter Professor von der Neuentdeckung des Penicillins berichtet. Mir haben Marlenes Enthusiasmus und Tatkraft wieder einmal unendlich gut gefallen. Sie ist eine moderne junge Frau und obwohl ihr die Familie durchaus wichtig ist, kann sie eben nicht aus ihrer Haut heraus. Entgegen der immer noch konventionellen Ansichten über die Rolle der Frau ist sie eben mit Leib und Seele Ärztin, herumsitzen bekommt ihr einfach nicht…
Auch Emma setzt sich als neue Oberschwester stark für die Kinderklinik ein. Sie hat dabei ebenfalls sehr viel um die Ohren, beobachtet die Entwicklungen im Pflegepersonal kritisch und übersieht dadurch zum Teil die Probleme ihrer eigenen Kinder. Wie schon in den ersten beiden Bände kann ich mich mit Emma nicht ganz so gut identifizieren wie mit Marlene. Dennoch ist sie aber eine liebenswerte und mutige Figur, die sich mit aller Kraft für ihre Lieben und ihre Patienten einsetzt.
Als dritte Erzählperspektive kommt in diesem Band die Sicht von Theodor, Emmas Sohn, vor. Er hat durch einen Schulwechsel Probleme. Seine eher sozialdemokratischen Ansichten sind unerwünscht und führen zu Ausgrenzung und Mobbing. Die politische Radikalisierung in Richtung Nationalsozialismus wird hier deutlich und anschaulich beschrieben. Theodors Weg hat mich in mehrfacher Hinsicht sehr beeindruckt. Zunächst rutscht er in sein neues Umfeld ab, empfindet die gepedigten Werte als angemessen und das, obwohl er eigentlich aus einer sehr aufgeklärten und politisch gut informierten Familie stammt. Er spät kann er sich von den Nationalsozialisten wieder abwenden, dennoch bewundere ich ihn für diesen Schritt sehr.
Unpassend war für mich im Roman lediglich das Auftauchen von Marlenes und Emmas Vater. Seine Rolle für die Handlung erschließt sich mir nicht und letztlich wirkt es ein bisschen wie eine seitenfüllende Nebenhandlung.
Antonia Blum thematisiert in ihrem Roman brillant mehrere historische Themen - sie greift die Weltwirtschaftskrise auf; zeigt, wie sich die Gesellschaft polarisierte; erläutert die Ängste der Bevölkerung; stellt die Penicillinentwicklung dar und stellt dabei natürlich die Rolle der Frau in den Mittelpunkt der Geschichte. Historische Fakten sind dabei unkompliziert in die Handlung eingewoben und spielen eine zentrale Rolle, ohne dabei zu erschlagen oder langweilig zu wirken.
Am Romanende gibt es zudem eine entsprechende Einordnung der Ereignisse, was mir sehr gut gefallen hat.

Mein Fazit: Für mich war der Roman insgesamt absolut spannend und mitreißend. Ich habe mich sehr gerne in die Geschichte fallen lassen, die mit ihren Figuren und der brillanten Einarbeitung des historischen Kontexts überzeugt. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.01.2024
Lass das!
Meiburg, Sonja

Lass das!


ausgezeichnet

Grenzen

„Auch Leute, die sehr nett mit ihrem Hund umgehen möchten, müssen Grenzen setzen, selbstverständlich!“

„Lass das! Hunden freundlich Grenzen setzen“ ist ein Sachbuch von Sonja Meiburg. Es erschien im Februar 2021 im Kosmos Verlag

Ja, Grenzen im Leben müssen sein. Auch im Hundeleben und ganz sicher auch im Leben von Mensch und Hund. Manche Regeln sind dabei eindeutig - nicht das Reh hetzen und niemanden beißen zum Beispiel. Andere sind sehr individuell - nicht auf das Sofa und nicht in die Küche gehen könnten dabei individuelle Grenzen sein.
Dass Grenzen gebraucht werden und dass diese individuell sein können steht also nicht zur Diskussion. Die Frage ist nur: Wie kommuniziere ich meine Grenzen dem Hund, ohne dabei unfair zu sein? Für den Hund sind menschliche Grenzen erstmal wenig relevant. Mülleimer ausräumen, Rehe jagen und das Gemüsebeet umgraben sind in Hundeaugen nämlich wirklich eine witzige Sache! Und was Spaß macht ist erlaubt… Genau hier gehen Hunde- und Menschensicht aber eben auseinander und Sonja Meiburg beschreibt in ihrem Buch, wie Grenzen fair an den Hund kommuniziert werden können.
Sie beschreibt dabei ausführlich, warum Strafen für das Setzen von Grenzen nicht geeignet sind. Hierfür erklärt sie, wie Strafen korrekt einzusetzen wären, damit sie die gewünschte Wirkung erzielen. Gleichzeitig geht sie aber auch darauf ein, welche Nebenwirkungen und Falschverknüpfungen durchs Strafen entstehen können. Strafen ist insgesamt nämlich überhaupt nicht einfach und muss vor allem konsequent jedes Mal beim unerwünschten Verhalten ausgeführt werden. Alleine dies fällt den meisten Menschen schwer, denn an guten Tagen darf Fiffi an der Leine ziehen und an anderen Tagen ist es eben absolut unerwünscht…
Hauptsächlich wird aber im Buch natürlich darauf eingegangen, wie ich meinem Hund freundlich Grenzen aufzeigen und beibringen kann. Die Autorin beschreibt dafür, wie man für einen besseren Trainingseffekt erstmal die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von unerwünschtem Verhalten reduziert. Außerdem ist es wichtig, den eigenen Blick auf das positive und nicht auf das unerwünschte Verhalten zu legen. Was möchte man also eigentlich von seinem Hund?
So kann man bei Leinenaggression zum Beispiel erstmal Wege gehen, die nicht so stark von anderen frequentiert werden und das Problem unter möglichst kontrollierten Bedingungen angehen. Dann kann man sich überlegen, was der Hund machen soll anstatt den anderen Hund anzubellen (Alternativverhalten) und dieses Verhalten sinnvoll aufbauen und üben.
Dargestellt werden dazu auch anschaulich Belohnungen, Ablenkungen und sinnvolle Abbruchsignale (Stopp und Geschirrgriff). Auch hier ist natürlich der faire Aufbau essentiell und auch darauf wird eingegangen.
Ebenfalls nicht unterschlagen werden Hinweise darauf, was für Ursachen unerwünschtes Verhalten haben kann - Krankheiten, Erschöpfung, Stress, Tagesgestaltung werden daher ebenfalls besprochen.
Für mich ist das Buch sinnvoll und verständlich aufgebaut. Die Trainingsansätze sind anschaulich erklärt und lassen sich gut umsetzen. Immer wieder gibt es Fallbeispiele aus den Erlebnissen der Hundetrainerin und Tippkästchen mit wichtigen Informationen runden das Buch ab. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass das Strafen nicht einfach als blöd dargestellt wird, sondern sachlich und fundiert auf die Regeln beim Strafen eingegangen wird. So werden die Argumente für den fairen und bedürfnisorientierten Umgang mit dem Hund gut untermauert und die Herangehensweise von Sonja Meiburg entsprechend bestärkt.

Mein Fazit: „Lass‘ das“ ist ein sehr gutes Buch, das den Umgang mit fairen Grenzen im Hundetraining beschreibt und einen Weg aufzeigt, wo man als Hundehalter ansetzen kann. Natürlich ersetzt das Buch bei großen Problemen keinen professionellen Hundetrainer, aber es kann definitiv ein guter Einstieg sein und den Umgang von Hund und Halter verbessern bzw. unterstützen. Von mir gibt es also eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 09.01.2024
Alle Bände der Bailey-Family (eBook, ePUB)
Rayne, Piper

Alle Bände der Bailey-Family (eBook, ePUB)


sehr gut

Heimkommen


„Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt - wir sind neun Bailey-Geschwister. Keine Sorge. Bald habt ihr‘s drauf.“

„Alle Bände der Bailey-Family“ von Piper Rayne umfasst, wie der Name schon sagt, alle neun Bände der Baileys sowie die drei zugehörigen Kurzgeschichten. Der Sammelband erschien im August 2023 im Forever Verlag.

Ja, was soll ich sagen… Einfach immer wieder schön, humorvoll und eben wie heimkommen - genau das bedeutet das Lesen der Geschichten um die Bailey-Familie.
Jedes Familienmitglied hat seine Eigenarten und Special Effects, es wird gelacht und gestritten, am Ende aber immer bedingungslos unterstützt und geholfen. Wer einmal zum Bailey-Clan gehört, kommt nicht wieder davon los.
Heimliche Hauptfigur ist und bleibt natürlich Grandma Dori, die ihre Finger überall im Spiel hat und sich einbildet, für die Beziehungen aller neun Bailey-Kinder verantwortlich zu sein. Immer wieder bringt sie einen mit ihrer eigenwilligen Art zum Lachen und gerade die Organisation ihres Geburtstags in „Operation Bailey Birthday“ ist einfach köstlich! „Operation Bailey Birthday“ als letzter Band der Reihe hat mir dabei aber dennoch am wenigsten gefallen. Alle neun Baileys haben jetzt Kinder und insgesamt sind es 26! Die Erzählperspektive wechselt munter zwischen einigen der Kinder hin und her und ehrlich gesagt bin ich nicht mehr ganz hinterhergekommen bei all den Namen. Dennoch lässt die Geschichte einige interessante Erzählstränge offen, welche definitiv Potential zum Weitererzählen haben…
Gemeinsam haben alle Bände der Reihe die sympathischen Figuren, eine brillante und charmante Liebesgeschichte und Kleinstadttratsch mit BuzzWheel. Am wenigsten konnte ich mich dabei mit Phoenix und Griffin identifizieren. Phoenix ist die Wildeste und eigensinnigste Bailey und plötzlich lässt sie sich auf einen deutlich älteren Mann mit Sohn ein. Dies passte insgesamt für mich einfach nicht so gut, auch dieser Band lies sich aber sehr gut und flüssig lesen.
Insgesamt ist der Schreibstil in allen Bänden flüssig und leicht. Jeder Band ist dabei jeweils aus wechselnder Ich-Perspektive der Protagonisten geschrieben und enthält kleinere Erklärungen direkt an den Leser, welche den besonderen Schreibstil des Autorenduos ausmachen.
Alle Romane lassen sich so unkompliziert lesen und Humor, Gefühle, Romantik und heiße Szenen kommen nicht zu kurz. Mir gefällt, dass die einzelnen Teile sich in ihren Ereignissen nicht wiederholen und immer neue Entwicklungen entstehen. Im letzten Band gibt es dann sogar eine Auflösung für den Betreiber von BuzzWheel - ich war tatsächlich überrascht!
Für alle Einzelbände der Buchreihe vergebe ich mindestens 4, meist aber sogar 5 Sterne. Lediglich die Zwischentitel sind durch die häufig wechselnden Erzählperspektiven etwas durcheinander, sodass ich hier eher 3 bis 4 Sterne vergebe.

Der Sammelband an sich bekommt von mir 4 von 5 Sternen. Ich finde es großartig, alle Bände gesammelt zu haben und habe sie gerne nacheinander weggelesen. Gestört hat mich dabei massiv, dass die Bände nicht chronologisch, sondern nach Erscheinungsdatum sortiert sind. Die Zusatzgeschichten sind daher am Ende des Buches zu finden, obwohl sie eigentlich zwischen die Einzelbände gehören und am Ende nicht wirklich mehr Sinn ergeben! Insgesamt gibt es von mir als Bailey-Fan aber definitiv eine klare Leseempfehlung für die Buchreihe!

Bewertung vom 09.01.2024
Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber
Schulz, Rebecca

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber


sehr gut

Eigene Wege

„Ich bin nicht meinen eigenen Weg gegangen. Ich habe mich lediglich der erstbesten Welle gebeugt.“

„Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber“ ist ein humorvoller Liebesroman von Rebecca Schulz. Er erschien im November 2023 im Piper Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Humorvoll und kurzweilig, ja das passt wohl als Beschreibung auf diesen Roman… Marie ist Paartherapeutin mit einem immensen Hang zur Esoterik. Ohne Räucherstäbchen und Kristalle geht sie nirgendwohin und das erste, was sie überall macht, ist eben Kristalle aufstellen. Bei ihrer eigenen Beziehung helfen ihr aber leider auch die Kristalle nicht mehr, denn Justus, ihr Ehemann seit 19 Jahren, betrügt sie mit seiner Assistentin. Als Marie dies feststellt, steht für sie fest, dass nur noch eine Trennung in Frage kommt.
Mit dieser Einleitung springt die Handlung um ein Jahr und der Leser begegnet einer tief unglücklichen Marie, die ihr Leben irgendwie so gar nicht mehr richtig auf die Reihe bekommt. Die jährliche Rückkehr nach Fehmarn ins Elternhaus kommt ihr ebenfalls nicht wirklich gelegen. Dabei mag sie ihre Familie, aber aufraffen muss sie sich eben trotzdem… Auf der Insel angekommen, geht es dann allerdings ziemlich turbulent her. Maries Schwester Lina hat Eheprobleme, Tom - Maries One-Night-Stand - steht unerwartet vor der Tür und zu allem Überfluss taucht auch noch Justus auf. Um das Fass dann vollkommen zum Überlaufen zu bringen, lässt auch Justus‘ neue Partnerin nicht lange auf sich warten.
So turbulent, wie es klingt, ist es auch tatsächlich. Marie steht buchstäblich zwischen den Stühlen bzw. zwischen alter und möglicherweise neuer Liebe. Die Männer sehen sich als Konkurrenten und geraten immer wieder in eher kindliche Streitigkeiten. Ob diese für Mitte Vierzigjährige wirklich noch sein müssen, habe ich mich hier zwischendurch gefragt.
Marie selbst bewundere ich für ihr meist recht besonnenes Auftreten während der gesamten Situation. Auch ihre Familie, die sehr eigenwillige Charaktere umfasst, hatte ich schnell ins Herz geschlossen. Jeder ist auf seine Weise einzigartig und gut dargestellt.
Die gesamte Handlung ist humorvoll beschrieben und hat trotzdem ausreichend Tiefgang für einen Liebesroman. Während mir an manchen Stellen gerade das Verhalten von Justus und Tom etwas zu kindisch vorkam, mochte ich besonders die Besonnen- und Reflektiertheit von Marie. Diese spiegelt sich auch in der Zeitspanne des Romans wider, welche insgesamt 3 Jahre umfasst. Dadurch wird die Handlung deutlich realistischer als so manch andere Liebesgeschichte, in der sich alles innerhalb von zwei Tagen oder wenigen Wochen abspielt.
Der Schreibstil ist flüssig und unkompliziert, die Geschichte lässt sich leicht lesen und durch die humorvollen Passagen, die teilweise absurden Ereignisse und die immer wieder eingestreuten Kristalle und Räucherstäbchen kommt auch das Lachen nicht zu kurz.
Schade fand ich, dass die Insel Fehmarn als Handlungsort nur wenig Raum einnahm. Hier hätten sich sicherlich mehr Eindrücke des wunderschönen Ortes einbringen lassen.

Mein Fazit: Ein humorvoller und unkomplizierter Liebesroman, der mir nur an wenigen Stellen zu übertrieben kindisch war. Ich habe ihn gern gelesen und gerade die langsame Entwicklung der Liebesbeziehung gemocht. Von mir gibt es daher 4 von 5 Sternen.