38,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

Weltliteratur von Oscar Wilde - kongenial neu übersetzt von Mirko Bonné
Oscar Wildes langer Brief aus dem Gefängnis an seinen früheren Geliebten Lord Alfred "Bosie" Douglas ist eine Lebensbeichte. Um ihn zu gewinnen, setzte Wilde alles aufs Spiel, seine Ehe, seine Familie, sein Ansehen, seinen Ruhm und sein Vermögen. Gegen den prüden viktorianischen Zeitgeist setzte er seinen Dandyismus, die Feier der diesseitigen Freuden bis hin zur Verschwendung. Es folgte der Absturz ins Bodenlose: Ein öffentlicher Prozess, in dem er zur Unperson gemacht wurde. "Aus der Tiefe" ist eine erschütternde…mehr

Produktbeschreibung
Weltliteratur von Oscar Wilde - kongenial neu übersetzt von Mirko Bonné

Oscar Wildes langer Brief aus dem Gefängnis an seinen früheren Geliebten Lord Alfred "Bosie" Douglas ist eine Lebensbeichte. Um ihn zu gewinnen, setzte Wilde alles aufs Spiel, seine Ehe, seine Familie, sein Ansehen, seinen Ruhm und sein Vermögen. Gegen den prüden viktorianischen Zeitgeist setzte er seinen Dandyismus, die Feier der diesseitigen Freuden bis hin zur Verschwendung. Es folgte der Absturz ins Bodenlose: Ein öffentlicher Prozess, in dem er zur Unperson gemacht wurde. "Aus der Tiefe" ist eine erschütternde Geschichte von verratener Leidenschaft und eine unvergleichliche Liebeserklärung. In dem Band enthalten sind weitere Briefe aus dem Gefängnis sowie die "Ballade vom Zuchthaus Reading".
Autorenporträt
Oscar Wilde wurde 1854 in Dublin geboren. Er war einer der erfolgreichsten und zugleich skandalträchtigsten Schriftsteller des viktorianischen Großbritannien. Wegen homosexueller "Unzucht" wurde er 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verurteilt. Nach der Entlassung lebte er verarmt in Paris, wo er 1900 im Alter von 46 Jahren starb.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vieles weiß Rezensent Andreas Platthaus über die Geschichte dieses großen Liebesbriefes von Oscar Wilde zu berichten, der meist unter dem Titel "De Profundis" firmiert, in dieser Neuübersetzung von Mirko Bonné aber mit "Aus der Tiefe" bezeichnet wird. Wilde hatte ihn in der Haft, unter der er sehr litt, an seinen Geliebten geschrieben und eigentlich keine Veröffentlichung geplant, die dann auch erst posthum erfolgte, weiß Platthaus. Im Vergleich mit der 1966 erschienenen Übersetzung von Hedda Soellner fallen bei Bonné einige Flapsigkeiten auf, die Neuübersetzung ist für den Kritiker aber deutlich sinnlicher und näher bei Wilde. Besonders erfreulich ist für ihn, dass dem in der Hanser-Klassikerreihe erscheinenden Band auch die "Ballade vom Zuchthaus Reading" beigefügt ist, die wahrlich meisterhaft übersetzt ist, heißt es zum Schluss.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2023

Kummertrottel sucht nach den Flötentönen

Einer der schönsten und traurigsten Liebesbriefe in neuer Übersetzung von Mirko Bonné: Oscar Wildes "De Profundis" firmiert bei seinem deutschen Kollegen jetzt als "Aus der Tiefe".

Von Andreas Platthaus

Dies alles ist die Folge davon, dass ich Dir einen reizenden Brief geschrieben habe", schreibt Oscar Wilde. Er schreibt es in einem weitaus weniger reizenden Brief, der "dies alles" akribisch auflistet und kommentiert - wie eine Registerarie enttäuschter Freundschaft. Gleichwohl zählte Wildes Biograph Richard Ellman, der nicht nur als profunder Joyce-und Yeats-Kenner, sondern auch durchs eigene Werk als Autorität in Sachen Stil gelten darf, das spätere Schreiben "fraglos zu den bedeutendsten Liebesbriefen". Und zu den längsten: 190 Buchseiten. Es dürfte zudem der einzige Brief dieser Art sein, der unter eigenem Titel bekannt ist: "De Profundis" (Aus der Tiefe, ein Zitat aus Psalm 130); allerdings war die lateinische Bezeichnung nicht Wildes Wahl, obwohl er darin dekretierte: "Das schlimmste Laster ist Oberflächlichkeit." Er hatte an dem Brief drei Monate lang geschrieben, eine Veröffentlichung aber nicht geplant. Die erfolgte denn auch erst 1905, fünf Jahre nach seinem Tod, in stark bearbeiteter und gekürzter Form. Eine Wildes vollständigem Manuskript entsprechende Publikation erfolgte nicht vor 1962.

Was hat es mit diesem Brief auf sich, der nun noch einmal neu ins Deutsche übersetzt worden ist (natürlich auf Textgrundlage der 2005 erschienenen und damit jüngsten kritischen englischen Edition)? Was macht ihn so attraktiv, dass ein Schriftsteller wie Mirko Bonné sich an seine Übersetzung begeben hat, die der Hanser Verlag nun in seiner Klassikerreihe erscheinen lässt, der zweifellos derzeit meistbeachteten Auswahl neu übertragener Werke der Weltliteratur in deutscher Sprache? Oscar Wilde schrieb diesen Brief im Zuchthaus von Reading (in Berkshire, nahe bei London), wo er den größten Teil einer zweijährigen Haftstrafe abzuleisten hatte, zu der er am 25. Mai 1895 wegen "grob sittenwidriger Handlungen mit anderen männlichen Personen" verurteilt worden war. Die Mehrzahl in der Urteilsbegründung führt irre: Wilde wurde vor allem sein Verhältnis mit dem damals vierundzwanzigjährigen Lord Alfred Douglas, Sohn des Marquess von Queensberry, zur Last gelegt, und es war der Vater seines Liebhabers, der Wilde angezeigt hatte. Hauptbeweisstück war jener anfangs genannte "reizende Brief", in dem Wilde, als Ire der damals erfolgreichste britische Schriftsteller und ein Hauptvertreter der Décadence, mit schwülstigen Vergleichen nicht gespart hatte. Weder Angeklagter noch Anzeigesteller (und auch nicht die adelshörige und irischfeindliche englische Justiz) hatten ein Interesse, den jungen Douglas zu sehr in die Sache hineinzuziehen; also blieb die Hauptschuld an Oscar Wilde haften.

Seine Treue zu dem Geliebten sollte Wilde die grauenhafte Zuchthauszeit überstehen helfen, die dennoch seine Gesundheit durch Zwangsarbeit und Aufenthalt in den muffigen Zellen so sehr schädigte, dass er dreieinhalb Jahre nach Verbüßung der Haft im Alter von nur sechsundvierzig an deren Folgen sterben sollte. Aus dem Gefängnis schrieb er seinem "Bosie" anfangs weitere glühende Briefe, die der Neuübersetzung klugerweise beigegeben sind: "Auch mit Schlamm bedeckt, werde ich Dich preisen, aus den tiefsten Abgründen" - hier taucht erstmals, fast zwei Jahre vor dem großen Brief, das De-Profundis-Motiv auf - "werde ich zu Dir schreien. In meiner Einsamkeit wirst Du bei mir sein." Doch Douglas war es nicht; zwar versicherte auch er den Häftling seiner fortdauernden Liebe (die Briefe, die Wilde in Haft erhielt, fehlen leider im Buch), doch er lebte in Freiheit, und Wilde empfand diese Diskrepanz (und das Ausbleiben einer erhofften intensiveren Korrespondenz) als immer bedrückender, sodass am Schluss der Haftzeit jene große Abrechnung mit seiner Leidenschaft und seinem Liebhaber stattfand, die "De Profundis" ist. Oder "Aus der Tiefe", wie der Text von der Hanser-Ausgabe betitelt wird.

Die Klassikerreihe des Verlags war schon für manche Änderung liebgewordener Buchnamen gut, seit mit dem ersten Band vor einem knappen Vierteljahrhundert Alessandro Manzonis vertrauter Romantitel "Die Verlobten" zu "Die Brautleute" geworden war - womit allerdings nur eine deutsche Übersetzung des Jahres 1913 wieder ins Recht gesetzt wurde. Über den Wandel von Gustave Flauberts "Erziehung der Gefühle" zu "Lehrjahre der Männlichkeit" wurde da schon mehr gestritten. Bei Wildes Gefängnisbrief aber gab es wie gesagt gar keine Titelintention des Verfassers - trotzdem ist er unter dem Namen "De Profundis" weltberühmt geworden, und für eine Neuübersetzung, die sich ansonsten darum drückt, im Kommentar die zahlreichen fremdsprachigen Zitate Wildes (griechisch, lateinisch, französisch) zu übertragen, ist die deutsche Titelwahl überraschend. Aber immerhin hat Bonné auch das irritierende Kunststück fertiggebracht, Goethes berühmte Verse "Wer nie sein Brot mit Tränen aß . . ." aus "Wilhelm Meisters Lehrjahre" aus dem von Wilde in seinem Brief gebrauchten (und gegenüber der damals gängigen Übertragung durch Carlyle variierten) englischen Wortlaut rückzuübersetzen, statt einfach das deutsche Original zu benutzen. Dieser Übersetzer macht es sich an erstaunlicher Stelle schwer.

Seine Vorgängerin Hedda Soellner, die "De Profundis" 1966 übersetzte, hatte selbstverständlich Goethes eigene Verse benutzt. Und da, wo man bei Bonné - der ansonsten Ellmans Charakterisierung von "De Profundis" als "verwässert durch Rhetorik und einen sich hinter Demut verbergenden Dünkel" durch das gewählte deutsche Sprachpathos wunderbar nachvollziehbar macht - stockt, so etwa bei "Mein Urteilsvermögen ging flöten" (für "My judgement forsook me") oder "Wir sind die Kummertrottel" (für "We are the zanies of sorrow") hat Soellner unprätentiösere Lösungen parat: "Meine Urteilsfähigkeit verließ mich" und "Wir sind die Witzfiguren des Leids". Wenn man bedenkt, das Wilde mit diesen Stellen wie so oft in "De Profundis" biblische Assoziationen aufruft, einmal Jeremia 1,16 und dann über die Wortherkunft des englischen "zany" (vom italienischen Namen Giovanni) Jesus' Lieblingsjünger Johannes, dürften Bonnés Trottel- und Flötentöne unangebracht flapsig klingen. Und seine Wahl des Wortes "Bittstellender" statt "Bittsteller" (für "petitioner" in einer Eingabe Wildes ans Innenministerium, mit der er um Hafterleichterungen bat) verdankt sich mutmaßlich dem derzeit wegen angeblich größerer Gendergerechtigkeit grassierenden Gebrauch von substantivierten Partizipien.

Aber sonst liest sich Bonnés "Aus der Tiefe" ungleich sinnlicher als Soellners "De Profundis", und das entspricht zwar nicht Wildes Selbsteinschätzung seines Briefs ("Nichts von Rhetorik ist darin"), dafür aber umso mehr dessen wahrem Ton, der die "symphony of sorrow" (Sorgensymphonie" bei Bonné, "Symphonie der Schmerzen" bei Soellner) eines Lebens anstimmt. Und mit seiner Übersetzung der dem Band "Aus der Tiefe" auch beigegebenen "Ballade vom Zuchthaus Reading", die Wilde nach der Haft schrieb und 1898 als letztes Werk zu Lebzeiten veröffentlichen ließ, liefert der Lyriker Bonné zudem sein wahres Meister- noch nach dem Hauptstück.

Oscar Wilde: "Aus der Tiefe".

Aus dem Englischen von Mirko Bonné. Nachwort von Colm Tóibín. Hanser Verlag, München 2023.

368 S., geb., 38,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr