-50%12)

American Mother (Mängelexemplar)
Eine Geschichte von Hass und Vergebung
Übersetzung: Oldenburg, Volker
Sofort lieferbar
Gebundener Preis: 26,00 € **
Als Mängelexemplar:
Als Mängelexemplar:
**Frühere Preisbindung aufgehoben
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
6 °P sammeln!
Minimale äußerliche Macken und Stempel, einwandfreies Innenleben. Schnell sein! Nur begrenzt verfügbar.
2021 sitzt Diane Foley, Mutter des 2014 durch den IS enthaupteten US-Journalisten James Foley, im Gefängnis einem Briten namens Alexanda Kotey gegenüber, der sich soeben des Kidnappings, der Folter und der Ermordung ihres Sohnes in Syrien schuldig bekannt hat. Mit dieser ungeheuerlichen Begegnung beginnt American Mother, Colum McCann hat Diane Foley für dieses Erinnerungsbuch seine Stimme geliehen.Gemeinsam lassen sie das Leben des Getöteten Revue passieren und setzen einem Mann ein Denkmal, der als Journalist über die Killing Fields dieser Welt berichtete, angetrieben vom Streben nach Wa...
2021 sitzt Diane Foley, Mutter des 2014 durch den IS enthaupteten US-Journalisten James Foley, im Gefängnis einem Briten namens Alexanda Kotey gegenüber, der sich soeben des Kidnappings, der Folter und der Ermordung ihres Sohnes in Syrien schuldig bekannt hat. Mit dieser ungeheuerlichen Begegnung beginnt American Mother, Colum McCann hat Diane Foley für dieses Erinnerungsbuch seine Stimme geliehen.
Gemeinsam lassen sie das Leben des Getöteten Revue passieren und setzen einem Mann ein Denkmal, der als Journalist über die Killing Fields dieser Welt berichtete, angetrieben vom Streben nach Wahrheit. Diane Foley will sich nicht im Hass verlieren, will nicht im Schmerz verharren. Sie kämpft für die Angehörigen von Geiseln, gegen die Trägheit der Institutionen, und ruht nicht, bis sie am Ende dem Mörder ihres Kindes ein Eingeständnis entlockt hat - und ihm die Hand reicht.
«Eine atemberaubende Geschichte von Gewalt und Vergebung» Salman Rushdie
Gemeinsam lassen sie das Leben des Getöteten Revue passieren und setzen einem Mann ein Denkmal, der als Journalist über die Killing Fields dieser Welt berichtete, angetrieben vom Streben nach Wahrheit. Diane Foley will sich nicht im Hass verlieren, will nicht im Schmerz verharren. Sie kämpft für die Angehörigen von Geiseln, gegen die Trägheit der Institutionen, und ruht nicht, bis sie am Ende dem Mörder ihres Kindes ein Eingeständnis entlockt hat - und ihm die Hand reicht.
«Eine atemberaubende Geschichte von Gewalt und Vergebung» Salman Rushdie
Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch Asien, Europa und Amerika. Für seine Romane und Erzählungen erhielt McCann zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy Award und den Rooney Prize for Irish Literature. Zum internationalen Bestsellerautor wurde er mit den Romanen Der Tänzerund Zoli. Für den Roman Die große Welt erhielt er 2009 den National Book Award. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in New York. Diane Foley ist die Mutter des Kriegsjournalisten James Wright Foley, der 2012 vom IS gekidnappt und nach langem Leiden 2014 vor der Kamera ermordet wurde. Foley wurde in der Folge eine leidenschaftliche Stimme der Angehörigen von Opfern politischer Entführung, sie trieb Gelder auf, betrieb Lobbying, gründete mehrere Organisationen. Ursprünglich hatte Diane Foley Pflegewissenschaften studiert; fast 20 Jahre lang arbeitete sie als Familienkrankenpflegerin. Sie steht seit deren Gründung der James W. Foley Legacy Foundation vor. Volker Oldenburg lebt in Hamburg. Er übersetzte unter anderem Colum McCann, Oscar Wilde, T Cooper und Dinaw Mengestu. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis.
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt, Hamburg
- Originaltitel: American Mother
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 268
- Erscheinungstermin: 10. Dezember 2024
- Deutsch
- Abmessung: 207mm x 132mm x 26mm
- Gewicht: 356g
- ISBN-13: 9783498003869
- ISBN-10: 3498003860
- Artikelnr.: 75718333
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Ein bewegendes, auch ein wichtiges Buch ist das, findet Rezensentin Melanie Mühl. Geschrieben hat es Diane Foley, Mutter des vom IS vor laufender Kamera ermordeten Journalisten James Foley gemeinsam mit Colum McCann. Unter anderem beschreibt das Buch laut Mühl ein Treffen Diane Foleys mit einem der Mörder ihres Sohnes im Gefängnis. Ein eindringliches, teils auch bizarres Gespräch ist das für Mühl, die anschließend entlang des Buches James Foleys Lebensgeschichte rekapituliert - aufgewachsen in New Hampshire findet er zum Journalismus, um den Ausgeschlossenen eine Stimme zu geben, furchtlos begibt er sich in Krisenregionen und Kriegsgebiete, eine Entführung in Libyen überlebt er, die durch den IS nicht. Auch die unbarmherzige Haltung der amerikanischen Regierung, die nicht mit Geiselnehmern verhandeln will, thematisiert das Buch laut Mühl. Insgesamt ist das ein angesichts grassierender Verschwörungstheorien hochgradig aktuelles Plädoyer für mutigen, der Wahrheit verpflichteten Journalismus, so Mühl.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein bewegendes, auch ein wichtiges Buch ist das, findet Rezensentin Melanie Mühl. Geschrieben hat es Diane Foley, Mutter des vom IS vor laufender Kamera ermordeten Journalisten James Foley gemeinsam mit Colum McCann. Unter anderem beschreibt das Buch laut Mühl ein Treffen Diane Foleys mit einem der Mörder ihres Sohnes im Gefängnis. Ein eindringliches, teils auch bizarres Gespräch ist das für Mühl, die anschließend entlang des Buches James Foleys Lebensgeschichte rekapituliert - aufgewachsen in New Hampshire findet er zum Journalismus, um den Ausgeschlossenen eine Stimme zu geben, furchtlos begibt er sich in Krisenregionen und Kriegsgebiete, eine Entführung in Libyen überlebt er, die durch den IS nicht. Auch die unbarmherzige Haltung der amerikanischen Regierung, die nicht mit Geiselnehmern verhandeln will, thematisiert das Buch laut Mühl. Insgesamt ist das ein angesichts grassierender Verschwörungstheorien hochgradig aktuelles Plädoyer für mutigen, der Wahrheit verpflichteten Journalismus, so Mühl.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Das Buch erinnert auf schmerzhafte Weise daran, wie unentbehrlich der Wahrheit verpflichtete Journalisten wie James Foley sind, die sich an die vorderste Front wagen - gerade jetzt, da Staatenlenker ohne Scham und mithilfe von Desinformationskampagnen und Verschwörungserzählungen weltweit Gift säen. Melanie Mühl Frankfurter Allgemeine Zeitung 20250125
Gebundenes Buch
Diane Foley bekommt 2021 die Möglichkeit, im Gefängnis dem Briten Alexanda Kotey gegenüber zu sitzen, um mit ihm zu sprechen. Kotey hat sich des Kidnappings, der Folter und der Ermordung ihres Sohnes, des durch den IS enthaupteten US-Journalisten James Foley, schuldig bekannt. Der …
Mehr
Diane Foley bekommt 2021 die Möglichkeit, im Gefängnis dem Briten Alexanda Kotey gegenüber zu sitzen, um mit ihm zu sprechen. Kotey hat sich des Kidnappings, der Folter und der Ermordung ihres Sohnes, des durch den IS enthaupteten US-Journalisten James Foley, schuldig bekannt. Der Bestsellerautor Colum McCann schrieb dieses Buch zusammen mit Diane Foley und erinnert darin vordergründig an ihren Sohn, der sich der Wahrheit verschrieben hatte und bei der Ausübung seines Berufes getötet worden ist.
»Ihre Gefühle ihm gegenüber haben nichts mit Hass zu tun. Auch nicht mit Wut. Oder Mitleid. Sie hat noch keine Worte dafür gefunden.« (Seite 31)
Bedauerlicherweise fand ich keinen Zugang zum Buch, obwohl es stellenweise sehr bewegend und schwer zu ertragen war, besonders als die Umstände des Todes beschrieben wurden. Colum McCann gibt Diane Foley als Ich-Erzählerin freie Hand und lässt sie das Tempo bestimmen, was gerade zu Beginn dazu führte, dass ich fast ungeduldig darauf wartete, dass es endlich losgeht. Die Gefühle einer Mutter sind nach einer solch grausamen Tat kaum nachzuvollziehen und vor ihrem Mut, den Gefangenen zu treffen, ziehe ich meinen Hut, obgleich ich nicht finde, dass dieser Besuch, der mehrere Stunden an zwei Tagen umfasste, zufriedenstellend war. Aber beurteilen kann ich es nicht, dies steht mir auch nicht zu. Macht euch am besten selbst ein eigenes Bild.
Weniger
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
„American mother“ vermittelt schon im Titel viel von der Atmosphäre dieses Buches und wird ihm gleichzeitig kaum gerecht. Diane Foley ist diese amerikanische Mutter: patriotisch, gottesfürchtig, drei der 5 Kinder bei der Army oder Navy. Doch sie ist auch so viel mehr. Ihr …
Mehr
„American mother“ vermittelt schon im Titel viel von der Atmosphäre dieses Buches und wird ihm gleichzeitig kaum gerecht. Diane Foley ist diese amerikanische Mutter: patriotisch, gottesfürchtig, drei der 5 Kinder bei der Army oder Navy. Doch sie ist auch so viel mehr. Ihr ältester Sohn James – Jim, wie sie ihn nennt – ist bzw. war Journalist, Freelancer, Kriegsberichterstatter. Er wurde 2014 nach zweijähriger brutaler Geiselhaft vom syrischen IS öffentlichkeitswirksam hingerichtet. Enthauptet. Sein Foto, im orangen Overall kniend vor seinem Mörder ging um die Welt, die seine Mutter, seine Familie und Freunde einschließt. Eine wahre Geschichte. Eine Mutter, die mit diesem wohl schlimmsten aller Schicksale zurechtkommen muss.
Doch Diane Foley vergräbt sich nicht in Trauer, sie begräbt sie in sich. Schon in den 2 Jahren vor seinem Tod versuchte sie mit allen Mitteln und wider aller Gefahren und Drohungen, ihren Sohn freizubekommen. Nun, danach und nach einer einzigen durchweinten Nacht zieht sie in den Kampf um die Änderung der Geiselpolitik der Vereinigten Staaten und investiert all ihre verbliebene Kraft in die Jim Foley Stiftung, die Familien von Geiselopfern unterstützt. Jim hätte es so gewollt, er war ein Kämpfer, der alles für die Wahrheit gegeben hat und letztlich sein Leben dabei verlor.
„Es war eine Möglichkeit, Jim in ihrem Bewusstsein zu bewahren. Jeden Tag, jede Minute. Sie kann die Vorhänge seines Lebens nicht schließen sie ist Mutter. Das ist alles und es ist mehr als genug.“ S.32
Als sie 2021 die Möglichkeit hat, sich mit einem der Mörder ihres Sohnes an einen Tisch zu setzen und ihm in die Augen zu sehen, ergreift sie sie. Doch was ist es genau, dass sie bei ihm sucht, warum sie sich dem aussetzt?
Nicht dieser etwas pathetische, zutiefst amerikanische Stoff hat mich interessiert, sondern das literarische Werk von Colum McCann. Mit DER TÄNZER und ZOLI hat er zwei unvergessene Romane in meinem Regal hinterlassen und mit APEIROGON ein literarisches Wunder.
Auch dies war eine wahre Geschichte. Zwei Männer – ein Israeli und ein Palästinenser – die jeweils eine Tochter durch die Hand des anderen Volkes verloren haben, werden Freunde und treten gemeinsam für Verständnis und Frieden auf. In AMERICAN MOTHER geht’s im Grunde um dasselbe Thema. Nicht die Mutter mit ihrem Schmerz und ihrer Kraft, nicht der sinnlose Tod des Sohnes, nicht seine beeindruckende Haltung zum Leben, nicht die Geiselpolitik oder die Kriegsführung der USA, keine Sicherheitsfragen von Zivilpersonen in kriegerischen Auseinandersetzungen stehen im Mittelpunkt. Sie werden „nur“ erzählt. Im Kern geht es um VERSTEHEN und VERGEBUNG.
Und das ist vermutlich McCanns Mission und seine literarische Leistung. Dass er es geschafft hat, diesen Geist durch das Pathos der Erzählung leuchten zu lassen. So dass sie für mich wertvoll wurde. Denn an manchen allzu amerikanischen Perspektiven hätte ich mich sonst schwer gestoßen. An manchen allzu religiösen Haltungen hätte ich mich wund gerieben. Durch Aufbau, Form, Dramaturgie und Sprache ist es ein Text geworden, der mich Fühlen und Denken lässt, der mich bewegt.
Eine Geschichte von Hass und Vergebung.
Jede:r hätte verstanden, wenn es eine Geschichte OHNE Vergebung geworden wäre. Es ist vor allem Diane Foley zu verdanken, dass sie diesen Weg suchte. UND es ist Colum McCann zu verdanken, dass er Vergebung als Akt der Liebe zum Leitbild der Geschichte macht. Ein fesselndes Buch. Beeindruckend. Ergreifend. Polarisierend. Diskutierbar. Antworten schuldig bleibend. Ambivalent.
Für mich reicht es nicht ganz an APEIROGON heran, aber ich empfehle es all jenen, die sich gern mit politischen Themen auseinandersetzen oder die eine Geschichte erfühlen mögen, die sich wie kaum eine andere in den letzten Jahrzehnten traumatisch in die amerikanische Geschichte eingeschrieben hat.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Ein vielleicht nicht lösbarer Konflikt
„American Mother“, von Colum McCann und Diane Foley, erschienen 2025 bei Rowohlt, beschäftigt sich mit der Entführung, Geiselhaft und Hinrichtung des Kriegsjournalisten James Wright Foley in Syrien 2012-2014 – und vor allem …
Mehr
Ein vielleicht nicht lösbarer Konflikt
„American Mother“, von Colum McCann und Diane Foley, erschienen 2025 bei Rowohlt, beschäftigt sich mit der Entführung, Geiselhaft und Hinrichtung des Kriegsjournalisten James Wright Foley in Syrien 2012-2014 – und vor allem mit dem emotionalen Kollateralschaden, den diese Entführung bei seiner in den USA zurückbleibenden Familie und hier insbesondere seiner Mutter Diane, der Co-Autorin des Buches, anrichtet.
McCann hält sich schriftstellerisch weitestgehend zurück und versucht, so scheint es, vor allem Diane Foley eine Stimme zu geben für diese Geschichte, die deren Leben in den letzten 15 Jahren vollkommen bestimmt hat. Das ist einerseits ein sehr nobler Zug von McCann, andererseits hätte dem Buch mehr Außenperspektive und analytische Einordnung sehr gutgetan.
Der Fall erzeugte seinerzeit großes öffentliches Interesse aufgrund eines viral gehenden Videos, in dem die Enthauptung Foleys als tragisches Finale seiner Entführung und Geiselhaft live dokumentiert wurde. Die Familie erfuhr von diesem Video durch Journalisten mit Interviewanfragen – eine Situation, die ganz sicher niemand so erleben sollte.
In „American Mother“ folgen wir über knapp 270 Seiten dem Erleben, der Erinnerung und den Gedanken und Fragen von Diane, der Mutter von James, und ihrem Hadern mit dem Handeln oder besser Nicht-Handeln der amerikanischen Regierung. Sie stellt vehement die moralische Frage, wer für zivile Journalisten, die sich als Freelancer in Kriegsgebiete begeben, um von dort zu berichten, Verantwortung übernehmen sollte und inwiefern es Aufgabe des Staates ist, hier schützend eine Hand über diesen Personenkreis zu halten.
Ausgang und Endpunkt des Buches ist eine Begegnung von Diane mit Alexanda Kotey, einem der Entführer von James, in der sie einerseits versucht, mehr Erkenntnis über die Motive der Entführer und James Zeit in der Geiselhaft zu gewinnen, andererseits in sich danach sucht, ob sie einen Weg finden kann zu vergeben. Diane ist äußerst christlich geprägt und ihr Glauben ist für sie eine wichtige Richt- und Halteschnur im Leben. Diese starke Gläubigkeit hat mich im Verlauf des Buches schon an Grenzen meiner eigenen Toleranz geführt, in Momenten, in denen Diane beispielsweise die Frage, ob James beten konnte, vor die Frage, ob er genug Nahrung bekam, stellt, konnte ich nicht mehr folgen. Andererseits eine attraktive Ausgangsituation, dass sich hier letztlich zwei fanatisch gläubige Systeme gegenüberstehen, die nur unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Dass dieses Fakt nicht ein einziges Mal analysiert und reflektiert wird, ist für mich ein großes Manko des Buches.
Diane stellt heraus, wie sehr sie die Zeit, die James in der Geiselhaft verbringt und ebenso die Zeit danach, versucht, möglichst keine Gefühle zu zeigen und die Fassung zu bewahren. Mich hat das verwundert, was mag ihr so wichtig daran sein, woran liegt es, dass sie Emotionalität so verdammt? Gerne hätte ich mehr über Dianes Leben erfahren, um ihre Reaktionen und ihren starken Glauben besser einordnen zu können, doch leider erfahren die Leser:innen hier nur sehr wenig.
„American Mother“ heißt das Buch – und genau als solche zeigt sich Diane für mich auch: Politisch naiv – aber sehr schützend und kämpferisch. Ihr Patriotismus ist eher eine Begründung bei der Suche nach individueller Hilfe. Großen Respekt habe ich vor ihrer Lösungsstrategie: Sie gründet eine Stiftung, die sich seither aktiv für in Geiselhaft geratene Menschen im Ausland einsetzt und schon viel bewirkt hat. Davor kann man nur den imaginären Hut ziehen.
Dieses Buch final zu bewerten ist sehr schwierig, weil es einen mit vielen Fragen an die eigene Ethik und Moral konfrontiert und die Bewertung unter Umständen massiv abhängig ist von den eigenen Urteilen, die wir fällen. Eine schriftstellerische Bewertung erscheint mir dagegen kaum möglich, weil ich den Eindruck habe, der Autor verschwindet bis auf wenige Stellen weitestgehend im Hintergrund, er geht in Diane auf. Sie formuliert in der Danksagung, er wäre ein Freund geworden – für mich stellt das ein Problem dar, denn diese Haltung ist einem Sachbuch oder auch einer Biografie nicht dienlich. Dem Buch fehlen Fokus und Einordnung, es fehlt an Reflektion und Objektivität. Der zugrundeliegende Fall und die ethischen Fragen, die dieser aufwirft, sind sehr spannend. Aber insgesamt konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Es bleibt daher für mich bei 3 Sternen und der Empfehlung, sich zusätzlich unbedingt die Doku „Jim Foley – Die Realität des Terrors“ begleitend anzuschauen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
„Nichts bereitet einen darauf vor, angemessen auf das Undenkbare zu reagieren.“
Das Undenkbare, das Unglaubliche ist Inhalt dieser Biographie: Eine wahre Geschichte, die eigentlich kaum erzählt werden kann: Eine Mutter berichtet über die Entführung und Hinrichtung …
Mehr
„Nichts bereitet einen darauf vor, angemessen auf das Undenkbare zu reagieren.“
Das Undenkbare, das Unglaubliche ist Inhalt dieser Biographie: Eine wahre Geschichte, die eigentlich kaum erzählt werden kann: Eine Mutter berichtet über die Entführung und Hinrichtung ihres Sohnes, eines Kriegsberichterstatters, durch Attentäter im nahen Osten und trifft den Täter im Rahmen eines Gerichtsprozesses.
Teilweise sehr intensiv, emotional und aufwühlend, vor allem der Beginn ist großartig:
Diane Foley, die Erzählerin, auf dem Weg zum Treffen, welches im Saal des Gerichtshofes in den USA stattfindet, wir begleiten die Mutter des Opfers auf dem Weg zum Täter und erleben ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand.
Später, nach dieser Gegenüberstellung, wird das Schicksal James Wright Foleys beschrieben, seine Karriere als Reporter, die Suche nach Wahrheit, nach dem wahren Leben, nach Gefahr. Er begibt sich regelmäßig in Krisengebiete und berichtet über die Zustände vor Ort, über Menschenrechtsverletzungen, über Kriegshandlungen und -verbrechen, über Folter, Mord und Traumata.
Das Risiko im Ausland ist ständig anwesend - es wird beschrieben, wie die Front die Journalisten triggert, wie sie zu dem gefährlichsten Ort fahren wollen, um direkt aus der Hölle heraus zu berichten. Nach einer ersten Geiselnahme, die er glücklich überlebt, geht er trotzdem immer wieder zurück, für mich unvorstellbar, vermutlich einem veränderten Erleben der Realität geschuldet – die Normalität „gibt keinen Kick mehr“, kann nicht mehr als lebenswert, als voller Leben gelten. Und deshalb müssen drastischere Schritte gewählt werden, um die Erfüllung zu finden, erneute Lebensqualität und -intensität zu erreichen – und erneut wird der Auslandsaufenthalt in immer gefährlicheren Situationen gesucht – direkt im Kriegsgebiet, an der Front.
Bei der Aufarbeitung des Schicksals des Sohnes bleiben die Beteiligten aber doch überraschend fremd und distanziert, obwohl der Inhalt auf wahren Tatsachen beruht und es ist erstaunlich, dass die Geschichte emotional nicht stärker bewegt.
Die perfekte Familie wird dargestellt, das wirkt sehr "amerikanisch", immer wieder muss betont werden, wie gut alles funktioniert hat, wie gut die Geschwister miteinander umgehen - und dieser Teil wirkt langatmig und uninspiriert, als sie vom Aufwachsen Jims, ihrer Ehe und den Geschwistern erzählt. Es wirkt so statisch, wenig lebendig, nicht authentisch – das Glück der Familie vor der Entführung. Später folgt der Umgang mit dem Unglück, der Zusammenhalt in dieser Ausnahmesituation.
Diana schildert sich selbst als äußerst gläubige Katholikin. Die ständige Betonung auf den Glauben, das Gebet, der Anruf des Papstes, der Halt und die Zuversicht, die Diane daraus schöpft, ist wunderbar, es wird mir aber zu sehr breitgetreten und öffentlich gemacht, die Darstellung der eigenen Religiosität als Maßstab.
Ich bin insgesamt enttäuscht von der Biografie und hatte mir viel mehr versprochen. Die Figuren sind mir zu schwarz-weiß gestaltet, es bleibt nichts ambivalent oder im Vagen, Diane versucht sich und ihre Lebensweise auf eine bestimmte Art darzustellen, die mich eigentlich nur ärgert, obwohl ich doch eigentlich viel mehr Mitleid mit ihr haben sollte - was sie erlebt hat ist schrecklich. Sie erscheint mir allerdings so selbstgerecht und hat zu allem eine Meinung - wie Menschen handeln, wie sie sein sollten, wer ein Held ist, wer moralisch richtig und verantwortungsvoll handelt. Darum geht es doch gar nicht!
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum McCann diese Sichtweise so unkritisch darstellt, warum er so wenig künstlerisch in die Biografie eingreift, ein für mich "unliterarisches" Werk. Mir fehlt seine individuelle Sichtweise, seine Verarbeitung des Themas, Fragen, die sich auftun, Ungereimtheiten, Leerstellen.
Die Rahmenhandlung ist definitiv gelungener, besonders der Anfang ist intensiv und vielversprechend und dann kippt es in diesen religiös geprägten Betroffenheitsmodus.
Interessant und richtig wird dem Gedanken nachsinniert, dass jeder Mensch eine Geschichte erzählt und dass jede Geschichte Gehör verdient und so ist es auch, jedes Menschenleben ist interessant bzw. hat interessante Aspekte, über die berichtet werden kann. Und keiner muss ein Held oder unbedingt außergewöhnlich sein, damit man ihn / sie literarisch anspruchsvoll und anregend verewigt.
Insgesamt würde ich das Buch nicht guten Gewissens verschenken, literarisch wenig anspruchsvoll, aber auch vom Inhalt her kaum ergreifend oder inspirierend - eine verpasste Chance – schade!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich