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Sie hinterlässt drei Kinder und einen Bindestrich. Sie hinterlässt mir ihre Freundinnen, ihre Bibliothek, ihr Unbehagen. Ich schreibe ihr hinterher als vermissende Tochter, als wütende Frau, als verstummte Dichterin und wundere mich, wie wenig sie sich beschwören lässt, wenn ich es will. Sie hat sich - nun himmlisch - endlich emanzipiert. Ich schreibe über meine mannigfaltige Mutter, ihre Weisheit und Komik, ihren Mann, die Sache mit den Meerschweinchen und mich.
Nora Gomringer, 1980 geboren, ist Schweizerin und Deutsche. Sie ist Lyrikerin, Filmemacherin und schreibt und spricht für Radio, Fernsehen und Feuilleton. Opernlibretti und Theaterarbeiten, sowie zahlreiche Zusammenarbeiten mit Bildenden Künstlern machen sie zu einer der bekanntesten Dichterinnen ihrer Generation. Ihre Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2025 erhält sie den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Der Verlag Voland & Quist (kurz: VQ) steht für mutige, emanzipierte, frische Literatur, die in keine Schubladen passt, für Komik und Lyrik, für besondere illustrierte Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbücher (Graphic Novels). Wir lieben gute Geschichten, aber auch Grenzgänge, Ungewöhnliches, Experimentelles. Stimmen, die man unter hunderten wiedererkennt.
Produktdetails
- Verlag: Voland & Quist
- Seitenzahl: 160
- Erscheinungstermin: 15. September 2025
- Deutsch
- Abmessung: 203mm x 144mm x 20mm
- Gewicht: 362g
- ISBN-13: 9783863914615
- ISBN-10: 3863914619
- Artikelnr.: 73712062
Herstellerkennzeichnung
Voland & Quist
Louisenstraße 37
01099 Dresden
ilka.winkler@voland-quist.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Bernhard Heckler trifft sich mit Nora Gomringer in Bamberg, wo sie als Direktorin des Künstlerhauses Villa Concordia weilt und in letzter Zeit von der eigenen Hochzeit bis zum Tod des Vaters allerhand einschneidende Momente erlebt hat: Soeben ist ihr erster Roman erschienen, der autofiktional vom Tod der Mutter handelt. "Humor aus Notwehr" liest Heckler in dem Buch, das nicht nur die Beziehung zur Mutter, sondern auch zum reichlich schwierigen Vater, dem Lyriker Eugen Gomringer, aufrollt. Der Lyriker Gomringer wird bewundert, der Vater Gomringer als abwesend, als schwieriger Ehemann, beschrieben, von dem die Tochter nicht mehr weiß, ob er nach den beiden Suizidversuchen der Mutter überhaupt erreichbar war, erfahren wir. Dem Kritiker scheint er "raumfüllend absent", die Mutter versucht fortwährend, ihn zu verstehen, bis zum Tod, den sie leichter akzeptiert als er. Davon berichtet Gomringer ihm zufolge "im besten Sinne changierend" zwischen Essay, Prosa und vielen Gefühlen, aber trotz schwieriger Themen immer mit Respekt vor den Eltern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ab einem gewissen Punkt reißt die eine Welt von der anderen ab, und da, wo du stehst, bist du.«
Wenn die eigene Mutter stirbt, schwindet nicht nur ein geliebter Mensch, sondern auch ein Teil des eigenen Lebens. Denn das Leben der Mutter ist auch zugehörig zum eigenen Ich, …
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»Ab einem gewissen Punkt reißt die eine Welt von der anderen ab, und da, wo du stehst, bist du.«
Wenn die eigene Mutter stirbt, schwindet nicht nur ein geliebter Mensch, sondern auch ein Teil des eigenen Lebens. Denn das Leben der Mutter ist auch zugehörig zum eigenen Ich, welches sie meist lebenslang geprägt hat. Ohne sie gäbe es einen nicht und auch wenn die Beziehung oftmals nicht eben leicht erscheinen mag, reißt diese innere Verbindung niemals ab.
So auch bei Nora Gomringer. Ihre Mutter Nortrud verstarb am Dienstag, den 08. Dezember 2020. Seitdem sind fast fünf Jahre vergangen, doch der Schmerz des Verlusts und dessen Trauer hält bis heute an.
Zeit, um der Erinnerung ihren Raum zu geben, die sie zu beabsichtigen gedenkt. Aus diesem Anlass entstand der erste Roman der Autorin und zwar in Form eines von ihr so benannten „Nachroughs“.
Erinnerung ist schmerzlich, doch das Leben nicht minder.
Ihr wechselhaftes Erzählen über die Mutter – zwischen Nähe und Distanz – besteht aus Episoden der Kindheit und vielen Einblicken in das Leben der Gomringers, welches selten ein leichtes war. Sie gedenkt ihrer Mutter, versetzt sich in sie hinein und hinterfragt dabei teils ihre Entscheidungen, z.B. sich von ihrem Mann so vereinnahmen zu lassen, statt ihr eigenes Leben mehr zu genießen. Dann auch noch die Kinder aus verschiedenen Partnerschaften, seine Affären und allgemein der schwierige Umgang mit ihm.
Man merkt es schon: Immer wieder blickt neben der Mutter, die eigentlich die Protagonistin sein sollte, der Vater Eugen Gomringer hervor und nimmt Platz für sich in Anspruch, denn sowohl die eheliche Beziehung als auch die zwischen Vater und Tochter war von schwieriger Natur.
Dass Nora Gomringer nicht nur eine Meisterin der Lyrik ist, sondern auch die Langstrecke der Prosa beherrscht, hat sie hiermit eindeutig bewiesen und lässt hoffen, dass in Zukunft Weiteres kommen wird. Ein in seiner Form einzigartiges Buch, das Notrud Gomringer ein literarisches Denkmal für die Ewigkeit setzt.
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