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Agnes
Peter Stamm, geboren 1963, studierte nach einer kaufmännischen Lehre einige Semester Anglistik, Psychologie, Psychopathologie und Wirtschaftsinformatik. Längere Aufenthalte in Paris, New York und Skandinavien. Er lebt mit seiner Familie in Winterthur. Peter Stamm arbeitete in verschiedenen Berufen, unter anderem in Paris und New York, seit 1990 als freier Autor und Journalist. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. 2012 wurde Peter Stamm mit dem Bodensee-Literaturpreis der Stadt Überlingen ausgezeichnet, 2013 wurde er Mainzer Stadtschreiber und 2014 wurde ihm der Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg verliehen.
Produktdetails
- Verlag: Arche Verlag
- 1998.
- Seitenzahl: 152
- Deutsch
- Abmessung: 195mm
- Gewicht: 225g
- ISBN-13: 9783716022450
- ISBN-10: 3716022454
- Artikelnr.: 07669597
Herstellerkennzeichnung
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Eiswinde in Chicago
An der Literatur erfroren: Peter Stamms gelungener Debüt-Roman
Es ist ein naiver Glaube, daß in Amerika alle Geschichten gut ausgehen. Das muß auch der Ich-Erzähler dieses schmalen Romans erfahren. Und dabei fängt alles vielversprechend an: Seine Recherchen über Luxuseisenbahnwagen haben den Schweizer Sachbuchautor nach Chicago geführt, wo er Tag für Tag im viel zu warmen Lesesaal der Public Library sitzt. Aber die Eisenbahnen verlieren ihren Reiz, sobald er Agnes kennenlernt. Die fünfundzwanzigjährige Physikstudentin schwärmt für Kristalle und könnte fast seine Tochter sein. Rasch kommt man sich näher, das gemeinsame Glück scheint vollkommen. Selbst in der Großstadt ist noch Raum für
An der Literatur erfroren: Peter Stamms gelungener Debüt-Roman
Es ist ein naiver Glaube, daß in Amerika alle Geschichten gut ausgehen. Das muß auch der Ich-Erzähler dieses schmalen Romans erfahren. Und dabei fängt alles vielversprechend an: Seine Recherchen über Luxuseisenbahnwagen haben den Schweizer Sachbuchautor nach Chicago geführt, wo er Tag für Tag im viel zu warmen Lesesaal der Public Library sitzt. Aber die Eisenbahnen verlieren ihren Reiz, sobald er Agnes kennenlernt. Die fünfundzwanzigjährige Physikstudentin schwärmt für Kristalle und könnte fast seine Tochter sein. Rasch kommt man sich näher, das gemeinsame Glück scheint vollkommen. Selbst in der Großstadt ist noch Raum für
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romantische Zweisamkeiten zu entdecken.
Soweit ist es eine alltägliche Geschichte. Doch Peter Stamm begnügt sich nicht damit, Bekanntes neu zu erzählen; sein Roman ist auch eine verstörende Parabel über die Macht der Literatur. Denn eines Tages besinnt sich Agnes auf den Beruf ihres Geliebten: "Schreib eine Geschichte über mich", bittet sie ihn, "damit ich weiß, was du von mir hältst." Der Vorschlag setzt ein tödliches Spiel in Gang. Zögernd schreibt der Autor die Chronik ihrer Begegnung nieder, und Agnes liest zufrieden die immer länger werdende Erzählung, in deren Hauptfigur sie sich wiedererkennt. Bis der Bericht eines Tages die Gegenwart eingeholt hat: Wie soll es weitergehen mit der literarischen Agnes und ihrem ebenfalls literarischen Schweizer Gefährten? Zunächst bleibt die Erfindung der Wirklichkeit nur um wenige Sätze voraus - ein prickelnder Reiz, der dem flüchtigen Moment Bedeutung verleiht. "Ist es gut so? Bist du zufrieden mit mir?", fragt Agnes besorgt ihren Freund, weil sie dem von ihm beschriebenen Arrangement eines gemeinsamen Abends entsprechen möchte.
Allmählich entwickeln sich Literatur und Leben auseinander. Immer stärker erliegt der Schriftsteller dem Sog der Wort, und genießt die Macht über seine Erfindungen; Agnes ist ganz und gar sein Geschöpf geworden. Zur Katastrophe kommt es, als die junge Frau schwanger wird - im realen Leben, nicht in der Literatur. Der Erzähler reagiert darauf mit demselben Entsetzen, als hätte ihm ein Lektor sein gelungenes Manuskript zusammengestrichen; denn für seine Agnes ist eine Schwangerschaft nicht vorgesehen. Überstürzt flüchtet der werdende Vater zu einer anderen Frau und leugnet beharrlich seine Verantwortung für Mutter und Kind.
Eine Fehlgeburt bringt das Paar nur scheinbar wieder zusammen. Noch immer von der Kraft seiner Imagination überzeugt, bietet der Erzähler Agnes literarischen Trost an, indem er die Geschichte ihres nie geborenen Kindes aufzuschreiben beginnt. Doch Literatur kann die Wunden der Realität nicht heilen. Am Ende ist Agnes verschwunden; für den Schriftsteller steht fest, daß sie den Tod gesucht hat, wie er es für den Schluß ihrer Geschichte entworfen hatte.
Peter Stamm traut dem geschriebenen Wort viel zu, und er hat allen Anlaß dazu. Bislang hat der fünfunddreißigjährige Schweizer vor allem Hörspiele verfaßt; "Agnes" ist sein erster Roman. Dieser Wechsel ins erzählende Genre ist dem Verfasser auf beeindruckende Weise geglückt. Ein dichtes Netz von Verweisen durchzieht die fein aufeinander abgestimmten Kapitel des Buches, immer wieder findet Stamm suggestive Bilder für die Kälte und die Beziehungslosigkeit, in denen er seine Figuren gefangen sieht. "Das Geheimnisvolle ist die Leere in der Mitte", beschreibt die Physikstudentin Agnes ihre geliebten Kristallgitter und charakterisiert damit zugleich ihr eigenes Leben, in dem sich Liebe nur als literarische Illusion ereignet.
Das unwirtliche Chicago ist ein angemessener Schauplatz für diese komplizierte Liebesgeschichte. Mit sicherem Blick skizziert Stamm den tristen amerikanischen Alltag zwischen Coffeeshop und Waschsalon, zu dessen Höhepunkten die schrille Halloween-Parade gehört. So wird die Begegnung zwischen Agnes und ihrem Schweizer Eisenbahnforscher auch zur Konfrontation von Alter und Neuer Welt. Es gehört zu den Vorzügen des Romans, daß Stamm weder für die eine noch die andere Seite Partei ergreift; vielmehr schildert er amerikanische Selbstbezogenheit ebenso wie europäische Vorurteile über das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten. Denn wie gesagt, auch in Amerika ist ein Happy-End keine Selbstverständlichkeit. SABINE DOERING
Peter Stamm: "Agnes". Roman. Arche Verlag, Zürich/Hamburg 1998. 156 S., geb., 32,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Soweit ist es eine alltägliche Geschichte. Doch Peter Stamm begnügt sich nicht damit, Bekanntes neu zu erzählen; sein Roman ist auch eine verstörende Parabel über die Macht der Literatur. Denn eines Tages besinnt sich Agnes auf den Beruf ihres Geliebten: "Schreib eine Geschichte über mich", bittet sie ihn, "damit ich weiß, was du von mir hältst." Der Vorschlag setzt ein tödliches Spiel in Gang. Zögernd schreibt der Autor die Chronik ihrer Begegnung nieder, und Agnes liest zufrieden die immer länger werdende Erzählung, in deren Hauptfigur sie sich wiedererkennt. Bis der Bericht eines Tages die Gegenwart eingeholt hat: Wie soll es weitergehen mit der literarischen Agnes und ihrem ebenfalls literarischen Schweizer Gefährten? Zunächst bleibt die Erfindung der Wirklichkeit nur um wenige Sätze voraus - ein prickelnder Reiz, der dem flüchtigen Moment Bedeutung verleiht. "Ist es gut so? Bist du zufrieden mit mir?", fragt Agnes besorgt ihren Freund, weil sie dem von ihm beschriebenen Arrangement eines gemeinsamen Abends entsprechen möchte.
Allmählich entwickeln sich Literatur und Leben auseinander. Immer stärker erliegt der Schriftsteller dem Sog der Wort, und genießt die Macht über seine Erfindungen; Agnes ist ganz und gar sein Geschöpf geworden. Zur Katastrophe kommt es, als die junge Frau schwanger wird - im realen Leben, nicht in der Literatur. Der Erzähler reagiert darauf mit demselben Entsetzen, als hätte ihm ein Lektor sein gelungenes Manuskript zusammengestrichen; denn für seine Agnes ist eine Schwangerschaft nicht vorgesehen. Überstürzt flüchtet der werdende Vater zu einer anderen Frau und leugnet beharrlich seine Verantwortung für Mutter und Kind.
Eine Fehlgeburt bringt das Paar nur scheinbar wieder zusammen. Noch immer von der Kraft seiner Imagination überzeugt, bietet der Erzähler Agnes literarischen Trost an, indem er die Geschichte ihres nie geborenen Kindes aufzuschreiben beginnt. Doch Literatur kann die Wunden der Realität nicht heilen. Am Ende ist Agnes verschwunden; für den Schriftsteller steht fest, daß sie den Tod gesucht hat, wie er es für den Schluß ihrer Geschichte entworfen hatte.
Peter Stamm traut dem geschriebenen Wort viel zu, und er hat allen Anlaß dazu. Bislang hat der fünfunddreißigjährige Schweizer vor allem Hörspiele verfaßt; "Agnes" ist sein erster Roman. Dieser Wechsel ins erzählende Genre ist dem Verfasser auf beeindruckende Weise geglückt. Ein dichtes Netz von Verweisen durchzieht die fein aufeinander abgestimmten Kapitel des Buches, immer wieder findet Stamm suggestive Bilder für die Kälte und die Beziehungslosigkeit, in denen er seine Figuren gefangen sieht. "Das Geheimnisvolle ist die Leere in der Mitte", beschreibt die Physikstudentin Agnes ihre geliebten Kristallgitter und charakterisiert damit zugleich ihr eigenes Leben, in dem sich Liebe nur als literarische Illusion ereignet.
Das unwirtliche Chicago ist ein angemessener Schauplatz für diese komplizierte Liebesgeschichte. Mit sicherem Blick skizziert Stamm den tristen amerikanischen Alltag zwischen Coffeeshop und Waschsalon, zu dessen Höhepunkten die schrille Halloween-Parade gehört. So wird die Begegnung zwischen Agnes und ihrem Schweizer Eisenbahnforscher auch zur Konfrontation von Alter und Neuer Welt. Es gehört zu den Vorzügen des Romans, daß Stamm weder für die eine noch die andere Seite Partei ergreift; vielmehr schildert er amerikanische Selbstbezogenheit ebenso wie europäische Vorurteile über das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten. Denn wie gesagt, auch in Amerika ist ein Happy-End keine Selbstverständlichkeit. SABINE DOERING
Peter Stamm: "Agnes". Roman. Arche Verlag, Zürich/Hamburg 1998. 156 S., geb., 32,- DM.
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Broschiertes Buch
Eine tiefgründige, fesselnde Geschichte, für einen Roman relativ kurz, mit vielen Stilmitteln (die meine Tochter im Deutschunterricht erarbeiten soll - deshalb seien sie hier nicht verraten).
Irgendwie gefiel mir das Ende nicht, deshalb ein Stern Abzug, aber ansonsten sehr empfehlenswert.
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Eine tiefgründige, fesselnde Geschichte, für einen Roman relativ kurz, mit vielen Stilmitteln (die meine Tochter im Deutschunterricht erarbeiten soll - deshalb seien sie hier nicht verraten).
Irgendwie gefiel mir das Ende nicht, deshalb ein Stern Abzug, aber ansonsten sehr empfehlenswert.
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Broschiertes Buch
Das Besondere an Stamms Buch ist die Vermischung von Werk und Wirklichkeit. Das kann nicht gut ausgehen und so ist das Ende abrupt und eigenartig offen, denn klar ist nur, dass Agnes verschwunden ist.
Nach der Botschaft seines Romans befragt, äußerte sich Stamm in einem Interview …
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Das Besondere an Stamms Buch ist die Vermischung von Werk und Wirklichkeit. Das kann nicht gut ausgehen und so ist das Ende abrupt und eigenartig offen, denn klar ist nur, dass Agnes verschwunden ist.
Nach der Botschaft seines Romans befragt, äußerte sich Stamm in einem Interview ausweichend. Er wolle sich nicht auf eine Interpretation festlegen und wünsche sich, dass sein Buch zu möglichst konstruktiven Diskussionen führen möge. Wer Stamm darin folgen möchte, dem sei "Agnes" empfohlen.
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Broschiertes Buch Diese Erzählung ist außergewöhnlich, regt zum Nachdenken an und ist unterhaltsam.
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Broschiertes Buch
Ein ausgesprochen tiefgründiger Roman!
Habe das Buch als Pflichtlektüre für das Abi 2013 gelesen. Beim ersten Lesen, ist die Geschichte von Agnes und dem Ich-Erzähler zwar zunächst verwirrend und man kann noch nicht viel damit anfangen. Aber umso mehr man sich damit …
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Ein ausgesprochen tiefgründiger Roman!
Habe das Buch als Pflichtlektüre für das Abi 2013 gelesen. Beim ersten Lesen, ist die Geschichte von Agnes und dem Ich-Erzähler zwar zunächst verwirrend und man kann noch nicht viel damit anfangen. Aber umso mehr man sich damit beschäftigt, zwischen den Zeilen zu lesen und darüber nachzudenken, erkennt man, den eigentlichen Hintergrund des Romans.
Ebenso erstaunlich ist es, wie Peter Stamm es schafft mit einer einfach gehaltenen Sprache, so viel Interpretationsfreiraum zu schaffen!
Absolut empfehlenswert, für die Leser, die ein Buch nach dem Lesen nicht einfach ins Regal abstellen wollen! Also durchaus nicht nur für angehende Abiturienten geeignet!
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Broschiertes Buch
Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet. – Der Einstieg klingt vielversprechend, fast schon unheilvoll. Doch leider kann der Roman dieses Versprechen für mich nicht einlösen.
Die Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und Agnes bleibt über weite Strecken blass …
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Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet. – Der Einstieg klingt vielversprechend, fast schon unheilvoll. Doch leider kann der Roman dieses Versprechen für mich nicht einlösen.
Die Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und Agnes bleibt über weite Strecken blass und wenig greifbar. Der Erzähler wirkt distanziert und emotionslos und ihre gemeinsamen Gespräche erscheinen künstlich und ohne echte Tiefe. Der nüchterne Stil mag gewollt sein, sorgt aber eher für Langeweile als literarische Intensität. Die Vermischung von Fiktion und Realität hätte spannend sein können, verliert sich jedoch in Vorhersehbarkeit. Viele Szenen wirken austauschbar, es fehlt an echter Dynamik.
Fazit: Kühle Sprache, flache Figuren – Agnes bleibt unter seinen Möglichkeiten.
2 von 5 Sternen
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Broschiertes Buch Das Buch ist einfach nur schön
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