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1848 - was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und Freiheitskämpfer ihre Ziele nicht, doch ein entscheidender Anfang war gemacht.Die Historikerin Alexandra Bleyer erzählt von der einzigartigen Dynamik dieses Revolutionsjahrs in ganz Europa. Neben den politischen Geschehnissen nimmt sie auch den bewegten Alltag in den Blick und begleitet eine Vielzahl von Personen durch diese bewegten Zeiten - von...
1848 - was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und Freiheitskämpfer ihre Ziele nicht, doch ein entscheidender Anfang war gemacht.Die Historikerin Alexandra Bleyer erzählt von der einzigartigen Dynamik dieses Revolutionsjahrs in ganz Europa. Neben den politischen Geschehnissen nimmt sie auch den bewegten Alltag in den Blick und begleitet eine Vielzahl von Personen durch diese bewegten Zeiten - von der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters über Verteidiger des Status quo wie Fürst Metternich bis hin zu Dichtern wie Johann Nestroy und der Tänzerin Lola Montez, die es als Revolutionsflüchtling in die USA verschlug. Eine atemberaubende Chronik, die die ganz besondere Aufbruchsstimmung jener Tage offenbart.
Alexandra Bleyer, geb. 1974, ist promovierte Historikerin und freie Autorin. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind das Zeitalter Napoleons und der Vormärz. Bei Reclam erschienen zuletzt 'Napoleon. 100 Seiten' und 'Propaganda. 100 Seiten'.
Produktdetails
- Verlag: Reclam, Ditzingen
- Artikelnr. des Verlages: 95928621
- Originalausgabe
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 6. September 2022
- Deutsch
- Abmessung: 219mm x 143mm x 31mm
- Gewicht: 495g
- ISBN-13: 9783150112816
- ISBN-10: 3150112818
- Artikelnr.: 63915711
Herstellerkennzeichnung
Reclam Philipp Jun.
Siemensstr. 32
71254 Ditzingen
auslieferung@reclam.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der hier rezensierende Historiker Andreas Fahrmeir hält den Mix aus chronologischer Darstellung und "stringentem Zugriff" in Alexandra Bleyers Revolutionsgeschichte für gelungen. Dass Revolutionen entstehen, wenn wirtschaftliche Krisen, Regierungskrisen und eine revolutionsbereite Masse zusammentreffen, vermag die Autorin dem Rezensenten mit Blick auf 1848 zu vermitteln. Infokästen im Buch erleichtern die Lektüre, und Bleyer berücksichtigt die jüngere Forschung ab 2000 ebenso wie die vielfältigen Verläufe der Revolution und deren Ursachen, erklärt Fahrmeir.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Pläne für eine deutsche Republik
Erfolgreich scheitern: Alexandra Bleyer und Jörg Bong widmen sich der deutschen
Revolution von 1848.
Das nächste Jubiläum der Revolution von 1848/49 wirft seine Schatten voraus. Vor fünfundzwanzig Jahren erschienen bedeutende Lokal- und Regionalstudien, welche die sehr unterschiedlichen Dynamiken der Revolutionen zu erklären suchten und neben den seit Langem untersuchten Parlamentariern verstärkt Frauen, Soldaten, Arbeiterinnen und Arbeiter oder die Landbevölkerung in den Blick nahmen. Dazu kamen wichtige Biographien, vor allem von linken Liberalen und Demokraten. Es wurde üblicher, die deutsche Revolution in europäische Kontexte einzubetten, wenn auch gelegentlich mit
Erfolgreich scheitern: Alexandra Bleyer und Jörg Bong widmen sich der deutschen
Revolution von 1848.
Das nächste Jubiläum der Revolution von 1848/49 wirft seine Schatten voraus. Vor fünfundzwanzig Jahren erschienen bedeutende Lokal- und Regionalstudien, welche die sehr unterschiedlichen Dynamiken der Revolutionen zu erklären suchten und neben den seit Langem untersuchten Parlamentariern verstärkt Frauen, Soldaten, Arbeiterinnen und Arbeiter oder die Landbevölkerung in den Blick nahmen. Dazu kamen wichtige Biographien, vor allem von linken Liberalen und Demokraten. Es wurde üblicher, die deutsche Revolution in europäische Kontexte einzubetten, wenn auch gelegentlich mit
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harmonisierendem Grundton: Bundespräsident Roman Herzog sprach 1998 in der Paulskirche vom "Wind eines Wandels, der die Völker Europas nicht nur veränderte, sondern auch auf neue Weise miteinander verband". Das alles spielte sich vor einem Hintergrund ab, in dem die Erfahrung von 1989 die Einbettung der Revolution von 1848 in eine deutsche Freiheitsgeschichte erleichterte. Gleichwohl fürchtete Herzog angesichts hoher Arbeitslosigkeit und der Erfolge extremer Parteien auch damals eine "Abwendung vom demokratischen System insgesamt".
In den letzten fünfundzwanzig Jahren haben sich zumindest die historiographischen Perspektiven deutlich verschoben. Europa, wenn nicht die ganze Welt sind nun der übliche Bezugspunkt von Gesamtdarstellungen, was die Anforderungen an neue Geschichten "der" Revolution von 1848 deutlich erhöht hat. Alexandra Bleyers "1848" unternimmt den schwierigen Versuch einer neuen europäischen Revolutionsgeschichte auf gedrängtem Raum. Er gelingt hervorragend, da Bleyer eine im Kern chronologische Erzählung mit einem stringenten Zugriff verbindet, der wiederum eine elegante Komposition strukturiert, ohne sie zu dominieren.
Die Autorin geht von der Annahme aus, eine erfolgreiche Revolution entstehe durch das Zusammentreffen einer Wirtschaftskrise mit einer Legitimitätskrise der Regierungen und entschlossenen, umsturzbereiten Akteuren. Dieser Fokus erlaubt es, zu zeigen, wann, wo und wie diese drei Elemente zusammentrafen und wann einzelne von ihnen nicht mehr gegeben waren - etwa, weil die Legitimität neuer Regierungen ebenfalls bröckelte, zentrale Akteure durch Tod, Haft oder Exil abtraten oder sich die wirtschaftliche Lage verbesserte, etwa durch die früh durchgesetzte Bauernbefreiung.
Dabei wird einiges in gut ausgewählte Illustrationen oder graue Kästchen zu Personen, Ereignissen und Texten ausgelagert. Aber die zentrale Erzählung macht im Einklang mit der jüngeren Forschung plausibel, dass es nicht nur die Naivität der Parlamentarier oder die überlegenen Kräfte der Reaktion waren, welche den Verlauf der Revolution bestimmten. Vielmehr waren es die Herausforderungen der um dieselben Territorien konkurrierenden Nationalismen, die Schwierigkeiten neuer Regierungen bei der Erfüllung der an sie gerichteten Erwartungen, der allmähliche Sinneswandel politischer Parteien wie einzelner Akteure sowie das Verhalten der politisch weitgehend Unbeteiligten, denen ein besonders originelles Kapitel gewidmet ist, welche den Verlauf der Revolutionen bestimmten.
Das entspricht der Ambivalenz des Titels: Die Revolution ließ Biographien scheitern oder lenkte sie in gänzlich neue, erfolgreiche Bahnen, sie förderte Emanzipation oder Repression, auf sie konnte im Rückblick als Vorbild oder zur Abschreckung Bezug genommen werden. Sie war zweifellos ein epochales Ereignis, ist aber nicht leicht auf ein zentrales Narrativ zu reduzieren, sondern bietet viele Anknüpfungspunkte, die von der hohen Politik über Neujustierungen von Geschlechterrollen bis hin zur Klimakrise reichen.
Demgegenüber ist Jörg Bongs "Flamme der Freiheit" komplexer konzipiert, aber letztlich einfacher gestrickt. Es handelt sich um den ersten Band einer Trilogie zur Revolution von 1848/49; die beiden folgenden Teile sind für den Herbst 2023 angekündigt. Dieser Band behandelt die Ereignisse von der hier stark auf Paris zentrierten Vorgeschichte der deutschen Revolution bis zum 30. April 1848: Friedrich Hecker beginnt im Schweizer Exil seine Schrift "Die Erhebung des Volkes in Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848". In dieser wie in anderen Szenen bedient sich Bong der Elemente eines historischen Romans (Hecker trinkt zwischen Textstellen Wein, wird durch eine schlagende Tür aufgeschreckt), um seine Geschichte, die teils von Tag zu Tag, teils in Rückblicken geschildert wird, plastisch werden zu lassen. Das gelingt sehr gut, die Offenheit vieler Situationen, vor allem der zentralen parlamentarischen Debatten in Karlsruhe, Heidelberg und Frankfurt, aber auch die rückblickende Selbststilisierung Bismarcks als möglicher Retter der preußischen Monarchie, der allein durch feige Generäle aufgehalten worden sei, wird mal mit zeitgenössischen, mal autobiographischen Quellen komponiert und dabei dramatisch zugespitzt, sodass die grundsätzlichen Konflikte hervortreten. Die Sympathie gilt dabei den Demokraten (im Sinne der damaligen Parteibezeichnung), deren Pläne für eine deutsche Republik durch übertriebenes Beharren auf prozeduralen Regeln in Parlamenten und militärische Repression zum Scheitern gebracht wurden.
Der Preis für diesen erzählerischen Erfolg ist, dass die Erzählung bei aller Kunstfertigkeit in mancherlei Hinsicht konventionell wirkt. Geschildert werden die Konflikte, welche unter Journalisten und Parlamentariern ausgetragen wurden. Hauptdarsteller sind neben Hecker bekannte Figuren wie Georg und Emma Herwegh, Gustav Struve und andere. Das Volk erscheint so, wie sie es sahen: als ziemlich homogener Akteur, dessen Interessen sie zu Recht vertraten. Eine solche Perspektive macht es einfacher, festzustellen, "der erste große europäische Kampf für moderne Demokratien" habe 1848 stattgefunden, aber sie vereinfacht auch stark. Dem entspricht, dass der Fokus bei Bong auf Quellen liegt (die Hecker-Biographin Sabine Freitag etwa wird an keiner Stelle erwähnt), während Bleyer vor allem auf nach 2000 erschienene Titel rekurriert. Welches dieser Narrative 2023 stärker aufgegriffen werden wird - und welche anderen hinzutreten - dürfte eine interessante Frage des kommenden Jubiläums sein. ANDREAS FAHRMEIR
Alexandra Bleyer: "1848". Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution.
Reclam Verlag, Ditzingen 2022. 336 S., Abb., geb., 26,- Euro.
Jörg Bong: "Die Flamme der Freiheit". Die deutsche Revolution 1848/1849.
Unter Mitwirkung von Simon Elson. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2022. 560 S., geb., 29,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In den letzten fünfundzwanzig Jahren haben sich zumindest die historiographischen Perspektiven deutlich verschoben. Europa, wenn nicht die ganze Welt sind nun der übliche Bezugspunkt von Gesamtdarstellungen, was die Anforderungen an neue Geschichten "der" Revolution von 1848 deutlich erhöht hat. Alexandra Bleyers "1848" unternimmt den schwierigen Versuch einer neuen europäischen Revolutionsgeschichte auf gedrängtem Raum. Er gelingt hervorragend, da Bleyer eine im Kern chronologische Erzählung mit einem stringenten Zugriff verbindet, der wiederum eine elegante Komposition strukturiert, ohne sie zu dominieren.
Die Autorin geht von der Annahme aus, eine erfolgreiche Revolution entstehe durch das Zusammentreffen einer Wirtschaftskrise mit einer Legitimitätskrise der Regierungen und entschlossenen, umsturzbereiten Akteuren. Dieser Fokus erlaubt es, zu zeigen, wann, wo und wie diese drei Elemente zusammentrafen und wann einzelne von ihnen nicht mehr gegeben waren - etwa, weil die Legitimität neuer Regierungen ebenfalls bröckelte, zentrale Akteure durch Tod, Haft oder Exil abtraten oder sich die wirtschaftliche Lage verbesserte, etwa durch die früh durchgesetzte Bauernbefreiung.
Dabei wird einiges in gut ausgewählte Illustrationen oder graue Kästchen zu Personen, Ereignissen und Texten ausgelagert. Aber die zentrale Erzählung macht im Einklang mit der jüngeren Forschung plausibel, dass es nicht nur die Naivität der Parlamentarier oder die überlegenen Kräfte der Reaktion waren, welche den Verlauf der Revolution bestimmten. Vielmehr waren es die Herausforderungen der um dieselben Territorien konkurrierenden Nationalismen, die Schwierigkeiten neuer Regierungen bei der Erfüllung der an sie gerichteten Erwartungen, der allmähliche Sinneswandel politischer Parteien wie einzelner Akteure sowie das Verhalten der politisch weitgehend Unbeteiligten, denen ein besonders originelles Kapitel gewidmet ist, welche den Verlauf der Revolutionen bestimmten.
Das entspricht der Ambivalenz des Titels: Die Revolution ließ Biographien scheitern oder lenkte sie in gänzlich neue, erfolgreiche Bahnen, sie förderte Emanzipation oder Repression, auf sie konnte im Rückblick als Vorbild oder zur Abschreckung Bezug genommen werden. Sie war zweifellos ein epochales Ereignis, ist aber nicht leicht auf ein zentrales Narrativ zu reduzieren, sondern bietet viele Anknüpfungspunkte, die von der hohen Politik über Neujustierungen von Geschlechterrollen bis hin zur Klimakrise reichen.
Demgegenüber ist Jörg Bongs "Flamme der Freiheit" komplexer konzipiert, aber letztlich einfacher gestrickt. Es handelt sich um den ersten Band einer Trilogie zur Revolution von 1848/49; die beiden folgenden Teile sind für den Herbst 2023 angekündigt. Dieser Band behandelt die Ereignisse von der hier stark auf Paris zentrierten Vorgeschichte der deutschen Revolution bis zum 30. April 1848: Friedrich Hecker beginnt im Schweizer Exil seine Schrift "Die Erhebung des Volkes in Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848". In dieser wie in anderen Szenen bedient sich Bong der Elemente eines historischen Romans (Hecker trinkt zwischen Textstellen Wein, wird durch eine schlagende Tür aufgeschreckt), um seine Geschichte, die teils von Tag zu Tag, teils in Rückblicken geschildert wird, plastisch werden zu lassen. Das gelingt sehr gut, die Offenheit vieler Situationen, vor allem der zentralen parlamentarischen Debatten in Karlsruhe, Heidelberg und Frankfurt, aber auch die rückblickende Selbststilisierung Bismarcks als möglicher Retter der preußischen Monarchie, der allein durch feige Generäle aufgehalten worden sei, wird mal mit zeitgenössischen, mal autobiographischen Quellen komponiert und dabei dramatisch zugespitzt, sodass die grundsätzlichen Konflikte hervortreten. Die Sympathie gilt dabei den Demokraten (im Sinne der damaligen Parteibezeichnung), deren Pläne für eine deutsche Republik durch übertriebenes Beharren auf prozeduralen Regeln in Parlamenten und militärische Repression zum Scheitern gebracht wurden.
Der Preis für diesen erzählerischen Erfolg ist, dass die Erzählung bei aller Kunstfertigkeit in mancherlei Hinsicht konventionell wirkt. Geschildert werden die Konflikte, welche unter Journalisten und Parlamentariern ausgetragen wurden. Hauptdarsteller sind neben Hecker bekannte Figuren wie Georg und Emma Herwegh, Gustav Struve und andere. Das Volk erscheint so, wie sie es sahen: als ziemlich homogener Akteur, dessen Interessen sie zu Recht vertraten. Eine solche Perspektive macht es einfacher, festzustellen, "der erste große europäische Kampf für moderne Demokratien" habe 1848 stattgefunden, aber sie vereinfacht auch stark. Dem entspricht, dass der Fokus bei Bong auf Quellen liegt (die Hecker-Biographin Sabine Freitag etwa wird an keiner Stelle erwähnt), während Bleyer vor allem auf nach 2000 erschienene Titel rekurriert. Welches dieser Narrative 2023 stärker aufgegriffen werden wird - und welche anderen hinzutreten - dürfte eine interessante Frage des kommenden Jubiläums sein. ANDREAS FAHRMEIR
Alexandra Bleyer: "1848". Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution.
Reclam Verlag, Ditzingen 2022. 336 S., Abb., geb., 26,- Euro.
Jörg Bong: "Die Flamme der Freiheit". Die deutsche Revolution 1848/1849.
Unter Mitwirkung von Simon Elson. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2022. 560 S., geb., 29,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es gelingt hervorragend: eine im Kern chronologische Erzählung mit einem stringenten Zugriff, der wiederum eine elegante Komposition strukturiert, ohne sie zu dominieren.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.2022 »Alexandra Bleyers spannend geschriebene Gesamtdarstellung der 1848er-Revolution gewinnt ihre besondere Aktualität, wenn der Blick auf die neuen Gefährdungen fällt, denen die westlichen Demokratien ausgesetzt sind.« Frankfurter Rundschau, 18.10.2022 »Wer dieses Buch liest, erhält einen vorzüglichen Einblick in das revolutionäre Geschehen in Europa. [...] Informationen, Reflexionen, Wertungen - und all das lesefreundlich geschrieben, auf der Höhe der Forschung, ohne Fachjargon. Man spürt, warum die promovierte Historikerin als Journalistin, Schreibberaterin, Sachbuch- und Krimiautorin erfolgreich ist.« sehepunkte, Ausgabe 23 (2023), Nr. 1 »Historisch fundiert und gleichzeitig mitreißend!« Kronen Zeitung, 31.05.2023 »Ein ziemlich tolles Buch über ein tolles Jahr.« Prantls Blick, 14.05.2023 »Große Empfehlung für dieses 1848er-Buch von Alexandra Bleyer. Auf dem neuesten Stand der Forschung, die Erfolge der Revolution im Blick - und so packend geschrieben, dass es manche Augenbraue in die Höhe ziehen wird.« 16.03.2023
Die Revolution von 1848 wird oft als gescheitert angesehen. Weder entstand ein deutscher Nationalstaat, noch wurde eine liberale Verfassungsordnung eingerichtet. Trotzdem konnte die revolutionäre Bewegung, die fast ganz Europa erreichte, Erfolge aufweisen – z.B. die Abschaffung des …
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Die Revolution von 1848 wird oft als gescheitert angesehen. Weder entstand ein deutscher Nationalstaat, noch wurde eine liberale Verfassungsordnung eingerichtet. Trotzdem konnte die revolutionäre Bewegung, die fast ganz Europa erreichte, Erfolge aufweisen – z.B. die Abschaffung des Metternichschen Polizeistaates und die (wiedererlangte) Pressefreiheit.
Die Historikerin Alexandra Bleyer hinterfragt in ihrem neuen Buch diese widersprüchlichen Einschätzungen. Daneben schildert sie neben dem Revolutionsverlauf auch ausführlich die politischen Entwicklungen vor und nach 1848 – vom Wiener Kongress über das Hambacher Fest bis zur deutschen Reichsgründung 1870/71. Ausführlich werden die vielseitigen Ursachen für die Revolution beleuchtet. Es herrschten sowohl politische als auch soziale Missstände, die die Bevölkerung immer mehr dazu trieben, sich gegen die herrschende Ordnung (Fürstenherrschaft) aufzulehnen. Obwohl es gelang, eine Nationalversammlung einzuberufen und eine Verfassung mit einem konkreten Plan zur Verwirklichung des deutschen Nationalstaates zu verabschieden, scheiterte die Revolution im Jahr 1849 trotzdem. Ein Grund waren die Differenzen zwischen den verschiedenen Revolutionären – primär zwischen den Liberalen und den Demokraten.
Für Bleyer war die Revolution jedoch nicht gescheitert; Erfolge sind für sie der Beginn der Emanzipation, die Agrarreformen, die Bildung von demokratischen Vereinen oder die Durchsetzung des Verfassungsprinzips und erste individuelle Grundrechte. Aber erst in der Weimarer Republik (1918-1933), die sich für ihr Grundgesetz auf die Frankfurter Verfassung (März 1849) berief, wurde das revolutionäre Erbe aber zu einem politischen Bezugspunkt. Fazit: Eine anschauliche Darstellung, die keine großen historischen Vorkenntnisse verlangt.
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Frühes Ende, lange Wirkung: Alexandra Bleyer beleuchtet die Revolution(en) von 1848/49
Historikerin und Autorin Alexandra Bleyer nimmt sich in ihrem neuesten Buch eines Jahres an, das Geschichte geschrieben hat: 1848 - Die Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution.
Kann oder darf …
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Frühes Ende, lange Wirkung: Alexandra Bleyer beleuchtet die Revolution(en) von 1848/49
Historikerin und Autorin Alexandra Bleyer nimmt sich in ihrem neuesten Buch eines Jahres an, das Geschichte geschrieben hat: 1848 - Die Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution.
Kann oder darf das Scheitern einer Revolution als Erfolg bezeichnet und verkauft werden? Ist Scheitern nicht immer ein Misserfolg?
Diesem scheinbaren Widerspruch geht Alexandra Bleyer in elf Kapiteln akribisch nach.
Revolution! Revolution?
Vor dem Sturm
Europa in der Krise
Vulkanausbrüche
Pariser Funkenflug
Herrschaftszeiten
Die Stunde der Parlamentarier
Mit vereinten Kräften
Triumph und Niederlage
Revolutionsschauplatz Medien
Was vom Aufstand übrig blieb
Ausgehend von revolutionären Agitationen aus Frankreich greifen die Rufe nach Grundrechten, Demokratie und damit einhergehend, die Abschaffung der absolutistischen Monarchien in ganz Europa um sich. Nun, vielleicht nicht ganz Europa, Großbritannien ist ausgenommen, da es hier schon eine konstitutionelle Monarchie gibt, was bedeutet, dass der Monarch nicht wirklich etwas zu sagen hat. Und Deutschland? Klein- und Kleinststaaten sowie ein Preußen, das sich zu Höherem berufen fühlt.
Neben einer chronologischen Abfolge der Ereignisse, in der - wie die Autorin einräumt, durchaus „auch der Mut zur Lücke“ enthalten ist, legt die Historikerin auch Wert auf die Sicht der direkt (Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters) oder indirekt (Lola Montez als Revolutionsflüchting) beteiligten Frauen.
Minutiös listet Alexandra auf, welche der ungelösten wie Antisemitismus bzw. neu aufflammenden Konflikte (Nationalismus) zwar mit einigen Umwegen, aber dann doch in den Ersten Weltkrieg führten. Denn, um der eigenen Freiheit willen, die Freiheit anderer brutal zu unterdrücken, ist Konfliktstoff für die nächsten Generationen.
Gelungen ist den Revolutionären in der sogenannten „Paulskirchenverfassung“, dass den Männern über 25 Jahren das aktive und passive Wahlrecht zugestanden wurde. Und, fragt sich die geneigte Leserin, was ist mit uns Frauen? Sollten wir nicht ebenso ihre Stimme abgeben dürfen? Die Antwort muss, so glaube ich, nicht extra erwähnt werden: Frauen und Wahlrecht? Nein, danke - hier waren sich alle Männer einig.
Ein weiteres Ergebnis dieses Grundrechtskataloges ist die Befreiung der Bauern, die Versammlungsfreiheit (sie wird bei Bedarf wieder eingeschränkt oder ganz zurückgenommen) und eine scheinbare Gleichstellung der Juden.
Für echte Demokratie, wie wir sie heute verstehen, war niemand zu haben - weder die Revolutionäre noch (natürlich) die aktuellen Monarchen. Die einzelnen revolutionären Gruppen waren viel zu unterschiedlich und auch in sich zerstritten. So gesehen muss man die Revolution(en) von 1848/19 als gescheitert betrachten. Aber die Saat wurde gelegt, bis der Keim ausgetrieben hat, wird es noch Jahrzehnte dauern.
Fazit:
Eine fesselnd geschriebene Darstellung der Ereignisse von 1848/49, die durch aktuelle Gefährdungen der Demokratien sowohl in Europa als auch in den USA, zunehmend an Aktualität gewinnen. Erfolg und Scheitern liegen manchmal sehr eng beieinander. Gerne gebe ich diesem fundierten Sachbuch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
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„1848 – was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und …
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„1848 – was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und Freiheitskämpfer ihre Ziele nicht, doch ein entscheidender Anfang war gemacht.
Die Historikerin Alexandra Bleyer erzählt von der einzigartigen Dynamik dieses Revolutionsjahrs in ganz Europa. Neben den politischen Geschehnissen nimmt sie auch den bewegten Alltag in den Blick und begleitet eine Vielzahl von Personen durch diese bewegten Zeiten – von der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters über Verteidiger des Status quo wie Fürst Metternich bis hin zu Dichtern wie Johann Nestroy und der Tänzerin Lola Montez, die es als Revolutionsflüchtling in die USA verschlug. Eine atemberaubende Chronik, die die ganz besondere Aufbruchsstimmung jener Tage offenbart.“
In verschiedenen historischen Romanen ist mir das Jahr 1848 bereits des Öfteren begegnet und ich habe alles immer gern mit größter Aufmerksamkeit dazu verfolgt und gelesen. Autorin und Historikerin Alexandra Bleyer erzählt hier aber aus Sicht der Wissenschaftlerin und Kennerin des Themas auf sachlichem Terrain aber dennoch mehr als unterhaltsam und sehr gut nachvollziehbar. Bleyer geht hier komplett chronologisch vor und benennt zudem bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten die aber alle in allem mehr als genug mit den Jahren 1848/49 benannt werden müssen. Es war das Jahr der Revolution in Europa und der Schrei und Drang nach Demokratie war noch nie so groß wie vor 175 Jahren. Bleyer beleuchtet aber nicht nur die Politik und ihre Entwicklungen sondern eben auch den ganz normalen Alltag. Warum? Ohne dieses Verständnis wie diese Geschehnisse auf den „normalen“ Bürger mit seinen „normalen“ Problemen eingewirkten haben, ist das alles eben nicht verständlich! Man muss alle Seiten der Medaillen betrachten, studieren und erst dann ergibt sich ein Gesamtbild. Das Volk wird zumeist immer nur von den gebildeten und politisch engagierten Persönlichkeiten verallgemeinert aber es gibt ja eben nunmal auch das „einfach und normale“ Volk! Alexandra Bleyer nimmt uns immer wieder gekonnt an die Hand und erzählt uns wie es damals war. Es ist eine Zeitreise deluxe, denn ihre Art und Weise sind einnehmend und begeisternd. Das Buch wird als „atemberaubende Chronik“ bezeichnet und das ist es auch. Jeder Geschichtsinteressierte wird hier eine große Lesefreude erleben - egal ob in den beiden Jahren es ein Erfolgserlebnis für die Demokratie war oder auch nicht, war es und ist es ein historisches Ereignis von enormen Wert! 5 von 5 Sterne für dieses gelungen Buch!
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