Der letzte Sommer vor der Pubertät ... ein Roman mit Perspektiv-Problemen
Die Person, die in Rückblicken die Geschichte der 12-jährigen Freunde Sam, Billy und Miranda erzählt, ist in der Gegenwart Ende 30 wie der Autor Federico Axat. Im legendären letzten Sommer vor dem Erwachsenwerden der Clique
wollen die Freunde das rätselhafte Verschwinden von Sams Mutter aufklären und weitere damit…mehrDer letzte Sommer vor der Pubertät ... ein Roman mit Perspektiv-Problemen
Die Person, die in Rückblicken die Geschichte der 12-jährigen Freunde Sam, Billy und Miranda erzählt, ist in der Gegenwart Ende 30 wie der Autor Federico Axat. Im legendären letzten Sommer vor dem Erwachsenwerden der Clique wollen die Freunde das rätselhafte Verschwinden von Sams Mutter aufklären und weitere damit verknüpfte unheimliche Vorkommnisse im Ort. Miranda ist mit ihren Eltern gerade frisch in das Haus ihrer Großeltern gezogen, das jahrelang leer gestanden und die Einwohner zu fantastischen Geschichten angeregt hatte. Sam verliebt sich sofort in Miranda und hinterlegt ihr anonym ein Geschenk.
Mehr als 10 Jahre vorher hatte Sam als Kleinkind mit in dem Auto gesessen, mit dem seine Mutter verunglückte. Eine Leiche wurde nicht gefunden, so dass das Unfallopfer theoretisch noch leben könnte. Da Sams Vater unbekannt war, kam das Kleinkind als eins der 14 Pflege- und Adoptivkinder einer Bauernfamilie auf deren Hof in Carnival Falls, wo Gemüse angebaut wird. Über den Kindern schwebt stets die Drohung, dass es als letzten Schritt nach diesem Hof nur das staatliche Waisenhaus geben wird, falls sie etwas anstellen sollten. In der Pflegefamilie hat Sam einen äußerst aggressiven Gegenspieler, Orson, der mit allen Mitteln versucht, Sam zu drangsalieren und in ein schlechtes Licht zu stellen. Mehr als die bevorstehende Pubertät beschäftigen Sam das unheimliche Haus der Mathesons, seine heimliche Liebe zu Miranda, Orsons Mobbing-Kampagne und das rätselhafte Verschwinden seiner Mutter.
Hätte ich den Prolog des Buches vorher als Leseprobe lesen können, hätte ich das Buch sicher nicht angefordert. In der ersten Hälfte des Romans trifft der erwachsene Erzähler m. A. sprachlich nur selten die Perspektive eines Kindes. Die Wortwahl klingt in den Dialogen übertrieben erwachsen, zu verschnörkelt bis gestelzt für ganz normale Menschen und 12-jährige Kinder. Dass ein Einjähriges (!) seine Erinnerung an seine Mutter mit „sie ist wunderschön“ ausdrückt, finde ich selbst aus der Rückschau des Erwachsenen nicht nur unglaubwürdig, sondern übelst kitschig. Dem erwachsenen Erzähler gelingt es m. M. anfangs nicht, mit der Urteilsfähigkeit der Gegenwart seine Gefühle als 12-Jähriger glaubwürdig zu beschreiben. Die zweite Hälfte, die mit einem Paukenschlag endet, fand ich sprachlich überzeugender. Atmosphäre der USA in den 80ern fand ich im Buch kaum vor, die Geschichte könnte irgendwo spielen. Zum Thema letzter Sommer à la Stand by Me gibt es eine Reihe von überzeugenderen Büchern (Wer hat Angst vor Jasper Jones, Der dreizehnte Monat), an die Die Verwandlung des Schmetterlings atmosphärisch nicht heranreicht.