Ein Schuh liegt auf dem Dach. Wie ist er dahingekommen?
Ein kleines Mädchen, das Nachts nicht schlafen kann, hat einen Engel gesehen der den Schuh vergessen hat. Ein Mann, der von seiner Freundin verlassen wurde und Nachts in ihrer Wohnung herum schleicht, um die Hosenbeine des neuen Partners
zusammen zu binden und den Schuh auf das Dach zu schmeißen. Eine junge Frau, deren Geliebter in seine…mehrEin Schuh liegt auf dem Dach. Wie ist er dahingekommen?
Ein kleines Mädchen, das Nachts nicht schlafen kann, hat einen Engel gesehen der den Schuh vergessen hat. Ein Mann, der von seiner Freundin verlassen wurde und Nachts in ihrer Wohnung herum schleicht, um die Hosenbeine des neuen Partners zusammen zu binden und den Schuh auf das Dach zu schmeißen. Eine junge Frau, deren Geliebter in seine Heimat abgeschoben wurde und der beim nächtlichen Rendevouz den Schuh auf dem Dach verloren hat. Ein Literaturkritiker und Fernsehmoderator, der Stimmen hört und anfängt, sich wirklich mit Literatur auseinander zusetzen und schließlich seinen Schuh auf das Dach schmeißt, um der Welt wie Sokrates Barfuß gegenüber zu stehen. Ein Mann, der verwundet nach einem misslungenen Überfall auf dem Dach zurück gelassen wurde und der seinen Schuh ausziehen musste da sein Fuß geschwollen war. Zwei Freunde, die sich auf dem Weg zu einer Party verlaufen, nach der einer von Ihnen die Liebe seines Lebens hinter her rennt und der andere seine ruinierten Schuhe auf das Dach wirft. Der Hund, der den Aufstieg und den Niedergang seines Herrn erlebt, und dann letztendlich mit dem Schuh auf dem Dach landet. Eine einsame alte Dame, die über den liegen gelassenen Schuh einen genauso einsamen homosexuellen Feuerwehrmann kennen lernt. Ein Maler, der durch den Schuh auf dem Dach seine Blockade überwindet und auf das wesentliche blickt. Und schlussendlich die „wahre“ Geschichte über einen suizidgefährderten Mann, der den Schuh als Zeichen auf das Dach stellt und anschließend hinunter fällt.
Eigentlich bin ich kein Fan von Kurzgeschichten, aber dieses Buch ist überraschend anders.
Zehn kurze in sich abgeschlossen Geschichten umfasst das Buch „Der Schuh auf dem Dach“ von Vincent Delecroix. Sie alle haben etwas gemeinsam, und das ist nicht nur der Schuh – sie lassen uns für kurze Zeit an ihrem Leben und ihrer Philosophie teilhaben. Der Erzählstil passt sich dabei den einzelnen Personen an und die Perspektive wechselt von dem genervten Vater über die verlassen Frau und den Hund bis hin zu lebensmüden jungen Mann am Ende, wobei die Stimmung der Geschichten den Bogen von verträumt über witzig und melancholisch bis hin zu traurig depressiv spannt. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, haben jedoch gewisse Berührungspunkte und Schnittstellen. Und auch das Thema bleibt gleich – die Liebe in den unterschiedlichsten Formen: die Liebe eines Vaters, die verlassene Liebe, die betrogene Liebe, die bedingungslose Liebe, der Zerfall der Liebe und die Täuschung der Liebe. Mit 224 Seiten ist es eigentlich ein sehr kurzes Buch, aber da der Autor sich aber auf das wesentliche beschränkt hat, ist es um so aussagekräftiger. Für mich war „Der Schuh auf dem Dach“ ein literarischer Kurzurlaub, da es sich sehr vom Mainstream abhebt, und zurück blieb ein Gefühl wohliger Wärme. Absolut empfehlenswert!