Schaurig schöne Horror-Fantasy aus deutscher Feder.
Thomas Plischke geht dem Wesen der Zombies nach, in einem Roman, welcher sich weitab zahlreicher Splatterorgien bewegt. Natürlich werden in “Die Zombies” diverse rohe Innereien verköstigt, von Tieren und Menschen, aber seine Zombies sind zu
einem Grossteil noch mit ihrer Persönlichkeit aus Lebzeiten gesegnet. Mit Lily Young hat der Autor eine…mehrSchaurig schöne Horror-Fantasy aus deutscher Feder.
Thomas Plischke geht dem Wesen der Zombies nach, in einem Roman, welcher sich weitab zahlreicher Splatterorgien bewegt. Natürlich werden in “Die Zombies” diverse rohe Innereien verköstigt, von Tieren und Menschen, aber seine Zombies sind zu einem Grossteil noch mit ihrer Persönlichkeit aus Lebzeiten gesegnet. Mit Lily Young hat der Autor eine sympathische und authentische Hauptfigur erschaffen, deren Leben bzw. Ableben den Roman prägt. Statt der Fressinvasion einer Zombiehorde, präsentiert Thomas Plischke ein verschachteltes Netzwerk und Versteckspiel zwischen Untoten und deren Jägern.
Der Umstand das Lily Young von einer Zombieforscherin selbst zu einer Zombie wird, mag auf den ersten Blick etwas einfallslos erscheinen, wird jedoch von dem Autor hervorragend genutzt. Mit der Recherchearbeit der Studentin, eröffnet sich dem Leser ein atmosphärisch schauriger und sehr gelungener Einblick in Mythen untoter Daseinsformen rund um den Globus. So dokumentiert der Roman, Blitzlichtern gleich, verschiedene Interviews, die Lily mit Zomieexperten geführt hat. Die scheinbar wahllose Abfolge dieser Gespräche führt von Professoren zu vermeintlichen Augenzeugen von Totenauferstehungen, von altägyptischen Mumifizierungen, über karibischen Schamanismus, bis zu heutigen Sekten mit kruden Ritualen. Sehr schade ist, dass die Interviewdokumentionen, mit Lilys Wandlung ihr Ende finden. Sind es doch gerade sie, welche in der ersten Hälfte des Buches wirklich zu faszinieren wissen und den Mythos Zombie auf atmosphärisch sehr schöne Weise näher bringen.
“Die Zombies” ist in erster Linie die Geschichte der Lily Young, welche zu unterhalten weiss. Thomas Plischke führt die Studentin, von ihrem leicht chaotischen Alltagsleben, in eine Zwischenwelt und eine Existenz jenseits von Leben und Tod. Diese vollzieht sich zwar auf, für Zombies, herkömmlichem Wege, besticht jedoch durch eine individuelle Note. Neben dieser angenehmen und spannenden Lebensgeschichte, entflechtet der Autor die Existenz von Zombies in unserer Gesellschaft, mal als quasi religiöse Hüter, dann als plumpe Menschenfresser und sogar als Rächer der Armen und Schwachen. Ihnen gegenüber steht jedoch ein geheimes Netzwerk von Untotenjägern, welches durch seine ganz eigenen, vom Tod diktierte, Geschichte, ebenso zu begeistern weiss, wie ihre Beute.
Thomas Plischke hat mit “Die Zombies” einen spannenden Roman um das Wesen der Untoten geschrieben, gespickt mit einer sehr schönen Liebesgeschichte, etwas Humor und einem schaurigen Blick die Mythologie der lebenden Toten. Zwischen Grosstadtjagden, entlegenen Dörfern, geheimen Laboren, skurillen Kommandobasen und wohl platzierten Ekelmomenten, ist “Die Zombies” ein Roman, dessen Lektüre zu fesseln weiss und schlichtweg Spass macht.