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3 Kundenbewertungen

Es war ein Sonntag, an dem man sicher war, alles zu können. Fliegen zum Beispiel. Was Kos stattdessen gerade erlebt, gleicht eher einer Bruchlandung: der Herzinfarkt seines Vaters, der mehr ist als sein bester Freund, drei starrköpfige Schwestern, mit denen er das Familienhotel am Laufen halten muss. Und dann ist da noch Isabel die hat er immer noch nicht geküsst. Er braucht dringend Auftrieb. Aber im Moment sieht es nicht danach aus Ein wunderbar verrücktes, temperamentvolles Buch Trouw

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Produktbeschreibung
Es war ein Sonntag, an dem man sicher war, alles zu können. Fliegen zum Beispiel.
Was Kos stattdessen gerade erlebt, gleicht eher einer Bruchlandung: der Herzinfarkt seines Vaters, der mehr ist als sein bester Freund, drei starrköpfige Schwestern, mit denen er das Familienhotel am Laufen halten muss. Und dann ist da noch Isabel die hat er immer noch nicht geküsst.
Er braucht dringend Auftrieb. Aber im Moment sieht es nicht danach aus Ein wunderbar verrücktes, temperamentvolles Buch Trouw
Autorenporträt
Kuyper, Sjoerd
Sjoerd Kuyper, geboren 1952 in Amsterdam, hat mehr als vierzig Bücher geschrieben, von denen viele Preise gewonnen haben und verfilmt wurden. Außerdem schreibt er Texte für Fernsehserien, Kinofilme und für das Theater. 2012 wurde er mit dem Theo Thijssen-Preis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

Schwestern-
Alarm
Trubel und Trouble in einem
Familienhotel
Sie sind schon eine Plage für Kos, seine drei Schwestern. Die 19-jährige Libby, die fürs Abitur lernt und meint, sie müsse die Mutter ersetzen. Briek, 15, immer wütend, versteckt sich hinter dem Gothic Look, „dass sie wie ein frisch geteertes Stück Straße aussieht“, und singt Mamas alte Lieder. Die munterste, Pel, neun Jahre alt, verharrt in einer sehr optimistischen Form der Todesmagie, glaubt, dass Mama in ihrem Zimmer lebt, trägt ihre Kleider und spricht mit ihrem Bild. Als die Katastrophe hereinbricht und der Vater mit Herzinfarkt ins Krankenhaus kommt – gerade als er Kos beim Jugendfußballturnier zuschaut – tröstet ihn Pel. Wenn er stirbt, kann er mit Mama in ihrem Zimmer wohnen.
  Doch er wird überleben, denn der Autor Sjoerd Kuyper, ein versierter Theatermann, nutzt die Form der Komödie, um fast alle aktuellen Themen der Jugendliteratur in einer Art literarischer Nummernrevue in das Leben der Geschwister einbrechen zu lassen. Zwei Wochen lang versuchen sie, das marode Familienhotel vor dem Ruin zu retten, während sie dem Vater die wunderbarsten und schrillsten Lügen auftischen. Besonders Kos hat eine ausufernde Fantasie, die braucht der Dreizehnjährige auch, denn er fühlt sich jetzt, ohne Vater, als Außenseiter und grübelt ständig darüber nach, ob er wirklich von seinen Schwestern geliebt wird, und, ein noch viel größeres Thema, ob man Frauen überhaupt verstehen kann. Die raren Männer in seiner Umgebung, der Vater und der alte Koch, der mal als Rocksänger durch die Welt zog und einschlägige Erfahrungen sammelte, geben da sehr widersprüchliche und in der Praxis wenig taugliche Antworten. Zweifel und ständiges Erröten quälen ihn auch beim Anblick der wunderschönen Isabel. „Ich weiß nicht einmal, ob ich sie liebe, weil ich nicht weiß, wie das geht.“
  Irgendwann wird er es wissen, und Isabel hilft dabei kräftig nach, aber vorher stiftet er noch bei den Hotelgästen so ein Chaos, dass alle fliehen, wird von seinen liebenden Schwestern gezwungen, in der Verkleidung eines Mädchens bei einer Miss-Wahl teilzunehmen (die Siegerin bekommt 5000 Euro), und es taucht eine Schülerfußballmannschaft aus Tuvalu auf, die kräftig an der Slapstick-Schraube dreht. Situationskomik, Gags, manchmal unterlegt mit sehr ernsthaften Gedanken, schräge Dialoge und ein genüssliches Auskosten verrückter Situationen lassen keine Minute Zweifel aufkommen, dass alle und wirklich alle, am Schluss glücklich sind.
  Die tragikomische Stimmung (sehr gut übertragen von Eva Schweikert) findet auch den richtigen literarischen Rahmen, denn Kos spricht jeden Abend seine Erlebnisse auf Band, zum Schreiben hat er keine Zeit, und auf einmal merkt man, dass sich da noch eine andere Stimme einmischt, mit eigenen Kommentaren.
  Leider leistet sich diese höchst vergnügliche Geschichte ein Cover, das die Zielgruppe, nämlich Jungen, nicht erreichen wird. Schade, weil doch Kos am Schluss wirklich in die Jugendmannschaft von Ajax Amsterdam aufgenommen wird. (ab 13 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Sjoerd Kuyper: Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling. Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart. Gabriel 2015. 250 Seiten, 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bestens amüsiert hat sich Roswitha Budeus-Budde mit Sjoerd Kuypers schmissigem Jugendroman "Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling". Dabei greift der Autor "fast alle aktuellen Themen der Jugendliteratur" auf und serviert sie als rasant-pointierte Tragikomödie, berichtet die Rezensentin, die staunt, wie viel Humor Kuyper aus den üblicherweise mit heiligem Ernst begegneten Nöten der Teenagerexistenz zu gewinnen versteht. Schade nur, dass das in den Augen Budeus-Buddes missglückte Cover die eigentliche Zielgruppe, nämlich Jungen, nicht ansprechen wird, bedauert die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2015

Die ältesten Tränen fließen zum Schluss
Jungs sind besser als ihr Ruf: Sjoerd Kuyper schreibt mit Tempo über Liebe und so

Je netter Mädchen werden, desto schöner ist es, ein Junge zu sein. Bis Kos diese Erfahrung macht, ist schon allerhand passiert. Er hat, zum Beispiel, beim Knutschen der von ihm begehrten Isabel aus Versehen ein Cocktailspießchen in den Gaumen gerammt. Er ist in einem Affenkostüm rappend durch die Stadt gelaufen. Und er macht bei einer Misswahl mit. Als seine eigene Schwester. Mit Klebeband am Penis und rasierten Beinen.

Kos ist 13 Jahre alt, er hat drei absolut nervtötende Schwestern, die 19, 15 und neun Jahre alt sind, ist ein großartiger Fußballer und lernt an einigen Tagen im Mai viel über Mädchen und das Leben. Insofern ist es ein Glück, dass er das Wichtigste auf ein uraltes Tonband gesprochen hat. Und dass am Ende Isabel beschließt, das alles auf ihrem Laptop abzutippen.

"Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling" heißt das fertige Buch. Obwohl der Titel so romantisch-verspielt klingt, dass eher Mädchen darauf kommen könnten, es zu lesen, ist zu hoffen, dass auch viele Jungs es in die Hände kriegen. Nicht nur, weil darin ein Testspiel stattfindet, das Kos in die Nachwuchsmannschaft von Ajax Amsterdam bringen soll. Die ganze Geschichte ist so brüllend komisch, rasend schnell und wild, als sei sie von einem Verrückten erfunden worden. "Könnte man an Fantasie sterben, dann wäre ich schon längst tot", sagt Kos.

Erfreulicherweise stirbt niemand, obwohl es am Anfang so aussieht. Und eine der wichtigsten Personen schon tot ist: Kos' Mutter. Vor drei Jahren ist sie an Krebs gestorben, und seither wurstelt sich Kos' Vater, der ein Hotel betreibt, so durch. Er ist als Papa fast zu lieb, will unbedingt, dass seine Kinder glücklich sind, er raucht und trinkt zu viel, er hat, was die Kinder nicht ahnen, Schulden. Und genau an dem Tag, als Kos seine Fußballmannschaft zum Meister kickt, fällt er am Spielfeldrand um. Herzinfarkt.

Kos' Geschichte stammt nicht von einem Verrückten, sondern von Sjoerd Kuyper, 1952 in Amsterdam geboren, der schon mehr als 40 Bücher und Drehbücher für Kinder und Jugendliche geschrieben hat. Nur wenige sind ins Deutsche übersetzt worden, was hier Eva Schweikart getan hat. Kuyper weiß, dass manche Geschichten unbedingt verrückt sein müssen, damit das Wahre hervortreten kann. Kos und seine drei Schwestern, Libbie, die Ersatzmutter, Briek, die Gothic-Braut, und Pel, die Jüngste mit den verrücktesten Ideen, versuchen nun zu retten, was zu retten ist. Ungewöhnliche Situationen aber erfordern ebensolche Maßnahmen - und weil alle vier darunter etwas anderes verstehen, ist das Tempo hoch, das Chaos groß, der Wortwitz scharf. Kos' Geschichte ist für die Leser extrem unterhaltsam, man kommt aus dem Kichern gar nicht heraus - aus dem Staunen und Nachdenken allerdings auch nicht.

Denn mit einer Art Screwball-Komödie erzeugt Kuyper eine Leichtigkeit, in der das Schwere gut aufgehoben ist. Die Angst, den Vater zu verlieren, setzt in Kos die Möglichkeit frei, sich zu beweisen. Und, zum allerersten Mal, um seine Mutter zu trauern. Endlich kann er, der Junge, aufhören, tapfer zu sein. Mitten in einer komischen Szene bricht er zusammen, im Arm der großen Schwester. "Die ältesten Tränen kamen ganz zum Schluss", erzählt Kos. Dass er nicht nur in all seinen Schwestern je einen Teil der patenten, liebevollen und fantasiebegabten Mutter wiederfindet, sondern endlich erfährt, dass auch er ihr ähnlich ist, dass er ein Wunsch-Junge war wie seine Schwestern Wunsch-Mädchen, ist ein Kern des Romans. Als Leser dürfen wir miterleben, wie Kos ihn nach und nach entdeckt, wie er seine Gedanken entwickelt und aus dem, was er über sich als Junge erfährt, Neues lernt. Zum Beispiel, wie man mit Mädchen umgeht.

Denn die mindestens zweitwichtigste Frage in Kos' Geschichte ist die, ob er und Isabel sich kriegen. Mit Hilfe der Tonband-Konstruktion, in der Isabel nachträglich kommentiert, was Kos schildert, hat Kuyper die Möglichkeit geschaffen, dieselben Szenen aus Mädchen- und Jungensicht zu schildern. Und da beide, sozusagen, ganz für sich sprechen, tun sie es offen, geben Irrtümer zu und Peinlichkeiten, reden von Lust und Sehnsucht, von Missverständnissen und wie man sie ausräumen könnte. Nicht nur Jungs und Mädchen, auch erwachsene Leser haben etwas davon. So wird sowohl in der Handlung als auch erzählerisch das Wechseln der Perspektiven geübt.

Man müsste, sagt Isabel einmal, schon früh den Jungs ein Buch vorlesen, das von Mädchen handelt, wie sie denken und was sie tun. Und Mädchen müsste man ein solches Buch über Jungs vorlesen. Sjoerd Kuyper hat mit seiner hochkomischen und tief nachdenklichen Geschichte nichts Geringeres versucht, als ein solches Buch zu schreiben. Es ist ihm gelungen.

EVA-MARIA MAGEL

Sjoerd Kuyper: "Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling".

Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart. Gabriel Verlag, Stuttgart 2015. 250 S., geb., 14,99 [Euro]. Ab 12 J.

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