Aus der Perspektive eines Kindes erzählt "Die Flucht" vom beschwerlichen Weg einer Familie aus einem kriegsversehrten Land nach Europa. Eine Geschichte von Verlust und Enttäuschung, von Sehnsucht und Hoffnung, wie sie aktueller nicht sein könnte. "Die Flucht" ist eigentlich eine Geschichte von vielen Fluchten. Die Idee zu diesem Buch hatte Francesca Sanna nach der Begegnung mit zwei Mädchen in einem Flüchtlingszentrum in Italien. Sie hat zahlreiche Gespräche mit Migrantinnen und Migranten geführt, die eine ähnliche Reise hinter sich haben, wie sie die Familie im Buch durchlebt. Ihre Erlebnisse hat sie in die Geschichte einfließen lassen und in packenden Illustrationen zum Ausdruck gebracht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.03.2017Freifliegen
Frei sein, wie die Vögel, ohne Grenzkontrollen in eine sichere neue Heimat gelangen – ob das dieser Familie gelingt, deren Geschichte die junge Illustratorin Francesca Sanna in ihrem Bilderbuchdebüt erzählt? Und deren Schicksal sie beispielhaft darstellt als die Situation Heimatloser aus vielen Ländern, die sie in einem Flüchtlingszentrum in Italien traf.
Das erste Bild zeigt eine Bilderbuchstadt am Meer, doch die heitere Atmosphäre, das Spiel der Familie am Strand scheint schon bedroht zu sein durch die Schwärze des Ozeans, dessen Wellen wie Zungen am Sand lecken. Die Schwärze überschwemmt die nächsten Seiten, als der Krieg ausbricht, der Vater verschwindet und es die Aufgabe der Mutter wird, mit den Kindern in ein sicheres Land zu gelangen.
Der Text, erzählt von einem Kind, berichtet nur das Nötigste, denn die Angst, die immer wieder aufflammende Hoffnung, die wieder von Verzweiflung erstickt wird, alle diese Stimmungen drücken sich in den Bildern aus. In Zeichnungen, die, am Computer bearbeitet, aus dem Gegensatz zwischen Farbigkeit und Dunkelheit leben, die Perspektiven auflösen und manchmal an Volkskunst erinnern und so dem Geschehen etwas Archaisches geben.
Alle Hoffnung auf Rettung geht in diesem Bilderbuch, das für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde, von der Mutter aus. Als Symbol ihrer Stärke zeichnet Francesca Sanna sie mit einer Flut schwarzer Haare, in der die Kinder immer wieder wie in einem Mantel Schutz suchen und auch finden. Dass der Schluss offenbleibt – mutig für ein Bilderbuch – ist der eigentliche Appell dieser ungewöhnlichen Geschichte.
(ab 5 Jahre)
BUD
Francesca Sanna: Die Flucht. Aus dem Englischen von Thomas Bodmer. NordSüd Verlag, Zürich 2016. 30 Seiten, 17,99 Euro.
Illustration aus Francesca Sanna: Die Flucht.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frei sein, wie die Vögel, ohne Grenzkontrollen in eine sichere neue Heimat gelangen – ob das dieser Familie gelingt, deren Geschichte die junge Illustratorin Francesca Sanna in ihrem Bilderbuchdebüt erzählt? Und deren Schicksal sie beispielhaft darstellt als die Situation Heimatloser aus vielen Ländern, die sie in einem Flüchtlingszentrum in Italien traf.
Das erste Bild zeigt eine Bilderbuchstadt am Meer, doch die heitere Atmosphäre, das Spiel der Familie am Strand scheint schon bedroht zu sein durch die Schwärze des Ozeans, dessen Wellen wie Zungen am Sand lecken. Die Schwärze überschwemmt die nächsten Seiten, als der Krieg ausbricht, der Vater verschwindet und es die Aufgabe der Mutter wird, mit den Kindern in ein sicheres Land zu gelangen.
Der Text, erzählt von einem Kind, berichtet nur das Nötigste, denn die Angst, die immer wieder aufflammende Hoffnung, die wieder von Verzweiflung erstickt wird, alle diese Stimmungen drücken sich in den Bildern aus. In Zeichnungen, die, am Computer bearbeitet, aus dem Gegensatz zwischen Farbigkeit und Dunkelheit leben, die Perspektiven auflösen und manchmal an Volkskunst erinnern und so dem Geschehen etwas Archaisches geben.
Alle Hoffnung auf Rettung geht in diesem Bilderbuch, das für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde, von der Mutter aus. Als Symbol ihrer Stärke zeichnet Francesca Sanna sie mit einer Flut schwarzer Haare, in der die Kinder immer wieder wie in einem Mantel Schutz suchen und auch finden. Dass der Schluss offenbleibt – mutig für ein Bilderbuch – ist der eigentliche Appell dieser ungewöhnlichen Geschichte.
(ab 5 Jahre)
BUD
Francesca Sanna: Die Flucht. Aus dem Englischen von Thomas Bodmer. NordSüd Verlag, Zürich 2016. 30 Seiten, 17,99 Euro.
Illustration aus Francesca Sanna: Die Flucht.
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