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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2024
Hoffnung der Frauen / Die Berghebamme Bd.1
Winterberg, Linda

Hoffnung der Frauen / Die Berghebamme Bd.1


ausgezeichnet

Kampf gegen die Tradition
Maria ist ein "Bankert", wurde als Findelkind in einem Bergdorf aufgezogen und hatte immer gegen Vorurteile anzukämpfen. Angesichts der Situation solcher Kinder Ende des neunzehnten Jahrhunderts ist es ihr vergleichsweise recht gut gegangen. Sie hatte eine liebevolle Ziehmutter und auch einen Freund, Max, für den sie das "Schwesterchen" war. Auch hatte sie die Möglichkeit, in München ihren Traumberuf, den der Hebamme zu erlernen. Glücklich war sie nicht in der sogenannten Gebäranstalt, wo nur ungewollte Kinder, weitere "Bankerts" eben, zur Welt gebracht wurden. Nach einem kleinen Zwischenstopp bei einer selbstständigen Hebamme in München lässt sie sich von Max überreden, als Berghebamme wieder zurück in ihr Dorf zu kommen. Einerseits hat sie Heimweh, andererseits fürchtet sie sich aber auch vor Ablehnung. Diese schlägt ihr tatsächlich entgegen, besonders forciert von der alten Hebamme Alma, die sich nicht in den Ruhestand schicken lassen will und vom Pfarrer, der nichts von modernen Methoden wissen will. Allerding trifft sie auch auf Zustimmung und schafft es nach und nach, mehr Leute auf ihre Seite zu ziehen.
Ganz so einfach gestaltet sich das alles natürlich nicht. Ihr Kampf gegen das Kindbettfieber ist schwer durchzusetzen, Neuerungen werden nicht gerne angenommen. Es gibt immer wieder Rückschläge und neue Situationen. Mehr als einmal packt sie ihre Sachen und will zurück nach München.
Dieses Buch ist gut zu lesen, lässt den Leser dicht an die Hauptfiguren heran und macht deutlich, wie schwer vieles, was heute selbstverständlich ist, vor gar nicht so langer Zeit erkämpft werden musste.

Bewertung vom 10.09.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Nichts is so einfach
Ein dreizehnjähriger Junge wird in Malmö getötet. Er scheint per Zufall zwischen die Fronten rivalisierender Gangs geraten zu sein. Die Polizei wird schon lange in der Presse angegriffen, weil sie dieser Gang-Kriminalität einfach nicht mehr Herr wird. Jetzt treibt ein Kind als unschuldiges Opfer diese Wogen zu neuen Spitzen und es muss etwas geschehen, ein neuer Ansatz muss her. Ein neues Team wird gebildet aus Jon Nordh und Svea Karhuu, die bisher mit diesem Bereich nichts zu tun hatten und die sich zuvor nie begegnet sind. Beide haben privat und auch beruflich Probleme, scheinen aber begabte Ermittler zu sein. Am Anfang müssen sie sich kennenlernen, tasten sich langsam und misstrauisch an einander an. Um gut miteinander arbeiten zu können, ist Vertrauen wichtig und daran mangelt es. Die anderen Dienststellen, die sich übergangen fühlen, tragen einiges dazu bei. Spannend wird berichtet, wie sich die Ermittlungen und auch die Ermittler entwickeln. Wenn man auf alle Hinweise achten würde, wäre der überraschende Schluss gar nicht so überraschend. Dem Leser geht es so wie den Ermittlern: Die Bedeutung mancher Dinge fällt erst im Nachhinein auf.
Dicht geschrieben wird nicht nur ein spannender Thriller erzählt sondern auch einige Hintergrundinformation über die aktuelle Kriminalität in Schweden geliefert. Dem Erzählerduo wünsche ich, ebenso wie dem Ermittlerduo weitere Fälle!

Bewertung vom 03.09.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


ausgezeichnet

Ein Haus in Maine und seine Bewohner
Dieser Roman verknüpft Gegenwart und Vergangenheit sowohl einiger konkreter Personen als auch allgemeine historische Ereignisse auf perfekte Weise. Ausgangspunkt ist Jane, die es schafft aus einer Familie mit finanziellen und alkoholischen Problemen herauszukommen, zu studieren und einen tollen Job zu bekommen. Auch die Liebe tritt in ihr Leben. Doch dann verliert sie alles und kehrt zurück in ihre Heimatstadt. Einiges bleibt zunächst im Dunkeln, wird erst nach und nach offenbar. Eine neue Aufgabe wird an sie herangetragen, die im Zusammenhang steht mit dem "lila Haus" auf den Klippen, das sie bereits als Kind angezogen hat. Ein wenig mystisch ist das, ein wenig geht es um Geister der Vergangenheit, die immer noch in diesem Haus gefangen sind. Das Aufdecken derer Geschichte kann ihnen vielleicht helfen, auf jeden Fall hilft es Jane, auch wenn sie eigentlich nicht an derlei glaubt. Im Zuge der Nachforschungen lernt sie neue Leute kennen und vertieft sich in die Geschichte der indigenen Bevölkerung Maines, die lange Zeit unterdrückt wurde. Für die ergeben sich neue, interessante Aufgaben in der Zukunft.
Ein Buch, wie ich es liebe: Gegenwart und Vergangenheit und nebenbei ein interessantes Thema, das vertieft wird.

Bewertung vom 25.08.2024
Mord in der Charing Cross Road
Hamilton, Henrietta

Mord in der Charing Cross Road


ausgezeichnet

Gemächlich
In einem Antiquariat geschieht ein Mord. Opfer ist der gar nicht beliebte Herr Butcher, den man noch lebend und unfreundlich kennen lernen konnte. Natürlich ermittelt die Polizei, natürlich gibt es Verdächtige, was eben so zu einem Krimi gehört. Tatsächlich ist das Buch vor 70 Jahren geschrieben worden und scheint mir in der Originalfassung belassen worden zu sein, was eine gute Entscheidung ist. Das Erzähltempo ist recht gemächlich, so wie man sich das Leben in dieser Zeit eben so vorstellt. Wenn man sich darauf einlässt, kann man alles nur genießen. Die Ermittlungen der Polizei gehen in eine Richtung, die den Mitarbeitern des Antiquariats nicht gefallen. Folglich muss man selbst aktiv werden. Miss Sally Merton und Mr. Johnny Heldar ermitteln auf eigene Faust und kommen zu unerwarteten Ergebnissen, auch im privaten Bereich. Auch hier ist das Tempo gemächlich, alles ein wenig steif, ganz anders als wir es heute gewohnt sind, aber mit einem ganz eigenen Charme.
Schön, dass solche Juwelen neu aufgelegt werden und noch mehr zu erwarten sind!

Bewertung vom 29.07.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


ausgezeichnet

Selbstjustiz
Yoko, so benannt nach Yoko Ono, hat ursprünglich den Beruf der Metzgerin erlernt. Damit wollte sie ihrem Vater gefallen, der eine eigene Metzgerei betrieb. Nach dessen Erkrankung pflegte sie ihn und hat das blutige Handwerk nach seinem Tod aufgegeben, um eine Manufaktur für besondere Glückskekse zu eröffnen. Nach zwei Jahren läuft alles ganz gut, sogar eine Liebe hat Yoko mit Maren gefunden.
Leider begeht Yoko den Fehler, einen misshandelten Hund zu verteidigen und wird so selbst Opfer einer Vergewaltigung. Voller Scham zieht sie sich zunächst zurück, zeigt die Täter auch nicht an. Später gerät sie in einen Strudel von Gewalt, der immer weitere Kreise zieht und wobei ihr ihre Ausbildung zur Metzgerin und ihr sicherer Umgang mit dem Messer helfen. Nach und nach kommen auch vergrabene Erinnerungen an frühere Ereignisse wieder zum Vorschein.
Selbstjustiz ist etwas, was eigentlich nicht zu tolerieren ist. Da das Buch aber aus der Sicht von Yoko, einem Opfer, geschrieben wurde, sind ihre Gedankengänge und Gefühle nachvollziehbar und erwecken so ein gewisses Verständnis für ihr Handeln. Sie reflektiert ihr Tun durchaus, fühlt, dass alles auf ein Ende zuläuft, das nicht gut sein kann. Eigentlich. Gleichzeitig ist sie aber auch überzeugt, nicht nur Rache zu üben, sondern auch anderen Opfern Schlimmes zu ersparen. Ein heikles Thema, das der Autor sehr gut umsetzt. Kein Thriller im üblichen Sinne, sondern eher ein Krimi mit moralischem Tiefgang. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 22.07.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Verpatzter Honeymoon
Will hat sich für Sara etwas Besonderes ausgedacht: Der Honeymoon soll in einem abgelegenen Camp stattfinden, nur die zwei in einer Hütte, mitten in der Natur. Will hat eine besondere Beziehung zu diesem Ort, trifft aber auch Saras Geschmack damit. Leider dauert die Entspannung nicht lange, bald werden die beiden in eine Mordermittlung hineingezogen. Bereits am Abend der Ankunft stellen sie fest, dass in der Familie, der das Anwesen gehört, große Spannungen herrschen. Noch in der Nacht hören Sie Schreie und dann laute Hilferufe. Leider kommen sie zu spät, können dem Opfer nicht mehr helfen. Mercy, die derzeitige Leiterin des Camps, wurde von mehreren Stichen verletzt und stirbt unter Wills Händen. Natürlich haben beide keinen Gedanken mehr an Flitterwochen, sondern möchten die Ermittlungen selbst voranbringen. Besonders Will ist persönlich involviert, kennt er doch den zunächst Hauptverdächtigen aus seiner Zeit im Kinderheim und hat keine guten Erinnerungen an ihn. Allerdings haben sie mit Problemen zu kämpfen, denn die örtliche Polizei wehrt sich gegen die Eimischung des CBI und auch Wills Vorgesetzte möchte ihnen lieber die Fortsetzung des Urlaubs ermöglichen. Will hält es für notwendig, sich einzumischen, da niemand sich früher für die lebende Mercy eingesetzt hat und offenbar auch niemand wirklich Anteil an deren Tod nimmt.
Sehr dicht ist dieser Thriller geschrieben und sehr dicht sind persönliche Erinnerungen der Ermittler verwoben mit den zunächst undurchdringlichen Geflechten der Familie und der Gäste. Absolut spannend geschrieben und absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 08.07.2024
Mittsommercamp zum Verlieben
Metzner, Michaela

Mittsommercamp zum Verlieben


ausgezeichnet

Beste Urlaubslektüre - nicht nur für Schwedenfans
Bea wird von ihrem Dauerverlobten Thomas wegen einer anderen Frau verlassen und mit einem Minivan und einem renovierungsbedürftigen Schwedenhaus abgespeist. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten macht sie sich auf nach Schweden, das für sie schon immer ein Zufluchtsort war. Vor Ort ist nichts so ganz einfach, aber Aufgeben ist keine Option. Da sie dringend Geld braucht und ihre Dienste als Sekretärin nicht benötigt werden, heuert sie kurzentschlossen als Betreuerin n einem Feriencamp für schwierige Jugendliche an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lernt sie in dieser Gruppe sich auch ihren eigenen Ängsten zu stellen und gewinnt neue Freunde und - ganz vielleicht - auch eine neue Liebe. Natürlich geht das alles nicht ohne Verwicklungen, so dass es auch eine gehörige Portion Spannung gibt. Der Humor kommt bei so manchen Schilderungen nicht zu kurz. Wirklich gut ist die Schilderung der schwedischen Landschaft und so einiger Besonderheiten der Bevölkerung. Man kann deutlich erkennen, dass das Herz der Autorin an diesem Land hängt. Sie nimmt die Leser auf tolle Art mit in dieses Land, ich habe einen neuen Sehnsuchtsort gefunden!

Bewertung vom 04.07.2024
Forever Never
Score, Lucy

Forever Never


ausgezeichnet

Etwas Romantik und Spannung und sehr viel Sex
Vor Jahren waren Remi und Brick ineinander verliebt, konnten aber nicht zusammen kommen. Remi war immer schon ein Wirbelwind mit der besonderen Begabung, Musik sehen zu können, die sich selbst als Tollpatsch und Pechvogel sieht. Der ruhige, zurückhaltende Brick, der allen anderen als ein unerschütterlicher Fels in der Brandung vorkommt, hält so gar nichts von sich selbst und glaubt, eine Beziehung mit Remi sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil sie es auf Dauer mit einem solchen Provinzler nicht aushalten kann.
Als Remi nach vielen Jahren in New York und mit einer erfolgreichen Karriere hinter sich unerwartet auf ihrer kleinen Heimatinsel ankommt, kommen all die scheinbar vergessenen Gefühle füreinander weder auf. Mit teilweise wirklich gutem Wortwitz wird die langsame Annäherung der beiden beschrieben, leider ausführlicher und langatmiger als dem Buch gut tut. Dazu kommt dann noch eine Krimi-Handlung rund um eine misshandelte Frau, bei der nicht so viel Spannung aufgebaut wird, wie die Idee es eigentlich verdient hätte. Sehr ausführlich werden auch sehr intime Szenen geschildert, durchaus ein bisschen in Richtung "Fifty shades of grey" , aber nicht so gut, daher für meinen Geschmack zu langatmig.
Fazit: Eine gute romantische und spannende Geschichte, die eine bessere Umsetzung verdient hätte. Lesen kann man es, ein paar Seiten dabei zuüberspringen schadet dem Gesamteindruck nicht.

Bewertung vom 22.06.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


ausgezeichnet

Mord und Entführung
Zu Beginn geht es um die Entführung von Zwillingen. Deren Mutter Clara wurde vier Wochen zuvor überraschend zur neuen Justizministerin ernannt. Genau zu dem Zeitpunkt der Ernennung beginnt die eigentliche Handlung, abwechselnd aus der Sicht verschiedener Personen geschildert. Relativ schnell merkt man, dass eine dieser Personen bereits mehrere Morde verübt hat, bisher aber nie verdächtigt wurde. Teilweise war die Tat so geschickt getarnt, dass sie als Unfall durchging, teilweise wurde auch gleich ein passender Mörder mitgeliefert. Für alle diese Taten gab es eine Rechtfertigung, die aber in den meisten Staaten verbotene Selbstjustiz darstellt. Trotzdem kann man als Leser in einem gewissen Umfang den Gedankengängen folgen, sie verstehen. Das ist natürlich der ausgezeichneten Schreibweise der Autorin geschuldet, die auch sonst so schreibt, dass man gefangen ist. Parallel schildert auch einer der entführten Zwillinge seine derzeitige Lage und seine Sicht auf die Vergangenheit. Auch wenn einiges gleich von vornhinein feststeht, entwickelt sich das Geschehen doch weiter und es wird ein Spannungsbogen gespannt, dem man sich nicht entziehen kann.

Bewertung vom 22.06.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


ausgezeichnet

Mordermittlung mit Augenzwinkern
Nico will sich in der Toskana eigentlich ganz seiner Kunst des Kochens widmen und ist froh, nicht mehr als Ermittler in New York seinen Dienst tun zu müssen. Wenn es aber nun einen Fall gibt, in dem nicht nur seine Englischkenntnisse sondern auch seine sonstigen Fähigkeiten gefordert werden, muss er natürlich helfen. In der Toskana geht es aber ein wenig anders zu als in den USA: auch im Beruf geht es erst einmal um die Familie, um das Leben und den Genuss. Trotzdem kommt man voran. Im Fall der Ermordeten Gina wird deren Hintergrund durchleuchtet, manche Spuren tun sich überraschend im Privatleben der Ermittler auf, oder auch im Restaurant. Viele Verdächtige gibt es, viele Motive und alles scheint zunächst ein völliges Durcheinander zu sein. Herrlich die Personenbeschreibungen, keine "normalen" Leute, sondern richtige Typen, die man glaubt, vor sich zu sehen. Herrlich auch die durchgehenden Einfälle, von dem fast schon historischen Kassettenrekorder bis zu Nicos Hund, der auf zwei Namen hört (oder auch nicht hört). Kein spannender Thriller, aber ein tolles Buch mit einer Menge Lokalkolorit.
Sehr gut finde ich am Endes die Auflistung der Personen. Da es sich offensichtlich um eine Serie handelt, kennen viele Leser die Hauptpersonen schon, für alle anderen ist das wirklich sehr hilfreich!