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Bücherstadt
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Berlin
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Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2024
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

Eine erneute skandinavische Krimireihe? Ich war zunächst etwas skeptisch, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass oft die geografische Beziehung als Qualitätsmerkmal angesehen wird, man dann aber auch enttäuscht werden kann.
Und in den ersten Kapitel fühlte ich mich zunächst noch bestätigt. Eine Polizistin mit einer nicht ganz so ruhmreichen Vergangenheit. Eine Frau, die Regeln bricht, keine ganz einfache Person ist und aus einer schwierigen Familie kommt. So oder so ähnlich werden auch einige andere Ermittler:innen charakterisiert. Hier kommt hier noch hinzu, dass die Familie der Protagonistin etwas mit dem Opfer zu tun hat und ein neuer Kollege auftritt, der das charakterliche Gegenteil zur Hauptfigur darstellt.

Obwohl diese Zutaten also aus anderen Reihen bekannt sind, hat sich hier trotzdem eine recht spannende Geschichte entwickelt, die interessante Wendungen enthält. Es handelt sich nicht um eine Geschichte, die mit einer großen Brutalität aufwartet oder tief in die psychischen Strukturen des Täters vorgeht. Nein, es ist viel mehr ein solider Auftakt einer Reihe, der aber trotzdem Lesespaß bei mir erzeugt hat.

Die Geschichte ist nachvollziehbar, lässt Raum für eigene Gedanken und rast nicht voran wie das bei vielen anderen Werken der Fall ist. Und genau das hat mir dann so gut gefallen, auch wenn die Grundzüge der Charaktere nicht spektakulär neu sind. Das Lesen war in gewisser Weise sehr entspannt, aber trotzdem wollte man wissen, wie es nun weitergeht. Es war für mich eine Art Entschleunigung in der aktuellen Krimi-/Thrillerwelt.

Die Sprache und die Satzstruktur sind nicht zu kompliziert und ermöglichen einen angenehmen Lesefluss. Die Charaktere werden gut beschrieben und es wird genug für die kommenden Folgen offen gelassen.

Fazit: Ein solider Krimi für die Abendstunden und ein Serienauftakt, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 03.09.2023
Wahrsagen
Ferner-Bonds, Lilian

Wahrsagen


sehr gut

Eine gute und wunderschön illustrierte Einleitung/Anleitung

Lilian Verner-Bonds möchte mit Ihrem Buch einen Überblick über die Kunst des Wahrsagers geben und eine Anleitung bereitstellen, um die eigene Zukunft und die anderer menschen zu deuten. Sie hebt schon in der Einleitung hervor, dass dies dazu dienen soll eine positive und nutzbringende Planung der Zukunft zu ermöglichen (S. 7).
Hierfür gibt sie in der Einleitung zunächst eine Einführung, legt die Geschichte der Wahrsagung kurz dar, erläutert, was man eigentlich unter Wahrsagelehre versteht und beschreibt wichtige Amulette, die dem Träger Glück bringen sollen.
In fünf großen Kapiteln gibt die Autorin dann Einführungen in die verschiedenen Techniken, erklärt Zusammenhänge und legt in klaren Schritten dar, wie man die entsprechende Technik selbst anwenden kann.
Neben solchen bekannten Techniken wie Handlesen, Tarot und Pendel, kommen unter anderem auch Pyromantei (Weissagungen durch die Flamme), Farbwahrsagung oder Oneiromantie (Wahrsagen durch Träume)vor.
Alle Kapitel sind sprachlich sehr verständlich geschrieben und sehr übersichtlich gestaltet. Zudem werden die einzelnen Themen sehr passend durch wirklich ansprechende Grafiken ergänzt.
Symbole, Begriffe und Zusammenhänge werden sehr ausführlich, aber nie langweilig dargelegt.
Daher kann nicht das Buch für interessierte Leser oder als Geschenk nur empfehlen!

Bewertung vom 22.01.2023
Die Weisheit der Demenz
Nachum, Hildegard;Zika, Ulrike

Die Weisheit der Demenz


ausgezeichnet

Da ich momentan keinen Berührungspunkt zu dem Thema habe, habe ich das Buch nach dem Lesen an eine Freundin gegeben, die selbst jahrelang in der Pflege tätig war und aktuell auch mit dementen Angehörigen zu tun hat.
Anschließend haben wir uns über das Buch ausgetauscht und gemeinsam einige Punkte für die Rezension gesammelt.

Das Buch richtet sich an Angehörige und Pflegekräfte gleichermaßen. Es stellt die Methode der Validation vor, welche unter anderem von Naomi Feil entwickelt wurde, beschreibt Erfahrungsberichte und gibt Praxistipps.
Es ist sehr angenehm zu lesen, da die Autorin sehr liebevoll die Geschichten erzählt, sie dabei eine verständliche Sprache benutzt und kaum Fachbegriffe vorkommen.

Schon die Heranführung an das Thema Demenz, welche den ersten Teil des Buches ausmacht, ist sehr emphatisch, gefühlvoll und einfühlsam verfasst. Genauso ist auch der Umgang, den die Autorin mit den den Erkrankten pflegt, was immer wider im Verlaufe des Buchs deutlich wird.
Einen großen Anteil daran hat die Methode der Validation, die es durch offene Fragen erlaubt einen Zugang zu denjenigen Menschen zu bekommen, die aufgrund ihrer Demenz nicht mehr so leicht ansprechbar sind oder vielleicht den Kontakt zu ihrem Umfeld komplett verloren haben.
Die liebevoll geschilderten Beispiele zeigen auf, wie facettenreich und unterschiedliche das Erleben der Demenzkranken wirklich ist und dass eine veränderte Kommunikation dazu führen kann, dass das Leben der Erkrankten und der Umgang mit ihnen wieder an Qualität zunimmt.
Oft dringt die Autorin in ihren Beispielen in dem Geist des Menschen ein, erreicht ihn und es kommen Erinnerungen aus der Kindheit oder Jugend heraus, die noch bearbeitet werden sollten, weil sie das momentane Erleben und Verhalten beeinflussen.
Vielleicht kann man es so sagen: Wenn jemand dementsprechend ist, lebt er oder sie teilweise in der eigenen Vergangenheit. Aber diese gedankliche Auseinandersetzung beeinflusst das aktuelle Erleben und Verhalten. Dies führ wiederum im Zusammenhang mit der Pflege oder der Kommunikation zu Problemen, welche durch die Validation behoben oder verringert werden können.
Die vielen Praxistipps sorgen dafür, dass Angehörige und Pflegekräfte mehr Verständnis entwickeln oder mithilfe der Methode einen anderen Zugang bekommen können.

Insgesamt finden wir beide das Buch wirklich super und möchte es jedem, der sich mit dem Thema beschäftigt ans Herz legen. Angehörigen werden Ängste genommen und Möglichkeiten aufgezeigt, Pflegekräfte erhalten Tipps wie der tägliche Umgang verändert werden können, wenn man ihnen dafür den Raum und die Zeit einräumen würde.
Und bei meiner Freundin hat das lesen so viel ausgelöst, dass sie unbedingt eine Fortbildung in dem Bereich besuchen möchte.

Bewertung vom 02.11.2022
Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1
Schneider, Stephanie

Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1


ausgezeichnet

Stephanie Schneider erzählt in „Grimm und Möhrchen“ die Geschichte eines Buchhändlers, dessen Leben recht normal erscheint. Doch eines Tages taucht in seinem Laden ein Zesel auf, bei dem es sich um eine sehr kleine Mischung aus einem Zebra und einem Esel handelt. Es ist so klein, dass es in dem Koffer, den es mitbringt schlafen kann. Möhrchen hat natürlich gar keine Ahnung von dem menschlichen Leben und möchte alles genau wissen. Und da das Zesel auch noch sehr lustig ist, sonderbare Wörter mag und Interesse an Geschichten hat, werden ganz normale Dinge plötzlich zu einem großen Abenteuer. Gemeinsam mit Grimm erkundet es die Welt im Ort, knüpft Kontakte und bringt den Buchhändler auf ganz verrückte Ideen, die wiederum dazu führen, dass er neue Kontakte knüpft, ein paar Dinge in seinem Laden ändert und schon in dem ersten Jahr, welches in dem Buch beschrieben wird, durch Möhrchen sehr glücklich wird.

Das Buch ist sehr liebevoll geschrieben und gestaltet. Aufgrund der Kapitellänge und der sehr schönen Illustrationen eignet es sich hervorragend zum Vorlesen. Die Verbindung zwischen Möhrchen und Grimm zeigt dem erwachsenen Vorleser und dem kindlichen Zuhörer, dass es ganz spannend ist, wenn man immer ein bisschen Kind bleibt und begeistert gleichzeitig für Wörter, Geschichten und Bücher. Zudem laden die verrückten Ideen und Wortspiele zum Träumen ein. Da die Handlung selbst in schwierigen Momenten durchweg positiv dargestellt wird, fühlt man sich nach jedem Kapitel irgendwie gut.

Fazit: Ein lustiges Wohlfühl-Vorlesebuch, das man sehr empfehlen kann!

Bewertung vom 29.09.2021
Eine ganz dumme Idee
Backman, Fredrik

Eine ganz dumme Idee


ausgezeichnet

Was für ein wunderbares Buch!
Schon beim Lesen der ersten Seiten habe ich gemerkt, dass der Autor wirklich einen wunderbaren Humor an den Tag legt, der genau auf meiner Linie ist: Ein wenig bissig und direkt, aber immer mit einem kleinen philosophischen Touch. Und so war es nicht verwunderlich, dass ich super schnell durch die Geschichte geflogenen, die so viel mehr ist als „nur" die Geschichte eines missglückten Bankraubs.
Es handelt sich um ein Werk, das auf verschiedenen zeitlichen Ebenen stattfindet, die alle mit einer dunklen Erinnerung verknüpft sind, welche das Leben aller Beteiligten auf irgendeine Weise beeinflusst hat, ohne dass die handelnden Personen dies wissen. So viel sei verraten: Alle haben einen Bezug zu einer Brücke, auf der viele Dinge passiert sind. ich will einfach nicht zu viel verraten!
Wer ein Buch lesen will, das sprachliche ein Highlight ist, weil es nicht zur komplex formuliert ist, aber gleichzeitig einen gewissen Anspruch hat, liegt hier richtig. Es ist aber auch Buch, dass eine hervorragende und vielschichtige Handlung aufweist. Ebenso sind die Protagonisten nicht zu abgehobene Charakter. Sie werden sehr bildlich beschrieben und man bekommt einen so ausreichenden Einblick in ihre Seele, dass vieles nachvollziehbar, aber manches auch überraschend ist. Dabei wird es aber keinesfalls unlogisch. Letztendlich ist die Geschichte trotz aller Tragik, Trauer und Verzweiflung, die eigentlich den Kern bildet, eine herzerwärmende und aufmunternde Geschichte. Es handelt sich um ein Buch, dass zum Leben aufruft, zur Freundschaft und zum Glücklichen.

ich kann es einfach nur empfehlen :-)

Bewertung vom 02.08.2021
Montags bei Monica
Pooley, Clare

Montags bei Monica


ausgezeichnet

Monica hat sich ihren Lebenstraum erfüllt und ein nettes kleines Café eröffnet, das liebevoll eingerichtet ist und dessen Mitarbeiter jeden Gast ganz individuell bedienen. Noch läuft es etwas schleppend, aber Monica gibt die Hoffnung nicht auf, dass das Café irgendwann ein fester Bestandteil des Viertels ein wird und zu dem Treffpunkt für die Nachbarn wird.
An einem recht stressigen Tag findet Sie ein kleines Heft auf einem Tisch und kann leider den Besitzer nicht mehr ausfindig machen. Der Titel lautet „Projekt Aufrichtigkeit". Neugierig schaut sie in das Heft und liest die Geschichte des gealterten Künstlers Julia Jessop, der einerseits aus seinem Leben berichtet, andererseits aber auch dazu aufruft, dass die Leserin/der Leser nun auch ihre bzw. seine ganz persönliche Geschichte aufschreiben soll. Er empfiehlt aufrichtig zu sein, weil man sich dann von einer Last befreit fühlt und viel leichter in die Zukunft schauen kann. Monica kommt seinem Wunsch nach, möchte aber auch etwas für Julian tun, weil er sehr einsam ist.
Der nächste Leser ist ebenfalls ehr angetan von den Geschichten und möchte nun wiederum Julian und Monica etwas unter die Arme greifen. Das Buch wechselt noch einige Male seinen Standort und wird so zu einer Art Schicksals-Buch für alle Beteiligten, die als Fixpunkt immer Monicas Café haben.
In diesem Rahmen finden sich Liebende und es trennen sich Menschen, Kinder werden geboren, Freundschaften geschlossen, Abenteuer erlebt und Reisen unternommen. So vielfältig die Menschen sind, die durch das Projekt Aufrichtigkeit miteinander verbunden wurden, so unterschiedlich sind auch ihre Geschichten und ihr Umgang mit den jeweiligen Problemen.
Clare Pooley verbindet alle kleinen Ereignisse, Emotionen, Entwicklungen dun Protagonisten so harmonisch miteinander, dass ein wirklich wunderbar herzerwärmendes Buch entstanden ist. Durch eine sehr angenehme Sprache und einen gut verständlichen Satzbau ist der Lesefluss ganz hervorragend und man kann das Werk sehr rasch lesen. Teilweise hatte ich zunächst den Eindruck, dass die Handlung recht vorhersehbar ist, wurde dann aber durch eine plötzliche, aber logische Wendung überrascht. Das war hervorragend!

Mir sind alle Figuren sehr ans Herz gewachsen und ich habe das Buch mit Genuss gelesen. Daher kann ich das Buch nur empfehlen und denke, dass es auch als Geschenk gut geeignet ist.

Bewertung vom 20.06.2021
Stunden des Aufbruchs / Berlin-Saga Bd.1
Konstantin, Nina

Stunden des Aufbruchs / Berlin-Saga Bd.1


gut

Charlotte ist neunzehn Jahre alt und lebt in Berlin, dass bereits zu Beginn der 50er Jahre eine wechselvolle Nachkriegsgeschichte hinter sich hat. Sie arbeitet in einer Näherei und wohnt bei Ihrer Tante, deren Ehemann Alkoholiker ist und sich immer stärker Charlotte nähert.
Sie muss dringend aus diesem Hauhalt verschwinden, ist aber offiziell noch nicht volljährig. Doch dann kommt es zu einem Eklat und sie kann nicht mehr zurück. Daraufhin findet sie Unterschlupf bei einem amerikanischen Militärpolizisten.
Nachdem Sie Ihre Arbeit in der Näherei aufgegeben hat, beginnt sie in einem Nachtclub zu arbeiten. Zunächst soll sie dort für den Militärpolizisten, der mittlerweile ihr Freund ist, spionieren. Doch dann kommt alles ganz anders als geplant und Charlotte schlittert in ein unglaubliches Abenteuer.
Textstruktur und Sprache sind recht einfach gehalten. Dadurch kann man das Buch sehr schnell lesen und fühlt sich nicht überfordert. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass der Intellekt kaum gefordert wird. Alles ist erklärlich, manchmal sogar vorhersehbar. dadurch dümpelt die Geschichte so vor sich hin.
Ich habe das Buch rasch und auch mit Interesse Gelsen, aber gepackt hat es mich nicht. Die Spannung wollte sich nicht so recht aufbauen.
Somit handelt es sich um ein ganz nettes Buch, dass man im Sommer mal zwischendurch lesen kann, aber mehr ist es leider nicht.

Bewertung vom 06.04.2021
Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1
Jessen, Anna

Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1


sehr gut

Hamburg gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist ein Tor in die Welt, aber auch eine Stadt, die für manche Menschen die Welt ist. Tine ist ein junges Mädchen, das mit ihrer Familie im ärmlichen Gängeviertel wohnt. Der Vater war Hafenarbeiter, verlor aber bei einem Unfall ein Bein und verdient seit dem nur noch hin und wieder ein paar Pfennige. Tine sorgt gemeinsam mit ihrer Mutter für den Unterhalt der Familie. Sie sammelt auf den Elbwiesen Blumen und bindet daraus kleine Sträuße, die sie am Hafen verkauft. Dort trifft sie eines Tages auf einen Mann, der ihr den Tipp gibt, dass man auf Helgoland in der Gastronomie eine Anstellung finden könnte und sie sich gerne bei ihm melden kann, wenn sie daran Interesse hat.
Nach einigen Umwegen schafft Tine es tatsächlich nach Helgoland, doch so einfach, wie sie es sich vorgestellt hat, wird es ganz und gar nicht.

Die Autorin erzählt in einer sehr angenehmen Sprache, die ohne schwere Satzstrukturen und selten verwendete Wörter auskommt, eine wechselvolle Geschichte, bei der man anfangs denkt, dass alles klar ist. Doch letztendlich sind die Wendungen sehr unerwartet, aber durchaus nachvollziehbar. Sie erschafft wundervolle Bilder einer interessanten Epoche und bringt der Leserin/ dem Leser die Insel Helgoland nah. Man kann den Wind praktisch auf der Haut spüren.

Normalerweise sind Liebesromane und Frauengeschichten nicht meine Sache, aber ich habe schnell in die Geschichte reingefunden und sie dann auch verschlungen. Das Ende war für mich sehr unerwartet udn kam auch irgendwie sehr plötzlich. Aber das ist auch mein einziger Kritikpunkt.

Fazit: Eine tolle Geschichte für regnerische Tage, die man mit einem Heißgetränk im Bett verbringen will ;-)

Hinweis: Dass ich nie die Klappentexte lese, hat sich hier besonders als Vorteil erwiesen, da dieser schon die Hälfte der Geschichte erzählt. Hier sollte der Verlag bei den nächsten Bänden wirklich nicht so offen mit dem Inhalt umgehen.

Bewertung vom 02.01.2021
Das Buch Ana
Kidd, Sue Monk

Das Buch Ana


ausgezeichnet

Das Buch Ana erzählt die fiktive Geschichte einer Frau, die zu einer wohlhabenden jüdischen Familie gehört. Ihr Vater ist der höchste Beamte am Hof von Herodes Antipas und ihr Bruder ist der Aufrührer Judas. Dies macht schon die Explosivität des historischen Romans deutlich. Allerdings ist das nicht alles. Die Autorin Sue Mond Kidd packt noch sehr viel mehr auf die fast 600 Seiten.

Entgegen der damaligen Vorstellungen kann Ana sehr gut lesen und schreiben. Sie sammelt Geschichten und zeichnet Erlebnisse auf, was wirklich sehr spannend ist, weil sie gut beobachten kann und im Laufe der Handlung eine ganz besondere Vorstellung von Gott und ihrem Glauben entwickelt. Zudem stellt Sie die Frauen in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen und weicht damit von der damaligen Ansicht ab, dass Männer Geschichte machten. Sie erkennt die tragende Roller die die Frauen auch in religiösen Erzählungen spielen, obwohl kaum Worte für sie verwendet werden. das möchte Ana ändern.
Trotz dieser modernen Aspekte muss Ana sich auch den damaligen Sitten beugen und wird mit einem älteren Mann verheiratet. Nach dessen Tod erhält sie allerdings die Chance einen jungen Mann zu heiraten, für den sie schon lange schwärmt: Jesus. Und damit bekommt die Geschichte noch eine ganz andere Wendung.

Ich muss zugeben, dass ich etwas gebraucht habe, bis ich wirklich in der Geschichte drin war. Zu Beginn habe ich mich etwas gelangweilt, weil doch alles recht träge wirkte. Doch mit jedem Schritt, den Ana geht, wurde auch das Leseerlebnis schöner und letztendlich konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Das lag nicht an der Textstruktur oder schlechter Recherche. Ich habe mich eher mit dem Aufbau des Handlungsrahmens schwer getan. Im Rückblick hatte das hauptsächlich damit zu tun, dass ich moderne Maßstäbe angesetzt habe und ein wenig von der Protagonistin enttäuscht war. Das kann man natürlich nicht der Autorin anlasten.

Ich habe nach der Lektüre noch lange über die Rolle der Frauen in verschiedenen historischen Zusammenhängen nachgedacht und mir sind doch etliche ähnliche Beispiele eingefallen. Und irgendwie ist es doch erschreckend, dass wir viel zu wenig über diese Frauen wissen. Sue mono Kidd hat hier tolle Arbeit geleistet und ist hoffentlich ein Vorbild für Autor:innen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen.