Autor im Porträt

Privatdetektivin Paige Holden wirkt nach außen tough, durchtrainiert und hart im Nehmen. Doch die Karatelehrerin - Paige hat den schwarzen Gürtel - ist traumatisiert und als Folge davon ängstlich. Ihr Trauma: die Ermordung einer guten Freundin. Danach zog sie von Minneapolis nach Baltimore, Maryland, hängte ihren Job als Karatelehrerin erstmal an den Nagel und legte sich Peabody, einen riesigen Rottweiler, zu. Paige hatte von allem die Nase voll, wollte nicht mehr Super-Karate-Woman sein, denn ihrer Freundin hatte sie schließlich nicht helfen können. Nun lebt sie also in Baltimore, versucht sich als Detektivin und geht nur bis zu den Zähnen bewaffnet aus dem Haus.

Doch natürlich gönnt ihr Karen Rose in "Todeskleid" kein ruhiges Leben. Als Paige mit Peabody Gassi geht, wird vor ihren Augen eine Frau im Auto erschossen. Die Ermordete ist Maria Muñoz - Auftraggeberin von Paige. Maria hatte die Detektivin um Hilfe gebeten, weil ihr Mann Ramon wegen Mordes an einer jungen Frau verurteilt wurde - unschuldig verurteilt, wie Maria behauptet. Nun ist auch sie tot und für Paige beginnt eine wahrlich lebensgefährliche Ermittlungsarbeit.

Dass Paige, die - übrigens als Einzige aus ihrer Familie von Minnesota-Norwegern - nicht blond und blauäugig, sondern schwarzhaarig ist und aus dunklen Augen auf die Welt blickt, Hilfe braucht in diesem Fall, scheint klar. Denn es sollen Polizisten gewesen sein, die Maria gejagt haben... Nun, wie wunderbar, dass Miss Holden da auf Staatsanwalt Grayson Smith trifft. Der gutaussehende Mann mit glänzenden Karriereaussichten weckt auf den ersten Blick das Interesse der attraktiven Paige. Als Grayson ihr kurz darauf auch noch das Leben rettet, scheint ein Band geknüpft zu sein.

Zwar sträuben sie sich anfangs kräftig gegen diese Anziehung - und auch, dass Paige drei Pistolen und fünf Messer am Körper trägt, macht eine Annäherung gar nicht so einfach -, aber es gibt etwas, das Paige und Grayson verbindet. Beide hatten eine furchtbare Kindheit, mussten Schreckliches mit ansehen, erleben - und beide wollen nun die Welt vor dem Bösen retten.

Grayson Smith hindert ein Geheimnis aus dieser traumatischen Zeit, sich anderen Menschen zu öffnen. Paige, deren Mutter drogensüchtig war, das Mädchen verwahrlosen ließ, wuchs später bei ihren Großeltern auf. Sie hatten sie gerettet - doch Paige machte ihnen das Leben schwer. Sie wusste einfach nicht, wie man sich anderen Menschen gegenüber normal verhält. Als ihr Großvater sie zum Karatetraining schleppte, weil er hoffte, durch den Sport würde sie sich positiv verändern, hatte er sie zum zweiten Mal gerettet. Von da an ging es bergauf in Paiges Leben.

Die zwei gezeichneten Kinder von einst, Paige und Grayson, erkennen sich also wieder - und sie schaffen es, sich trotz der atemberaubenden Ermittlungsarbeiten mehr und mehr zu vertrauen - eine leidenschaftliche Romanze beginnt. Doch die Spur, die Paige und Grayson verfolgen, führt sie in Kreise Baltimores, die ohne Skrupel jeden töten lassen, der sich ihnen in den Weg stellt. So geht es mehr als einmal für beide um Leben und Tod. Paige muss sich in diesem brutalen Fall beweisen. Schafft sie es, ihre Angst zu überwinden und wieder ganz ins Leben zurückzukehren?

In "Todeskleid" sitzt Ramon Munoz seit fünf Jahren für einen Mord im Gefängnis, den er nicht begangen hat - das glauben zumindest seine Mutter und seine Frau Maria. So fängt Maria an, auf eigene Faust zu ermitteln und bittet Privatdetektivin Paige Holden um Hilfe. Was für ein Charakter, was für eine Figur ist Paige?

Karen Rose: Als ich damit anfing, das Buch zu schreiben, dachte ich, dass ich den Charakter von Paige kennen würde, doch dann entdeckte ich Schichten ihrer Persönlichkeit, die ich nicht erwartet hätte. Sie hat ein gutes Herz und handelt zeitweise sehr impulsiv, was wie Ahnungslosigkeit erscheinen mag. In Wirklichkeit jedoch ist sie sehr gescheit. Sie handelt aus dem Herzen und dem Bauch, aber sie lernt von Grayson, ihre Impulsivität durch Logik und Bedacht zu zügeln. Umgekehrt lernt Grayson, sich damit anzufreunden, von seinem Herzen geführt zu werden - und dem von Paige.

Paige wuchs bei ihren Großeltern auf, als Kind einer süchtigen Mutter, die sie nicht wollte. Sie wurde von ihren Großeltern geliebt und liebte sie umgekehrt ganz wahnsinnig, aber sie hat auch das Fehlen der Liebe ihrer Eltern schmerzhaft bemerkt. Alle früheren Beziehungen zu Männern waren dadurch getrübt - sie hat immer eine schlechte Wahl getroffen, immer an den falschen Orten nach Liebe gesucht. Sie entschied sich, abstinent zu leben, als ihr klar wurde, dass sie erst mit sich selbst ins Reine kommen muss, bevor sie die bessere Hälfte von jemand anderem werden kann. Als sie Grayson trifft, ist sie so weit und sehr willig. Und äußerst fähig ...

Paige tauchte schon einmal in einem Buch auf - aber nicht als Hauptfigur. Ihre Leser freuen sich immer sehr, wenn eine Figur wieder erscheint und auch noch die Hauptrolle spielt. Warum haben Sie sich dafür entschieden, Paige eine eigene Geschichte zu geben?

Karen Rose: Paige sollte schon immer ihr eigenes Buch bekommen. Ich wusste das schon, bevor ich "Feuer" geschrieben habe. Ihr Charakter basiert tatsächlich auf dem von einer engen Freundin von mir, die unter Kampfkünstlern Weltruf genießt. Meine Freundin ist Weltrekordhalterin für Goldmedaillen in Karate und Kapitän des US Martial Arts Team, trägt drei verschiedene schwarze Gürtel und ist Mitglied der US Navy. Ich bin äußerst stolz auf sie! Sie fragte mich nach ihrem eigenen Buch, wo sie den "heißen Typen" abbekommt. Ich antwortete ihr, dass ich eine Figur erschaffe, die aber nur lose auf ihrem Charakter basiert. Meine Freundin hat blonde, lockige Haare und Paige ist dunkel. Sie sehen sich überhaupt nicht ähnlich, aber in einer Szene findet Grayson alle alten Trophäen von Paige - diese Trophäen existieren wirklich, im Wohnzimmer meiner Freundin. Manche Trophäen sind größer als ich.

Während Paige als ein Charakter anfing, der locker nach dem Vorbild meiner Freundin gestaltet war, entwickelte sie schnell eine eigene Persönlichkeit. Meine Freundin war über das Buch SEHR erfreut!

Ich hoffenatürlich, meine Leser lieben Paige so sehr wie ich es geliebt habe, sie zu erfinden.

Paige und Grayson decken im Lauf ihrer Ermittlungen Machenschaften auf, die bis in die höchsten Kreise der Polizei und der Gesellschaft in Baltimore reichen. Wie recherchieren Sie für so eine Geschichte?

Karen Rose: Ich recherchiere viel im Internet, entdecke Gerichtsprozesse, die ähnliche Elemente hatten, und schaue, wie sie endeten. Ich habe Freunde, die Polizisten, Rechtsanwälte und Ärzte sind. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, frage ich sie. Oft weiß ich gar nicht, wonach ich forschen soll, bis ich tief in die Geschichte eingetaucht bin und einer Frage oder einer Situation begegne, von der ich nicht weiß, wie ich sie lösen soll. Dann fängt das Recherchieren an.

Was kommt zuerst bei Ihnen, Charaktere oder Handlung?

Karen Rose: In diesem Buch kamen die Charaktere zuerst, in manchen Büchern kommt die Handlung zuerst. In "Todeskleid" wusste ich bereits, wer Paige war, denn ich hatte sie bereits in "Feuer" vorgestellt. Ich wusste auch, dass der männliche Held Staatsanwalt sein sollte, wortkarg und ein wenig griesgrämig, denn er war ja schon kurz in "Todesherz" aufgetaucht.

Ich fragte mich: Was ist das Schlimmste, was einem Staatsanwalt passieren kann? Mir schien es, dass es schrecklich sein muss, wenn man feststellt, dass man einen Unschuldigen verurteilt hat, dem ein Mord angehängt worden war. So stellte ich mir die Fragen "Was wäre wenn?" und "Warum?", bis die Handlung unter Dach und Fach war.

Jeder liebt Thriller. Können Sie uns die Faszination des Bösen erklären?

Karen Rose: Ich denke, die Leute sind von dem fasziniert, was sie nicht verstehen. Für viele gute Leute ist es schwer, eine bösartige Person zu verstehen - wie und warum tut sie die Dinge, die sie tut? Es ist verlockend, ihr Verhalten als "Verrücktheit" beiseite zu wischen... Dass das wirklich Böse existiert, macht uns Angst - denn es kann nicht vorhergesehen, therapiert werden - und manchmal kann man ihm nicht entkommen. Das macht es für manche so faszinierend. Außerdem hat ein Thriller etwas Befriedigendes - wie oft hören wir in den Nachrichten von schrecklichen Ereignissen und fühlen uns ohnmächtig, das Böse zu bestrafen? Wir wissen, dass viele Übeltäter nie entdeckt oder angemessen bestraft werden. Doch zwischen den Buchdeckeln ist alles unter Kontrolle - der Böse wird entdeckt und bestraft. So lange wir in der Geschichte sind, ist alles in der Welt in Ordnung. Das kann sehr befriedigend sein.

Beschreiben Sie sich in drei Worten selbst!

Karen Rose: Loyal, logisch, zartfühlend.

Welches historische Ereignis hätten Sie am liebsten miterlebt und warum?

Karen Rose: Interessante Frage! Hmmmm..... Ich denke, am liebsten Präsident Lincoln und seine "Gettysburg Address" (eine berühmte Rede Lincolns, die er am 19.11.1863 hielt). Es war eine Zeit der tief greifenden Veränderungen, des Leidens und der Gewalt in den USA, sodass Lincoln in unserer Geschichte eine Ikone bleibt. Ich hätte gern die Ruhe seiner brillanten Rede inmitten dieses Sturmes erlebt.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch und wartet darauf, gelesen zu werden?

Karen Rose: Lisa Gardners "Touch and go". Es ist ein Vorabdruck - das Buch erscheint nicht vor dem Frühjahr 2013.

Lisa-Gardner-Fans, verzehrt euch vor Ungeduld!

Welches Kinderbuch würden Sie noch gern einmal zur Hand nehmen?

Karen Rose: "The Lion, the witch and the Wardrobe" von C. S. Lewis (Die Chroniken von Narnia). Letzte Woche sah ich den dritten Film der Narnia-Chroniken und er erinnerte mich daran, wie sehr ich diese Bücher als Kind gemocht hatte!

Wenn Sie keine Schriftstellerin wären, was wollten Sie sein?

Karen Rose: Eine Mathelehrerin. Nach dem Schreiben war das der dankbarste Job, den ich je hatte.

Woran arbeiten Sie gerade?

Karen Rose: Ich arbeite am vierten Buch der Baltimore-Reihe. Ich habe gerade den dritten Band fertiggestellt, "Did You Miss Me?", und fange mit dem vierten an, "Watch Your Back" - der Geschichte von Stevie und Clay!