Es beginnt wie in einem typischen Westernfilm. Jock Marder beobachtet aus der Ferne, wie Banditen, die sich als Indianer verkleidet hatten, sein Haus niederbrennen, seine Frau kidnappen und seinen Hund töten.
Es wird ein „running gag”, dass er – wann immer er die Geschichte später erzählt – wegen
des getöteten Hunds bedauert wird.
Jock Marder will nicht so sehr seine Frau wiederfinden als die…mehrEs beginnt wie in einem typischen Westernfilm. Jock Marder beobachtet aus der Ferne, wie Banditen, die sich als Indianer verkleidet hatten, sein Haus niederbrennen, seine Frau kidnappen und seinen Hund töten.
Es wird ein „running gag”, dass er – wann immer er die Geschichte später erzählt – wegen des getöteten Hunds bedauert wird.
Jock Marder will nicht so sehr seine Frau wiederfinden als die Banditen bestrafen. Dazu heuert er den besten Fährtensucher an, den Afroamerikaner Bubba. Jock erweist sich als Hasadeur: beim Pokern verliert er sein Landstück, das er eignetlich Bubba als Preis für seine Dienste versprochen hatte.
Es folgt eine Road Movie Jahrgang 1871 auf Pferden, auf Mulis und zu Fuss, sehr turbulent und mit witzigen Dialogen. Es tauchen so ziemlich alle aus dem Western bekannten Stereotypen auf.
Natürlich baut der Englisch Professor an der University of Southern California Percival Everett jede Menge literarische und historische Bezüge ein. So wird Jock Marder gezwungen, für sich und sein Pferd zwei Gruben auszuschaufeln, darin werden sie bis zum Hals eingegraben: Becketts „Happy Days” aus dem Jahr 1960 läßt grüßen.
Dem Zweigespann Jock und Bubba schließt sich der angeblich sechzehnjährige Jake an, der sich als Bub ausgibt, sich aber später als Mädchen herausstellt: ein Topos bekannt aus Film und Roman.
Die historische und schillernde Gestalt des Colonel George A. Custer gibt sich im Roman die Ehre. Das Indianerproblem formuliert er so: „Der Barbar als solcher achtet den Grundbesitz nicht, will meinen, wir eignen uns das Land an, und die wollen es zurück, lassen nicht locker.”. Die Leser lachen, aber das Lachen sollte im Hals stecken bleiben, wenn man sich an ähnliche zeitgenössische Vorurteile und Rassismen erinnert, so gab die Fürstin Gloria von Thurn und Taxis in einer TV-Show bei Michel Friedmann noch im Jahre 2010 kund: "Der Schwarze schnackselt gerne!" und deshalb sollte man die Frauen besser wegsperren, wenn Bubba in der Nähe ist.
Immerhin bringt Colonel Custer seinem Gast Jock Marder das Schachspielen bei. Ein Mann von solch hoher Kultur adelt natürlich auch seine rassistischen Vorurteile. Auch das ein Stereotyp: der moralische Barbar pflegt höchste Kultur.
Wer sich auf einen echten Western eingestellt hat muss schon nach wenigen Seiten umdenken. Wem das nicht gelingt muss zum nächsten Kiosk gehen. Da gängige Western selten glaubwürdig sind ist es auch diese Persiflage konsequenterweise nicht.
Bubba ist die einzige integre Figur des Westernspektakels. Alle anderen sind allenfalls Maulhelden. Bubba ist aber der einzige, der „dank” seiner Hautfarbe kein Held sein kann. Das bringt Percival Everett in der Schlussszene auf die Spitze. Diese verrate ich hier nicht, obwohl God's Country nicht davon abhängt. Sie ist aber ein bizarres Sahnehäubchen nach vergnüglichen Lesestunden.
Es wird ständig beklagt, dass es an humorvollen Romanen mangelt. Hier ist ein kurzweiliger, witziger Klamauk im besten Sinne, hervorragend übersetzt, der zudem bewirkt, dass die Leser über das Verhältnis der unterschiedlichen Menschen, ihren Umgang miteinander und die „political correctness” in Romanen, die in der Vergangenheit spielen, nachdenken.