Während sich die asiatischen und südamerikanischen Küchen schon vor Jahren im kulinarischen Bewusstsein zentraleuropäischer Köpfe manifestiert haben, ist die Kochkultur Afrikas in Deutschland noch immer kaum mehr als eine Randerscheinung. Dieser Eindruck wird nicht nur bei einem Blick auf die
Restaurantszenen deutscher Großstädte deutlich, sondern stellt sich auch bei einem Streifzug durch gut…mehrWährend sich die asiatischen und südamerikanischen Küchen schon vor Jahren im kulinarischen Bewusstsein zentraleuropäischer Köpfe manifestiert haben, ist die Kochkultur Afrikas in Deutschland noch immer kaum mehr als eine Randerscheinung. Dieser Eindruck wird nicht nur bei einem Blick auf die Restaurantszenen deutscher Großstädte deutlich, sondern stellt sich auch bei einem Streifzug durch gut sortierte Supermärkte ein: Anders als für Wok-, Sushi- und Tex-Mex-Gerichte findet sich nirgends ein Themenregal für den zweitgrößten Kontinent unseres Planeten. Häufig reicht das Warenangebot für die afrikanische Küche hierzulande kaum über eine verlegene Zulu-Gewürzmühle aus dem Weltladen mit Chiliflocken und getrocknetem Ingwer hinaus. Fragen Sie sich selbst: Was wissen Sie über die Esskultur Lesothos? Wovon ernähren sich die Menschen in Malawi oder auf Sansibar? Oder wann waren Sie eigentlich das letzte Mal beim Kenianer zum Essen?
Nach der Lektüre von Dorah Sitoles Übersichtswerk „So kocht Afrika“, in dem sie die populärsten Gerichte ihres Heimatkontinents vorstellt, drängt sich die Erkenntnis auf, dass es nur eine Frage der Zeit sein kann, bis die afrikanische Küche in Deutschland großflächig zum Trend wird. Denn vieles, wodurch sie sich auszeichnet, charakterisiert auch andere zurzeit populäre Ernährungsphilosophien: Eiweißreiche Kost, nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln, wenig Fett und Zucker, regionale Prägung. Bei den Rezepten fällt außerdem beim ersten Durchblättern des Buches auf, dass die Köche – abgesehen von der stark arabisch geprägten nordafrikanischen Küche – weitgehend ohne Gewürze auskommen. Geschmacklich im Vordergrund stehen die Grundzutaten selbst: Fleisch schmeckt nach Fleisch, Gemüse nach Gemüse, Fisch nach Fisch. Hier wird nichts nachträglich mit Sahne abgebunden, aufwändig vorbehandelt, verfeinert oder nach dem Kochen als malerisches Kunstwerk inszeniert. Vieles wird eingekocht, zu Brei verarbeitet und in handlichen Schüsseln serviert. Die Küche wirkt aus diesem Grund gelegentlich simpel, sollte aber keinesfalls als primitiv abgetan werden. Vielmehr spiegelt sich in diesem (teils stärker oder schwächer ausgeprägten) Minimalismus ein zentraler Aspekt afrikanischer Mentalität wieder: Hier wird einfach mit den Dingen gearbeitet, die vorhanden sind.
Genau dieser Punkt macht es für Hobbyköche hierzulande jedoch kompliziert, sich in die afrikanische Küche hineinzuarbeiten: Denn viele der für Afrika typischen Zutaten sind hier nur äußerst schwierig zu bekommen. Egal ob Maniokknollen, Morogo-Blattgemüse, Tambi-Nudeln oder der kleine Schwarmfisch Kapenta – diese Dinge sind in deutschen Supermärkten, wie eingangs erwähnt, selten in der Auslage zu finden. Die Beschaffung der Zutaten ist damit in vielen Fällen weit herausfordernder, als deren Zubereitung. Handwerklich sollte jeder halbwegs geübte Koch gut mit den Rezepten zurechtkommen.
Besonders gelungen an dem Buch ist jedoch, dass die Autorin die Gerichte nach Herkunftsländern ordnet und jedes Kapitel mit einer Ländercharakteristik einleitet. Auf diese Weise erreicht das Werk das, was wir in Europa längst kapieren sollten: Afrika ist eben nicht einfach nur Afrika, sondern eine Vielzahl unterschiedlichster Länder mit Geschichte, Tradition, Kultur – und Küche.