Was ist Mythos und was ist Wahrheit?
Kaiserin Elisabeth wird nach wie vor gehypt und so entstand in den letzten Jahrzehnten ein Mythos, der seinesgleichen sucht. Zu sehr ist die Sisi-Trilogie in Erinnerung, die sicherlich mal ihre Berechtigung hatten – so lange man nicht davon ausgeht, dass dies
eine historische Doku ist, sind solche Filme ja auch in Ordnung. Die Historikerin Martina…mehrWas ist Mythos und was ist Wahrheit?
Kaiserin Elisabeth wird nach wie vor gehypt und so entstand in den letzten Jahrzehnten ein Mythos, der seinesgleichen sucht. Zu sehr ist die Sisi-Trilogie in Erinnerung, die sicherlich mal ihre Berechtigung hatten – so lange man nicht davon ausgeht, dass dies eine historische Doku ist, sind solche Filme ja auch in Ordnung. Die Historikerin Martina Winkelhofer widerlegt diesen Mythos mit diesem Buch und zeigt die Entwicklung einer Frau vom jungen unsicheren Mädchen bis hin zur selbstbewussten Kaiserin, die sich getraut ihre Wünsche einzufordern.
Wir erfahren einiges über ihre Kindheit und Jugend, die enge Verbindung zu den Geschwistern und zur Mutter, die unter dem Druck stand, für ihre Töchter eine standesgemäße Partie zu finden. Gar nicht so einfach, denn die begehrten Junggesellen waren rar. Doch Elisabeth hatte ob ihrer Schönheit und ihrer Schüchternheit Franz Joseph verzaubert. Die Begegnung in Ischl ist wohl jedem bekannt, bei der eigentlich die Schwester Helene als Braut für Franz Joseph gedacht war, der sich jedoch für die jüngere Schwester entschied. Elisabeth hat das sicherlich gar nicht realisiert und wurde in ein neues Leben geworfen – fernab der Familie musste sie unter lauter Fremden ihr Leben nun bestreiten, klammerte sich an ihren Mann, der ihr als einziger vertraut war, der jedoch viel zu oft seinen politischen Geschäften nachging und seine junge Braut sich selbst oder dem Hofstaat überlassen musste. Dass sie sich dem strengen Zeremoniell am Wiener Hof nicht so recht einfügen konnte, versteht sich von selbst.
Erst langsam lernt Sisi auf eigenen Füßen zu stehen, bedingungslos ihre Forderungen zu stellen und das Wohl ihrer Kinder und ihr eigenes Wohl wichtig zu nehmen. Natürlich nicht zur Freude aller.
Die Autorin zeichnet hier ein Bild Sisis, dem ich sehr gerne gefolgt bin. Fernab vom Mythos und nahe an der Realität – wobei sich diese sicherlich nicht mehr ganz nachvollziehen lässt. Gut gefällt mir, dass die „böse Schwiegermutter“ auch sympathische Züge hat, etwa wenn sie sich um Sisi sorgt und nicht nur um die Dynastie.
Wer war diese junge Frau, die wohl einen Sonderstatus in der Habsburg-Dynastie einnimmt? Eine durchaus lesenswerte Biografie, die ich gerne weiter empfehle. 5 Sterne