Nichts zum Husch-Husch-Drüber-Lesen
Ebenso großartig wie Ober- ja, eigentlich ganz Italien ist dieser umfangreiche, relativ ausführliche Reiseführer von Eberhard Fohrer. Der Begriff 'Relativ' muss hier relativ betrachtet werden. Zwar umfasst das Buch über 750 Seiten und deckt inhaltlich ganz
Oberitalien von den Grenzen zu Frankreich, der Schweiz, Österreich und Sloweniens ab bis hinunter nach…mehrNichts zum Husch-Husch-Drüber-Lesen
Ebenso großartig wie Ober- ja, eigentlich ganz Italien ist dieser umfangreiche, relativ ausführliche Reiseführer von Eberhard Fohrer. Der Begriff 'Relativ' muss hier relativ betrachtet werden. Zwar umfasst das Buch über 750 Seiten und deckt inhaltlich ganz Oberitalien von den Grenzen zu Frankreich, der Schweiz, Österreich und Sloweniens ab bis hinunter nach Süden etwa auf die Linie Ventimiglia/Sanremo nahe der Grenze zu Frankreich Richtung Osten bis nach Rimini an der Adria ab. Wobei die Toskana und Marken dann keinen Platz mehr gefunden haben. Aber selbst diese 750 reichlich bebilderten Seiten müssen von den beschreibenden Texten her doch relativ kompakt gehalten werden. Sonst wäre es ein Buch mit dreifachem Umfang geworden.
Die wichtigsten Informationen sind aber auf jeden Fall zu finden. Manche Städte haben mehrere Seiten abbekommen (Meran deren 8; Bozen 12, Mailand 22 und das wunderschöne Verona immerhin 14). Manche Städte und Städtchen müssen sich teilweise mit einer Seite bescheiden. Denn Eberhard Fohrer beschreibt nicht nur die zumindest namentlich bekannten Ortschaften. Er lässt auch die eher unbekannten Schönheiten Oberitaliens nicht außen vor. Als da beispielsweise wären der Lago d'Idro oder der Lago di Cavazzo.
Nach meinen reiseführerlosen Erfahrungen nach sind die Empfehlungen für Restaurants, Hotels, Bars und Cafés ebenso wie die Ortsbeschreibungen korrekt und aktuell. Mit ganz wenigen fehlenden Hinweisen. Die Uferpromenade in Garda ist wirklich sehr schön. Es sei denn, man geht an einem Freitag dorthin. Denn dann ist die Promenade mit den Ständen eines Socken-Billigklamotten-und-Haushaltswaren-Marktes zugestellt. Dieser Markt wird zwar erwähnt. Leider nicht, dass das schöne Ambiente dann hinüber ist... Es sei denn, man hat ein ausgesprochenes Faible für Schafschursocken im 6er-Pack.
Bei den Unterkunftstipps trifft Eberhard Fohrer wohl wirklich den Nagel auf dem Kopf: das B&B 'Al Ponterossa' in Triest ist der absolute Überhammer. Nur zwei Zimmer, aber sauber, hübsch eingerichtet, bei der Ankunft auf dem Bett zwei frische Rosen vom gegenüberliegenden Markt. Und, noch mehr der Hammer: Andrea hatte für uns den ganzen Tag lang seinen Fiat Uno in der engen Gasse direkt vor der Haustüre geparkt. Bei unserer Ankunft hat er sein Auto dann im 300 Meter entfernten Parkhaus untergestellt, damit wir einen Parkplatz direkt vor seiner Haustüre bekommen! Sensationelle Freundlichkeit und Aufmerksamkeit.
Im Engel in Sterzing wird man nicht nur äußerst freundlich bedient. Man isst in den schönen Räumen auch tatsächlich mehr als vorzüglich. Bei jeder über den Brenner führenden 'tränenreichen' Rückreise von Italien gehört das Abendessen im Engel zum Pflichtprogramm. Welches die 'Tränen' zu unterdrücken hilft.
Dass die ersten in dem Fall 65 Seiten den allgemeinen Informationen gehören, von Anreise bis Zoll, dass der letzte Teil einen Mini-Sprachführer bietet, dass ein ausführliches Stichwortverzeichnis zu finden ist und dass viele Städte und Ortschaften einen gut kommentierten Auszug aus einem Stadtplan mitbekommen haben, dass ist bei einem Reiseführer aus dem Haus Michael Müller selbstverständlich.
Wem die teilweise kompakten Infos zu kompakt sind, kann in einem MM-Reiseführer zu einer enger begrenzten Region (nur Ligurien, nur Venetien, nur Trentino etc.) ausführlichere, nicht minder korrekte Infos nachlesen. Aber diese 750 Seiten reichen durchaus, sich a.) für eine Region zu entscheiden und b.) sich dort zu fühlen wohl. Pardon, wohl zu fühlen.