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mosaik
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Neumarkt am Wallersee, Salzburg
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meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2023
Ingeborg und das Meer
Erdmann, Wilfried

Ingeborg und das Meer


ausgezeichnet

Eindrucksvolle Schilderung der Erlebnisse und vor allem der Gefühle der Seglerin

Ist ein Buch über eine Atlantiküberquerung im Segelboot für eine Landratte, einen Nichtsegler, überhaupt interessant und vor allem verständlich? Ja, ist es und obendrein noch spannend. Das Buch, geschrieben vom Schwiegersohn der Seglerin, basiert auf Funden von Dokumenten, Bildern und Logbüchern von Ingeborg von Heister. Wilfried Erdmann fand diesen Schatz erst 20 Jahre nach dem Tod seiner Schwiegermutter und schrieb dieses Buch kurz vor seinem eigenen Tod (8. Mai 2023). Erdmann war selbst Segler, der die Erde allein umsegelte, später dann auch mit seiner Frau Astrid als Hochzeitsreise.

Um den Inhalt des Buches und die Leistung von Ingeborg richtig verstehen zu können, muss sich der Leser drei Umstände vor Augen halten. Erstens war Ingeborg eine Frau. Das Segeln war aber zur damaligen Zeit, den 1960er-Jahren, eine absolute Männerangelegenheit. Zweitens segelte sie mit einem Trimaran, der damals unter Seglern nicht als Segelboot anerkannt wurde. Und drittens war der Trimaran noch nicht mit einer Selbststeuerungsanlage ausgestattet. Das bedeutete, dass Ingeborg bei Segelwind Tag und Nacht am Ruder ging und wenig Schlaf fand. Es gelang ihr dann aber doch eine Art der Selbststeuerung des Trimarans durch geschicktes Segelsetzen zu erreichen, zumindest über kurze Strecken.

Erdmann verbindet sehr gelungen Originalzitate aus Ingeborgs Logbüchern mit eigenen Ergänzungen, Erklärungen und Überleitungen. Zunächst schildert er vom unbändigen Willen Ingeborgs, das Patent als Sporthochseeschiffer zu erlangen. Sie erlernte den komplizierten Umgang mit dem Sextant und den anschließend notwendigen Rechenvorgängen anhand von Tafeln. Erdmann erzählt von Ingeborgs Liebe auf den ersten Blick zu ihrem Trimaran „Ultima Ratio“. Es folgen seine Erinnerungen an sein erstes Zusammentreffen mit Ingeborg und seiner späteren Frau Astrid, kurz vor Beginn der Einhandüberquerung des Atlantiks von Ingeborg.

Am 30. September 1969 brach die 46jährige Ingeborg allein mit ihrem Segelboot zur Überquerung des Atlantiks von Gibraltar auf. Nach 9160 Seemeilen und ein Jahr später kehrte sie am 20. September 1970 wieder nach Gibraltar zurück. Dazwischen lagen Besuche der Kanarischen und von karibischen Inseln, von Bermuda und den Azoren. Der Leser findet sich zwischen Meter hohen Wellen und in Stimmungsschwankungen an endlos scheinenden Tagen von Flauten. Er liest von den sich abwechselnden depressiven Phasen und Hochstimmungen der Seglerin, von ihren glücklichen Tagen, von freundlichen Aufnahmen bei Segelclubs und Ablehnungen, weil sie als Frau allein segelte. Immer wieder dokumentieren Logbucheintragungen verschiedene Tätigkeiten an Bord, wie die Reinigung des Rumpfes von Muscheln, kleineren Reparaturen an Motor und Bordaggregat oder über „das Schießen der Sonne mit dem Sextant“. Dramatische Tage erlebte Ingeborg auf See, als sie plötzlich über starke Rückenschmerzen bekommt, die ihr das Steuern des Bootes fast unmöglich machen. Auf einem batteriebetriebenen Plattenspieler hört sie auf hoher See Musik von Frank Sinatra, einem Hai schien es Spaß gemacht zu haben, die „Ultima Ratio“ mehrmals zu rammen und kurz vor Reiseende erlebt Ingeborg den stärksten Sturm ihrer Reise.

Rückblickend schreibt Ingeborg von ihrer Einsamkeit, ihrer Angst vor der Angst es nicht zu schaffen, davon, dass sie eigentlich gar nicht glücklich ist als ihre Reise über den Atlantik zu Ende ging, dass sie sich ein Leben an Land nicht mehr vorstellen kann und über das Segeln als Frau allein. Sie endet mit der Schilderung, wie ihr die Anerkennung ihrer Leistung mit Deutschlands höchster Auszeichnung, dem Schlimbach-Preis, verwehrt blieb (wie ebenso Erdmann). Vergeben wurde dieser Preis von einem Männersegelclub. Schließlich kehren ihre Tochter und ihr Schwiegersohn 1972 von ihrer Weltumsegelung nach Hause zurück. Ingeborg findet aus ihrer Einsamkeit heraus und heiratet noch einmal.

Damit sich Laien ein Bild von Schiff und Ausrüstungen machen können, führt Erdmann im Anhang eine Beschreibung über den Trimaran an, ebenso eine detaillierte Liste, was Ingeborg an Bord mitgeführt hatte, welche Kosten für sie entstanden waren und fünf Kochrezepte, die sich auf hoher See bewährt hatten. Ein kleines Lexikon seemännischer Ausdrücke im Original von Ingeborg schließen das Buch ab, das durch einigen Schwarzweiß- und Farbbilder aufgelockert wird. Es war nicht mein erstes Buch über Segelbooterlebnisse, dass ich gelesen habe, aber auf alle Fälle ein spannend und abwechslungsreich geschriebenes. Um es anders auszudrücken: Ich hatte es fast verschlungen.

Bewertung vom 17.05.2023
KUNTH Bildband Heute so schön wie damals - Legendäre Urlaubsorte in Italien
Henss, Rita

KUNTH Bildband Heute so schön wie damals - Legendäre Urlaubsorte in Italien


ausgezeichnet

Abwechslungsreiche Erinnerungen von einem Jahrhundert „Italien-Urlaube“ mit vielen Tipps

Meine italienische "Seele" in mir hat mit diesem Buch etwas zum Träumen bekommen. Das Buch erzählt von einer Zeit als Adriano Celentanos „Azurro“ im Radio rauf und runter lief und Audrey Hepburn auf einer Vespa durch Rom kurvte. Es berichtet von den Anfängen des Tourismus in Italien mit Geschichten und historischem Bildmaterial. Das Buch weckt in mir viele Erinnerungen an meine unzähligen Reiseleitungen, die mich seit 1983 in alle Regionen Italiens führten. Und doch entdeckte einiges mir noch Unbekanntes in diesem herrlichen Buch.

77 Orte von Südtirol bis Sizilien, von San Remo bis Triest, werden auf kurzweilige Art in diesem Buch vorgestellt. Die erste Seite jedes Ortes zeigt ein mehr oder wenige altes nostalgische Bild. Auf der zweiten Seite gibt es einen kurzen Überblick über Geschichte und Bedeutung des Ortes, gefolgt von zwei oder drei Besonderheiten, Sehenswürdigkeiten oder Veranstaltungen (z. B. das Palio in Siena). Dann kommen die Erinnerungen in Form von farblich unterlegten Infokästen mit Bild zu den Themen „das gibt’s noch heute“ (also Einrichtungen, Lokale oder ähnliches, die es schon vor 100 oder mehr Jahren dort gab), „Retro-Moment“, „Souvenir, Souvenir“ (Beispiel Zigarren aus Brissago, die es seit 1847 gibt) oder „Heute so gut wie damals“ (Beispiel „Liegestuhl“).

Dazwischen gibt es Doppelseiten, „Zwischenstopp“ genannt, mit einem doppelseitigen Bild und einem Textkasten, wie beispielsweise über das „Gelati“, das italienische Eis, über das Val D’Orcia in der Südtoskana mit einer eindrucksvollen Landschaftsaufnahme, über die „Grand Tour“ oder den „Rolls-Royce des Meeres“, die Riva-Boote. Allerdings unterlief dem Verlag auf Seite 227 ein kleiner Fehler bei der Beschriftung. Das Bild zeigt zwar die Luxus-Herberge „Le Sirenuse“, aber nicht wie beschrieben in Portofino, sondern in Positano an der Amalfiküste.

Immer wieder bietet das Buch Zitate aus historischen Baedeker-Führern vor 1900 und nach der Jahrhundertwende („Zum Gabelfrühstück – nur bis 13 Uhr – gibt es…“) sowie andere Zitate, beispielsweise von Goethe.

Warum mich dieses 300seitige Buch so ins Schwärmen und Erinnern brachte ist die kurzweilige Abwechslung von Geschichten, Sehenswürdigkeiten und Bildern – alte und neue sowie die vielen Tipps. Aber alles aber prägnant und nicht ausschweifend beschrieben. Wenn Sie also wissen möchten, wo ein Turm mit alten Steineichen obendrauf steht, wo 1958 vier junge Damen ihre Füße auf einem Campingplatz lachend wuschen, wo Sigmund Freud seine Sommerfrische verbrachte, wo man mit einem kleinen roten Zug fahren kann oder mit einem Sessellift aus dem Jahr 1952 noch auf einen „Monte“ befördert wird, der möge sich dieses herrliche Buch über „das Land, in dem die Zitronen blüh’n“ und FIAT 500 herumkurven besorgen!

Bewertung vom 17.05.2023
Bergbau in Tirol
Neuhauser, Georg;Pamer, Tobias;Maier, Andreas

Bergbau in Tirol


ausgezeichnet

Ein fundiertes Fachbuch mit umfangreichem Bildmaterial

Im Vorwort stellen sich die Autoren die selbstkritische Frage, ob im 21. Jahrhundert ein Werk über Bergbaugeschichte überhaupt noch zeitgemäß ist. Sie führen dazu zwei überzeugende Argumente an und meinen zum Schluss, es sei ihr Ziel, einen allgemein verständlichen Überblick über dieses durchaus komplexe Thema zu schaffen. Was ihnen meiner Ansicht nach auch sehr gut gelungen ist.
Der Leser erfährt nicht nur ausführlich über die Geschichte des Tiroler Bergbaues, des Südtiroler natürlich eingeschlossen, sondern auch viel Hintergrundwissen. So gibt es im Einleitungskapitel mit rund 65 Seiten Einblicke in die Frühgeschichte des Bergbaues im Allgemeinen und im speziellen in Tirol, in die Entstehung der Berggerichte und des montanistischen Beamtenapparats, zur Erzsuche, Abbau und Aufbereitung sowie den Schmelzprozessen.

Dann werden in zwei Hauptkapiteln mit jeweils neun Unterkapiteln ausführlich die Bergreviere nördlich und südlich des Alpenhauptkammes behandelt (rund 330 Seiten). Im vierten Hauptkapitel werden Themen rund um den Bergbau beschrieben wie über das Holz, das im Bergbau eine bedeutende Rolle spielte, Lebens- und Betriebsmittelversorgung, die Rolle der Kirche und Religion im Tiroler Montanwesen, medizinische Versorgung und andere.

Schließlich folgen im Anhang Listen mit den Namen der Bergrichter Alttirols, Erklärungen der Längen, Gewichte, Geldeinheiten und sonstiger Maße, ein Abkürzungs- und Literaturverzeichnis, Anmerkungen, Glossar und Personenregister. Schon die Anzahl dieser Seiten (rund 90 Seiten) zeigt, mit welcher Genauigkeit die Autoren, alle an Universitäten, Landesmuseen oder Forschungsstätten tätig, dieses umfangreiche Werk zusammengestellt haben.

Farbige historische Abbildungen, Schwarzweißbilder, Zeichnungen, Skizzen und Zitate aus alten Aufzeichnungen lassen dieses Fachbuch auch für einen Laien zu einem interessanten Nachschlagewerk werden. Für mich als an der Salzburger Bergbaugeschichte Interessierter finden sich in diesem Buch mehrmals Zusammenhänge mit dem Erzstift Salzburg (Brixen- und Zillertal, Kropfsberg, Zillertaler Gold, das über den Gerlospass zu den Salzburger Fürsterzbischöfe transportiert wurde, die Bauernaufstände im 16. Jahrhundert, Osttiroler Bergbau und der oberste Bergverwalter 1419 bis 1427, Ulrich Putsch, der spätere Bischof von Brixen).

Zusammen mit der Literatur über die Salzburger Bergbaugeschichte erschließt sich mit diesem Werk nun für mich die Bergbaugeschichte der Alpen in umfassender Weise. Ein sehr empfehlenswertes Nachschlagebuch.

Bewertung vom 29.04.2023
Swanetien entdecken
Applis, Stefan

Swanetien entdecken


ausgezeichnet

Der Buchtitel „Swanetien entdecken“ wird dem Inhalt vollkommen gerecht.

Dr. Stefan Applis, Jahrgang 1969, ist Geograf und Fotograf. Seine ethnografischen und geografischen Projekte führen ihn seit vielen Jahren vor allem nach Ost- und Südosteuropa, in den südlichen Kaukasus und nach Zentralasien.

In seinem über 200seitigen Kultur- und Naturreiseführer für Swanetien beleuchtet Applis die Geschichte und Religion in dieser Gebirgsregion. Es liest sich wie eine Reise in die Vergangenheit. Einerseits frühchristliche Kirchen, andererseits eine Religion mit Elementen von Naturreligionen. Es ist eine Region des Hochgebirges, der 5 201 m hohe Shkara im Hauptkamm des Großen Kaukasus ist nicht nur der höchste Gipfel in Swanetien, sondern von ganz Georgien.

Applis erklärt, welche Probleme der Tourismus für die Bevölkerung mit sich bringt, obwohl die Bewohner auf diesen Wirtschaftszweig immer mehr angewiesen sind. Er bietet geschichtliche Exkurse wie über die Kaukasus-Expedition von 1903, bei dem der Forschungsreisende und Bergsteiger Wilhelm Rickmer-Rickmers zusammen mit Cenzi von Ficker bei Fürst Bekerbi Dadeschkeliani zu Gast waren. Applis berichtet über Männer- und Frauenräume bei volksreligiösen Festen und Landkonflikten und andere Eigenheiten dieser geschichtsträchtigen Region. Weitere Themen sind Erbrecht und Bodenverteilung, „Ushba – „Der Schreckliche““, traditionelles Recht und Sowjetrecht, die Winterkatastrophe 1986/87 und die Umsiedelung nach Kvemo Kartli, Hintergrund zu Unterkünften und wirtschaftlichen Bedingungen der Gastgeber und natürlich immer wieder Beschreibungen von Kulturgütern und Besichtigungsmöglichkeiten.

Übersichtskarten von Dorfgemeinschaften und Wanderbeschreibungen, Beschreibungen der so typischen Gebäude und immer wieder randliche Hinweise auf Lesetipps und Internetlinks, dazu viele aktuelle Reisetipps und aussagekräftige Bilder. Der Buchtitel „Swanetien entdecken“ wird dem Inhalt vollkommen gerecht.

Bewertung vom 13.04.2023
Kirche, Kunst und Kolosseum
Sternthal, Barbara

Kirche, Kunst und Kolosseum


ausgezeichnet

Rom war immer eine „Stadt der Skandale“ wie dieses Buch dokumentiert

Wie war das damals mit Romulus und Remus genau, dem Zwölftafelgesetz, der Grundlage des römisches Rechts? Sternthal beginnt im Dunkel der Antike und bringt Licht in diese Frage sowie Legenden späterer Jahrhunderte. Nach den ersten 50 Seiten verstehe ich die Ämter im und den Niedergang des römischen Reiches besser. Nebenbei erfahre ich etwas über die römische Wölfin, von den sieben Hügeln Roms und was auf ihnen steht, über die Toga und verschiedenes Rechtliches – alles optisch gut getrennt vom eigentlichen Text.

Wenn man das Kapitel „Bischöfe und Kardinäle, schöne Frauen und berühmte Familien“ gelesen hat, kommen einem Zweifel an der katholischen Kirche und deren Moralverständnis. Nicht von ungefähr nennt Sternthal ein Unterkapitel „das dunkle Jahrhundert“. Dann ist von Fälschungen die Rede, damit der Vatikan seine Ländereien ausweiten konnte, von Normanneneinfällen und allerlei Machtspielen der Päpste.

„Gott hat uns das Papsttum gegeben, lasst es uns genießen“, was viele Familien wie die Barberini, Borghese, Orsini oder Borgia auch weidlich taten. Sternthal vergisst dabei nicht auf sehenswerte Paläste aus dieser Zeit hinzuweisen. Wie überhaupt sich immer wieder Hinweise auf Ereignisse, Personen, Kirchen, Monumente und Paläste im Text finden. Das ist der Teil „nicht nur für Jurist:innen“. Ausführlich schreibt sie über das römische Ghetto, eine Erfindung der Päpste in ihrer „christlichen Nächstenliebe“.

Es folgen Beiträge über begabte Fälscher und habgierige Räuber (und wie sie endeten), sowie reisende Juristen. Im Kapitel „Schauplätze der Hauptstadt“ geht es um Ereignisse im 20. Jahrhundert. Wahlfälschungen der Faschisten, Politikermorde, Skandale im Vatikan, Verstrickungen eines Erzbischofs der Vatikanbank in Finanzaffären und Korruption, um unaufgeklärte Morde und um die P2-Loge.

Ein Buch, gespickt mit rechtlichen und weltlichen Informationen, vielen Details und Hintergrundinfos. Mit diesem Buch in der Hand werden wohl manche Gebäude beim nächsten Rom-Besuch in einem anderen, manchmal dunkleren Licht erscheinen. Ein gelungener Rom-Führer für Nichtjuristen wie ich es bin!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2023
Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag
Haller, Andreas

Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Ein sehr fundierter, umfassender, aktueller und auch optisch gelungener Reiseführer der Steiermark

Wie soll ich 444 Seiten über das zweitgrößte Bundesland Österreichs zusammenfassend schildern, ohne daraus eine mehrseitige Abhandlung zu machen? Ich werde es in Kurzform versuchen. Denn Andreas Heller hat eine Vielzahl an Ausflugsmöglichkeiten, Besichtigungen und Erlebnisvorschlägen in diesem Führer zusammengetragen. Wer die Steiermark in ihrer Vielfältigkeit kennenlernen möchte, ist mit diesem Führer bestens beraten.

Nun habe ich zwar nicht alle 444 Seiten einzeln gelesen, aber die ersten rund 80 Seiten über die westliche Obersteiermark sehr sorgfältig mir angesehen. Da ich seit über einen Jahrzehnt als Administrator im EnnstalWiki arbeite, das genau diese Region umfasst, kann ich mir ein sehr gutes Bild über Details und Korrektheit dieses Führers machen. Und ich muss sagen, dass Haller sehr gut informiert über diesen Teil der Steiermark schreibt. Stichproben in anderen Gebieten der Steiermark, die ich ebenfalls besser kenne, zeigen dasselbe Bild: Sehr gut recherchiert, viele Details und gute Informationen. Die herausnehmbare Faltkarte ermöglicht eine Überblick über die Steiermark, jedoch für einen Urlaub wird man sich entsprechende Detailkarten zulegen müssen.

Unter den zwölf GPS-Wanderungsvorschlägen hat er u. a. mit der sechs-Seen-Wanderung auf der Tauplitzalm und jener zum Duisitzkarsee in den Schladminger Tauern zwei schöne Vorschläge ausgesucht, die ich nur empfehlen kann.

Natürlich, wie in allen Reiseführern, kann er bei Tipps für Übernachtung und Essen nur ein paar auflisten. Aber hier gilt ebenso wie für Öffnungszeiten und Preisangaben, dass man sich stets aktuell im Internet informieren sollte. Nicht mehr möglich ist seit Winter 2022/2023 der Gletscherskilauf auf dem Schladminger Gletscher im Dachsteinmassiv. Aufgrund des starken Rückgangs des Eises war bereits im Winter kein Skifahren auf dem Gletscher mehr möglich, seit Mitte März 2023 werden nun auch die Lifte abgebaut. Der Ordnung halber möchte ich darauf hinweisen, dass Pürgg nicht zum Ausseerland gezählt wird (Seite 44) und auch nicht an dieses grenzt. Denn zwischen Pürgg und dem Ausseerland befindet sich das Hinterberger Tal, das man nicht zum Ausseerland zählt. Beides, das Ausseerland und das Hinterberger Tal (Bad Mitterndorf mit den seit 2015 eingemeindeten Gemeinden Pichl-Kainisch und Tauplitz) werden als das steirische Salzkammergut bezeichnet.

Ich finde diesen Reiseführer sowohl inhaltlich als auch optisch sehr gelungen. Farblich unterschiedliche Überschriften erleichtern die Orientierung in Textteilen, aussagekräftige Bilder ergänzen die Beiträge.

Bewertung vom 12.03.2023
Vielgeprüftes Österreich
Lendvai, Paul

Vielgeprüftes Österreich


ausgezeichnet

Lendvai beschreibt die österreichische Politik nach 1945 spannend anhand der Bundeskanzler

Es ist unglaublich, welches Wissen Lendvai trotz seines hohen Alters von 94 Jahren noch interessant in diesem Buch vermittelt. Auf rund 270 Seiten schildert er die Geschichte der zweiten Republik anhand verschiedener Bundeskanzler. Breiten Raum gibt er dabei der Entstehung und dem Wirken der FPÖ und SPÖ, hier vor allem Bruno Kreisky. So meint Lendvai, dass Kreisky seinen Aufstieg dem FPÖ-Klubobmann Friedrich Peter zu verdanken hätte.

Lendvai war zunächst als Korrespondenz der „Financial Times“ arbeitet, kehrte 1957 nach Wien zurück und wurde später Chefredakteur der ORF-Osteuropa-Redaktion neben anderen Tätigkeiten. Er hat also alle Bundeskanzler persönlich erlebt und interviewt. Daher fließen viele persönliche Erinnerung in seine oft auch sehr kritischen Beschreibungen dieser Personen ein.

Das Kapitel über die ÖVP, „die ungewöhnlichste Volkspartei Europas“, und jenes „von Wolfgang Schüssel zu Sebastian Kurz: Vom Original zur misslungenen Kopie“, sind mit fast 70 Seiten nicht nur die umfangreichsten Beiträge, sondern geben auch tiefe Einblicke in die Verflechtungen in der österreichischen Politik.

Aufgrund der Dichte an Informationen konnte ich das Buch immer nur abschnittsweise lesen. Aber ich bin sehr beeindruckt von diesem Buch. Durch die vielen Hintergrundinformationen und persönlichen Erläuterungen habe ich einen sehr guten und verständlichen Einblick in die österreichische Politik nach 1945 erhalten. Zusammen mit dem Buch von Hugo Portisch „Aufregend war es immer“ verstehe ich nun vieles besser, was seither geschehen ist. Ich kann das Buch von Lendvai nur empfehlen.

Bewertung vom 12.03.2023
Das große kleine Buch: Die Admonter Stifstbibliothek
Berninger, Jakob M.

Das große kleine Buch: Die Admonter Stifstbibliothek


sehr gut

Viel Information trotz seiner Kleinheit

Auf acht Seiten erhält der Leser eine Einführung in die Geschichte dieses Klosters, das von einem Salzburger Erzbischof 1074 gegründet wurde. Bilder sowie eine historische Zeichnung vor dem Brand 1865 ergänzen diese Einführungsseiten. Dann werden die Geschichte der Stiftsbibliothek, ihre Architektur, Skulpturen und Deckenfresken beschrieben. Dazu gibt es ganzseitige Farbbilder. Weitere Abschnitte befassen sich mit Handschriften und Inkunabeln, mit dem „Abrogans“, erhaltenen Teilen des bis heute ältesten Buches in deutscher Sprache sowie mit der Restaurierung alter Handschriften und der Digitalisierung von Bibliotheksbeständen.

Es ist ein zwar kleines Büchlein, bietet aber viel Information und macht den Besuch dieses weltgrößten Bibliotheksaales schmackhaft.

Bewertung vom 17.01.2023
Skitouren am Dachstein
Maurer, Martin;Bremm-Grandy, Thomas;Zechmeister, Armin

Skitouren am Dachstein


ausgezeichnet

Sehr gut recherchiert, sehr gutes Karten- und Bildmaterial sowie sehr detaillierte Beschreibungen

Es ist das erste moderne Skitourenbuch für Touren in einem Hochgebirge, so die Autoren, das sich samt seinen Ausläufern über eine Länge von rund 50 Kilometern erstreckt. Es ist aber auch ein problematisches Buch, wie die Autoren selbst schreiben. Die Touren führen in Hochgebirgslandschaften, in die üblicherweise im Winter kein Mensch kommt. Das kann zu Konflikten mit dem Wild führen, das gerade im Winter seine Kräfte schonen muss. Dringt der Mensch zu sehr in deren Rückzugsgebiete ein, kann das auch den Tod von Wildtieren bedeuten. Auf diese Problematik gehen die Autoren besonders ein und hoffen auf die Vernunft und Eigenverantwortung der Skitourengeher. Ich persönlich bezweifle aber, dass sich alle Skitourengeher an die diesbezüglichen Ratschläge der Autoren halten. Ich frage mich, ob wirklich jeder Winkel dieser Erde dem Menschen zu jeder Jahreszeit für Freizeit und Vergnügen zur Verfügung stehen muss. Zumal die Autoren selbst mehrmals bei Touren auf eine mögliche Lebensgefahr hinweisen, sollten man nicht perfekt vorbereitet und mit der Umgebung vertraut sein. Soweit meine kritischen Anmerkungen.

Dem Inhalt selbst gebührt jedenfalls Respekt und Lob. Da werden nicht einfach Touren kurz beschrieben, sondern sehr umfassend und detailliert geschildert. Ich greife mir das Kapitel Steirisches Salzkammergut heraus: Einführung und Tourenüberblick - eine Seite, erstes doppelseitiges Winterbild mit eingezeichnetem Tourenverlauf zweier Routen, doppelseitige geografische Karten mit dem genauen Verlauf dieser Routen, dann die Beschreibung der ersten Route. Hier werden zunächst verschiedene Parameter angeführt wie Schwierigkeit, Aufstiegszeit, Neigung, Höhenmeter, gesamt zurückgelegte Höhenmeter, ein QR-Code für Anfahrtstipps. Diese Begriffe werden in der Einleitung neben den Kapiteln „Skitouren mit Verantwortung“, „alpine Gefahren am Dachstein“, zehn Empfehlungen des Alpenvereins u. a. erklärt. Zurück zu meinem Beispiel. Es folgt nun die genaue, ein- bis zweiseitige Beschreibung der jeweiligen Tour (Allgemeines, Anfahrt, Aufstieg, Abfahrt, Bemerkung sowie empfohlene Ausrüstung). Von Schlüsselstellen, Ausblicken und anderen durchaus imposanten Details gibt es immer wieder sehr gute Bilder.

Das Buch umfasst Touren aus dem nordöstlichen Salzburger Pongau sowie dem oberösterreichischen Salzkammergut entlang des Gosaukamms, dem Gebiet von Hallstatt und Obertraun nach Süden zum Dachsteinmassiv mit der Karsthochfläche „Auf dem Stein“, die Südabhänge des Dachsteinmassivs in Ramsau am Dachstein und dann die östlichen Ausläufer, Kemetgebirge und Grimmingstock sowie die nördlich davon gelegenen Teile des Hinterberger Tals (Bad Mitterndorf, Pichl-Kainsch, Tauplitz) mit einem kleinen Teil des südwestlichen Ausläufers des Toten Gebirges.

Über 380 Seiten, der Text in einer sehr guten und angenehm lesbaren Schriftart, die Farbbilder klar und übersichtlich, die Karten mit Höhenangaben und Höhenlinien – ein sehr sorgfältig gestaltetes und informatives Buch über Skitouren im Gebiet des Dachsteingebirges. Wer eine sportliche Herausforderung im Hochgebirge im Winter, manchmal vielleicht sogar mit Grenzerfahrung, sucht, wird mit diesem Buch sicherlich sehr zufrieden sein.

Bewertung vom 17.01.2023
Das große österreichische Sagenbuch

Das große österreichische Sagenbuch


ausgezeichnet

Ein interessanter Querschnitt durch die Sagenwelt Österreichs
Ich habe mir dieses Buch bewusst ausgesucht, repräsentiert es doch einen Querschnitt der Sagenbücher, die der Verlag in acht Einzelbänden in den letzten Jahren veröffentlicht hatte. Erstmals gibt nun im großen Sagenbuch auch zehn Sagen aus dem Burgenland. Der bekannte Märchenerzähler Helmut Wittmann hat sich als Herausgeber dieses Bandes Märchen der Autoren der anderen Sagenbücher bedient. Die Schreibstile der verschiedenen Autoren ergeben eine Abwechslung beim Lesen.

Nicht unerwähnt möchte ich die gelungenen Farbzeichnungen von Jakob Kirchmayr lassen. Beim Anblick des Titelbildes, das die vom Donaufürsten geraubte Tochter eines Fischers im Strudengau zeigt, hatte sogar mein noch nicht ganz dreijähriger Enkelsohn seine eigene Interpretation, wer dies sein könnte. Die Texte sind oft bei der Wiedergabe direkter Reden im Dialekt gehalten, aber sind problemlos zu versehen (zumindest für mich Salzburger). Natürlich wiederholen sich manche Grundthemen in den Sagen, aber trotzdem konnte ich das Buch nicht weglegen, bevor ich die letzte Sage gelesen hatte. Bei manchen Sagen werfen die Autoren kritische Fragen nach Moral und Lehre aus der Sage auf. Der Schreibstil ist also der heutigen Erwachsenenwelt angepasst und die Sagen lassen sich gut lesen.