Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
mosaik
Wohnort: 
Neumarkt am Wallersee, Salzburg
Über mich: 
meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 443 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2021
Wiener Parkgeschichten
Hlavac, Christian

Wiener Parkgeschichten


sehr gut

Viel Geschichte über mehr und weniger bekannte Parks mit etlichen historischen Aufnahmen

25 Wiener Parkanlagen werden vom Gartenkunstexperten Hlavac näher beschrieben. Hlavac zitiert eingangs des Buches den bengalischen Dichter und Philosophen Rabindranath Tagore (* 1861; † 1941): „Dumme rennen; Kluge warten; Weise gehen in den Garten.“ Wenn ich nach Wien komme, besuche ich gerne Parks. So war ich an einem sonnigen Frühlingstag vor einigen Jahren im Kurpark Oberlaa, der auch in diesem Buch beschrieben wird.

Jeder Park-Artikel beginnt jeweils mit der Geschichte und endet mit der heutigen Nutzung. Dabei erfährt der Leser allerlei Unterhaltsames und Interessanten: Von weidenden Kühen in der Parkanlage des Schlosses Belvedere, wo auch Tonnen von Gemüse angebaut wurde, von einem Park, in dem ehemals ein Flugzeughangar stand, der später als Hallenbad mit Schiebetüren verwendet wurde, von einem österreichischen Kaiser, der „nebenberuflich Gärtner“ im Burggarten war, in welchen Parks sich der „Schmierfink“ Joseph Kyselak verewigte, von Klein-Venedig im Prater, dass im Donaupark der Donauturm für die Gartenschau „WIG 1964“ errichtet wurde, aber nicht rechtzeitig fertig wurde und viele andere Details. Überhaupt ist das Lesen der Park-Geschichten auch ein Gang durch die Wiener Geschichte. So erfährt der Leser beispielsweise, wie Maria Theresia in den Besitz des Schlosses Hof im Marchfeld kam.

Wertheimsteinpark und Rothschildpark in Döbling, Schloss Laudon und Umgebung in Penzing oder ein „verschwenderischer Schlosspark“ in Pötzleinsdorf sind Beispiele für vielleicht weniger bekannte Parks. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein ebenfalls langes Namensregister ergänzen dieses mit 240 Seiten und vielen Bildern, teilweise historischen Aufnahmen, abwechslungsreiche Buch. Ich kann mir vorstellen, dass sogar für Wiener noch Neues in diesem Buch zu lesen ist.

Bewertung vom 26.05.2021
Europa
Edwards-May, David

Europa


sehr gut

Praktischer Überblick ohne zu viel ins Detail zu gehen

Der Autor, David Edwards-May, ist ein international anerkannter Berater, Kartograf, Verleger und Autor für die Entwicklung von Wasserstraßen. Seine Werke sind stets sehr gut recherchiert. In diesem Fall handelt es sich um eine große beidseitig bedruckte und herausnehmbare Faltkarte, die auf der einen Seite eine Gesamtübersicht der europäischen Wasserstraßen im Maßstab 1:3,800.000 und auf der anderen Seite alle Wasserwege im zentralen Teil Europas im Maßstab 1:1,500.000 zeigt. Beide Karten geben eine eindrucksvolle Übersicht über die Vielfalt und Verbundenheit europäischer Wasserwege.

In dem Beiheft werden auf 62 Seiten mit 77 Bildern von 34 europäische Länder deren Wasserwege kurz vorgestellt. Am Beginn des Beihefts geben einige Beiträge interessante Einblicke in die aktuelle Lage zu den Themen „[Wasserwege]Politik der Europäischen Union“, „Internationale Übereinkommen“, „Historische Kanäle“, „Internationale Körperschaften“ sowie unter dem Titel „Auf großer Fahrt“ europäische Vorschriften bzgl. Bootsgröße, technische Anforderungen und internationales Befähigungszeugnis.

Bei den einzelnen Ländern variiert der Seitenumfang je nach Größe des Wasserwegenetzes. Bei Großbritannien sind es z. B. 4 ½ Seiten, die einen ausführlichen geschichtlichen Rückblick, einen Kartenausschnitt der „Birmingham Canal Navigations“ mit eingezeichneten Schleusen, eine Übersicht über Adressen regionaler Schifffahrtsbehörden, nationale Verbände und Beratungsgremien sowie Internet-Adressen von Restaurierungsvereinen und -stiftungen bieten. Eine Übersicht der Erweiterung der Klassifizierung der Wasserstraßen sowie eine Karte des europäischen Binnenwasserstraßennetzes für die Sport- und Freizeitschifffahrt beenden das Beiheft. Die Bilder zeigen häufig interessante Schleusen oder Eindrücke von Kanälen, wie beispielsweise das Titelbild. Es zeigt einen Wasserweg in Frankreich.

Interessant ist u. a. zu lesen, dass die EU seit rund 20 Jahren den Ausbau von Wasserwegen unterstützt und mittlerweile einige imposante technische Meisterwerke von Schiffshebewerken entstanden sind. Beiheft und Karten bieten eine gute Übersicht über die Möglichkeiten sich in Europa auf Wasserwegen fortzubewegen. Sie sind sicherlich eine gute Hilfe für die Auswahl von Urlauben auf europäischen Wasserstraßen. Ergänzend dazu gibt es dann detaillierte Länderwasserstraßenführer im Buchhandel.

Bewertung vom 26.05.2021
Essig natürlich vergoren
Buchart, Karin

Essig natürlich vergoren


ausgezeichnet

Sehr viel Wissenswertes und fast 100 Seiten Essigrezepte

Karin Buchart ist eine versierte Fachfrau in Belangen der traditionellen Heilkunde und beim Lesen ihrer Bücher merke ich stets, dass sie aus der Praxis berichtet und nicht nur irgendetwas abschreibt. So auch in diesem Buch über Essig. Essig an sich ist ja ein uraltes Hausmittel, das beispielsweise die römischen Legionäre zusammen mit Wasser als Erfrischungsgetränk bei sich trugen und im Mittelalter bei Pestausbrüchen zur Reinigung eingesetzt wurde.

Das mit ansprechenden Bildern von Michael Brauer und Illustrationen von Anna Frohmann bereicherte Buch bietet eine Fülle an praktischen Informationen. Buchart beginnt mit der Erklärung der verschiedenen Essigqualitäten (acht Seiten); es folgt ein Kapitel über Gärungsessig von Hand gemacht (zwölf Seiten), gesundheitliche Wirkungen von Apfelessig im Körper (zehn Seiten), Essigauszüge und Essigzubereitungen von Hand gemacht (zehn Seiten), Anwendungsmöglichkeiten von Essig (von morgendlichem Essigwasser über Sauerhonig und Inhalationsessig bis zum Essigwinkel, elf Seiten), Experimente mit Essig – z. B. Enzym- oder Rhabarber-Essig-Experiment (sechs Seiten) und schließlich fast 100 Seiten Essigrezepte (von Essigauszügen über „Shrubs“ und in Essig einlegen bis zum Reinigen und Waschen mit Essig).

Gerade bei den Rezepten finden sich die unterschiedlichsten Vorschläge, beispielsweise Bärlauchblütenessig, Gundelrebenessig als Gesichtswasser, Erdbeer-Minz-Essig, Essigschokolade, Tomaten-Zimt-Weißweinessig, Knoblauchessig, Karotten-Ingwer-Shrub, Grüntee-Essiglimonade, Posca, ein Getränk aus der griechisch-römischen Antike, Kapuzinerkresse-Kapern oder Venenwickel.

Vor allem die Vielfalt der Rezepte macht dieses praktische Buch zu einem ständigen Nachschlagewerk. Verständlich geschrieben mit allem Wissenswerten über Zubereitung und Anwendung finde ich dieses Buch ausgesprochen gut gelungen.

Bewertung vom 12.05.2021
Julius Payer
Berger, Frank

Julius Payer


ausgezeichnet

Umfassendes Portrait einer stets nur als Polarforscher dargestellten Persönlichkeit

Der österreichische Alpenverein schrieb 2015 nach dem Erscheinen dieses Buches „… über den kühnen Bergsteiger, der auch als Nordpolfahrer und als Maler Berühmtheit erlangte…“ Dieser Satz bringt das Leben auf den Punkt und zeigt auf, dass Payer „nicht nur Nordpolfahrer“ war. Liest man dieses spannende Buch, so erfährt man, dass er zwischen 1864 und 1868 als Kartograf und Erschließer der Adamello- und der Presanella-Alpen sowie des Ortlergebiets mit über 70 Gipfelbesteigungen, darunter 38 Erstbesteigungen, einer der bedeutendsten Alpinisten in Südtirol und im Trentino war. Von 1876 bis zu seinem Tod, 1915, widmete er sich aber dann der Malerei. Nur wenige Jahre, nämlich von 1869 bis 1874 war er drei Mal bei Expeditionen im Nordmeer dabei. Mit der „Österreich-Ungarischen Nordpolarexpedition“ von 1872 bis 1874, bei der das Franz-Josefs-Land entdeckt und erforscht wurde, erlangte Payer internationale Bekanntheit. Die Eindrücke, die er bei dieser Expedition sammelte, flossen in seine monumentalen Historienbilder ein, die ihm zu weiterem Ruhm verhalfen. Er selbst wendete sich dann schon bald von der Polarforschung ab. Er soll sogar später einmal gesagt haben, als man ihm einen Bericht einer Expedition zeigte, dass ihn dies nicht mehr interessierte.

Rund 50 Seiten über seine alpinistischen Erfolge, rund 80 Seiten über seine Nordpolarreisen und rund 120 Seiten über sein Leben als Maler, seine Ehe, aus der er Hals über Kopf ausbrach und seine letzten Lebensjahre, auf einem Auge blind und letztlich auch der Verlust der Sprache, beschreiben die Schwerpunkte seines Lebens. Berger erläutert in einem eigenen kurzen Kapitel, welcher Quellen und Hinweise er sich bediente, um dieses hervorragend recherchierte Buch zu schreiben. Zwei Seiten Erklärungen über im Buch abgekürzte zitierte Literatur, 1 ½ Seiten Literaturhinweise über Payer, ein Verzeichnis an Danksagungen und eine ganze Seite detailliertes Abbildungsverzeichnis untermauern diese durchaus wissenschaftliche Arbeit.

Der Autor schildert alle Ereignisse so ausführlich wie sie noch gut lesbar und so kurz wie zum Verständnis notwendig sind. Und genau dieser Stil macht dieses Buch so interessant und lesenswert. Er räumt auch mit der Vorstellung auf, dass Julius Payer nur ein Held war. Mit seinem sofortigen Ausschneiden aus dem österreichischen Militär, dem er seit 1857 angehörte, nach Rückkehr der Österreich-Ungarischen Expedition 1874 wollte er einem drohenden Militärverfahren wegen unehrenhaftem Verhalten während der Expedition zuvorkommen. Wer am Scheitern seiner Ehe schuld war lässt sich nicht eindeutig sagen. Bei den arktischen Unternehmungen fiel den Offizierskollegen seine schwer erträgliche Arroganz auf. Nach seiner Reise zum Franz-Josef-Land stritt er mit dem Kommandanten des Expeditionsschiffs und der Expedition, Carl Weyprecht, darüber, wem der Erfolg gebührt. Mit jenem Mann, der ihn als Journalist seiner alpinistischen Beiträge früh förderte und für die Nordpolarreisen vorschlug, brach er im Streit. Seine Frau, die er des Geldes wegen heiratete, warf er vor, sie wäre schuld gewesen am Verlust seines Auges und ließe ihn nicht Herr im Haus sein. Im Alter haderte er über den Undank Österreichs.

Das Buch schildert aber nicht nur Fakten, sondern bringt auch Brief- und Artikelauszüge, zahlreiche Abbildungen, darunter Portraits, Zeichnungen und Gemälde aus der Berg- und Polarwelt, historische Dokumente u. a. Es gibt einen umfassenden Einblick in das interessante Leben dieses Bergpioniers, Polarfahrers und Historienmalers.

Bewertung vom 21.04.2021
Nationalpark Hohe Tauern
Schaber, Susanne

Nationalpark Hohe Tauern


ausgezeichnet

Ein außergewöhnliches Buch, das Persönlichkeiten aus und den Nationalpark eindrucksvoll präsentiert

2021 vor 50 Jahren wurde von den Landeshauptleuten der österreichischen Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol die Erklärung zur Errichtung des Nationalparks unterzeichnet, vor 40 Jahren setzte Kärnten als erstes Bundesland diese Erklärung um, 1984 folgte Salzburg und vor 30 Jahren Tirol und 2021 findet der 20. Jahrestag der Anerkennung durch die internationale Weltnaturschutzorganisation IUCN statt. Diese vier waren der Anlass, dass der Tyrolia Verlag Innsbruck einen Bildband über dieses größte Schutzgebiet der Alpen herausbrachte. Und was für einen!

Beim Anblick der Aufnahme der Jagdhausalm im Defreggental fühlt man sich ins tibetische Hochland versetzt, die doppelseitige winterliche Aufnahme des Hohen Sonnblick lässt den Betrachter leicht erschaudern, wenn er daran denkt, dass auf diesen fast 90 Grad steilen Gipfel eine Seilbahn führt. Denn dort oben befindet sich Europas älteste durchgehend besetzte Gipfelwetterwarte und mit knapp unter 3 106 m ü. A. ist es auch das höchst gelegene Observatorium Europas. Das ist der Arbeitsplatz Elke Ludewig, der Leiterin des Observatoriums, den Schaber in ihrem Beitrag beschreibt.

Und damit bin ich beim zweiten Teil des spannenden Bildbandes, dem Textteil. In acht von neun Kapiteln stellt Susanne Schaber sprachlich ausgesprochen gut geschrieben, interessante Personen und deren Tätigkeiten im Nationalpark vor. Neben der Meteorologin werden u. a. ein Geologe, ein Bergführer und Bergretter sowie der „Herr über vier charakterstarke, eigenwillige Burschen“, Peter Embacher, Werkstättenleiter bei der Großglockner Hochalpenstraße und seit über 40 Jahren Leiter der alljährlichen Schneeräumung der Straße vorgestellt; mit seinen „vier Burschen“, betagte Wallack-Rotations-Schneefräsen. Herbert Raffelt zeigt in diesem Beitrag u. a. mit einem eindrucksvollen Bild, welche Schneehöhen an dieser hochalpinen Panoramastraße noch im April liegen können und wie sich die „die vier Burschen“ Meter für Meter durch den Schnee fräsen.

Wenn Schaber in ihrem Beitrag über den Nationalpark-Ranger Emanuel Egger schreibt, dass er im Nationalpark wurzelt, dann bestätigt das auch das Bild von ihm, das Raffelt vor dem Hintergrund der Venedigergruppe geschossen hat. Und so setzt es sich im Buch fort: Spannende Geschichten mit viel Information und dazu absolut sehenswerte Bilder. Die gigantische Bergwelt um den Krimmler Tauern türmt sich fast erdrückend über dem Ahrntal auf – das Bild visualisiert sehr eindringlich, welche Strapazen 1947 die mehreren Tausend Juden bei ihrer sogenannten „Krimmler Judenflucht“ auf sich nehmen mussten. Schaber beschreibt sich diese Geschichte näher.

Am Ende des Buches sitzt der Leser „mit langer Zunge“ da und hat nun noch auf gut 50 Seiten „die Qual der Wahl“ in einer Übersicht über Sehenswertes im Nationalpark und vier Mehrtagestouren.

Ein außergewöhnliches Buch, das durchaus bekannte Berge und Täler aus anderen Perspektiven zeigt, das über Menschen und ihre Arbeit in dieser einmaligen Bergwelt berichtet, spannend und vielfältig, das sicherlich nicht alles und jeden präsentieren konnte, aber am Ende ein umfassendes Bild des Nationalparks Hohe Tauern beim Leser hinterlässt!

Bewertung vom 20.04.2021
Kanaltal
Lux, Claudia

Kanaltal


ausgezeichnet

Ein sehr interessant geschriebenes und inhaltlich vielfältiges Buch über ein erlebenswertes Tal

„Wir fahren durchs Kanaltal an die Obere Adria“ sagen viele. Und doch stimmt es so nicht, wie man von Claudia Lux, einer versierten Kennerin der Region, im Buch erfährt. Denn das Kanaltal ist gerade mal um die 30 Kilometer lang, von Thörl-Maglern in Kärnten bis Pontebba in Italien. Anschließend wird das Tal Eisen- oder Fella-Tal genannt. Aber nicht nur diese geografische Feinheit lernt man beim Lesen dieses Buches. Das Kanaltal war auch in der Geschichte immer wieder ein Brennpunkt. In den Sperrforts an Talengen kamen während der Napoleonischen Kriegen die gesamten Besatzungen ums Leben und während der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert blieb das Tal Zankapfel zwischen Österreich und Italien. Im Ersten Weltkrieg gab es sogar einmal einen Tunnel unter dem Predil-Pass, durch den 600 000 Soldaten an die Isonzo geschleust worden sein sollen. Lux widmet diesen Themen einige Seiten, auch weil viele Relikte von damals noch heute besichtigt werden können.

In Friedenszeiten war der Bahnhof von „Pontafel“ – Pontebba, von Bedeutung und allezeit verstanden sich die drei Völker, die in diesem Haupt- und dessen Nebentälern leben: die Slowenen, die Italiener und die Kärntner. Auch die Sprachen und Traditionen haben je Dorf unterschiedlich überlebt. Davon und von einstigen Kurorten im Kanaltal, von bemerkenswerten Bau- und Kunstwerken, von berühmten Personen wie Juliuis Kugy, dem Erschließer der Julischen Alpen und vom bekannten Wallfahrtsort Maria Luschari am Monte Lussari schreibt Lux.

Nicht zu kurz kommen Beschreibungen und Tipps für das „Entdecken – Erwandern – Erleben“. In jedem der Kapitel, die Orte behandeln, gibt Lux unter dem Titel „Gastfreundschaft im Kanaltal“ Tipps zur Einkehr und mehr als einmal empfiehlt sie vor Besuch zu reservieren, was für diese Lokale spricht.

Dieses Buch ist mit 176 Seiten zeigt die Vielfalt des so kurzen Kanaltals, das die meisten nur von auf der Autobahn durchfahrend kennen. Claudia Lux hat ihr sehr gut recherchiertes Wissen in angenehm lesbarer Schriftform in ein interessantes Buch umgesetzt. Ein empfehlenswertes Buch für Freunde dieser Region oder jene, die Ausflugsmöglichkeiten im Grenzgebiet Kärnten – Friaul-Julisch Venetien suchen.

Bewertung vom 06.04.2021
Magischer Chiemgau und Rupertiwinkel
Limpöck, Rainer

Magischer Chiemgau und Rupertiwinkel


ausgezeichnet

Interessante, abwechslungsreiche Wanderungen und Besichtigungen mit aussagekräftigen Bildern

Rainer Limpöck ist Alpenschamane und weiß, dass über vielen ehemaligen Kultplätzen die katholische Kirche Gotteshäuser errichten hatte lassen, um kultische Handlungen an diesen Orten auszulöschen. Was der Kirche nicht immer gelang und noch heute Menschen diese magischen Kraftorte zur Heilung oder Stärkung aufsuchen. Limpöck hat sich in historischen Gebieten des Erzbistums Salzburg, im Rupertwinkel und im Chiemgau auf Spurensuche nach Kraft- und Kultorten begeben. Aber nicht nur Orte wie die Kirche St. Jakobus in Urschalling bei Prien am Chiemsee mit einem Schalenstein und den drei Heiligen Madln oder den Schlupfstein-Altar Sankt Wolfgang hat er besucht und beschrieben, sondern auch Quellheiligtümer wie jenes am Schnappenberg oder die Weizenreiter Quelle bei Frasdorf sowie Wasserfälle und keltische Kultorte. Einen besonderen Ort stellt dabei für ihn die Wallfahrtskirche Maria Eck in Siegsdorf dar. Hier treffen zehn bemerkenswerte magische, kultische und Faktoren der katholischen Kirche aufeinander.

Limpöck schreibt über die Geschichte dieser Orte, über Sagen und Legenden (wie beispielsweise beim Bärnsee bei Aschau), über seine Sicht dieser Kultstätten und beschreibt gut verständlich, wie man sie erreicht, wo man parken kann und welche Anforderungen die Wege an den Wanderer stellen (durch drei farbliche Symbole einfach einzuordnen) mit ungefähren Wegzeiten. Am Beginn gibt das Inhaltsverzeichnis der 53 Ziele Aufschluss über die Anforderungen und in einem Satz, um welche Art des Ortes es sich handelt. Am Ende des Buches sind im Stichwortregister die Orte alphabetisch gereiht ebenfalls mit Hinweisen, um welche Art der (Kult)Orte es sich handelt. Auf einer Übersichtskarte findet man die ungefähre Lage des Ortes und wieder farblich gekennzeichnet die Weganforderung an den Besucher.

Limpöck führt den Leser zu den unterschiedlichsten Orten, zu romantischen wie der Sankt Michaelsgrotte bei Ruhpolding, zu kuriosen wie den verkehrsumtosten Traunstein an der Traun und zu ruhigen wie St. Coloman bei Tengling. Es ist ein Buch, das breitgestreute Information bietet und für Schamanen, Pilger und Erholungssuchende gleichermaßen ein gutes Tourenbuch sein kann.

Bewertung vom 24.03.2021
Das Waldviertel
Waldstein-Erasmus, Mella

Das Waldviertel


ausgezeichnet

Ein facettenreicher Gang durch die Waldviertler Geschichte gut recherchiert

In Litschau im Norden des Waldviertels begann die Geschichte der weltberühmten „Wiener“ Schrammel-Musik, 22 Stunden dauerte die Reise eines Holzstammes in den Schwemmkanälen bis in die Donau, die Eisschneider erzählten gerne die Geschichte, dass am andere Ende der Eissäge – unter Wasser – der zweite Mann sägte, in den ehemaligen Dörfern des Truppenübungsplatzes Allensteig lebten die Vorfahren von Adolf Hitler, woher Schüttkästen und Kredenzen ihre Namen haben und viele andere Geschichten schildert die Autorin in diesem lesenswerten Buch.

Sie beginnt ihr Buch mit der Beschreibung der derzeit überall im Entstehen befindlichen Topotheken, Datenbanken, die alte Bilder archivieren, im Internet zeigen und so die Bevölkerung zu Beschreibungen dieser Aufnahmen aufrufen. Es gibt keine „roten Faden“ in dem Sinn, der durch das Buch führt – die Themen sind einfach derart vielfältig. Da erfährt man von noch bestehende lehmgestapfte Kegelbahnen, von Prügelkrapfen, deren Zubereitung tagelang dauert, von einem noch aktiv bespielten Kinosaal, in dem auch Hochzeiten stattfinden, von der legendären Krokobar – mit echtem Krokodil, dem Milchhaus und dem Kühlhaus, über Wald, Gestein und Mineralien, Braunkohletagbau, Webereien, Ziegelwerken und Glasfabriken, vom „Zug, der durch den kalten Krieg“ fuhr, dem „Vindobona“ – die Betonung liegt auf der zweiten Silbe – und von vielen anderen kleinen und größeren Dingen aus der Vergangenheit.

Die Autorin hat bei jedem Kapitel gut recherchiert und bietet mehr als nur einen „nostalgischen Satz“. So bleibt das Lesen immer durch interessante Details und Hintergründe spannend. Beispielsweise war das Kapitel „Eissägen, Eiskasten und Kunsteis“ für mich sehr interessant, da ich als Kind noch ländliche Gemeinschaftskühlhäuser in Weilern in Oberösterreich kennengelernt hatte. Auch das Kapitel „Mit Volldampf in die Vergangenheit“, u. a. mit besagtem „Vinobona“-Schnellzug, aber auch andere Züge und Bahnen im Waldviertel, über deren Entstehung und Zweck, gibt einen interessanten Einblick in die Verkehrsentwicklung dieser Region. Zahlreiche historische Bilder veranschaulichen das Geschriebene.

Ich habe schon einige Bücher gelesen, die sich mit „Vergessenem und Verschwundenem“ befassten. Dieses Buch zählt darunter sicherlich zu den Informativsten und Interessantesten.

Bewertung vom 27.02.2021
Genießen in Slowenien
Tschernitz-Berger, Elisabeth

Genießen in Slowenien


ausgezeichnet

Lebendig und hungrig machend geschrieben mit vielen persönlichen Eindrücken

Vor dem Lesen sollte man gut gegessen haben, denn beim Lesen von derart vielen Köstlichkeiten, von Nudeln, Fleischgerichten, Süßem und Weinen, wird einem der Mund wässrig. Die Autorin besucht die unterschiedlichsten Lokale, der Untertitel „die besten Adressen“ zeigt Vielfalt: unscheinbare Lokale, Lokale mit Spezialitäten, Lokale, die gut, aber (sehr) teuer sein können – so gibt sie bei einem Lokal, in dem sie ausgezeichnet gegessen hatte, den Tipp, vor Bestellung nach den Preisen zu fragen, rustikale Lokale mit unschlagbarer Küche („das Menü zum wohlfeilen Preis von neun Euro“) , aber auch Lebensmittelproduzenten für Nudeln, Züchterin von Wolfsbarschen oder auch eine Mehlmühle, die auch nach Österreich liefert aufgrund der besonderen Mehlqualität.

Bei rund 300 Adressen scheint die Autorin wohl einige Jahre mit dem Testen beschäftigt gewesen zu sein. Jedenfalls liest man beim Großteil der Lokale, dass sie selbst auch tatsächlich dort gespeist hatte. Doch nicht nur Lokaltipps hat sie für den Leser aufbereitet. Sie teilt das kulinarische Slowenien in vier Regionen, bei deren Beschreibungen sie jeweils einen Tages- oder Zweitagesvorschlag mit Besichtigungs- und Restauranttipps parat hat. „Die besten Fünf“ am Ende jedes Kapitels bieten jeweils fünf Kurzbeschreibungen von Sehenswürdigkeiten, Naturdenkmälern, Unterkünften, Urlaubsmöglichkeiten am Bauernhof, Sporteinrichtungen, Thermen, Geschäften, kulinarischen Festen, typischen Speisen und typischen Produkten.

Das mit vielen Bildern recht unterschiedlicher Qualität (manche Bilder von Speisen sind doch etwas dunkel und einige Portraits der handelnden Personen ebenfalls dunkel und klein) ausgestattete Buch macht wirklich Lust auf eine kulinarische Reise durch Slowenien. So erklärt denn auch im Vorwort Tomaž Kavčič, Küchenchef eines Restaurants im Vipava-Tal, dass Slowenien in wenigen Jahren an der kulinarischen Weltspitze sein wird. Das Buch ist auch eine Reise durch das Land und mit Schilderungen seiner Menschen in der Küche, im Service oder Weingarten, mit vielen persönlichen Eindrücken der Autorin. Es hat bei mir kulinarische Erinnerungen an meine letzte Slowenienreise 2019 wieder aufleben lassen.