"Festung Alpenrepublik" - nur ja keine (EU-)Ausländer herein lassen!
Die Autorin, Susanne Scholl, hat ihre familiären, österreichischen Wurzeln in Polen und Tschechien. Ihre Eltern mussten vor den Nazis nach Großbritannien fliehen. Die Autorin lebte für rund 20 Jahre als Korrespondentin des ORF
in Moskau. Susanne Scholl weiß also aus dem eigenen Leben, was es bedeutet, als ein Mensch „zweiter…mehr"Festung Alpenrepublik" - nur ja keine (EU-)Ausländer herein lassen!
Die Autorin, Susanne Scholl, hat ihre familiären, österreichischen Wurzeln in Polen und Tschechien. Ihre Eltern mussten vor den Nazis nach Großbritannien fliehen. Die Autorin lebte für rund 20 Jahre als Korrespondentin des ORF in Moskau. Susanne Scholl weiß also aus dem eigenen Leben, was es bedeutet, als ein Mensch „zweiter Klasse“, als ein Mensch aus dem Ausland, gesehen zu werden.
Sie schreibt auch nicht von „Gehörtem“ oder von „Berichtetem Dritter“, sondern sie schildert zehn Fälle von Asylsuchenden in Österreich, die sie persönlich kennt oder im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit besuchte. Zehn Fälle, die aufzeigen, wie die österreichischen Behörden Recht (Un-)Recht sein lassen. Einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation nach leidet über 80 Prozent der tschetschenischen Bevölkerung an Traumatisierungen oder posttraumatischen Störungen aufgrund der Kriege. Allerdings werden Gutachten österreichischer Psychotherapeuten bei Asylbewerbern von der von Amts wegen bestellten Ärztin als unwichtig, als nicht asylrelevante Aspekte, bezeichnet. Tschetschenische Mütter, die von ihrer Heimat nach Moskau mit ihren Kindern geflohen waren, weil sie in Tschetschenien mit dem Tod rechnen mussten, flehten Scholl an, den Österreichern ans Herz zu legen, ihre Landsleute nicht mehr in ihre Heimat wieder abzuschieben. Doch vergebens, wie Scholl berichtet. Abgeschobene Heimkehrer verschwinden spurlos. Umgebracht.
Fahim aus Afghanistan anerkannte das Kind seiner Freundin Uyanga aus der Mongolei, die er heiraten wollte. Doch beide, Mutter und Kind, wurden nach der Geburt des Sohnes abgeschoben. Beim Asylamt beschuldigte man die beiden, eine Scheinehe eingehen zu wollen. Und der Beamte meinte auch noch, ein in Österreich zur Welt gekommenes Kind bei unverheirateten Paaren erhält die Staatsbürgerschaft der Mutter, also Mongole, und ab mit den Beiden! Was rechtlich schlicht falsch ist.
Susanne Scholl protestiert immer wieder schriftlich im Ministerium. Und sie erhält auch immer wieder Antworten. Erstaunliche Antworten, denn deren Inhalt, so schön formuliert er auch ist, trifft aber nicht in der österreichischen Realität zu. Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, alle Menschen, die Schutz in Österreich suchen, werden von den Behörden vorsätzlich einmal als Lügner, Kriminelle und Sozialschmarotzer gesehen. Es führe zu weit, hier alle haarsträubenden Argumentationen anzuführen, die Scholl auflistet. Dieses Buch rüttelt, bei allem Verständnis für ein gesundes Schutzbedürfnis eines westlich wohl gestellten Staates, den Leser auf, einmal darüber nachzudenken, wie es ist, nur mit dem Leben davon zu kommen und alles zurücklassen zu müssen, fliehen zu müssen vor wahnsinnig gewordenen Machthabern oder aus Ländern, in denen nur der Stärkere überlebt.
Einer, der österreichischer Staatsbürger wurde, erzählt, dass er als Taxifahrer niemals den Auftrag erhielte, wenn der Fahrgast einen „österreichischen“ Fahrer verlange! „Ausländer bleiben immer Ausländer“, so das Fazit des Buches.