Journalisten? Hohle Schwätzer und vorlaute Kläffer! Zeitungsmacher? Elende Opportunisten! Kritiker? Perfide Ignoranten! Für Balzac waren Presseleute so ziemlich das Letzte. In seinem Bestiarium der Pariser Journaille, hier erstmals ins Deutsche übersetzt, wagt der Autor einen satirischen Rundumschlag - respektlos, böse und herrlich einseitig.
Die Herren von der schreibenden Zunft haben in Balzacs Augen samt und sonders etwas maliziös Wankelmütiges, sind offen korrupt oder von eherner Prinzipienlosigkeit. Angelehnt an die zoologische Artenbestimmung knöpft er sich in seiner Typenlehre nun sämtliche Gestalten der Pressewelt vor: den Leitartikler, den Vulgarisator, das Faktotum, den Lobhudler, den Monothematiker, den Sektierer, den Mann fürs Grobe und was sonst alles über die Flure von Zeitungsredaktionen kreucht und fleucht. Die kritische Inventur des modernen Journalismus ist ein origineller Sidekick in der aktuellen Debatte um die Rolle der Medien. Ergänzt wird die heiterePhilippika durch Balzacs Appell an Schriftsteller, ihr Urheberrecht zu verteidigen.
Die Herren von der schreibenden Zunft haben in Balzacs Augen samt und sonders etwas maliziös Wankelmütiges, sind offen korrupt oder von eherner Prinzipienlosigkeit. Angelehnt an die zoologische Artenbestimmung knöpft er sich in seiner Typenlehre nun sämtliche Gestalten der Pressewelt vor: den Leitartikler, den Vulgarisator, das Faktotum, den Lobhudler, den Monothematiker, den Sektierer, den Mann fürs Grobe und was sonst alles über die Flure von Zeitungsredaktionen kreucht und fleucht. Die kritische Inventur des modernen Journalismus ist ein origineller Sidekick in der aktuellen Debatte um die Rolle der Medien. Ergänzt wird die heiterePhilippika durch Balzacs Appell an Schriftsteller, ihr Urheberrecht zu verteidigen.
buecher-magazin.deKritik an der Presse und deren Akteure hat in Frankreich Tradition. Schon im 19. Jahrhundert kratzten viele Schriftsteller an den Mythen der Branche. Prominentester Vertreter: Honoré de Balzac. Im Austeilen war er gut, im Einstecken schlecht. Einen spannenden Einblick in seine genreübergreifende Medienkritik bietet diese Textsammlung: Sie beinhaltet - erstmals auf Deutsch - Balzacs biologistische "Typologie der Pariser Presse", ferner sein Manifest zum Urheberrechtsschutz für Literaten oder seine Polemiken über prominente Zunftgenossen. Balzacs Medienkritik ist natürlich ein Kind ihrer Zeit. Sein Jahrhundert gebar die kapitalistische Massenpresse, und mit ihr die wirtschaftliche Abhängigkeit der Medien von Annoncen und Abonnenten. Die Qualität der Berichterstattung sank, ein Heer schlecht honorierter Klein-Journalisten betrieb Zeilenschinderei. Balzac geißelt auch die Verflechtungen von Journalismus und Politik oder die mangelnde Solidarität unter den Journalisten. Ein hervorragendes Nachwort des Übersetzers und Herausgebers erhellt den sozio-politischen wie ökonomischen Hintergrund - und analysiert Balzac in seiner Multifunktion als Schriftsteller, Journalist und Medienmacher.
© BÜCHERmagazin, Ingeborg Waldinger (wal)
© BÜCHERmagazin, Ingeborg Waldinger (wal)
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Marc Reichwein fürchtet sich vor diesem Werk Honore de Balzacs, das mit 173 Jahren Verspätung erstmals auf Deutsch erscheint. Warum? Weil der Schriftsteller hier - nicht untypisch für dessen ordnungsliebende Zeit - eine Typenlehre der Pariser Journaille liefert, die vom mächtigen Kämmerling über den Schönschreiber, Monothematiker, Lobhudler bis zum Zeilenangler alle Varietäten von Journalisten erfasst und mit Spott bedenkt. Und doch hat der Kritiker das von Balzac-Forschern mühsam über Jahrzehnte zusammengestellte Werk, dessen Texte meist in der Presse erschienen, mit Lust und Gewinn gelesen: Nicht zuletzt, weil er hier lernt, wie schlecht der Ruf von Journalisten bereits im 19. Jahrhundert gewesen ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Weil der Platz fehlt, sei Balzacs Artenlehre hier einfach umstandslos empfohlen. ... Ein Stück Karikatur der Vergangenheit, mit dem man die Gegenwart etwas lässiger sieht." DIE WELT, Literarische Welt, Marc Reichwein