Sabine ist 14 als ihre ehemals beste Freundin Isabel plötzlich spurlos verschwindet. Auch neun Jahre später ist ungewiss, was damals mit ihr geschah, ob sie überhaupt noch lebt oder Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.
Obwohl der Fall _das_ Gesprächsthema in ihrem kleinen Heimatort war und er auch
nach Jahren immer wieder aufgerollt wird, weisen Sabines Erinnerungen für die Zeit nach Isabels…mehrSabine ist 14 als ihre ehemals beste Freundin Isabel plötzlich spurlos verschwindet. Auch neun Jahre später ist ungewiss, was damals mit ihr geschah, ob sie überhaupt noch lebt oder Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.
Obwohl der Fall _das_ Gesprächsthema in ihrem kleinen Heimatort war und er auch nach Jahren immer wieder aufgerollt wird, weisen Sabines Erinnerungen für die Zeit nach Isabels Verschwinden deutliche Lücken auf. Besonders der spezielle Tag, an dem Isabel nach einer Verabredung nicht nach Hause kommt, scheint völlig aus Sabines Gedächtnis gelöscht zu sein. Erst die Einladung zu einem Ehemaligentreffen ihres Gymnasiums und das Wiedersehen mit einem alten Bekannten fördern immer wieder einzelne Erinnerungsfetzen zu Tage, die nach und nach ein schreckliches Gesamtbild ergeben…
Wer blutrünstige Action erwartet, ist bei «Klassentreffen» an der falschen Adresse. Die Geschichte läuft langsam an, der Fokus wird zunächst auf Sabine gelegt; besonders auf ihren schwierigen Wiedereinstieg in das Berufsleben nach einem Zusammenbruch, denn von den Kollegen wird sie – wie schon damals von ihren Klassenkameraden – übelst gemobbt. Erst nach einer Weile kommt das Thema vermehrt auf Isabel und die wiederkehrenden Erinnerungen, die Situation spitzt sich immer weiter zu. Zu dem Zeitpunkt hatte mich das Buch aber schon längst gepackt und ich konnte es erst wieder aus der Hand legen, nachdem ich es in einem Rutsch ausgelesen hatte.
Immer tiefer dringt man in die Vergangenheit vor, legt ein Puzzlestück nach dem nächsten frei, fürchtet sich mit Sabine vor ihrem gewalttätigen Freund und möchte der jungen Frau Mut machen, wenn die Kollegen sie wieder einmal bloßstellen. Indem die Autorin Sabine ihre Geschichte im Präsens selbst erzählen lässt, hat man das Gefühl, alles hautnah mitzuerleben/-fühlen.
Neben der wunderbar menschlichen Charakterzeichnung ist es der niederländischen Autorin zudem hervorragend gelungen, den Spannungsbogen fast bis zur letzten Seite zu ziehen. Ohne dass die Geschichte konstruiert oder unlogisch wirkt, führt sie gleich mehrere Verdächtige ins Feld, die mit Isabels Verschwinden zu tun haben könnten. Und auch wenn mein Anfangsverdacht am Ende bestätigt wurde, war ich zwischenzeitlich immer wieder verunsichert, ob ich mit meiner Vermutung nicht doch falsch liege.
Halte ich sonst nicht viel von „Werbung“ auf dem Buchrücken, so muss ich dem 'Spiegel' diesmal Recht geben: «Dieser süffig erzählte Psychothriller entwickelt einen außerordentlichen Sog.» Genau so ist es. Mehr davon, bitte!