Die Jahre 2010 und 2011 sind Gustav Mahler Gedenkjahre. Er lebte von 1860 bis 1911. Dazu kann man es nur begrüßen, dass die Musikwissenschaftler Bernd Sponheuer und Wolfram Steinbeck ein umfangreiches Mahler Handbuch herausgegeben haben.
Schon mit der ausführlichen Zeittafel gleich zu Beginn wird
ein Akzent gesetzt. Man kann in drei chronologisch gleichlaufenden Spalten Biografisches, Mahler als…mehrDie Jahre 2010 und 2011 sind Gustav Mahler Gedenkjahre. Er lebte von 1860 bis 1911. Dazu kann man es nur begrüßen, dass die Musikwissenschaftler Bernd Sponheuer und Wolfram Steinbeck ein umfangreiches Mahler Handbuch herausgegeben haben.
Schon mit der ausführlichen Zeittafel gleich zu Beginn wird ein Akzent gesetzt. Man kann in drei chronologisch gleichlaufenden Spalten Biografisches, Mahler als Dirigent und als Komponist verfolgen. Bei späteren Essays orientiert man sich gerne daran.
Nach der Einleitung gliedert sich das Werk in die vier Hauptteile Leben / Essays / Werk / Interpretation und Rezeption.
Die Lebensbeschreibung von Jens Malte Fischer ist für Laien und Kenner Mahlers lesenswert. Schon hier werden Schlaglichter auf die für Mahler wichtigen Kontexte geworfen: Antisemitismus, Mahlers Opernreform, die Ehe mit Alma, Mahlers Krankengeschichte und seine Stellung zur Literatur. Vieles davon kann man im Essayteil vertiefen; so im gleich anschließenden "Mahlers geistige Welt" die Wirkungszusammenhänge in Mahlers Leben und Zeit.
Den Hauptteil bildet die Werkschau, die mir viele bisher unbekannte Zusammenhänge erschloß. Auch die Rezeptionsgeschichte, mit ihrer - zunächst jahrzehntelang schwankenden - Einschätzung des Komponisten Mahler, wird schlüssig dargelegt.
Einzig der Interpretationsüberblick könnte ausführlicher sein. So fehlt jeder Hinweis auf die herrausragende Gesamteinspielung der Mahlersymphonien durch Rafael Kubelik und dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Gleich noch eine Frage, die (nach bisheriger Lektüre) unbeantwortet blieb: warum schrieb Mahler kein Instrumentalkonzert, besonders fürs Klavier, das er selbst spielte? Einen Sammelband, der alle Fragen zu Mahler beantwortet, wird man aber redlicherweise nicht erwarten dürfen.
Ich werde dieses gelungene Handbuch noch oft zu Rate ziehen. Gerade für den musikalischen Laien (sicher auch für die Experten) sind alle seine Teile hoch willkommen. Sie sind auch völlig verständlich gehalten, wirkliche Details der Werke kann man sich mit dem Buch erarbeiten oder man beläßt es - wie ich - beim Genuss der Musik, der mit diesem Handbuch durch besseres Verständnis ungemein gesteigert wird.