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4 Kundenbewertungen

Sahar und Lorca führen mit ihrer Tochter Tishka ein glückliches Familienleben. Als Tishkas Bett eines Morgens leer ist, obwohl alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, verändert sich alles. Während Sahar sich zurückzieht und zunächst an eine Entführung glaubt, geht Lorca einer urbanen Legende nach: Er vermutet, dass Tishka bei den sogenannten Flüchtigen ist, Wesen, die angeblich unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Als merkwürdige Symbole an der Wand ihres Kinderzimmers erscheinen, steht fest: Tishka lebt, und sie versucht, zu kommunizieren. Gemeinsam mit Freunden…mehr

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Produktbeschreibung
Sahar und Lorca führen mit ihrer Tochter Tishka ein glückliches Familienleben. Als Tishkas Bett eines Morgens leer ist, obwohl alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, verändert sich alles. Während Sahar sich zurückzieht und zunächst an eine Entführung glaubt, geht Lorca einer urbanen Legende nach: Er vermutet, dass Tishka bei den sogenannten Flüchtigen ist, Wesen, die angeblich unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Als merkwürdige Symbole an der Wand ihres Kinderzimmers erscheinen, steht fest: Tishka lebt, und sie versucht, zu kommunizieren. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten versuchen Sahar und Lorca Kontakt aufzunehmen, und dringen in eine fremdartige Welt vor, die sich immer dort befindet, wohin wir gerade nicht schauen. Doch je näher sie ihrer Tochter kommen, desto größer wird das öffentliche Interesse an dem Fall, denn bald wird klar, dass die Flüchtigen die Fähigkeit haben, vermeintliche Notwendigkeiten radikal umzudeuten. Tishka wird zur meistgesuchten Person des Landes. Ob sie überhaupt noch eine Person ist oder schon etwas ganz anderes, ist nicht klar.

Alain Damasio zeigt einen vom Lobbyismus geprägten Kapitalismus im Endstadium: Überwacht werden wir nicht, um unterdrückt zu werden, sondern damit man uns Dinge verkaufen kann, die uns das Leben in der Überwachung erträglicher machen. Allein die Flüchtigen weisen den Weg aus dem Konsumzwang. Ihre Wandel- und Formbarkeit bildet sich in der Typografie ab, hinter der der Text immer mehr zum Rätsel wird.

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Autorenporträt
Alain Damasio, 1969 in Lyon geboren, ist Romancier, Musiker, Klangartist, Entwickler von Videospielen und noch vieles andere mehr. In seinen Romanen, von der Kritik gefeiert, vom Publikum verschlungen, erforscht Damasio die unerschöpflichen Möglichkeiten polyphoner Narrative in einer geradezu physiologischen Bearbeitung der Sprache, die zum Motor der Emanzipation im weitesten Sinne wird. Sein Roman Die Flüchtigen wurde 2019 mit dem Preis Meilleur Livre der Zeitschrift Lire ausgezeichnet. 2020 erhielt Damasio für seinen Roman den Grand Prix de l'Imaginaire. Milena Adam, 1991 in Hamburg geboren, ist Lektorin und übersetzt und dolmetscht aus dem Französischen und Englischen. Sie lebt in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Niklas Bender kann gar nicht genug trommeln für Alain Damasios ziegelschweren dystopischen "roman fleuve". Die aus der konsequenten Weiterentwicklung der Gegenwart entworfene Zukunftsvision einer "technoliberalen" Welt im Jahr 2040, in der Städte Konzernen gehören und nur eine bunte Truppe Außenseiter mit fluiden Eigenschaften Widerstand leistet, verschlingt der Rezensent förmlich. Das liegt unter anderem daran, dass der Autor "anders als Houellebecq" nicht ironisch zu Werke geht, sondern mit klarer Positionierung und ebenso klaren Sympathien für seine aktionistischen, hellsichtigen alternativen Rebellen, wie Bender erkennt. Wechselnde Perspektiven, Action, eine sympathische philosophische Botschaft und eine erfindungsreiche, dennoch nicht auseinanderfallende Sprache begeistern Bender außerdem.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2022

Ein paar Außenseiter gegen die aalglatte Welt
So sieht Widerstand aus: Alain Damasios hochaktueller und politisch brisanter Dystopieroman "Die Flüchtigen"

Es ist schon ein Wälzer - aber das ist keine Entschuldigung! Der Rezensent muss mit einem mea culpa einsteigen, reumütig und zerknirscht darüber, dass er den Band so lange hat warten lassen. Alain Damasios großartiger Roman "Die Flüchtigen" hätte Besseres verdient: Seit vergangenem Herbst ist er auf dem deutschen Markt und weitgehend unter dem Radar geblieben. Er verkauft sich schlecht, obwohl er in Frankreich ein Renner war. Rezensionen gab es bei uns vor allem in der linken Presse, was am Standpunkt des Buches liegt. Nur: Auch der spricht absolut nicht dagegen, den Sprung in die knapp 850 Seiten zu wagen. "Die Flüchtigen" bietet so viel mehr als eine politische Botschaft: eine symphonische Dystopie, ein erfindungsreiches Fresko einer nahen Zukunft, ausgemalt mit dramatischem Schwung, epischer Breite und lyrischen Spitzen. Ein "roman fleuve", wie man ihn selten zu lesen bekommt, mit flüssig klarem Stil, avantgardistischer Typographie und einem Plot, der das Zeug zum Hollywood-Blockbuster hat. Ein echtes Phänomen.

Entworfen wird die technoliberale Welt des Jahres 2040, in der die Städte im Besitz von Konzernen sind: "Nestlyon, Moacon, Paris-LVMH, Lille-Auchan, AlphaBrux". Die Einwohner sind in Konsumentenklassen eingeteilt, Kultureinrichtungen als unrentabel geschlossen, soziale Interaktion hat einem individualisierten digitalen Kokon Platz gemacht. Diese aalglatte, sanft totalitäre Welt stellt nur eine Handvoll Außenseiter infrage; unter ihnen Lorca und Sahar Varèse, ein Soziologe und eine Dozentin, die auf der Straße unterrichtet. Beide haben jedoch andere Sorgen: Ihre vierjährige Tochter Tishka ist eines Tages aus ihrem geschlossenen, überwachten Zimmer im fünften Stock verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Ehe ist daran zerbrochen, Sahar wirft ihrem Mann vor, die Realität zu verdrängen.

In der Tat, Lorca, der Nonkonformismus im Namen trägt, gibt nicht auf. Er kommt eigenartigen Wesen auf die Spur: den Flüchtigen. Die auch Fluchse genannten Kreaturen sind rasend schnell und verwandeln sich fortwährend; lebend bekommt man sie nicht zu Gesicht, man spürt oder hört sie nur. Werden sie in die Enge getrieben und sichtbar gemacht, erstarren sie zu Keramikstatuen und vermeiden so, dass ihrer Wandelbarkeit erforscht wird. Lorcas These: Die Flüchtigen haben mit Tishkas Verschwinden zu tun. Um sie zu finden, wird er Mitglied des RiFF ("Regiment investigative Erforschung und Festsetzung von Flüchtigen"), einer Spezialeinheit der Armee. Er bildet ein Team mit Hernán Agüero, Meutenführer, Saskia Larsen, Akustikexpertin, und Nèr Arfet, Treiber; geleitet und in ihren waghalsigen Unternehmungen gedeckt werden sie von Admiral Feliks Arshavin. Der vermutete Zusammenhang existiert: Tishka ist zur Hybride mutiert, halb Mensch, halb Flüchtige; Sahar lässt sich endlich überzeugen.

Der Roman erzählt von der Suche der Eltern nach dem Kind. Sie tauchen in alternative Milieus ein, konsultieren einen erlesenen Linguisten- und Philosophenzirkel, der die Zeliglyphen, die rätselhafte Flüchtigenschrift, zu entziffern versucht; als die Kontaktaufnahme mit Tishka endlich gelingt, geschieht es allerdings auf direkte, emotionale Weise. Parallel dazu nehmen soziale Proteste an Fahrt auf. Die Flüchtigen werden zum Symbol des Widerstands, Staatsgewalt und Privatmilizen versuchen, der Familie den Garaus zu machen. Auf der besetzten Insel Porquerolles, vor Marseille, kommt es schließlich zu einem spannenden Showdown. Darum geht es Damasio im Kern: die Herausforderung einer tristen, technoliberalen Welt durch Wesen, die ihren Kontroll- und Konsummechanismen entkommen - durch einen Hauch von Leben und Kreativität also.

"Die Flüchtigen" ist eine Dystopie, wie sie im Buche steht: Negativtendenzen unserer Zeit werden in die Zukunft fortgeschrieben und in aller Konsequenz entwickelt; Damasio hält der Gegenwart den Zerrspiegel vor. Anders als Houellebecq, dessen schöne neue Welten von ironischem Zweifel durchsetzt sind, ist sich Damasio sicher, was er lebenswert findet und was nicht. Das merkt man seinen Schilderungen der alternativen Szene an, etwa dem kontemplativen, von der balinesischen Kultur inspirierten Inselkollektiv auf der Rhône oder der aktivistischen Besetzertruppe auf dem Dach des Luxushochhauses "BrightLife". Es zeigt sich in seinen ebenso bunten wie engagierten Beschreibungen kollektiver Lebensmodelle und Entscheidungsprozesse. Darunter sind Stellen, an denen Schnitte möglich und teils sinnvoll gewesen wären, aber sie liegen dem Autor am Herzen; im Zivilleben hat Damasio, als Alain Raymond 1969 in Lyon geboren, sich gegen den Flughafen von Notre-Dame-des-Landes und für die Gelbwesten eingesetzt.

Er hat gute Argumente. Seine Außenseiter sind so erfinderisch, aktionistisch, versponnen und klarsichtig, dass man sie nur gernhaben kann. Seine Welt schildert er mit unglaublicher Liebe zum Detail, sodass ein realistisches und leider plausibles Bild einer digital verblödeten Zukunft entsteht, Mark Zuckerbergs Träumen entsprungen. Der Blick darauf ist ebenso vielfältig: Damasio lässt immerfort die Erzählperspektive wandern. Der Hauptfokus liegt zwar auf dem Helden Lorca, aber viele Stimmen kommen zu Wort, werden durch Formel-, Satz- oder diakritische Zeichen markiert. So die des Technikfreaks Nèr (die hier typographisch nur annähernd wiedergegeben werden können): "\Präsenzmelder \\und \Bewegungsmelder > ØK. Bødensensoren > ØK." Die experimentelle politische Haltung des Autors spiegelt sich im Schriftbild, das markante Individualitäten zu einem kollektiven Kaleidoskop vereint.

Für "Die Flüchtigen" spricht schließlich, dass der Roman einfach mitreißt: Man leidet mit den Eltern, kämpft mit den Besetzern, verbirgt sich mit den Flüchtigen. Der Plot ist klar gegliedert, die ausführlichen Einzelszenen fügen sich zu einem intakten Spannungsbogen, der am Ende gekonnt variiert wird. Kurz nachdem Lorca und Sahar Tishka endlich wiedergefunden haben, werden sie von den Ordnungskräften gestellt. Tishka, dieses "schnurrende kleine Ding", das angeblich ein Kontaminationsrisiko darstellt, wird regelrecht zur Strecke gebracht. Doch der Freundesgruppe um Lorca und Sahar, die sich aus dem RiFF, Linguisten und Besetzern gebildet hat, gelingt es, ihre letzte Geste zu deuten und sie in einer fast religiösen Konzertszene wieder zum Leben zu erwecken. Nur, um dann doch noch in eine finale Halbkatastrophe mit hoffnungsvollem Ausgang zu schlittern.

Das Wesen der Flüchtigen, und das ist kein Spoiler, ist der Klang. Sie werden daraus geboren, und jeder Fluchs hat seinen ureigenen "Schauder", eine Grundmelodie, das einzige stabile Element in der ständigen Metamorphose, durch die Flüchtige sich an die Umgebung anpassen und sie inkorporieren. Sie verändern dabei ihr Milieu, stoßen Mutationen an, sind das Leben selbst. Das ist die philosophische, ja kosmische Botschaft des Romans, ausbalanciert durch Actionszenen - "Das ist die Kavallerie der Gegenwart, das ist Rodeo, postmodernes Lanzenstechen, das Rittertum des Punks! Mit heißlaufenden Propellern, Wasserwerfern und Skibindungen anstelle von Steigbügeln" - und berührende Familientableaus. Für die Übersetzerin Milena Adam eine Herausforderung, von Gedichten, entfesselter Umgangssprache, Alliterationshäufungen und anderen protopoetischen Schelmenstreichen zu schweigen. Aber, und das wäre der letzte Punkt pro "Die Flüchtigen": Der Roman ist sprachlich bei aller Vielfalt aus einem Guss. Das teilt Damasio mit den Flüchtigen: eine einzigartige Stimme, die anregt zum Denken und zum Träumen. NIKLAS BENDER

Alain Damasio:

"Die Flüchtigen". Roman.

Aus dem Französischen von Milena Adam. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2021. 844 S., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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