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Diese Frauen kämpfen, diese Frauen geben nicht auf. Diese Frauen sind unsere Gegenwart: arm, reich, schwarz, weiß, sie sind Ehefrauen, Mütter, Wissenschaftlerinnen, Nachbarinnen, Verbrecherinnen, Liebende, Mächtige, von Gewalt Heimgesuchte. Das Schwesternpaar, das seit ihrer gemeinsamen Entführung als Kinder unzertrennlich ist. Die Frau, die mit einem Zwilling verheiratet ist, der manchmal von dessen Bruder ersetzt wird. Die Stripperin, die aufs College geht, und die schwarze Ingenieurin, die ihre Vergangenheit nicht vergessen kann: Sie alle sind gleichzeitig zu viel und zu wenig. Wir sind wie sie und geben nicht auf.…mehr

Produktbeschreibung
Diese Frauen kämpfen, diese Frauen geben nicht auf. Diese Frauen sind unsere Gegenwart: arm, reich, schwarz, weiß, sie sind Ehefrauen, Mütter, Wissenschaftlerinnen, Nachbarinnen, Verbrecherinnen, Liebende, Mächtige, von Gewalt Heimgesuchte. Das Schwesternpaar, das seit ihrer gemeinsamen Entführung als Kinder unzertrennlich ist. Die Frau, die mit einem Zwilling verheiratet ist, der manchmal von dessen Bruder ersetzt wird. Die Stripperin, die aufs College geht, und die schwarze Ingenieurin, die ihre Vergangenheit nicht vergessen kann: Sie alle sind gleichzeitig zu viel und zu wenig. Wir sind wie sie und geben nicht auf.
Autorenporträt
Roxane Gay, geboren 1974, ist Autorin, Professorin für Literatur und eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen und literarischen Stimmen ihrer Zeit. Sie schreibt u.a. für die New York Times und den Guardian, sie ist Mitautorin des Marvel-Comics 'World of Wakanda', Vorlage für den hochgelobten Actionfilm 'Black Panther' (2018), dem dritterfolgreichsten Film aller Zeiten in den USA. Roxane Gay ist Gewinnerin des PEN Center USA Freedom to Write Award. Sie lebt in Indiana und Los Angeles.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Sonja Hartl mag die Gnadenlosigkeit von Roxane Gay, vor allem, wenn die amerikanische Autorin über Sex schreibt. Und doch ist die Kritikerin nicht völlig glücklich mit den nun erschienenen Kurzgeschichten, auch wenn sie durch "knallharte Direktheit" bestechen, wie Hartl schreibt. Erzählt wird von Frauen, die vergewaltigt oder auf andere Art und Weise traumatisiert wurden, die Biografie der Autorin scheint da natürlich durch, weiß die Kritikerin. Gays eindringliche Bilder zu Schmerz und Einsamkeit findet sie überzeugend, den gelegentlichen Hang zu Wiederholungen und Ausformulierungen eher enttäuschend.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2021

„Wir müssen nicht
jedem gefallen“
Roxane Gay ist bekannt für ihre
Essays über Feminismus und Rassismus.
Ein Gespräch über „schwierige Frauen“,
misogyne Popkultur und Scrabble
INTERVIEW: JULIA ROTHHAAS
Man müsse nicht mutig sein, um zu schreiben. Sondern nur anerkennen, dass es einem Angst einjagt – und es dann trotzdem tun, findet Roxane Gay. Dass die amerikanische Autorin und Literaturprofessorin diese Schwelle selbst immer wieder übertritt , beweist sie in ihren zahlreichen, oft sehr persönlichen Essays, die sie regelmäßig für die New York Times und den Guardian verfasst. Gay, Jahrgang 1974, schreibt vor allem über die Themen, die ihr als schwarze, queere Feministin besonders am Herzen liegen. Außerdem war sie Mitautorin des Marvel-Comics „World of Wakanda“, die Vorlage für den Hollywood-Blockbuster „Black Panther“. Nach ihrer Essay-Sammlung „Bad Feminist“ und ihren Memoiren „Hunger“ ist nun ihr Buch „Schwierige Frauen“ auf Deutsch erschienen – Geschichten darüber, dass es die eine richtige Art des Frauseins nicht gibt. Für das Gespräch ist Roxane Gay über Video aus New York zugeschaltet, im Hintergrund dreht gerade ihr Hund Max durch. Ein Handwerker sei im Haus, entschuldigt Gay das Dauerkläffen. Der Hund möge einfach keine Männer.
SZ: Mrs. Gay, die Protagonistinnen in „Schwierige Frauen“ werden geschlagen und vergewaltigt. Warum heißt das Buch nicht „Schwierige Männer“?
Roxane Gay: Darüber habe ich tatsächlich nachgedacht, denn die meisten Männer in diesem Buch sind tatsächlich schwieriger. Aber ich wollte, dass die Frauen im Fokus der Geschichten stehen. Außerdem klingt der Titel so viel besser.
Was macht eine Frau denn zu einer schwierigen Frau?
Wenn sie es zum Beispiel wagt, sich anderen gegenüber zu behaupten, oder ihre Gefühle auf eine Art und Weise ausdrückt, mit der die Menschen um sie herum nicht umgehen können. Außerdem werden Frauen in unserer Gesellschaft schnell als schwierig abgestempelt, wenn sie Menschen in Machtpositionen nicht passen. Diese Menschen sind meiner Erfahrung nach häufig weiß, männlich, heterosexuell. In meinem Buch hängt das Schwierigsein aber vor allem mit den Taten von Männern zusammen.
Die Männer in Ihrem Buch kommen nicht besonders gut weg. War das eine bewusste Entscheidung?
Nein, das war keine Absicht. Aber als ich mit den einzelnen Geschichten fertig war, habe ich sie erneut gelesen und festgestellt: Wow, keiner dieser Typen ist wirklich nett. Vermutlich sagt das trotz allem etwas über meine grundsätzliche Haltung zu Männern aus.
Sind Sie schon mal als „schwierig“ bezeichnet worden?
Ständig.
Warum?
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Man sagt mir etwa, dass ich sehr kalt sein kann. Aber das bin ich eigentlich gar nicht: Mir fällt es nur schwer, mich jedem beliebigen Menschen zu öffnen. Ich bin einfach ziemlich verhalten, bis ich jemandem vertrauen kann und will. Viel mehr, als die Frage, ob ich kühl wirken könnte, beschäftigt mich aber, warum es uns so dringlich erscheint, anderen ständig gefallen zu wollen. Das gilt vor allem für Frauen. Wir müssen ja nicht jedem gefallen.
In Ihr Highschool-Jahrbuch schrieb jemand: „Ich mag dich, obwohl du sehr gemein bist.“ Was waren Sie für ein Mädchen damals?
Eigentlich war ich sehr brav und angepasst, aber ab dem Alter von zwölf Jahren stark traumatisiert. Damals wurde ich von meinem ersten Freund und mehreren seiner Kumpels in einer Hütte im Wald vergewaltigt. Ich tat mich daraufhin unglaublich schwer damit, Freundschaften zu schließen, und hatte ohnehin kaum welche, weil meine Familie häufig umziehen musste. Ich glaube, dass ich nicht wirklich gemein war, aber einfach sehr ehrlich. Ich habe genau das gesagt, was ich dachte und fühlte – weil ich nichts zu verlieren hatte. Damals habe ich einen ziemlich bösartigen Witz entwickelt, wohl eine Art Abwehrmechanismus. Als ich verstand, dass ich damit Leute zum Lachen bringen kann, habe ich gehofft, dass dies ein Weg wäre, um mich zu mögen. Ich musste viel über diesen Eintrag nachdenken. Denn nur gemein war ich nicht, vielleicht eher: nett mit Biss.
Erlauben Sie es sich heute öfter, „schwierig“ zu sein?
Nicht wirklich, aber ich arbeite daran. Erst mit 40 habe ich es geschafft, Grenzen für mich einzufordern und an ihnen auch festzuhalten. Denn je weiter man entfernt ist vom klassischen weißen heterosexuellen Autorenprofil, desto weniger Abgrenzung gestattet einem die Öffentlichkeit. Ich werde zum Beispiel auf Lesungen oft gefragt: Darf ich Sie umarmen? Aber mal ehrlich: Würde irgendjemand Jonathan Franzen um eine Umarmung bitten?
Wollen viele Menschen Sie umarmen?
Sehr viele. Dabei habe ich in „Hunger“explizit geschrieben, wie sehr ich es hasse, von Fremden berührt zu werden. Inzwischen kann ich diesem absurden Wunsch auf Lesungen gut entgegnen und sagen: Keine Umarmungen, aber ich schüttle gern Ihre Hand. Mit der Pandemie hat sich das jetzt ja sowieso erledigt.
Ihre Bücher und Essays sind sehr persönlich. Auf der anderen Seite beschreiben Sie sich als ausgesprochen private Person. Wo ziehen Sie Ihre Grenze?
Ich habe strikte Regeln, worüber ich schreibe und worüber ich nicht schreibe. Daran halte ich mich auch. Viele Menschen glauben, dass sie viel über mich wissen. Aber tatsächlich wissen sie nur sehr wenig. Das ist super. Schließlich kann man nie wirklich wissen, was die Menschen mit den Informationen, die sie von mir bekommen, anstellen.
Haben Sie es je bereut, die Geschichte über Ihre Vergewaltigung öffentlich gemacht zu haben?
Nein. Ich habe bestimmt 20 Jahre darüber nachgedacht. Irgendwann wollte meine Agentin wissen, worüber ich als Nächstes schreiben würde. Da sagte ich: „Keine Ahnung, aber auf jeden Fall werde ich nicht über meinen Körper schreiben.“ In dem Moment wusste ich: Mist, genau darum wird es jetzt gehen müssen. Zunächst fand ich das eine gute Idee, aber dann stellte sich das Schreiben als schrecklich heraus. Ich habe die Veröffentlichung um ein Jahr verschoben, weil es so schwer war, überhaupt damit anzufangen. Ich hatte solche Panik, mich angreifbar zu machen. Schließlich war das etwas, über das ich bis zu diesem Zeitpunkt mit kaum jemandem sprechen konnte.
Sie hören oft aggressiven, misogynen Rap, sehen gern die Fernsehsendung „The Bachelor“, stellen sich in der Autowerkstatt am liebsten dumm und haben schon mal gesagt: „Ich lebe Feminismus in vielerlei Hinsicht falsch.“ Warum Sind Sie dieser Ansicht?
Dass man manchmal hinter seinen Idealen zurückbleibt, gehört dazu. Manchmal fühle ich mich tatsächlich schuldig, wenn ich bei einem Song mit frauenfeindlichen Texten mitwippe. Kennen Sie „Salt Shaker“ von den Ying Yang Twins? Da wundere ich mich schon über mich selbst. Aber ich glaube nicht, dass so etwas am Ende unseren Feminismus beschädigt. Trotzdem ist es für mich schwieriger geworden, harte Rap-Songs anzuhören, weil ich junge Nichten habe und nicht möchte, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der es okay ist, von Männern erniedrigt oder als Objekt betrachtet zu werden. Vielmehr glaube ich, dass es auch anders ginge.
Nämlich wie zum Beispiel?
Gerade im Hip-Hop gibt es so viele unglaublich begabte Texterinnen und Texter. Die sind eigentlich clever genug, auch das sagen zu können, was sie wollen, ohne dabei frauenfeindlich, homophob und fett-phob sein zu müssen. Niemand muss ein Heiliger werden, aber Frauen nicht nur als Körper zu betrachten, ist doch eigentlich nicht so schwer.
Als Professorin für Literatur lehren Sie Kreatives Schreiben, von Januar an am Occidental College in Los Angeles, wo Sie die meiste Zeit leben. Gleichzeitig haben Sie noch eine weitere Leidenschaft, die mit Sprache zu tun hat: Scrabble.
Ich liebe Scrabble! Angefangen habe ich damit 2015, als ich in eine kleine Stadt in Illinois zog. Ich war einsam, kannte niemanden. Dann bekam ich mit, dass ein paar meiner Kollegen an der Eastern Illinois Universität Scrabble spielten, also wurde ich Mitglied in ihrem Club. Wir trafen uns einmal monatlich, später bin ich auch zu Turnieren gefahren und habe mir einen Platz auf der Landes-Rangliste erspielt.
Es gibt Scrabble-Turniere?
Ja, es gibt Hunderte Scrabble-Clubs in den USA, Turniere auf nationaler Ebene und sogar eine Weltmeisterschaft. Damals hat das Spielen viel Zeit gefressen, ich habe jeden Tag geübt, aber zu einem Wettbewerb bin ich schon lange nicht mehr gefahren. Heute spiele ich am liebsten Virtual-Reality-Games wie „Beat Saber“, da muss man im Takt der Musik Würfel mit Lichtschwertern zerschlagen.
Was sind das für Menschen, die Scrabble in Turnieren spielen?
Es gibt ganz unterschiedliche Typen, aber was sie eint: Sie sind geradezu besessen von Wörtern. Dabei geht es bei Scrabble nicht nur um ausgefallene Kreationen, sondern auch um Strategie, Abwehr und Angriff. Außerdem muss man die Nerven behalten können, denn in einer Turnierpartie ist die Bedenkzeit je Spieler auf 25 Minuten begrenzt. Nur echte Scrabbler blühen unter solchen Bedingungen richtig auf.
Warum bedanken Sie sich in all Ihren Büchern eigentlich am Ende immer bei der populären Polizeifernsehserie „Law & Order“?
Bei all meinen Büchern lief im Hintergrund eine Episode von „Law & Order“ nach der nächsten, das war schon so bei meiner Dissertation. Das ist einfach der Soundtrack meiner Bücher.
„Ich war sehr brav und
angepasst, aber ab 12
stark traumatisiert.“
„Dass man manchmal
hinter seinen Idealen
zurückbleibt, gehört dazu.“
„Frauen nicht nur als
Körper zu betrachten, ist doch
nicht so schwer.“
Eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Stimmen der USA: Autorin Roxane Gay.
Foto: Reginald Cunningham/btb
Roxane Gay: Schwierige Frauen – Stories. Aus dem Englischen von Anne Spielmann. btb Verlag, München 2021. 320 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Für Ambivalenzen gibt es nicht viel Raum, entweder schwarz oder weiß, heiß oder kalt. Manches wirkt stereotyp, anderes unheimlich echt. "Wenn man es lang genug erträgt kann man sich an fast alles gewöhnen", schreibt Gay. Davon erzählen ihre Geschichten im Kern. Mal auf faszinierend grelle Weise, mal märchenhaft allegorisch, mal plump. Immer aber: hart und wahr.« Shirin Sojitrawalla, Deutschlandfunk "Büchermarkt"