Gott schütze uns vor den Zeiten des Satans.
"Im ersten Brandt vier Personen.
Die Lieblerin.
Die alte Anckers Wittwe.
Die Gutbrodtin.
Die dicke Höckerin."
Das ist nur der Anfang eines endlosen, grauenvollen Verzeichnisses, das - wie angegeben - die Hexen-Leut, so zu Würzburg mit dem Schwert
gerichtet und hernach verbrannt wurden, aufführt.
Im Winter 1629 liegt eine junge Frau in ihrer…mehrGott schütze uns vor den Zeiten des Satans.
"Im ersten Brandt vier Personen.
Die Lieblerin.
Die alte Anckers Wittwe.
Die Gutbrodtin.
Die dicke Höckerin."
Das ist nur der Anfang eines endlosen, grauenvollen Verzeichnisses, das - wie angegeben - die Hexen-Leut, so zu Würzburg mit dem Schwert gerichtet und hernach verbrannt wurden, aufführt.
Im Winter 1629 liegt eine junge Frau in ihrer Kammer in den Wehen. Ohne ärztlichen Beistand, an ihrer Seite nur ihre hilflose, verzweifelte 11jährige Tochter Kathi und eine geldgierige, gefühllose Hebamme, die nicht einmal zu den Meisterrinnen ihrer Zunft gehört, schenkt sie einem Jungen das Leben, indem sie das ihrige dafür opfert. Kathi muss die Verantwortung für das Neugeborene übernehmen, das ein auffälliges Muttermal trägt und in eine gefährliche Zeit hineingeboren wird, wo alles Unerklärliche "des Teufels" ist und die Flammen der Scheiterhaufen, auf denen die sogenannten "Besagten" brennen, ihren Schein in alle Winkel der Stadt schicken, um die Verhexten aufzuspüren und im Feuer zu läutern.
In der Nacht seiner Geburt stürzt ein blutroter Meteor vom Himmel auf die Erde und zerbirst über der Stadt, die im Chaos von tödlicher Seuche und Inquisition unterzugehen scheint. Laut den Prophezeiungen soll dieser geschweifte Komet Zeichen für die Ankunft des Antichristen sein.
Kathi muss sich verbergen, um ihren Bruder vor den Verfolgern zu schützen, die glauben, dass die Vernichtung des gezeichneten Teufelskindes die Stadt retten und die Menschen vom satanischen Fluch befreien könnte.
Es wird eine Flucht auf Leben und Tod, immer in der Sorge um ihren Bruder, gehetzt von den Mächtigen der Obrigkeit und dem von düsterer Angst und Aberglauben verblendeten Volk.
Ein nahezu übermenschliches Unterfangen für Kathi und ihre Freunde.
In was für eine Zeit hat Roman Rausch uns wieder mitgenommen!
Basierend auf intensiven Recherchen und ausgestattet mit flüssiger, wortreicher Erzählkunst, versetzt er uns in eine Zeit der dunklen Verwirrung, abergläubischer Beschuldigung und angstvollem Wahn.
Die damalige Ohnmacht der Menschen, sich gegen eine Anklage wegen Hexerei zur Wehr zu setzen, wird dem Leser aufs Eindringlichste vermittelt, ein Todesurteil bedurfte nur eines Fingerzeigs.
Der Autor versteht es meisterhaft, den Protagonisten Leben einzuflößen und sie so dem Leser zu erschließen. Man leidet mit, wenn Kathi versucht, Krankheit und Schmerz mit ihren Kräutern zu heilen, man fürchtet Entdeckung, wenn die Verfolger auf ihrer Fährte sind und hasst die Dekadenz der Obrigkeit, die sich auf Kosten des geschundenen Volkes bereichert und rücksichtslosen Gesetzen huldigt.
Ein Buch als Spiegel der Zeit, das umfassend informiert und spannend erzählt - so sollte ein guter historischer Roman sein.
Ich denke mal, das ist Roman Rausch wieder einmal gelungen, dafür gibt es von mir eine Leseempfehlung und alle Sterne - allerdings mit der Auflage, die offenen Fragen im nächsten Band zu klären !