15 Jahre sollte es dauern, bis jemand dem größten Betrug des Silicon Valleys auf die Spur kommen und den gigantischen Schwindel aufdecken sollte. 15 Jahre, in denen die 19-jährige Stanford-Abbrecherin und Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes mit fesselndem Charisma, hypnotisch blauen Augen und einer
ungewöhnlich tiefen Stimme der Welt weismachte, sie hätte ein portables Gerät zur Blutanalyse per…mehr15 Jahre sollte es dauern, bis jemand dem größten Betrug des Silicon Valleys auf die Spur kommen und den gigantischen Schwindel aufdecken sollte. 15 Jahre, in denen die 19-jährige Stanford-Abbrecherin und Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes mit fesselndem Charisma, hypnotisch blauen Augen und einer ungewöhnlich tiefen Stimme der Welt weismachte, sie hätte ein portables Gerät zur Blutanalyse per Stich in den Finger entwickelt, das durch schnellere, kostengünstigere und zuverlässigere Auswertung die medizinische Diagnostik revolutionieren sollte. In "Bad Blood" zeichnet John Carreyrou den rasanten Aufstieg eines Start-Ups in den Weiten des auf Technologie spezialisierten Silicon Valleys, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Basierend auf Hunderten von Interviews mit über 150 Personen, worunter mehr als 60 ehemalige Theranos-Mitglieder sind, sowie direkten Zitaten aus Mails und Dokumenten schreibt er von fehleranfälligen Geräten, die nur für eine geringe Anzahl an Tests eingesetzt werden können, von gefälschten Testergebnissen, von der Manipulation konventioneller Geräte von Konkurrenzunternehmen, und von dem unzumutbaren Arbeitsklima unter dem tyrannenähnlichen Leiter des Alltagsgeschäftes Ramesh "Sunny" Balwani. Mit jedem Kapitel wuchs mein Entsetzen weiter, vor allem konnte ich einfach nicht verstehen, wie Elizabeth Holmes mit dieser Farce all die Jahre durchkommen konnte. Wollte niemand genauer hinsehen, weil ihre Vision des innovativen Bluttestverfahrens so revolutionär und lukrativ klang, dass niemand den Wahrheitsgehalt angezweifelt hat? Wieso haben milliardenschwere Unternehmen und Privatpersonen mehrfach Millionenbeträge in das Unternehmen investiert ohne einen stichhaltigen Beweis für die Funktionalität der Geräte zu verlangen und sich stattdessen mit Ausflüchten abspeisen lassen? Man möchte meinen, dass echte Fakten wichtiger sind als substanzloses Gerede, doch wie der Fall Elizabeth Holmes schonungslos zeigt, legen wir Menschen es geradezu darauf an getäuscht zu werden. Manchmal ist es leichter an eine Illusion zu glauben als zu akzeptieren, dass sich nicht jede Vision von heute auf morgen realisieren lässt, sei sie noch so bahnbrechend revolutionierend wie es die Lösung des Problems der Mikrofluidität versprach. Interessant finde ich auch den Versuch den Hype um die Frau, die es in einer männerdominierten Branche zur jüngsten Selfmade-Milliardärin geschafft hat, aus der Distanz zu Entmystifizieren. Allerdings fehlte mir dabei die genauere Betrachtung des "Warum?" hinter ihrer Sogwirkung, wofür das Einbeziehen einer Rede oder eines Statements von Elizabeth Holmes sicher dienlich gewesen wäre. So bleibt es bei einer Charakterisierung der zentralen Person anhand von E-Mails, Gesprächen und Beobachtungen von außen. Besonders spannend wurde das Buch in meinen Augen, als John Carreyrou auf Theranos aufmerksam gemacht wurde und mit der Recherche für seine Story begann, denn nun begann das instabile Kartengerüst endlich zu wackeln und dennoch beharrte Elizabeth Holmes faszinierenderweise bis zum bitteren Ende darauf, dass ihre Vision umsetzbar sei und die Theranos-Geräte funktionieren.
"Bad Blood" liest sich wie ein spannender Wirtschaftsthriller und erzählt faktenbasiert die wahre Geschichte des bis dato größten Betruges im Silicon Valley als die junge Stanford-Abbrecherin Elizabeth Holmes mit ihrer Vision zur Revolutionierung der Bluttestverfahren, ihrem Charisma samt der hypnotisierend blauen Augen und der tiefen Stimme zur jüngsten Selfmade-Milliardärin wurde. Baron Münchhausen sieht neben der aufstrebenden jungen Frau blass aus, die mit ihrem gigantischen Schwindel wissentlich Menschenleben aufs Spiel setzte.