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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
carowbr
Wohnort: 
Rheinland-Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2023
Tage im warmen Licht
Pfister, Kristina

Tage im warmen Licht


ausgezeichnet

Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der Heimat ihrer Kindheit nicht nur Positives und es wird Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen.

Atmosphärisch und einfühlsam erzählt die Autorin diese spätsommerliche Geschichte, bei der man den Duft von roten Äpfeln, erstem Laub und frischer Herbstluft förmlich in der Nase hat. Sie handelt von Freundschaften, von Neuanfängen und alten Geschichten, von Hexenritualen und Kindheitserinnerungen, von Liebe und Verletzungen, jedoch nicht auf eine kitschige Art. Die Charaktere sind stimmig und liebevoll beschrieben, sodass man ihr Handeln nachvollziehen kann. In die Erzählung fließen immer wieder Rückblenden von früher ein, manchmal auch nur wenige Sätze, durch welche nach und nach enthüllt wird, was damals eigentlich geschehen ist und wieso Maria das Dorf verlassen hat. Besonders die ältere Nachbarin Martha ist für Maria immer die erste Anlaufstelle, und steht ihr mit lebenserfahrenem Rat zur Seite. Einige ihrer Weisheiten sind auch bei mir hängen geblieben und haben zum nachdenken angeregt. Mit Maria bin ich insgesamt nicht ganz warm geworden, da sie oft impulsiv gehandelt hat und ihre Gefühle nicht kommunizieren konnte. Die meisten anderen Charaktere empfand ich jedoch als sehr sympathisch und man konnte sich gut einfühlen.

Insgesamt einfach ein berührender Roman, der Herbstgefühle weckt und Freundschaft und Unterstützung unter Frauen in den Vordergrund stellt.

Bewertung vom 25.08.2023
Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle
Marquis, Krystal

Die Davenports - Liebe und andere Vorfälle


sehr gut

Vier junge Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und dafür gegen bestehende gesellschaftliche Konventionen ankämpfen müssen.

Besonders an diesem Buch ist die Darstellung der schwarzen Lebensrealitäten der Frauen zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei wird auch der Unterschied zwischen der schwarzen Oberschicht, zu der Olivia, Helen und Ruby gehören sowie der Arbeiterklasse, der Amy-Rose angehört, deutlich. Anders als bei vielen Regency-Romanen, spielt in diesem Buch der gesellschaftliche und historische Kontext eine aktive Rolle und wurde durch die Autorin intensiv recherchiert. Dies merkt man auch daran, dass die Frauen bereits etwas mehr Freiheiten haben, was ihr Auftreten angeht, als dies in Romanen die im 19. Jahrhundert spielen, der Fall ist. Für die Story macht das einen großen Unterschied, da die Personen offener miteinander kommunizieren können und es vielfältigere Möglichkeiten gibt, wie sie ihre Freizeit und ihren Lebensweg gestalten können.
Die Autorin schildert die Gedanken der Protagonistinnen auf eine unterhaltsame und einfühlsame Weise und man bekommt durch die verschiedenen Perspektiven einen facettenreichen Einblick. Auch wenn die Liebesgeschichten der vier Frauen unterschiedlich verlaufen, haben sie doch alle gemeinsam, dass eine erst Beziehung unmöglich scheint, es dann aber doch nicht ist. Hier hätte ich mir mehr Variation gewünscht. Während man zuerst ausführlich in den Aufbau der Handlung eintaucht, geschieht auf den letzten 50 Seiten zu schnell zu viel, um dann in einem sehr offenen Ende zu münden. Das hat meine anfängliche Begeisterung leider etwas gedämpft, wenn auch die Charaktere mir mit der Zeit ans Herz gewachsen sind und ich gerne den nächsten Band der Reihe lesen würde.

Für Regency-Fans auf jeden Fall zu empfehlen, da es Abwechslung und Tiefgang bietet und zum mitfiebern und nachdenken einlädt.

Bewertung vom 15.08.2023
Das Summen unter der Haut
Lohse, Stephan

Das Summen unter der Haut


sehr gut

Dass Julle schwul ist, weiß nur seine Schwester. Als Axel in die Klasse kommt, erleben die beiden einen Sommer, nach dem nichts mehr so ist, der vieles für Julle verändert.

Dieser Roman zeigt den Balanceakt eines jugendlichen Lebens zwischen unbeschwerter Leichtigkeit und tiefgründigem Gedankenkarussell. Zwischen erster Verliebtheit, Freundschaft, Schulklassendynamik und Unsicherheit versucht der Protagonist seinen Weg zu finden. Das Setting in den 70er Jahren ergibt ein nostalgisches Bild, welches der Auto wahrscheinlich seiner eigenen Erinnerung entnommen hat. Unaufgeregt und einfühlsam, tiefgründig und liebevoll ist die Sprache dieses Coming-of-Age-Romans, der das Gefühl des Sommers einfängt, und eine große Veränderung in Julles Leben hervorruft. Besonders nachvollziehbar waren die Interaktionen zwischen den Personen beschrieben, niemals dramatisiert, sondern einfach realistische Kommunikation mit den Mitmenschen. Das ‚Geheimnis‘ um die Hütte im Wald habe ich nicht wirklich verstanden, mich aber von der Story aussenrum durch die Seiten tragen lassen.
Eine schöne Sommerlektüre!

Bewertung vom 31.07.2023
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


sehr gut

Auf einem Ozeandampfer mit Kurs auf die arabischen Länder finden sich im Sommer 1929 die verschiedensten Charaktere zusammen, unter ihnen der Protagonist Theodor Jung, der sich alsbald mit dem Verschwinden seiner Frau und vielen weiteren merkwürdigen Geschehnissen auseinandersetzen muss.
Wer "Tod auf dem Nil" von Agatha Christie kennt, wird hier einige Parallelen erkennen, sowohl beim generellen Aufbau der Story als auch bei einigen spezifischen Details. Dies fängt bei der Fahrt auf einem Dampfer an, jede Person ist irgendwann einmal verdächtig und der Protagonist kann niemandem so wirklich vertrauen. Besonders aufgefallen ist es mir bei einer Szene, als die Passagiere an Land gehen und dort bei einer Führung ein Mordanschlag verübt wird - das geschah genauso bei Agatha Christie an den Pyramiden. Wer also diesen Stil mag, dem ist das Buch zu empfehlen.
Abgesehen von den auffallenden Ähnlichkeiten ist es spannend zu lesen, die Charaktere sind schlüssig aufgebaut und der Handlungsstrang ist spannend zu verfolgen.

Bewertung vom 31.07.2023
Deutsches Haus
Hess, Annette

Deutsches Haus


sehr gut

Eva ist eine junge Frau Anfang der 60er Jahre in der BRD und soll als Dolmetscherin beim ersten NS-Prozess arbeiten. Dadurch wird sie mit der Vergangenheit ihres Landes und ihrer Familie konfrontiert.

Das Buch stellt eine Zeit da, in der jeder nach vorne blicken und niemand sich mit der Vergangenheit und der entstandenen Schuld auseinandersetzen wollte. Eindringlich schildert die Autorin immer wieder die Aussagen der Zeugen, die auf den echten Prozessakten beruhen. Besonders treffend ist der Widerspruch beschrieben, dass einerseits niemand von etwas gewusst haben will, nur ‚die Anderen‘ mitgemacht haben und man selbst nichts machen konnte. Andererseits haben eben (fast) alle dazu beigetragen, dieses System zu stützen und dadurch über die Jahre auszubauen.
Auch das Privatleben von Eva wird thematisiert und damit einhergehend die Rechte und Rolle der Frau in den 60er Jahren dargestellt.
Der Schreibstil war einerseits angenehm zu lesen, anderseits war es nicht zu 100% meins - ich kann allerdings nicht genau festmachen, an was es lag.

Bewertung vom 31.07.2023
Alice
Hermann, Judith

Alice


weniger gut

Leider sind diese Kurzgeschichten nicht meins.
Ich habe zwischen den einzelnen Geschichten keine große Verbindung erkennen können und auch zur Protagonistin keine tieferen Einblicke bekommen. Es sind immer nur Situationsbeschreibungen, man weiß nicht, wie alt Alice jeweils ist oder (meistens) auch nicht, in welcher Beziehung sie zu den Männern steht. Ich mag es nicht, keinen richtigen Abschluss zu finden oder wenigstens eine Ahnung zu bekommen, wie es weitergehen könnte, das ist hier leider der Fall. Der Stil an sich war eigentlich angenehm zu lesen, der Inhalt hat mir allerdings so wenig gefallen, dass es das für mich nicht wettmachen konnte.

Bewertung vom 31.07.2023
Der Duft der Kiefern
Schaalburg, Bianca

Der Duft der Kiefern


sehr gut

Das Besondere an diesem Graphic Novel ist natürlich die persönliche Geschichte der Autorin, ihre Suche nach der Wahrheit und die damit verbundene Aufarbeitung der Vergangenheit.
Zum Glück gibt es auf S. 180 einen Familienstammbaum, sonst kommt man beim lesen schnell durcheinander. Durch die Fülle der Informationen und Personen hätte manchen Abschnitten eine ausführlichere Behandlung gut getan, da zwischendrin immer wieder Zeit- und Themsprünge vorkamen. Ansonsten hat es mir sehr gut gefallen, die Zeichnungen waren toll und der Inhalt wichtig und bewegend.

Bewertung vom 31.07.2023
Die widerspenstige Witwe (MP3-Download)
Heyer, Georgette

Die widerspenstige Witwe (MP3-Download)


gut

Durch eine Verwechslung wird Elinor zur Ehefrau eines undurchsichtigen Geschäftsmannes, der kurz darauf verstirbt. Mit Unterstützung seiner Cousins versucht sie, Licht in seine Machenschaften zu bringen.

Die Ausgangslage ist recht spannend aufgebaut, doch nachdem der Einstieg geschafft ist, dümpelt die Geschichte so vor sich hin. Die Dialoge ziehen sich in die Länge, die Personen bereden alles doppelt und dreifach und das Ende ist dann irgendwann recht vorhersehbar, aus Mangel an handelnden Personen, denen man überhaupt zwielichtiges Verhalten zutrauen würde. Der Entwicklung einer Liebesgeschichte kann man leider nicht folgen, das Buch dreht sich hauptsächlich um die Auflösung von Cheviots Geheimnissen.
Die Sprache ist zwar altmodisch aber die Sätze immer wieder sehr kunstvoll formuliert. Zur Geschichte passt es gut.
Durch die langatmige Story war es leider nichts für mich und ich halte mich zukünftig wieder an die aktuellen Regency-Romane.

Bewertung vom 31.07.2023
Das brennende Mädchen
Messud, Claire

Das brennende Mädchen


weniger gut

Aufgrund des interessanten Plots habe ich zu diesem Buch gegriffen und wurde leider enttäuscht.
Es geht um das Auseinanderdriften einer Freundschaft, die bereits seit Kindesbeinen besteht. Es passiert jedoch nichts dramatisches, sondern beide gehen ihren eigenen Weg. Wohlgemerkt spielt sich diese Trennung in der siebten Klasse ab, eine Zeit an der auch ich wahrscheinlich ohne viel nachdenken mit meinen Kindheitsfreunden befreundet war, einfach weil sich vieles meist erst in der Teenagerzeit ändert. Die Story wird aus Julias Sicht geschildert, vieles erlebt sie jedoch nicht selbst sondern erfährt es von Freunden, Mitschülern und Nachbarn. Dadurch ist die Erzählung weniger intensiv, da sie Cassie meist nicht darauf anspricht und wenn doch, wiegelt diese alles ab. Irgendwie entwickelt sich also einfach nichts, beide werden älter ohne die jeweils andere. Dabei folgt man dann Julias Gedankengängen, in denen sie sich für etwas Besseres hält, sich jedoch für ihre Gedanken immerhin schämt.
Das waren nur einige meiner Kritikpunkte, insgesamt hat die Story für mich einfach zu nichts geführt.

Bewertung vom 31.07.2023
Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12
Bannalec, Jean-Luc

Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12


ausgezeichnet

Endlich ein Fall, in dem man mehr von Claire mitbekommt. Sie und Dupin ermitteln gemeinsam in einem mysteriösen Mordfall, in den sie mal wieder wie zufällig hineingeraten. In üblicher Manier sind die Tage vollgepackt mit Ereignissen, in diesem Band ist es dennoch nicht so überladen wie in manch anderen. Der Fall ist spannend aufgebaut und selbst Dupin weiß bis zur letzten Minute nicht, welche Hintergründe das Geschehen hat. Für Weinliebhaber:innen sind die Beschreibungen der Lagen, Sorten und der Geschmacksvielfalt der Loire-Weine natürlich auch ein kulinarischer Genuss.