Der Adler fliegt allein
Marta Schneider muss schon als junges Mädchen hart arbeiten, dennoch scheint sie es ihrem Vater nie recht machen zu können. Schließlich verlässt sie ihre Heimat in der Schweiz, um mehr zu lernen und ein besseres Leben zu führen, als es ihr dort möglich war. Ein Gutes hatte
ihre Kindheit, sie hat sie zu einer unerbittlichen Kämpfernatur gemacht. Nach vielen Stationen…mehrDer Adler fliegt allein
Marta Schneider muss schon als junges Mädchen hart arbeiten, dennoch scheint sie es ihrem Vater nie recht machen zu können. Schließlich verlässt sie ihre Heimat in der Schweiz, um mehr zu lernen und ein besseres Leben zu führen, als es ihr dort möglich war. Ein Gutes hatte ihre Kindheit, sie hat sie zu einer unerbittlichen Kämpfernatur gemacht. Nach vielen Stationen landet Marta endlich in Kanada und möchte sich dort den Traum einer eigenen Pension erfüllen. Dann begegnet Niclas Waltert, mit dem sie eine Familie gründet. Doch auf das junge Paar warten noch viele Abenteuer. Ganz besonders die Beziehung zu ihrer Tochter Hildemara gestaltet sich für Marta als sehr schwierig, was nicht zuletzt auch mit dunklen Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit zu tun hat.
Ein sehr beeindruckendes Buch mit starken Charakteren, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Zunächst begleiten wir Marta auf ihrem langen und steinigen Weg und empfinden eine immer größere Bewunderung für sie. Diese Frau ist durch nichts und niemanden aufzuhalten, sie weiß was sie will. Gerade in Anbetracht ihrer schwierigen Kindheit und des traumatischen Verlustes ihrer jüngeren Schwester ist es ein Wunder, dass Marta so ist, wie sie ist.
„Flieg, Marta, flieg! Ein Adler fliegt allein!“
Diesen Tipp hat ihre Mutter ihr mit auf den Weg gegeben, und er passt so gut zu der ganzen Geschichte. Ein einziger Versuch, zu fliegen, immer und immer wieder. Der Autorin ist hier mit Marta ein wirklich außergewöhnlicher, starker, lebenshungriger und überzeugender Charakter gelungen, der auch mir als Leser viel beibringen kann.
Nachdem wir Marta eine Zeitlang begleiten durften, wechselt ziemlich überraschend die Perspektive, und wir erleben die folgenden Jahre aus der Sicht ihrer Tochter Hildemara. Ein sehr spannender Perspektivenwechsel, wie ich finde, denn so sehen wir an Marta nach und nach auch beunruhigende, scheinbar hartherzige und verletzende Eigenschaften und Charaktereigenarten, die uns vorher nicht aufgefallen sind. Hildemara wird von ihrer Mutter anders behandelt als ihre Geschwister, sie muss sich viel mehr erkämpfen und erfährt fast nie die Zustimmung ihrer Mutter. Dadurch entsteht nach und nach eine Kluft zwischen den beiden, die ich mit großem Bedauern habe entstehen sehen. Auch Hildemara gefällt mir als Charakter unglaublich gut, auch sie ist sehr überzeugend. Hier liegen also zwei starke Persönlichkeiten miteinander im Streit.
Es war mein erstes Buch von Francine Rivers und ich bin begeistert. Zwar hat die Geschichte ein unglaubliches Tempo, in nicht einmal 500 Seiten wird mehr als eine Generation durch Worte ins Leben gerufen. Dennoch störte mich dieser Umstand überhaupt nicht, denn es ist vor allem auch sehr, sehr schön geschrieben. Ich war von der ersten Seite an gefesselt, und konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Dazu muss ich sagen, dass für dieses enorme Tempo sehr, sehr viel enthalten ist. Eine mitreißende Familiengeschichte über Schmerz und Schuldgefühle, die voller Mut und großer Träume steckt. Tiefe Emotionen trotz einfachster Verhältnisse. Es ist ein Ringen nach Verstehen, einander verstehen und Gott verstehen. Die Personen haben die unterschiedlichsten Beziehungen zu Gott, aber fast alle haben irgendetwas in dieser Hinsicht und sind die ganze Zeit auf der Suche danach, wie sie dieses Etwas besser gestalten können.
Für mich ein grandioses Buch, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.