Von den letzten und den vorletzten Dingen
Bei diesem Buch haben wir es mit einer Sammlung von Texten verschiedener Autoren zu tun, die sich ihre jeweils eigenen Gedanken zum Begriff Heimat machen. Was bedeutet ihnen Heimat? Ist es eher ein Ort, eine Prägung, liegt sie in bestimmten Menschen? Gibt
es hier auf der Erde überhaupt eine Heimat für uns? Wie können wir Heimat im Kontext von Flucht und…mehrVon den letzten und den vorletzten Dingen
Bei diesem Buch haben wir es mit einer Sammlung von Texten verschiedener Autoren zu tun, die sich ihre jeweils eigenen Gedanken zum Begriff Heimat machen. Was bedeutet ihnen Heimat? Ist es eher ein Ort, eine Prägung, liegt sie in bestimmten Menschen? Gibt es hier auf der Erde überhaupt eine Heimat für uns? Wie können wir Heimat im Kontext von Flucht und vertrieben sein, verschiedenen Kulturen die aufeinanderprallen, beurteilen.
Ein sehr bereicherndes Buch, welches dank der unterschiedlichen Autoren auf sehr verschiedene Facetten des Themas eingehen kann. Man kann es sehr gut lesen, auch wenn man vielleicht nicht so viel Zeit hat, da die einzelnen Abschnitte voneinander getrennt sind, und pro Autor immer nur ein paar Seiten bleiben.
Inhaltlich steckt hier jede Menge drin, dabei bleibt das Buch eigentlich durchgehend weit abseits jeglicher Klischees, ist stattdessen voller Mitgefühl und Einfühlungsvermögen, authentisch und ehrlich, überraschend und einprägsam. Es regt auch beim Lesen selbst zum Nachdenken darüber an, was Heimat für mich bedeutet. Gerade heute, in einer Zeit, in der weltweit so viele Menschen auf der Flucht sind, gewinnt das Thema noch mehr an Brisanz. Dieser Aspekt zieht sich auch teilweise durch die verschiedenen Überlegungen, welche ihn keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Einige der Autoren beschreiben auch selbst das Gefühl des Fremdseins, sich entwurzelt fühlen, den Konflikt zwischen frei sein wollen und dazugehören wollen. Sie alle stellen sich dieser einfachen und dann doch wieder schwierigen Frage: Was eigentlich ist nun Heimat? Wehmütige Erinnerungen oder mehr als das? Nur von der Vergangenheit geprägt oder auch gegenwärtig? Zuhause – kann man das konstruieren, oder muss man das finden? Gut gefallen hat mir auch, wie größtenteils mit der Frage nach der jenseitigen Heimat umgegangen wird. Einige Autoren schreiben, dass diese eine diesseitige Heimat nicht ausschließt. Einige beziehen sich auch auf Dietrich Bonhoeffer, wenn sie von den letzten und den vorletzten Dingen sprechen.
Klar wird: es gibt nicht die EINE richtige Antwort, sondern ich muss MEINE Antwort finden, brauche ich Wurzeln oder Flügel? Das Buch zeigt: Der Begriff Heimat ist nicht nur rechtsradikal, nicht nur romantisch überladen mit Kitsch, sondern es steckt auch etwas Echtes dahinter und die Sehnsucht nach Heimat steckt in jedem von uns. Es hat mir auch deshalb so gut gefallen, weil es nicht nur um Heimat geht, sondern auch um Demut und Achtung vor dem Fremden. Ein rundum lohnendes Buch!