Das Bemühen einen spannenden Spionagethriller zu schreiben, ist William Boyd nicht abzusprechen. Doch allzu deutlich treten die Scharniere hervor, die seine Geschichte zusammenhallten. Unglaubwürdig zum Beispiel die Anwerbung der Eva Delektorskaja, die angeblich das Werk ihres Bruders fortsetzen
soll. Es gibt zu viele solcher Drehpunkte und Unausgewogenem in der Handlung, die den Figuren förmlich…mehrDas Bemühen einen spannenden Spionagethriller zu schreiben, ist William Boyd nicht abzusprechen. Doch allzu deutlich treten die Scharniere hervor, die seine Geschichte zusammenhallten. Unglaubwürdig zum Beispiel die Anwerbung der Eva Delektorskaja, die angeblich das Werk ihres Bruders fortsetzen soll. Es gibt zu viele solcher Drehpunkte und Unausgewogenem in der Handlung, die den Figuren förmlich aufgepfropft werden, um die Geschichte in eine bestimmte Richtung zu drängen. Die Ausstattung des bösen geheimnisvollen Lucas Romer ist nicht überzeugend. Wenn man voraussetzen will, daß eine Tochter plötzlich aus den tagebuchartigen Schriften ihrer Mutter ihre wahre Identität angesichts deren Bedrohung entblättert, fragt man sich, warum diese Naivität im Aufbau? Warum so viel durchsichtige Konstruktion? Boyd stellt sich dem Genre wie ein Handwerker, was nicht heißt, daß es schöne und spannende Passagen im Roman gibt. Doch als Ganzes gesehen erinnert es einen an ein sonntagnachmittägliches Fernsehspiel, das Geschmack auf das große Abendprogramm macht. Wer Zum Nachtisch Krieg oder Stars und Bars von ihm kennt, weiß zu welch geschlossener Erzählweise dieser Autor fähig ist. Mit Ruhelos bleibt er irgendwo dort stecken, wo man sich als Autor ein bestimmtes Thema aufzugreifen vornimmt, sich beweisen will, daß man ein bestimmtes Genre beherrscht, und nicht bemerkt, daß man sich selbst der spielerische Leichtigkeit beraubt, die einen sonst sprachlich wie im großen Erzählbogen auszeichnet.