Geheimnisvolles Vermächtnis ist ein historischer Roman, der mit viel Liebe zum Detail begeistern kann und vor allem die Zustände der damaligen Zeit beleuchtet. Die Mehrheit der Bewohner Londons gehörte nicht zu den Adligen oder reichen Kaufleuten und führte ein sehr bescheidenes Leben.
Besonders
schlimm hatten es aber die ganz armen Leute. Viele konnten sich nur winzige Zimmer in schäbigen…mehrGeheimnisvolles Vermächtnis ist ein historischer Roman, der mit viel Liebe zum Detail begeistern kann und vor allem die Zustände der damaligen Zeit beleuchtet. Die Mehrheit der Bewohner Londons gehörte nicht zu den Adligen oder reichen Kaufleuten und führte ein sehr bescheidenes Leben.
Besonders schlimm hatten es aber die ganz armen Leute. Viele konnten sich nur winzige Zimmer in schäbigen Mietshäusern leisten. Oftmals teilten sie sich diese winzigen Zimmer sogar noch mit anderen Mietern. Sie gingen allen möglichen Tätigkeiten nach um an ein bisschen Geld für etwas zu essen und die Miete zu gelangen und mussten oftmals sogar noch ihre Kinder auf die Straße schicken, damit diese etwas dazu verdienten, z.B. als Päckchenträger für feine Damen, die gerade vom Einkauf kamen.
Es gab aber auch Kinder, wie Grace und Lily, die überhaupt niemanden mehr hatten, der sich um sie kümmerte, und ganz für sich allein sorgen mussten.
Darüber zu lesen ist sehr interessant, da man fast nichts über das Leben zu dieser Zeit weiß, wenn man sich nicht genau damit beschäftigt hat. Mary Hooper hat viel Zeit für Recherche aufgewendet, was man auch an den historischen Zusatzinformationen am Ende des Romans sehen kann, um die Zustände und Bräuche der damaligen Zeit genau zu beschreiben, auch wenn sie sich ein bisschen künstlerische Freiheit bewahrt hat.
Sie beschreibt, wie die Menschen damals um ihre Lieben trauerten und was, vor allem von den Adligen, als Zeichen ihrer Anteilnahme am Tod von Prinz Albert erwartet wurde.
Außerdem verbindet sie ab und an reale historische Gegebenheiten mit fiktiven Ereignissen. So ermöglicht sie Grace zum Beispiel eine Begegnung mit dem auch heute noch berühmten und anerkannten Autor Charles Dickens im Bestattungskaufhaus der Unwins.
Mary Hooper hat mit Grace eine besonders liebenswerte, aber vor allem starke Figur erschaffen. Obwohl sie einige Schicksalsschläge hinnehmen musste, kümmert sie sich aufopferungsvoll um ihre Schwester Lily und ist stets um ihr Wohl besorgt. So hätte sie die Stelle bei den Unwins zum Beispiel nicht angenommen, wenn diese nicht auch Lily bei sich aufgenommen hätten, obgleich sie dann vermutlich auf der Straße gelandet wäre. Außerdem hat sie sich, trotz ihrer schrecklichen Armut, ein gewisses Maß an Würde bewahrt und würde nie bei anderen Leuten betteln gehen oder sich für Geld verkaufen.
James Solent ist ebenfalls ein herzensguter Charakter. Obwohl er Grace nicht kennt, bietet er ihr seine Hilfe an und betrachtet sie nicht von oben herab. Er ist es auch, der ihr später von ihrem Erbe erzählt und mit ihr versucht, den Plan der Unwins zu vereiteln.
Das genaue Gegenteil davon stellt die Familie Unwin dar. Ihnen geht es einzig und allein immer nur um Geld und dafür ist ihnen beinahe jedes Mittel recht. So schwatzen sie den Trauernden alle möglichen und natürlich sehr kostspieligen Extras für die Bestattung ihrer Liebsten auf, indem sie behaupten, dass sie nur so angemessen ihre Trauer zeigen könnten. Dabei tauschen sie die teuer bezahlten Materialen aber oft gegen minderwertigere aus und bringen sogar das Gerücht in Umlauf, dass es Unglück bringen würde, Trauerkleidung aufzuheben und mehr als einmal zu tragen, damit sie bei jedem Trauerfall neue Kleidung verkaufen können.
Sogar Charlotte, die Tochter des Bestattungsunternehmers, wird für ihren Plan benutzt. Sie soll nett zu Lily sein und alle Informationen über ihre Mutter und ihr früheres Leben aus ihr heraus locken, an die sie sich noch erinnern kann. Viel Überredungskunst hat es dazu nicht gebraucht, denn Charlottes einziger Wunsch ist eine eigene Kutsche!
Das Buch hat jedoch auch eine kleine Schwäche. Vor allem am Anfang und im Mittelteil fehlt es an Spannung. Es gelingt der Autorin einfach nicht einen Spannungsbogen aufzubauen und so vermag das Geschehen einen, obwohl es interessant ist, nicht so recht zu fesseln. Erst im letzten Teil gewinnt die Handlung endlich an Fahrt und zieht den Leser in seinen Bann.