„Pferde stehlen“ ist ein auf mehreren Ebenen spielender Roman, ein Roman, der Gegenwart und Erinnerung in sich vereint und mit wunderbaren Worten und Bildern versieht. Er handelt von Widerstand in Zeiten des Krieges, von Eifersucht und Verrat, von einem Unfalltod und seinen Folgen, und er handelt
von der Liebe des Jungen Trond zu seinem Vater und dem Erwachsenenwerden in einem Sommer vor 50…mehr„Pferde stehlen“ ist ein auf mehreren Ebenen spielender Roman, ein Roman, der Gegenwart und Erinnerung in sich vereint und mit wunderbaren Worten und Bildern versieht. Er handelt von Widerstand in Zeiten des Krieges, von Eifersucht und Verrat, von einem Unfalltod und seinen Folgen, und er handelt von der Liebe des Jungen Trond zu seinem Vater und dem Erwachsenenwerden in einem Sommer vor 50 Jahren.
Erzählt wird dieser Sommer aus der Sicht des inzwischen 67-jährigen Trond der sich in ein kleines Haus an einem orstnorwegischen See mit viel Wald zurückgezogen hat – für immer, wie er sagt („Es soll der letzte Ort sein, an dem ich wohne“).
Bis auf seinen nächsten Nachbarn, den er aus längst vergangenen Zeiten kennt, hat er nur flüchtigen Kontakt zu dem nahegelegenen Dorf. Mehr möchte er auch gar nicht. Letztlich ist er sich selbst genug mit allen Beschwerlichkeiten des Alltags – und seinen Erinnerungen, die durch sein jetziges Leben immer wieder wachgerufen werden.
Es sind vor allem die Erinnerungen an einen langen Sommer, den er drei Jahre nach der Besatzung durch die Deutschen mit seinem Vater in einer Hütte in einem Dorf nahe der schwedischen Grenze verbrachte. Mit eindrücklichen Worten der Zuneigung schildert er die Liebe zu diesem Vater und auch das Sehnen und Werben um ein Aufgehobensein in dieser Liebe. („Dort stand ein Mann, den ich mochte“). Aber auch: „Ich konnte ihn nicht erreichen. Nirgendwie“) ,
Es sind die Erinnerungen eines sensiblen Jungen, der seine Umgebung sehr genau beobachtet, der versucht zu begreifen, was die Erwachsenen wirklich meinen, wenn sie etwas sagen. Der den Tod eines anderen Jungen miterlebt, den Verlust seines Vaters und eines Freundes. Der bis ins hohe Alter in der Maxime seines Vaters: „Du entscheidest selbst, wann es wehtut“ ebenso Trost sucht, wie in Dickens Romanen, die: „ich weiterlesen musste, fast starr vor Schreck, weil ich sehen musste, wie alles zuletzt auf seinen Platz fiel.“
Es ist ein Junge, der seinem eben erwachenden Körper und seinen Gefühlen unbeholfen suchend gegenübersteht. Ein Junge, der schließlich über einen Teil seiner Unschuld hinauswächst und anfängt erwachsen zu werden, indem er eine moralische Entscheidung fällt, die weit in sein zukünftiges Leben hinausreicht
Die Worte, die der Autor diesem Sommer verleiht, sind einfach und doch von großer Intensität; sogar die Beschreibung der Arbeitsabläufe erfährt etwas Rhythmisches, melodiös Eintauchendes. Man meint die Hitze zu spüren, die die Hemdenrücken der Männer bei der Heuernte nass von Schweiß werden lässt, und wird hineingezogen in den Moment, in dem das blaue Kleid der von dem Jungen begehrten Frau plötzlich vor uns aufleuchtet.
Die Sonne, das Glitzern des Flusses, die große helle Freude des Jungen an der gemeinsamen Arbeit mit dem Vater – es scheint, als ob der Erzähler im Nachhinein noch jedes seiner damaligen Gefühle nachempfinden kann, Tränen, Flussrauschen, warmes Sonnenlicht auf den Augenlidern, die Nachtgeräusche in der Hütte, die kühle Luft an der Haut, Geruch nach Harz und Holz, Erde…. Es ist sicher so, wie der Autor es den Erzähler sagen lässt: „Ich kann in das Lager der Erinnerungen eintreten, das richtige Regal und den richtigen Film finden, (und) darin versinken ….“.
Welch ein Glück für die Leserschaft ist dieses Buch!