Als die Liebe nicht privat war…
Unzählige Bücher gibt es über die Zeit als die Nazis halb Europa ihren Willen aufzwangen, als nichts mehr privat war und alle persönlichen Gepflogenheiten von den Machthabern ins Visier genommen wurden. Dieses Buch von Evelyn Steinthaler gibt einen Einblick in das
Leben von vier Künstler-Paaren, die ebenfalls von den Nationalsozialisten ins Visier genommen wurden…mehrAls die Liebe nicht privat war…
Unzählige Bücher gibt es über die Zeit als die Nazis halb Europa ihren Willen aufzwangen, als nichts mehr privat war und alle persönlichen Gepflogenheiten von den Machthabern ins Visier genommen wurden. Dieses Buch von Evelyn Steinthaler gibt einen Einblick in das Leben von vier Künstler-Paaren, die ebenfalls von den Nationalsozialisten ins Visier genommen wurden – zum Teil weil sie „gemischtrassig“ liiert oder verheiratet waren oder/und das System kritisierten.
Wir treffen hier auf Namen, die uns allen bekannt sind, die auch zum Teil noch nach dem Krieg von sich reden machten. Heinz Rühmann, Hans Albers, Kurt Weill oder Joachim Gottschalk mit ihren Familien mussten einiges an Schikanen ertragen, haben sich teilweise auch mit dem System arrangiert oder führten Herrn Goebbels an der Nase herum…
Bereits seit 1933, spätestens ab 1935 (Nürnberger Gesetze) waren Juden in Deutschland unerwünscht. Viele wurden gezwungen, sich von ihren jüdischen Partnern zu trennen, viele wurden in die Emigration gezwungen, viele blieben und hofften darauf, dass es nicht ganz so schlimm werden würde (und zerbrachen daran) und viele unterstützten das System, um ihre Karriere zu fördern.
Ohne den Propagandaminister Goebbels konnte kein Film gedreht werden, die Besetzungslisten mussten genehmigt werden, sogar die Themen wurden von ihm mitbestimmt und manches Mal arbeitete er selbst an den Drehbüchern mit. Doch wieviel musste man von seiner eigenen Überzeugung aufgeben, um mit dem System zu kooperieren? Nicht alle konnten oder wollten ins Ausland, nicht jeder hatte einen finanziellen Schutzpolster außerhalb Deutschlands, die Sprachbarriere tat natürlich ihr Übriges.
Erwähnt wird auch Hans Moser, der von Hitler höchstpersönlich eine Sondergenehmigung für seine jüdische Frau Blanca erhielt, um unbehelligt leben zu können. Hans Albers geriet in den Verdacht, ein Nazi zu sein, doch gelang es ihm mit äußerst gefährlichen Manövern, seine Partnerin Hansi Burg in Sicherheit zu bringen. Während Joachim Gottschalk keine Auswegmöglichkeiten fand und für sich und seine Familie den Freitod wählte.
Die hier vorgestellten Paare stehen stellvertretend für viele andere, die ebenso mit dieser schrecklichen Zeit zu kämpfen hatten. Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stand immer an der Tagesordnung. Viele gaben vor völlig unpolitisch zu sein, um selbst ein halbwegs angenehmes Leben führen zu können – Ignoranz oder Toleranz dem System gegenüber, was waren hier wohl wirklich die Beweggründe?
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“
Wir können nur darauf hoffen, dass solche Zeiten der Vergangenheit angehören. Dass „die Anderen“ auch eine Daseinsberechtigung bekommen. Politisches Interesse ist wichtiger als Passivität – so zitiert die Autorin hier den Auschwitz-Überlebenden Eli Wiesel „Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“
Gerne vergebe ich hier 5 Sterne.