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Wer regiert, verliert
Wer regiert, verliertTiefes Unbehagen gegenüber Macht, Hierarchien und Autorität prägt unsere Gesellschaft. "Wer regiert, verliert" wird zur Regel. Das gilt selbst für die Obamas in der Welt, für Politiker und Unternehmensführer mit Charisma, Vision und Kompetenz. Angesichts von Dauerwahlkampf, Medienhype und Bürgerprotesten geht es oft nur noch um Inszenierungen und kurzfristiges Krisenmanagement. Reformen und Nachhaltigkeit sind ohne Chance. Auch das traditionelle Überlegenheitsgefühl der Demokratien droht verlorenzugehen. Der wirtschaftliche Erfolg Chinas und der…mehr

Produktbeschreibung
Wer regiert, verliert

Wer regiert, verliertTiefes Unbehagen gegenüber Macht, Hierarchien und Autorität prägt unsere Gesellschaft. "Wer regiert, verliert" wird zur Regel. Das gilt selbst für die Obamas in der Welt, für Politiker und Unternehmensführer mit Charisma, Vision und Kompetenz. Angesichts von Dauerwahlkampf, Medienhype und Bürgerprotesten geht es oft nur noch um Inszenierungen und kurzfristiges Krisenmanagement. Reformen und Nachhaltigkeit sind ohne Chance. Auch das traditionelle Überlegenheitsgefühl der Demokratien droht verlorenzugehen. Der wirtschaftliche Erfolg Chinas und der Tigerstaaten nährt Zweifel an der Superiorität der Demokratie. Die Verknüpfung politischer und wirtschaftlicher Freiheit hat an Überzeugungskraft eingebüßt. Doch wie gelingt es, eine Welt mit zunehmender Komplexität, Vernetzung und Abhängigkeiten zu beherrschen?Weniger Demokratie wagen" untersucht den destabilisierenden, lähmenden Einfluss der "Stimme des Volkes", des Medienbetriebs, des anarchischen Web 2.0 und des alles anzweifelnden, emanzipatorischen Zeitgeists. Und wagt gleichzeitig auch den Versuch, einfache, aber umsetzbare Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Wirtschaft und Politik wieder handlungsfähig werden.
Autorenporträt
Laszlo Trankovits berichtet als Büroleiter und Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur (dpa) seit fast 30 Jahren aus dem Ausland - darunter USA, der Nahe Osten, Westafrika, Tel Aviv, Rom und derzeit Südafrika.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2011

Wirtschaftsbücher
Bedrohte
Freiheit
Bürger mischen sich wieder mehr in politische Entscheidungsprozesse ein. Ob beim Bau des unterirdischen Bahnhofs Stuttgart 21, bei der Hamburger Entscheidung über die Schulen, der Kölner Initiative zum Erhalt des Schauspielhauses und vor allem bei der Atomenergie. Viele sehen gerade in dem Ausbau der Bürgerbeteiligungen einen überfälligen Schritt für die Modernisierung der Demokratie in Deutschland – als Vorbild gilt die Schweiz: Hier stimmen die Bürger seit Jahrhunderten regelmäßig über wichtige Vorgänge ab.
Laszlo Trankovits fordert jedoch nicht mehr, sondern weniger Demokratie. Und gerade darin sieht er eine Stärkung der repräsentativen Demokratie, so wie wir sie in Deutschland haben. „Weniger Demokratie wagen“ – der Titel provoziert, widerspricht diese Forderung doch dem Zeitgeist. Trankovits hält die Zeit für gekommen, die „Weisheit des Bürgers“ in Frage zu stellen.
Die Geschehnisse in seiner Heimat verfolgt der Autor seit mehr als 30 Jahren aus der Ferne: der Journalist arbeitet als Korrespondent der Deutschen Nachrichtenagentur, derzeit in Südafrika, zuvor in den USA, Israel, Italien, Westafrika und dem Nahen Osten. Aus der Distanz sieht man häufig leichter die wesentlichen Dingen. Der politische, in Talkshows verbreitete Tageslärm verfliegt. Trankovits beschreibt Deutschland als einen Ort, „der durchdrungen ist von Freiheit. Wo Menschen keine Angst vor jedem Polizisten haben wie in Damaskus oder Harare“.
So empfindet er es, wenn er zwischendurch in seiner Heimatstadt Frankfurt landet. Diese Freiheit sieht der Autor durch mehr Partizipation der Bürger bedroht: „Mehr Demokratie könnte ein gefährlicher Irrweg sein“, schreibt er. Lesenswert ist die Beschreibung des Autors über das politische und das Mediensystem in Deutschland und den USA, in der er für die Politiker eine Lanze bricht. Plastisch beschreibt er deren Alltag, der eine „24/7“-Veranstaltung geworden ist und zu dem das ängstliche Starren auf demoskopisch gemessene Stimmungsschwankungen gehört. „Wer führt, ist heute in der Defensive“, schreibt er. Bei solchen Passagen profitiert der Leser davon, dass Trankovits in einigen Ländern gearbeitet hat, in denen die Medienentwicklung besonders drastisch verlaufen ist: er hat die Berlusconisierung in Italien erlebt oder den Aufstieg von Fox-News in den USA.
Eine wichtige Rolle sieht er auch für die Lobbyisten in der Demokratie. Diese bündelten häufig starke Ressourcen an Spezialwissen und Sachverstand, die sie der Politik in nicht geringem Umfang zur Verfügung stellen, wovon die Gesellschaft profitiere. Sicher tragen Lobbyisten mit zur politischen Meinungsbildung bei. Solange es für alle Belange Interessenvertreter gibt, ist dies auch unproblematisch. Häufig ist dies jedoch nicht der Fall: So fehlen im Finanzsektor die Gegenkräfte fast gänzlich. In Brüssel kommen auf einen gemeinwohlorientierten Lobbyisten einer Verbraucherschutzorganisation etwa 100 Lobbyisten, die Sonderinteressen der Finanzbranche vertreten. Die Konsequenz war eine mangelhafte Regulierung der Branche. Dafür zahlen die Bürger in den Demokratien einen hohen Preis, auch weil dies die Politikverdrossenheit schürt, welche die Demokratie schwächt.
An dieser und einigen anderen Stellen wäre eine differenziertere Betrachtung notwendig. Einige Lösungsvorschläge, sind bedenkenswert, neu sind sie nicht: So plädiert der Autor unter anderem für institutionelle Änderungen wie längere Wahlperioden oder eine Zusammenlegung der Landtagswahlen in Deutschland auf einen Termin.
Caspar Dohmen

Laszlo Trankovits: Weniger Demokratie wagen.Wie Wirtschaft und Politik wieder handlungsfähig werden. Frankfurter Allgemeine Buch 2011. 224 Seiten. 24,90 Euro.
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