Zu Beginn des "Kalten Kriegs" und der McCarthy-Ära unternehmen der Nobelpreisträger John Steinbeck und der Fotograf Robert Capa eine Reise in die Sowjetunion. Sie war aus vielerlei Gründen ungewöhnlich.
Nun liegt ihr Reisebericht "A Russian Journal" erstmals in deutscher Übersetzung vor.
John
Steinbeck und Robert Capa traten die Reise im Auftrag der "New York Herald Tribune" an. Was man über…mehrZu Beginn des "Kalten Kriegs" und der McCarthy-Ära unternehmen der Nobelpreisträger John Steinbeck und der Fotograf Robert Capa eine Reise in die Sowjetunion. Sie war aus vielerlei Gründen ungewöhnlich.
Nun liegt ihr Reisebericht "A Russian Journal" erstmals in deutscher Übersetzung vor.
John Steinbeck und Robert Capa traten die Reise im Auftrag der "New York Herald Tribune" an. Was man über das Land und die Leute im Westen wusste waren eher Gerüchte als Tatsachen. Die beiden Reisenden wollten ausdrücklich die einfachen Leute und ihr Leben kennenlernen und dokumentieren. Zum überwiegenden Teil gelang dies.
Feste, Gelage und Ansprachen werden ausgiebig beschrieben. Die Besuche in Fabriken und Kolchosen nutzten Steinbeck und Capa um Eindrücke zu sammeln, auf ihren zahlreichen Reisen im Land trafen sie immer Russen und Angehöriger anderer Volksstämme, die etwas über die USA erfahren wollten. So lernten alle über die jeweiligen Länder. Und keinen heutigen Leser verwundert es, dass die Leute aus dem Volk überall friedlich mit den anderen Völkern zusammenleben wollen.
Für deutsche Leser ist lehrreich: überall wo die beiden Amerikaner hinkamen fanden sie die Zerstörungen der deutschen Wehrmacht und Luftwaffe. Ihnen wurde deutlich (und auch von den Leuten deutlich gesagt): die Deutschen führten dort nicht nur Krieg, sondern eine grausame Vernichtung.
Allerdings gewinnt man den Eindruck, dass die US-Besucher letztlich doch nicht so frei agieren und fotografieren konnten, wie sie es sich erhofft hatten. In Gefängnisse, Lager oder auch nur prekäre soziale Einrichtungen kommen sie nicht. Fotografieren durften sie nur mit Erlaubnis.
Die Übersetzung ist an manchen Stellen etwas schludrig. "Es bestehen Ähnlichkeiten mit der amerikanischen Kleinstadtmoral von vor einer Generation" (S. 46) liest sich holprig, um nur ein Beispiel zu nennen.
Die Fotos sind ohne Bildunterschrift, doch entsteht der Zusammenhang meist mit dem Text. Einen hervorragenden Fotoband darf man nicht erwarten.
Vieles im Bericht wird auch heute noch zutreffen, manches ist überholt. Außer der verspürten Bürokratie bleiben die dunklen Seiten der UdSSR ausgeblendet.
Bemerkens- und lesenswert ist der dokumentarische Bericht auch heute noch. Die "Russische Reise" ist ein Appell an die Verständigung zwischen den Völkern und Menschen.