Ein wunderbares, tiefgründiges Buch
Jack und seine Großmutter standen sich immer sehr nahe. Nachdem sie gestorben ist und in ihrem letzten Brief an ihn von ihrer Begegnung mit dem Schattendoktor berichtet hat, nimmt Jack Kontakt mit dem rätselhaften Mann auf. Doc, wie er genannt wird, hat es sich
zur Aufgabe gemacht, sich den Schatten im Leben anderer Menschen zu widmen. Doch seine…mehrEin wunderbares, tiefgründiges Buch
Jack und seine Großmutter standen sich immer sehr nahe. Nachdem sie gestorben ist und in ihrem letzten Brief an ihn von ihrer Begegnung mit dem Schattendoktor berichtet hat, nimmt Jack Kontakt mit dem rätselhaften Mann auf. Doc, wie er genannt wird, hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich den Schatten im Leben anderer Menschen zu widmen. Doch seine Therapieansätze sind oft merkwürdig, unorthodox und sehr geheimnisvoll, manchmal auch provokant. Aber erstaunlich oft hat er mit seiner Art Erfolg. Auch für Jack werden durch die Begegnung mit dem Schattendoktor die Weichen neu gestellt und er erhält die Chance, diesen zukünftig bei seiner Arbeit zu unterstützen. Doch was steckt hinter dem Mann, der anderen so gut zu helfen versteht?
Nachdem ich eigentlich christliche Romane nicht so gerne lese, hat mich doch der Klappentext dieses Buches überzeugt, es nochmal zu versuchen, und ich wurde nicht enttäuscht. Von Anfang an hat mich das Buch fasziniert und begeistert. Es ist wunderbar geschrieben und behandelt auf sehr charmante Art und Weise wichtige Themen: Wohin wenden wir uns, wenn wir Heilung benötigen? Was hilft, wenn wir verletzt sind? Gleichzeitig widersteht der Autor konsequent der Versuchung, mit religiösen Plattitüden um sich zu werfen. Obgleich es sich um ein christliches Buch handelt, welches auch den Glauben als Thema hat, drängelt dieser sich keinesfalls in den Vordergrund. Nichts von dem, was ich normalerweise in christlichen Romanen oft lese, und was mich immer stört, habe ich hier wiedergefunden. Und doch ist das Thema sehr subtil immer präsent. Ich fand es angenehm authentisch, dass Glaube nicht als etwas Selbstverständliches dargestellt wird, sondern gerade auch in seiner Ambivalenz und in seiner Verletzlichkeit, dass es auch darum ging, was starre Ansichten mit uns machen. Jack macht sich Sorgen um die Seele seiner Großmutter, gleichzeitig ist er selbst in seinem Leben zutiefst unzufrieden und fühlt sich leer. Das, was er zu haben meint, reicht nicht. Ganz besonders gelungen finde ich die Figur des Schattendoktors: Jemand, der in jeder Situation etwas völlig Unerwartetes sagen kann, das nicht nur Jack, sondern auch den Leser aus der Bahn wirft und zum Nachdenken bringt. Jemand, der gleichzeitig sehr kindlich naiv und doch unglaublich ernst und weise wirkt.
Ich kann all die negativen Rezensionen zu diesem Buch wirklich nicht nachvollziehen. Ja, man muss öfters über das Gelesene nochmal nachdenken, und Manches wird sich einem ähnlich wie Jack erst später erschließen. Aber gerade solche Feinheiten machen für mich ein gutes Buch aus. Ich denke nicht, dass es bei diesem Buch darum geht, herauszufinden, was genau der Autor/der Schattendoktor einem sagen will. Vielleicht geht es eher darum, zum einen die kritische Herangehensweise des Schattendoktors an den Glauben und zum anderen seine Art, auf Menschen zuzugehen, als Anstoß zum Nachdenken zu nehmen. Dann können wir wahrscheinlich alle viel von ihm lernen, z.B. den Menschen, der uns gerade gegenübersteht, als wichtigsten Menschen auf der Welt wahrzunehmen.
Fazit: Ein wunderschönes Buch, brilliant geschrieben und voller tiefgehender Erkenntnisse und witziger Dialoge. Ich habe die Lektüre sehr genossen und werde auf jeden Fall weitere Bücher des Autors lesen.