Dank des dunkelblaugrünen Covers, seiner kurvig schrägen Schrift, dem rieselnden Schnee und den glänzenden Kugeln, fiel mir "Alle unter eine Tanne" in der Buchhandlung direkt ins Auge und das obwohl ich wahrlich keine Freundin von Weihnachtslektüre bin, da mir diese in den meisten Fällen entweder zu
verkitscht oder aber einfach viel zu unrealistisch ist.
Da der Klappentext hier aber ankündigte,…mehrDank des dunkelblaugrünen Covers, seiner kurvig schrägen Schrift, dem rieselnden Schnee und den glänzenden Kugeln, fiel mir "Alle unter eine Tanne" in der Buchhandlung direkt ins Auge und das obwohl ich wahrlich keine Freundin von Weihnachtslektüre bin, da mir diese in den meisten Fällen entweder zu verkitscht oder aber einfach viel zu unrealistisch ist.
Da der Klappentext hier aber ankündigte, das Buch sei so ganz anders als alle anderen Weihnachtsromane, entschied ich mich, Lo Malinkes Debüt eine Chance zu geben.
Völlig unvoreingenommen machte ich mich ans Werk und muss sagen, das mich Lo Malinke inhaltlich voll und ganz überzeugen konnte. Mit "Alle unter eine Tanne" schafft er einen schonungslos ehrlichen Roman und zeigt auf wie es hinter der glatten und schönen Fassade einer scheinbar normalen Familie bröckelt und sich Risse durchs Mauerwerk ziehen. Da sitzt man gemeinsam am Tisch und spielt heile Welt, nur um sein Gesicht zu wahren und mit all seinen Lügen nicht aufzufliegen. Die reinste Farce.
Die Familie Berger-Vogts wird angeführt von Mutter Elli, die niemals Widerspruch duldet und wenn es sein muss, mit dem Kopf durch die Wand bricht, nur um ihren Willen zu bekommen. Ihre Kinder Tobias und Leonie hat sie von jeher verhätschelt und betüddelt, nur die Älteste, Susanna, ist ihr oft ein Rätsel, was, so denkt zumindest Vater Robert, daran liegt, das Susanna und Elli sich sehr ähneln.
Elli und Robert haben sich nach und nach auseinander gelebt, die Kinder waren irgendwann aus dem Haus, die Eltern waren in ihrem Leben beide erfolgreich. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem es einfach nicht mehr ging. Man hatte sich nichts mehr zu sagen und während Elli davon träumte die Welt unsicher zu machen, war Robert damit beschäftigt, jeden Cent dreimal umzudrehen. Was folgte war die Trennung. Man verliebte sich neu, fand in Chrissie, beziehungsweise Micha, neue Partner mit denen man plötzlich seine Interessen teilen konnte und aufblühte.
Alles nicht schlimm, ein normaler Hergang, wie er in den besten Familien vorkommt. Doch Elli kriegt die Kurve nicht. Sie hat Angst davor, wie die Kinder auf den neuen Partner reagieren könnten und statt ihnen einfach die Wahrheit zu offenbaren und zu ihrer Entscheidung zu stehen, führt sie alle weiter an der Nase herum und inszeniert zum dritten Mal dieses lächerliche Fest, bei dem sie sich immer weiter in ihrem Lügennetz verstrickt, bis sie endgültig auffliegt. Doch nicht nur Elli und Robert haben Geheimnisse, auch die Kinder haben einiges zu offenbaren.
Lo Malinke hat mit seinen Protagonisten wirklich sehr charakteristische, authentische Personen erschaffen, in die man sich, Dank der Perspektivenwechsel gut hineinversetzen kann.
Was mir nicht so gut gefallen hat, und das ist leider auch der Grund, warum ich diesem Roman einen Punkt abziehen muss, waren die Klammersätze. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, doch der Autor neigt dazu, zu viele Gedankengänge in Klammern fortzuführen oder Dinge in Klammern zu erklären. Das bringt den Lesefluß immer wieder ins Stocken und ging mir ab einem gewissen Zeitpunkt leider auch richtig auf die Nerven.
Das Ende ist schön rund, zufriedenstellend, realitätsnah und kommt ohne jegliche Spur von Kitsch aus.
Fazit:
"Alle unter eine Tanne" ist ein unterhaltsamer Weihnachtsroman, der ohne jegliche Art von Kitsch daherkommt und durch seine ehrliche Handlung und starke Protagonisten bei mir punkten konnte. Ein gelungenes Debüt ! Ehrlich, Authentisch, Amüsant !
©Ina's Little Bakery