Der Comicszenarist Peer Meter (»Haarmann«, »Vasmers Bruder«, »Gift«, »Böse Geister«) hat zum 250-jährigen Beethoven Jubiläum in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Rem Broo einen ganz besonderen Beitrag entworfen: Eine Comic-Biographie über das Musik-Genie!
»Ist es eine Komödie? Ist es eine
Tragödie?«
Mit diesem Zitat des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard wird der Comic über…mehrDer Comicszenarist Peer Meter (»Haarmann«, »Vasmers Bruder«, »Gift«, »Böse Geister«) hat zum 250-jährigen Beethoven Jubiläum in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Rem Broo einen ganz besonderen Beitrag entworfen: Eine Comic-Biographie über das Musik-Genie!
»Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?«
Mit diesem Zitat des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard wird der Comic über den berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven eingeleitet und trifft die Quintessenz der Geschichte ziemlich genau wieder. Denn diese Comic-Biographie ist viel mehr als eine trockene Abhandlung über die Informationen zu dem musikalischen Genie, dessen fast völlige Taubheit ihn bis zum Ende zeichnete.
Ausgangspunkt der Erzählung ist Beethovens Tod und die Schnitzeljagd des Franzosen Louis Lefebvre auf der Suche nach seinem Idol, die ihn kreuz und quer durch Wien führt und anhand derer verdeutlicht wird, dass der Musiker unzählige Male (fast 80 Mal) ein neues Quartier in der österreichischen Hauptstadt bezog. Die Fahrt mit dem Fiaker vor der Kulisse der Stadt füllt Künstler Rem Broo durch seine detailreich gestalteten Panels und einer atmosphärisch abgestimmten Farbpalette mit Leben.
Land und Leute werden aber nicht nur in Rem Broos Bildern eingefangen, sondern auch die Hinterfotzigkeit der österreichischen Gesellschaft wird in den Sprechblasen der Akteure deutlich abgebildet. Kaum ist das Genie tot, scharren sich auch schon Bewunderer, Ärzte und Bekanntschaften um ihn wie lästige Schmeißfliegen. Sein Sekretär und Biograph Anton Schindler ist dabei vor allen Dingen auf seinen Vorteil bedacht, die Haushälterin weiß nichts Gutes über den »Beidlpracker« zu berichten und auch die Herren Doktoren, darunter sein letzter behandelnder Arzt Andreas Wawruch, kommen zu Wort und führen seinen Wunsch, die Entnahme seines Hörorgans durch.
Peer Meter ist es mit seinem Szenario gelungen den Starkult um Ludwig van Beethoven auf äußerst unterhaltsame Art und Weise zu umreißen und dabei den Leser*innen ein Bild von seinem Umfeld zu liefern, dass über das Leben in einer Welt voller Gönner mit Profitgier, geldgeiler Verwandtschaft und Neider Aufschluss gibt.
Besonders skurril und absonderlich erscheint auf den ersten Blick die Leichenfledderei, die mit dem Raub von Beethovens Haupthaar beginnt, denn mit den Locken des Genies ließ sich als Andenken gutes Geld machen, und bis hin zum Austausch des malträtierten Schädels reicht. Die Groteskheit der Vorgänge wird auch wunderbar bildlich in den Szenen mit dem Anatom und Pathologe Johann Wagner und seinem Gehilfen Anton Dotter dargestellt.
Die Auswüchse der Gesellschaft, die sich an dem Genie in irgendeiner Art und Weise profilieren möchte, um etwas von seinem Glanz abzubekommen hat mit Abstand betrachtet ganz schön schräge Züge, was sich auch an der Sängerin Caroline Unger zeigt, die vor aller Augen betont dass sie es war, die Beethoven bei der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 9 im Kärtnertortheater zum applaudierenden Publikum umdrehte und nicht Henriette Sontag. Dieser Comic steckt voll solch herrlich absurder, wie auch authentisch wirkender Darstellungen, und fügt sich zu einem originellen Lesespaß zusammen, der einen zwischen dem Drang zum Lachen und zum Weinen schwanken lässt.
»Beethoven – Unsterbliches Genie« ist eine Biographie der anderen Art und liefert fast nichts über das musikalische Wirken des Außnahmekünstlers, dafür aber jede Menge über die zur Kunstfigur gemachten Persönlichkeit und den Kult um ihn. Rem Bro taucht die unterschiedlichen Episoden des Comics durch verschiedene stilistische Umsetzungen in ein Ambiente, das begeistert und immer wieder neue Seiten der tragischen Komödie aufkommen lässt.
Fazit
Eine tragische Komödie um das Totenbett des begnadeten Komponisten Ludwig van Beethoven die auf humorvolle Weise einen flüchtigen Blick auf das Idol der Romantik erhaschen lässt.