*MEINE MEINUNG*
"Es passiert uns häufig, dass uns für den Zeitraum der Vorbereitung ein wahrer Blick in den vertrautesten Familienkreis gewährt wird. Dann werde ich, so bezeichne ich es immer, zum geliehenen Freund. Zu einem Menschen, der eine Zeit lang nah sein darf, aber nach dem Event wieder
draußen ist." Dieses Gefühl hatte ich beim Lesen dieses Buches. Der geliehene Freund leiht sich die…mehr*MEINE MEINUNG*
"Es passiert uns häufig, dass uns für den Zeitraum der Vorbereitung ein wahrer Blick in den vertrautesten Familienkreis gewährt wird. Dann werde ich, so bezeichne ich es immer, zum geliehenen Freund. Zu einem Menschen, der eine Zeit lang nah sein darf, aber nach dem Event wieder draußen ist." Dieses Gefühl hatte ich beim Lesen dieses Buches. Der geliehene Freund leiht sich die Leser als Freunde, ermöglicht einen Blick in sein Leben, lässt sie nah an sich heran, aber nach der Lektüre ist man wieder draußen.
Mir gefällt der Plauderton, in dem hier Episoden und Geschichten aus dem Leben von Michael Käfer erzählt werden, außerordentlich gut. Die Kapitel sind weder chronologisch erzählt noch in sich abgeschlossen. Manchmal erstreckt sich eine übergeordnete Geschichte über mehrere Abschnitte, weil sie Anlass für viele andere Geschichten ist, die sich aus ihr ergeben, mit ihr verwoben sind. So wird der Rahmen immer wieder aufgegriffen und weiter erzählt, während dazwischen weitere Begebenheiten Platz finden. Dadurch hatte ich das Gefühl, neben ihm zu stehen, während er erzählt, und dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, weil sich ein Leben eben nicht chronologisch erzählen lässt.
Neben vielen beruflichen Episoden und sehr privaten Momenten finden hier einige Personen Platz, die ihn beeinflusst und inspiriert haben, und aus Michael Käfer den Menschen gemacht haben, der er ist. Er setzt sich mit seinem Verhältnis zu seinem Vater auseinander, widmet ihm immer wieder Abschnitte, bereut, dass zwischen ihnen noch so viel unausgesprochen geblieben ist und er erst (zu) spät versucht, die Perspektive seines Vaters einzunehmen, und immer nur alles aus seiner Perspektive gesehen hat. Er setzt sich mit seiner eigenen Rolle als Vater auseinander, fragt sich, welche Welt er seinen Kindern hinterlassen und welche Werte er ihnen mitgeben möchte. Und er beschreibt sehr deutlich seine Philosophie als Unternehmer, welche Prinzipien für ihn unverrückbar sind und worauf er penibel achtet, nur um ein paar Beispiele heraus zu greifen.
Dabei stimme ich nicht allen seinen Aussagen zu, manches finde ich sogar problematisch, aber das gesamte Buch wirkt authentisch auf mich. Ich nehme ihm ab, dass er tatsächlich so denkt und tickt, und sich nicht verstellt, um in seiner Autobiographie möglichst sympathisch rüber zu kommen. Und interessant finde ich seine Gedanken und Ansichten allemal, auch wenn ich selbst anderer Meinung bin oder manche Darstellungen etwas befremdlich finde.
*FAZIT*
Ich bin wunderbar unterhalten worden und fand die Einblicke in das Leben von Michael Käfer sehr interessant. Klare Leseempfehlung.