15 Geschichten, 15 kleine Alltagsabenteuer: Deef erzählt, wie er mal ein Wort nicht weiß, etwas Schönes mit seinem Vater unternimmt, doch noch vom Dreier springt und ein Referat über ausgestorbene Tiger hält. Und viel, viel mehr!Fantasievoll, augenzwinkernd und mit Sprachwitz erzählt Joke van Leeuwen von einem kleinen Jungen, der ganz normal und doch ziemlich besonders ist. Mit lustigen Zeichnungen reich illustriert; zum Staunen und Lachen für kleine Abenteurer und Träumer.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Ines Galling erinnert sich mit Joke van Leeuwens Erzählungen wieder an den Wert und die Magie der kleinen Dinge. Da kommt plötzlich ein ausgestorbener Tiger ins Klassenzimmer, ein Hut verwandelt seinen Träger, und eine Monarchin feuert den jungen Deef im Schwimmbad zum Springen an. Deef, das ist der Erzähler in "Als ich mal", erklärt Galling, und einen besseren könnte es nicht geben, denn in Deef verbinden sich Klugheit, Neugier, kindliche Naivität und eine sehr lebendige Fantasie, mit der er selbst den alltäglichsten Dingen noch etwas Wundervolles entlockt. Aber nicht nur inhaltlich, auch formell setze van Leeuwen stets aufs Understatement, so die Rezensentin: Ihre Sätze und Zeichnungen mögen zunächst recht simpel erscheinen, schaut man jedoch genauer hin, entdeckt man den hintergründigen Humor, die Klugheit, die Poesie darin. Und so regt dieses kleine Buch uns immer wieder dazu an, genau hinzusehen, hinter die Dinge - besonders die kleinen, so die hingerissenen Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2021Ein Java-Tiger kommt rein
Über ausgestorbene Tiere und neue Wörter
Deef, der Erzähler in Joke van Leeuwens neuem Buch, hat die Gabe, Alltägliches in Abenteuer zu verwandeln. Als er in der Schule ein Referat über den ausgestorbenen Java-Tiger hält, geht die Tür auf und ein freundlicher Java-Tiger kommt herein: „Ich erkannte ihn sofort. Er kam zu mir und setzt sich neben mich. Er hat mir nichts getan. Man kann ja nichts mehr tun, wenn man ausgestorben ist.“ Dann bedankt sich der Tiger bei Deef, denn „vielleicht gibt es mich nicht mehr, aber wenn du von mir redest und an mich denkst, gibt es mich eigentlich schon.“
Mit seinen Erzählungen erweckt Deef nicht nur Tiger wieder zum Leben. Vielmehr zeigt er mit seinen 15 „Als ich mal-“ Geschichten, dass jedes noch so unscheinbare Alltagereignis eine Wundertüte sein kann: Eine Busfahrt führt in den Urwald, ein gezeichnetes Männchen wird lebendig, und beim Sprung vom Dreimeterbrett steht die Königin am Beckenrand und feuert Deef an. Jede von Deefs Erzählungen ist nur wenige Seiten lang – und eröffnet einen ganzen Kosmos. Deef ist ein fantasiebegabter Kopf, ein Träumer und ein Denker, neugierig und eigensinnig. Indem er sich eine Mütze aufsetzt, ist er „jemand anders. So lief ich durch das Haus. Ich war ein Entdeckungsreisender. Entdeckungsreisende wussten nie genau, wo sie waren und was da normal war.“ In Deefs unvoreingenommenem Blick auf die Welt paart sich kindliche Weltsicht mit kindlicher Weisheit – und ganz nebenbei werden sprachphilosophische Fragen verhandelt: „Was hatte ich von neuen Wörtern, wenn andere sie nicht kannten? Da konnte ich genauso gut sagen: „Ich such ein Dings für wie-heißt-das-noch wenn du dich du-weißt-schon-wie fühlst.“
In den Büchern der niederländischen Künstlerin geht es stets ums Ganze: Joke van Leeuwen schafft Gesamtkunstwerke aus Text, Typografie und schwarz-weißen Zeichnungen. Hier stapelt sie mit ihrem charakteristischen, nur vordergründig ungelenken Strich genauso tief, wie sie es mit ihren Sätzen tut. Sie stellt sie einfach so in die Welt: Unprätentiös, fast harmlos wirken sie, doch dann offenbart sich ein feinsinniger Witz und man wird von ihrer Poesie und ihrem Tiefsinn verzaubert – und manchmal auch von Ernsthaftigkeit oder Melancholie aufgewühlt. Ein großes Effektfeuerwerk zündet sie nie, stattdessen beglückt sie ihre Leserinnen und Leser in „Als ich mal“ mit Deefs Gespür für die kleinen, großen Dinge und ermuntert sie, es ihm gleichzutun: hingucken, um einen anderen Blick auf und vielleicht auch hinter die Welt zu erhaschen, um zu entdecken, zu träumen und davon zu erzählen. (ab
6 Jahre)
INES GALLING
Joke van Leeuwen: Als ich mal. Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Gerstenberg Verlag, 2021. 95 Seiten, 13 Euro.
Was hatte ich von
neuen Wörtern,
wenn andere sie nicht kannten
Illustration aus Joke van Leeuwen: Als ich mal
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Über ausgestorbene Tiere und neue Wörter
Deef, der Erzähler in Joke van Leeuwens neuem Buch, hat die Gabe, Alltägliches in Abenteuer zu verwandeln. Als er in der Schule ein Referat über den ausgestorbenen Java-Tiger hält, geht die Tür auf und ein freundlicher Java-Tiger kommt herein: „Ich erkannte ihn sofort. Er kam zu mir und setzt sich neben mich. Er hat mir nichts getan. Man kann ja nichts mehr tun, wenn man ausgestorben ist.“ Dann bedankt sich der Tiger bei Deef, denn „vielleicht gibt es mich nicht mehr, aber wenn du von mir redest und an mich denkst, gibt es mich eigentlich schon.“
Mit seinen Erzählungen erweckt Deef nicht nur Tiger wieder zum Leben. Vielmehr zeigt er mit seinen 15 „Als ich mal-“ Geschichten, dass jedes noch so unscheinbare Alltagereignis eine Wundertüte sein kann: Eine Busfahrt führt in den Urwald, ein gezeichnetes Männchen wird lebendig, und beim Sprung vom Dreimeterbrett steht die Königin am Beckenrand und feuert Deef an. Jede von Deefs Erzählungen ist nur wenige Seiten lang – und eröffnet einen ganzen Kosmos. Deef ist ein fantasiebegabter Kopf, ein Träumer und ein Denker, neugierig und eigensinnig. Indem er sich eine Mütze aufsetzt, ist er „jemand anders. So lief ich durch das Haus. Ich war ein Entdeckungsreisender. Entdeckungsreisende wussten nie genau, wo sie waren und was da normal war.“ In Deefs unvoreingenommenem Blick auf die Welt paart sich kindliche Weltsicht mit kindlicher Weisheit – und ganz nebenbei werden sprachphilosophische Fragen verhandelt: „Was hatte ich von neuen Wörtern, wenn andere sie nicht kannten? Da konnte ich genauso gut sagen: „Ich such ein Dings für wie-heißt-das-noch wenn du dich du-weißt-schon-wie fühlst.“
In den Büchern der niederländischen Künstlerin geht es stets ums Ganze: Joke van Leeuwen schafft Gesamtkunstwerke aus Text, Typografie und schwarz-weißen Zeichnungen. Hier stapelt sie mit ihrem charakteristischen, nur vordergründig ungelenken Strich genauso tief, wie sie es mit ihren Sätzen tut. Sie stellt sie einfach so in die Welt: Unprätentiös, fast harmlos wirken sie, doch dann offenbart sich ein feinsinniger Witz und man wird von ihrer Poesie und ihrem Tiefsinn verzaubert – und manchmal auch von Ernsthaftigkeit oder Melancholie aufgewühlt. Ein großes Effektfeuerwerk zündet sie nie, stattdessen beglückt sie ihre Leserinnen und Leser in „Als ich mal“ mit Deefs Gespür für die kleinen, großen Dinge und ermuntert sie, es ihm gleichzutun: hingucken, um einen anderen Blick auf und vielleicht auch hinter die Welt zu erhaschen, um zu entdecken, zu träumen und davon zu erzählen. (ab
6 Jahre)
INES GALLING
Joke van Leeuwen: Als ich mal. Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Gerstenberg Verlag, 2021. 95 Seiten, 13 Euro.
Was hatte ich von
neuen Wörtern,
wenn andere sie nicht kannten
Illustration aus Joke van Leeuwen: Als ich mal
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