2010 gewann Autorin Nadifa Mohamed mit ihrem Roman „Black Mamba Boy“ den Betty Trask Prize. „Black Mamba Boy“ basiert auf der Lebensgeschichte ihres Vaters und gibt unter anderem einen erschütternden Einblick in den Krieg 1940 in Somalia.
Nachdem Ambaro von ihrem Mann verlassen wurde, kommen sie
und ihr Sohn Jama bei Verwandten unter. Sie müssen auf dem Dach des Hauses leben. Mrs Ilaweyne…mehr2010 gewann Autorin Nadifa Mohamed mit ihrem Roman „Black Mamba Boy“ den Betty Trask Prize. „Black Mamba Boy“ basiert auf der Lebensgeschichte ihres Vaters und gibt unter anderem einen erschütternden Einblick in den Krieg 1940 in Somalia.
Nachdem Ambaro von ihrem Mann verlassen wurde, kommen sie und ihr Sohn Jama bei Verwandten unter. Sie müssen auf dem Dach des Hauses leben. Mrs Ilaweyne zeigt ihre Abneigung offen und macht den beiden das Leben schwer. Bald eskalieren die Streitigkeiten. Der elfjährige Jama flüchtet zu seinen Freunden Shidane und Abdi. Längst ist aus den Dreien eine Bande geworden. Jede Nacht macht sich Ambaro auf die Suche nach ihrem Sohn.
Das Schicksal von Ambaro und Jama berührt. Trotz Ambaros harter Arbeit in einer Kaffeefabrik verbessert sich ihre Lage nicht. Eine überraschende Wendung schockiert. Jama macht sich auf eine lange und beschwerliche Reise zu seinem Vater. Er kann nicht ahnen, dass das Unglück ihm auf den Fersen ist. Mangelernährung, quälender Hunger, der tägliche Kampf ums Überleben ist nicht nur für Jama eine Herausforderung. Es sind Jamas Begegnungen und die unsicheren Zeiten, die seine Reise so spannend machen. Er ist ein fleißiger und intelligenter Junge, der immer wieder versucht Arbeit zu finden und den geraden Weg zu gehen. Nicht jeder meint es gut mit ihm. Jama bleibt ein Außenseiter. Je weiter seine Reise geht, desto größer wird die Kluft zwischen arm und reich, weiß und schwarz. Im Gedächtnis bleiben seine Tante Jinnow und Zufallsbekanntschaften wie Idea und Amina. Es sind die detaillierten Beschreibungen von Landschaft und Orten, den unterschiedlichen Menschen und ihren Lebensweisen, die für Atmosphäre sorgen. Seine Naivität und Unerfahrenheit lässt den Jungen Fehler begehen. Als Jama in die Wirren des Krieges gerät, scheint das Ziel Sudan, wo sein Vater Guuru angeblich lebt, unerreichbar. Das Grauen nimmt zu. Autorin Nadifa erzählt den Weg des Jungen ungeschönt und bringt den Leser mit unbarmherzigen Wahrheiten an seine Grenzen. Wahrsagerin Kissime hat Jama ein glückliches und erfolgreiches Leben prophezeit. Sie hat sich nie geirrt. Wird sich das Blatt für Jama noch wenden? Es fällt leicht mit dem Jungen mitzufiebern und mitzuleiden. Auch in den schrecklichsten Momenten gibt es für Jama immer noch Hoffnung. In „Black Mamba Boy“ tummeln sich viele gute Charaktere, die Jama nicht immer so bewusst sind. Sie laufen den miesen Typen den Rang ab. Jede Figur hat Tiefe und wirkt lebensecht. Manchen wird mehr, anderen weniger Raum gegeben. Lorenzo ist für Jama ein wichtiger Halt, der aber auch bald weg fällt. Nichts ist von Dauer. Jamas Leben unterliegt krassen Veränderungen. Vieles ist nicht vorhersehbar. Die Geschichte verliert ihre Intensität bis zum Schluss nicht. Noch sind die Schockmomente nicht vorbei. Ein wichtiges Kapitel der Geschichte nimmt auf ungewöhnliche Weise Raum ein. Angst, Verzweiflung, Wut, Jama schaut dieses Mal von außen zu. Der Leser weiß mehr, als Jama sich je zusammenreimen kann. Das Ende ist viel zu kurz geraten. Nach Jamas Odyssee wäre hier mehr zu erwarten gewesen.
Eine schwarze Mamba spielt am Anfang des Romans eine Rolle und schließt den Kreis am Ende wieder. Die schwarze Schlange als Coverdetail und der Titel passen perfekt zum Inhalt. Die ungewöhnliche Gestaltung kann nicht auf die fesselnde, emotionsgeladene Geschichte mit den historischen Einblicken vorbereiten. Dank der gelungenen Charaktere nimmt die Schwere der Story zwischendurch ein wenig ab. Das Buch bleibt im Gedächtnis. Keine leichte Kost, die es zu verarbeiten gilt.