Una Mannion
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Deena Garvey ist spurlos verschwunden. Für ihre Schwester Nessa bricht eine Welt zusammen, denn Deenas Ex-Freund Lucas, den sie für Deenas Mörder hält, untersagt ihr nicht nur den Kontakt zu ihrer kleinen Nichte, sondern nimmt Ruby auch noch mit nach Vermont. Dort, in der ländlichen Abgeschiedenheit der Inseln im Lake Champlain, lernt Ruby, wie man jagt und fischt, das Land bestellt und sich um Hühner kümmert. Sie lernt, was ihren Vater stolz und was ihn wütend macht. An ihre frühe Kindheit in Philadelphia erinnert sie sich nicht mehr. Bis ihr eines Tages ein Foto ihrer Mutter in die ...
Deena Garvey ist spurlos verschwunden. Für ihre Schwester Nessa bricht eine Welt zusammen, denn Deenas Ex-Freund Lucas, den sie für Deenas Mörder hält, untersagt ihr nicht nur den Kontakt zu ihrer kleinen Nichte, sondern nimmt Ruby auch noch mit nach Vermont. Dort, in der ländlichen Abgeschiedenheit der Inseln im Lake Champlain, lernt Ruby, wie man jagt und fischt, das Land bestellt und sich um Hühner kümmert. Sie lernt, was ihren Vater stolz und was ihn wütend macht. An ihre frühe Kindheit in Philadelphia erinnert sie sich nicht mehr. Bis ihr eines Tages ein Foto ihrer Mutter in die Hände fällt, eine Botschaft ihrer Tante, die seit Jahren alles daransetzt, Lucas zur Verantwortung zu ziehen und ihre Nichte zu beschützen. Ein Schatz, der vor Lucas verborgen werden muss und der sie dazu bringt, die Geschichten ihres Vaters in Frage zu stellen.
Una Mannion wuchs mit sieben Geschwistern in Philadelphia, Pennsylvania auf. Viele Sommer ihrer Kindheit verbrachte sie in Irland, dem Heimatland ihres Vaters. In den 1990er Jahren siedelte Una Mannion ins County Sligo über. Sie lehrt am Institute of Technology in Sligo und gibt gemeinsam mit Louise Kennedy und Eoin McNamee die Literaturzeitschrift The Cormorant heraus. Für ihre Gedichte und Kurzgeschichten wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. 2021 erschien bei Steidl ihr erster Roman Licht zwischen den Bäumen.
Produktbeschreibung
- Verlag: Steidl
- Seitenzahl: 304
- Erscheinungstermin: 25. Oktober 2024
- Deutsch
- Abmessung: 215mm x 135mm x 35mm
- Gewicht: 565g
- ISBN-13: 9783969994030
- ISBN-10: 3969994039
- Artikelnr.: 70775380
Herstellerkennzeichnung
Steidl GmbH & Co.OHG
Düstere Straße 4
37073 Göttingen
mail@steidl.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Verstört und bereichert zugleich geht Rezensent Rüdiger Görne aus der Lektüre von Una Mannions Roman über die Suche nach einer verschollenen Frau hervor, die von ihrer Schwester und ihrer Tochter gesucht wird. Seine Besprechung ist ähnlich anspielungsreich wie das Buch, das nicht nur Shakespeares "Tempest" aufruft, sondern auch Kafkas "Der Verschollene", denn auch die Tochter soll von ihrem gewalttätigen Vater, der, wie sich herausstellt, auch die Frau getötet hat, zum Verschwinden gebracht werden. Die rasche Verschaltung der verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen spiegelt für Görne wider, wie sich Zusammenhänge klären und wieder verschwimmen. Das ist kraftvoll und überzeugend erzählt, lobt der Kritiker, der sich auch eine Verfilmung gut vorstellen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Deena Garvey hat ihren gewalttätigen Lebensgefährten Lucas verlassen und wohnt mit der gemeinsamen Tochter Ruby bei ihrer Schwester Nessa. Das ehemalige Paar teilt sich das Sorgerecht für die vierjährige Ruby. Eines Morgens bricht Deena zur Arbeit auf, kommt dort aber nie an, …
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Deena Garvey hat ihren gewalttätigen Lebensgefährten Lucas verlassen und wohnt mit der gemeinsamen Tochter Ruby bei ihrer Schwester Nessa. Das ehemalige Paar teilt sich das Sorgerecht für die vierjährige Ruby. Eines Morgens bricht Deena zur Arbeit auf, kommt dort aber nie an, sondern verschwindet spurlos. Lucas behauptet, das ganze Wochenende mit Ruby und seiner Mutter verbracht zu haben, die diese Aussage bestätigt. Nessa ist überzeugt davon, dass Lucas Deena etwas angetan hat, beweisen kann sie dies aber nicht. Lucas zieht mit Ruby zurück ins Vermont zu seiner Mutter und unterbindet den Kontakt zu Deenas Familie. In der ländlichen Umgebung lernt Ruby zu überleben, ihr vergangenes Leben verschwindet allmählich aus ihrem Gedächtnis, bis ihr eines Tages ein Foto ihrer Mutter in die Hände fällt und sie zu hinterfragen beginnt, was Lukas ihr erzählt.
»Deena biss sich auf die Unterlippe. Nessa sah ihr an, dass sie mit den Tränen kämpfte. Ich sehe mich selbst als Schatten, wie ich mich durch alles bewege, was in meinem Leben vor diesem Abend passiert ist, aber ich sehe auch, wie das alles zerläuft, wie mich ein anderes Element verschluckt, mich quasi chemisch zersetzt, mich verbrennt.« (Seite 89)
Mit dem Ende fängt es an, aber ein Abschluss ist es trotzdem nicht. Unsortiert und zeitlich versetzt wird die Geschichte erzählt und trifft mich wahrscheinlich deswegen immer wieder mitten ins Herz. Durch die Zeitsprünge wird eine ungemeine Spannung erzeugt, die mich fast atemlos durch die Seiten trägt, denn unausgesprochen bleibt, was passiert ist, aber das, was zwischen den Zeilen steht, wirkt dadurch mit einer ungeheuren Wucht, die mich fast niederdrückt und an manchen Stellen verzweifeln lässt.
»Ich erinnere mich, wie ich dich das erste Mal mit Ruby im Arm gesehen habe, und wenn ich daran denke, erinnere ich mich, dass ich zwei Menschen betrauere.« (Seite 153)
Mal folge ich Ruby, man begleite ich Nessa, die Gefahr läuft, an dem Verlust ihrer Schwester und ihrer Nichte zugrunde zu gehen. Ihre Verzweiflung, ihre Trauer sowie ihr Schmerz sind bodenlos, mit ihr zusammen fühle ich Angst, Wut und Enttäuschung, verliere den Halt, wenn es erneut abwärts geht. Auch Rubys Leben verläuft nicht wunschlos glücklich, Lucas lügt, manipuliert und herrscht. Nach außen hin eine sorgenfreie Kindheit, in Wahrheit eher ein goldener Käfig, der Ruby zu zerstören droht.
Leise und unaufhaltsam nähert sich das Finale, ich halte zwischendurch wiederholt den Atem an. Irgendwann wurde aus dem Roman ein Krimi, unterbrochen von einer Tragödie mit True Crime-Elementen, oder zumindest nah dran. Mochte ich das erste Buch der Autorin mit dem Titel »Licht zwischen den Bäumen«, so bin ich hier fast euphorisch, so einen großen Sprung hat sie getan. Für mich ein Meisterwerk im Genre, das mich begeistert. Nicht ohne Grund steht das Buch auf der Krimibestenliste 2024, die 17 Literaturkritiker und Krimispezialisten für Deutschlandfunk Kultur ermittelt haben, auf Platz fünf von zehn. Ich schließe mich diesem Urteil mit Freude an.
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Der Erstlingsroman dieser Autorin wird für mich immer ein Highlight sein in der Welt der Bücher. „Das Licht zwischen den Bäumen“ war und ist ein ganz besonderes Buch, auf vielfältige Weise.
Nun ist ihr nächstes Buch erschienen. In dem als Krimi bezeichneten …
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Der Erstlingsroman dieser Autorin wird für mich immer ein Highlight sein in der Welt der Bücher. „Das Licht zwischen den Bäumen“ war und ist ein ganz besonderes Buch, auf vielfältige Weise.
Nun ist ihr nächstes Buch erschienen. In dem als Krimi bezeichneten Roman geht es vordergründig um die Aufklärung des Verschwindens von Deena Gravey. Die junge Frau kehrte eines Tages nicht nach Hause zurück, zu ihrer kleinen Tochter Ruby und zu ihrer Schwester Nessa. Sie war mit ihrem Kind zu ihrer Schwester gezogen, nach einigen Vorfällen, gewalttätigen Angriffen ihres Lebensgefährten Lucas, des Vaters von Ruby.
Nessa ist verzweifelt, will ihre Schwester finden, verdächtigt von Anfang an Lucas, Deena etwas angetan zu haben. Ihre Verzweiflung wird erhöht, denn Lucas beansprucht Ruby für sich und verweigert jeden Kontakt zwischen Tante und Nichte.
Ruby wächst also bei ihrem Vater auf einer etwas heruntergekommenen Farm in Vermont auf, seine Mutter Clover lebt ebenfalls dort. Das Mädchen lernt schnell, dass man gegenüber dem Vater nicht alles sagen, dass man ihn nicht alles fragen darf. Auch die Großmutter schweigt, wenn das Kind nach seiner Mutter fragt.
Erst auf Anweisung der Behörden lässt Lucas Ruby schließlich zur Schule gehen, sie gewinnt erste Freundinnen, bekommt mehr von der Welt und dem Geschehen dort draußen mit. Und eines Tages gelingt es ihr, einen Brief zu bekommen, bevor Lucas alle an sie adressierte Post verschwinden lässt.
Das löst einige Nachforschungen bei ihr aus, doch immer wieder läuft sie gegen eine Wand des Schweigens. Derweil, auch nach etlichen Jahren, lässt Nessa nichts unversucht, ihre Schwester zu finden und wieder mit Ruby in Kontakt zu kommen. Aber erst nach vielen Ereignissen und Fehlschlägen kommen die Nachforschungen wieder in Gang und dann überschlagen sich die Dinge.
Einerseits ist diese Geschichte hochspannend, sehr dramatisch und auch sehr berührend. Wieder gelingt es Una Mannion, tief in die menschlichen Seelen zu blicken, ihr Leid und ihre Narben zu zeigen. Keine der Figuren bleibt blass, bleibt oberflächlich und keine bleibt unverletzt.
Lucas allerdings bleibt lange nur ein Schatten, man kann ihn nicht durchschauen, ihn nicht einschätzen. Nie weiß man, was er denkt, was er als nächstes tun wird. So findet man zu keinem Urteil über ihn, was die Spannung naturgemäß stark antreibt.
Und doch konnte mich der Roman diesmal nicht so erreichen, wirkte die Darstellung der Charaktere nicht so völlig überzeugend, konnte ich mich nicht so ganz in die Figuren hineinfühlen. Das liegt möglicherweise daran, dass die Autorin diesmal viel deutlicher wird, vieles auserzählt, statt es, wie in ihrem Debüt, zwischen den Zeilen auszudrücken, von dort aus wirken zu lassen.
Insbesondere die Szenen mit Nessa, in denen ihre Verzweiflung, die sie körperlich und seelisch nach und nach völlig zerfrisst, dargestellt wird, sind sehr ausführlich, sehr intensiv, aber auch eben etwas zu stark ausgedrückt, es bleibt zu wenig übrig für die Fantasie der Leserin.
Schließlich gibt es lange Absätze voller Abschweifungen, sieht man Nessa bei ihrer Arbeit, beobachtet Szenen aus der Kindheit der Schwestern, die ablenken, aber die Handlung nicht befördern. Hingegen wirken die Szenen aus der Sicht von Ruby, die heranwächst und immer verzweifelter wissen möchte, was mit ihrer Mutter geschah, viel emotionaler, viel nachvollziehbarer.
Das Ende, die Auflösung ist dann fast unspektakulär, fast dokumentarisch, dann aber doch wieder mit berührenden Szenen.
Trotz der erwähnten Einschränkungen ist natürlich aber auch dieser Roman, der viel mehr Psychogramm als Krimi ist, wieder sehr zu empfehlen.
Una Mannion - Sag mir, was ich bin
aus dem Englischen von Tanja Handels
Steidl, Oktober 2024
Gebundene Ausgabe, 304 Seiten, 28,00 €
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Hier kommt ein weiteres Schätzchen aus dem Hause Steidl:
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Deena Garvey verlässt eines Morgens das Haus ihrer Schwester - doch auf ihrer Arbeit kommt sie nie an. Ihre Schwester Nessa ist überzeugt, dass Deenas Ex-Freund Lucas hinter dem …
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Hier kommt ein weiteres Schätzchen aus dem Hause Steidl:
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Una Mannion
Deena Garvey verlässt eines Morgens das Haus ihrer Schwester - doch auf ihrer Arbeit kommt sie nie an. Ihre Schwester Nessa ist überzeugt, dass Deenas Ex-Freund Lucas hinter dem Verschwinden steckt. Zwischen den beiden gab es zuvor immer wieder Konflikte, geprägt von häuslicher Gewalt und Sorgerechtsstreitigkeiten um die gemeinsame Tochter Ruby. Doch trotz intensiver Suche bleibt Deena verschwunden. Nessa zerbricht fast daran, besonders als Lucas mit ihrer Nichte nach Vermont zieht und jeglichen Kontakt unterbindet.
In Vermont wächst Ruby in völliger Abgeschiedenheit auf. Mit ihrer Großmutter Clover und ihrem Vater lebt sie an einem abgelegenen See. Schulbesuch wird ihr vom Vater untersagt - stattdessen lehrt er ihr, wie man fischt, Pilze sammelt und jagt. Sie lernt auch schnell, was ihn wütend macht und welche Fragen sie besser vermeidet, um seinen Zorn nicht zu provozieren. Besonders das Thema „Mutter" ist ein absolutes Tabu - nur eine Frage darüber bringt Lucas in Rage. Ein Foto von ihrer Mutter hat Ruby nie gesehen.
Nessa gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Ruby auch nach Jahren nicht auf. Sie schickt regelmäßig Briefe nach Vermont, die Lucas jedoch abfängt. Erst als Ruby eines Tages so einen Brief findet, ein Foto ihrer Mutter aus einem dieser Kuverte stiehlt und den Namen ihres Vaters im Internet recherchiert, erfährt sie die erschütternde Wahrheit: Ihre Mutter hat sie nicht einfach nur verlassen - vielmehr ist sie spurlos verschwunden und Rubys Verdacht erhärtet sich, dass ihr Vater ihr nie die volle Wahrheit erzählt - sie sogar vorsätzlich belogen hat.
Una Mannion hat mit diesem Roman ein packendes, tiefgründiges Werk geschaffen. Besonders beeindruckend ist der Perspektivwechsel: Verschiedene Figuren erzählen ihre Geschichte aus unterschiedlichen Zeitabschnitten, sodass sich ein immer klareres Bild von Lucas und seiner Tyrannei ergibt. Der Schreibstil ist prägnant und fesselnd. Und obwohl das Buch mit dem Ende beginnt, bleibt die Spannung bis zur letzten Seite erhalten.
Fazit:
Ein großartiges Buch, das ihr unbedingt lesen müsst!
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