Maarten 't Hart
Broschiertes Buch
Das Pferd, das den Bussard jagte
Erzählungen
Übersetzung: Holberg, Marianne
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Ein Dame spielender Onkel, der bibelfeste Vater, der verliebte Biologe, ein Pastor auf dem Rennrad: Immer ist es Maarten 't Hart selbst, dem wir in diesen zwölf grandiosen Geschichten begegnen, die der Autor eigens für die vorliegende Ausgabe zusammengestellt hat. Seine Orte und Landschaften, die Klänge eines Konzerts, das Summen von Wespen im April - Maarten 't Harts ganzer Kosmos findet sich in diesen poetischen Stücken wieder und zeigt den Autor des Bestsellerromans »Das Wüten der ganzen Welt« als einen der großen niederländischen Geschichtenerzähler. »Man kann sich nicht losreiÃ...
Ein Dame spielender Onkel, der bibelfeste Vater, der verliebte Biologe, ein Pastor auf dem Rennrad: Immer ist es Maarten 't Hart selbst, dem wir in diesen zwölf grandiosen Geschichten begegnen, die der Autor eigens für die vorliegende Ausgabe zusammengestellt hat. Seine Orte und Landschaften, die Klänge eines Konzerts, das Summen von Wespen im April - Maarten 't Harts ganzer Kosmos findet sich in diesen poetischen Stücken wieder und zeigt den Autor des Bestsellerromans »Das Wüten der ganzen Welt« als einen der großen niederländischen Geschichtenerzähler. »Man kann sich nicht losreißen - einfach weil Maarten 't Hart ein hinreißender Erzähler ist.« Die Zeit
Maarten 't Hart, geboren 1944 in Maassluis, studierte Verhaltensbiologie, bevor er sich als freier Schriftsteller niederließ. 1997 erschien auf Deutsch sein Roman »Das Wüten der ganzen Welt«, der zu einem überragenden Erfolg wurde. Nicht zuletzt seine autobiografischen Werke machen ihn zu einem der renommiertesten europäischen Gegenwartsautoren, dessen Bücher sich allein im deutschsprachigen Raum über 2 Millionen Mal verkauft haben.

Produktdetails
- Piper Taschenbuch 3827
- Verlag: Piper
- 66. Aufl.
- Seitenzahl: 320
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 120mm x 17mm
- Gewicht: 297g
- ISBN-13: 9783492238274
- ISBN-10: 3492238270
- Artikelnr.: 12406066
Herstellerkennzeichnung
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Verhaltene Forschung
Eine Welt, deren Verriß uns gefällt: Erzählungen von Maarten t'Hart
Sein erstes Buch veröffentlichte der Niederländer Maarten t'Hart im Jahr 1971, danach in rascher Folge eine Menge weiterer Werke, Romane, Erzählungen, Essays. Im Nu eroberte er die Leser daheim, bald auch die in anderen Ländern, denn viele seiner Bücher wurden übersetzt, einige verfilmt. Die erste deutschsprachige Ausgabe, der Roman "Ein Schwarm Regenbrachvögel", erschien 1986, doch der wahre Knüller erreichte den deutschen Markt erst elf Jahre später, ein faszinierender Kriminalroman mit dem Titel "Das Wüten der ganzen Welt". Seine jüngste Veröffentlichung, betitelt "Das Pferd, das den Bussard jagte", hat der Autor eigens für
Eine Welt, deren Verriß uns gefällt: Erzählungen von Maarten t'Hart
Sein erstes Buch veröffentlichte der Niederländer Maarten t'Hart im Jahr 1971, danach in rascher Folge eine Menge weiterer Werke, Romane, Erzählungen, Essays. Im Nu eroberte er die Leser daheim, bald auch die in anderen Ländern, denn viele seiner Bücher wurden übersetzt, einige verfilmt. Die erste deutschsprachige Ausgabe, der Roman "Ein Schwarm Regenbrachvögel", erschien 1986, doch der wahre Knüller erreichte den deutschen Markt erst elf Jahre später, ein faszinierender Kriminalroman mit dem Titel "Das Wüten der ganzen Welt". Seine jüngste Veröffentlichung, betitelt "Das Pferd, das den Bussard jagte", hat der Autor eigens für
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deutsche Leser zusammengestellt; sie umfaßt zwölf Erzählungen aus seinem Gesamt-OEuvre.
Und damit zwölf Einblicke in seine Lebensgeschichte. Daß er in all seinen Büchern eigene Erfahrungen verwertete, hat Maarten t'Hart nie zu verbergen gesucht. Warum auch, Schriftsteller bedienen sich in der Regel aus persönlichem Vorrat; ihr Niveau, ihr dichterischer Rang hängen nicht zuletzt davon ab, wie sie ihr Persönliches zu vermitteln, ihr Intimes als Schlüssel zum Allgemeinen zu nutzen wissen. Und genau darin ist der niederländische Erzähler ein Meister.
Die ersten Geschichten der neuen Sammlung führen uns nach Maasluis nahe Rotterdam, wo t'Hart geboren wurde und aufwuchs, wo sein Vater als Totengräber für das schmale Familieneinkommen sorgte, Onkel und Tanten ihren Handwerkeleien oder Kleingeschäften nachgingen und alle, Verwandte wie Bekannte, sturköpfigen Erwerbssinn mit calvinistischen Tugendregeln zu vermählen suchten. Ihr Sohn, Bruder, Neffe porträtiert sie mit sozusagen liebevoller Unbarmherzigkeit. Er macht sich, den Reporter, nicht besser als sie, zeichnet sich als Fleisch von ihrem Fleisch, Geist von ihrem Geist. Er tut das mit dem Ernst des Kindes, das den Traditionen noch nichts Eigenes entgegensetzen kann. Dahinter jedoch schimmert in jeder Zeile das Lächeln des souveränen Erwachsenen, in den sich das Kind verwandeln wird - und zur Zeit der Niederschrift längst verwandelt hat. Das erlaubt uns, kopfschüttelnd zu schmunzeln und die krausen Familiengeschichten als gelungene Gesellschaftssatire zu genießen.
Danach folgen Notizen aus dem Leben des Mannes t'Hart. Die erste Information, die sie uns vermitteln, betrifft die erstaunliche Karriere des doch eigentlich nicht sehr chancenreichen Totengräbersohnes: Er studierte Biologie, wirkte als Dozent für Verhaltensforschung, arbeitet seit 1987 als freier Autor und als Kritiker; obendrein ist er ein sowohl empfangender wie ausübender Verehrer klassischer Musik. Der Erzähler t'Hart verwandelt all das in literarischen Stoff; und die Art, wie er diesen Stoff verwertet, trifft sich mit der satirischen Manier, in der er seine Kinderwelt abgehandelt hat.
Spätestens jetzt steht fest, daß Maarten t'Hart Ernstes grundsätzlich mit Heiterem mischt, auch und besonders, wenn es um ihn selber geht. So bezaubert er zum Beispiel mit der Karikatur eines Biologen, der sich ausgerechnet auf einem Kongreß über tierisches Balzverhalten in eine Kollegin vernarrt. Oder mit der Geschichte vom herzgeschädigten Schriftsteller, der gegen Klinikvorschriften und andere Zwänge revoltiert, indem er dauernd bei Rot über Kreuzungen radelt. Oder mit den Nöten eines Nagetierspezialisten, der im Rencontre mit einer fanatischen Rattenliebhaberin Angst vor dem eigenen Arbeitsmaterial bekommt.
Der Clou aller dieser Schnurren ist, daß sie scheinbar nichts Besonderes darbieten und doch ganz besonders sind. Vordergründig liefern sie platten Alltag, dazu noch aus nicht immer hervorragenden Milieus. In Wahrheit aber versorgen sie uns mit hochinteressanten Charakterstudien, die, zusammengenommen, ein Seelenbild der fehlbaren Menschheit ergeben. Wie nicht anders möglich, ist das Gesamtergebnis nicht durchweg erhebend. Dennoch läßt der Erzählungsband uns nicht trübselig zurück, weil sein Schöpfer alles andere als ein Menschenfeind ist. Er ist sein und unser aller Kritiker, das aber stets im Zeichen lächelnder Liebe.
SABINE BRANDT.
Maarten t'Hart: "Das Pferd, das den Bussard jagte". Erzählungen. Aus dem Niederländischen übersetzt von Marianne Holberg. Arche Verlag, Zürich/Hamburg, 2002. 320 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Und damit zwölf Einblicke in seine Lebensgeschichte. Daß er in all seinen Büchern eigene Erfahrungen verwertete, hat Maarten t'Hart nie zu verbergen gesucht. Warum auch, Schriftsteller bedienen sich in der Regel aus persönlichem Vorrat; ihr Niveau, ihr dichterischer Rang hängen nicht zuletzt davon ab, wie sie ihr Persönliches zu vermitteln, ihr Intimes als Schlüssel zum Allgemeinen zu nutzen wissen. Und genau darin ist der niederländische Erzähler ein Meister.
Die ersten Geschichten der neuen Sammlung führen uns nach Maasluis nahe Rotterdam, wo t'Hart geboren wurde und aufwuchs, wo sein Vater als Totengräber für das schmale Familieneinkommen sorgte, Onkel und Tanten ihren Handwerkeleien oder Kleingeschäften nachgingen und alle, Verwandte wie Bekannte, sturköpfigen Erwerbssinn mit calvinistischen Tugendregeln zu vermählen suchten. Ihr Sohn, Bruder, Neffe porträtiert sie mit sozusagen liebevoller Unbarmherzigkeit. Er macht sich, den Reporter, nicht besser als sie, zeichnet sich als Fleisch von ihrem Fleisch, Geist von ihrem Geist. Er tut das mit dem Ernst des Kindes, das den Traditionen noch nichts Eigenes entgegensetzen kann. Dahinter jedoch schimmert in jeder Zeile das Lächeln des souveränen Erwachsenen, in den sich das Kind verwandeln wird - und zur Zeit der Niederschrift längst verwandelt hat. Das erlaubt uns, kopfschüttelnd zu schmunzeln und die krausen Familiengeschichten als gelungene Gesellschaftssatire zu genießen.
Danach folgen Notizen aus dem Leben des Mannes t'Hart. Die erste Information, die sie uns vermitteln, betrifft die erstaunliche Karriere des doch eigentlich nicht sehr chancenreichen Totengräbersohnes: Er studierte Biologie, wirkte als Dozent für Verhaltensforschung, arbeitet seit 1987 als freier Autor und als Kritiker; obendrein ist er ein sowohl empfangender wie ausübender Verehrer klassischer Musik. Der Erzähler t'Hart verwandelt all das in literarischen Stoff; und die Art, wie er diesen Stoff verwertet, trifft sich mit der satirischen Manier, in der er seine Kinderwelt abgehandelt hat.
Spätestens jetzt steht fest, daß Maarten t'Hart Ernstes grundsätzlich mit Heiterem mischt, auch und besonders, wenn es um ihn selber geht. So bezaubert er zum Beispiel mit der Karikatur eines Biologen, der sich ausgerechnet auf einem Kongreß über tierisches Balzverhalten in eine Kollegin vernarrt. Oder mit der Geschichte vom herzgeschädigten Schriftsteller, der gegen Klinikvorschriften und andere Zwänge revoltiert, indem er dauernd bei Rot über Kreuzungen radelt. Oder mit den Nöten eines Nagetierspezialisten, der im Rencontre mit einer fanatischen Rattenliebhaberin Angst vor dem eigenen Arbeitsmaterial bekommt.
Der Clou aller dieser Schnurren ist, daß sie scheinbar nichts Besonderes darbieten und doch ganz besonders sind. Vordergründig liefern sie platten Alltag, dazu noch aus nicht immer hervorragenden Milieus. In Wahrheit aber versorgen sie uns mit hochinteressanten Charakterstudien, die, zusammengenommen, ein Seelenbild der fehlbaren Menschheit ergeben. Wie nicht anders möglich, ist das Gesamtergebnis nicht durchweg erhebend. Dennoch läßt der Erzählungsband uns nicht trübselig zurück, weil sein Schöpfer alles andere als ein Menschenfeind ist. Er ist sein und unser aller Kritiker, das aber stets im Zeichen lächelnder Liebe.
SABINE BRANDT.
Maarten t'Hart: "Das Pferd, das den Bussard jagte". Erzählungen. Aus dem Niederländischen übersetzt von Marianne Holberg. Arche Verlag, Zürich/Hamburg, 2002. 320 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Man kann sich nicht losreißen (...) einfach weil Maarten 't Hart ein hinreißender Erzähler ist.« Die Zeit
12 Geschichten aus dem Leben Maarten 't Harts - zumindest erwecken sie diesen Eindruck, da er fast in allen namentlich als Hauptperson in Erscheinung tritt, als Kind, Jugendlicher und Erwachsener. Dennoch bleiben Zweifel, ob tatsächlich 'nur' die Erinnerung hier die Feder führte oder nicht …
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12 Geschichten aus dem Leben Maarten 't Harts - zumindest erwecken sie diesen Eindruck, da er fast in allen namentlich als Hauptperson in Erscheinung tritt, als Kind, Jugendlicher und Erwachsener. Dennoch bleiben Zweifel, ob tatsächlich 'nur' die Erinnerung hier die Feder führte oder nicht doch zumindest gelegentlich die Phantasie die Führung übernahm. Aber wie auch immer, schön sind die Erzählungen in jedem Fall und wer Maarten 't Harts Stil mag, wird auch hier auf seine Kosten kommen.
Man lernt sein Leben in der niederländischen Provinz kennen, die stark religiös geprägt und (wie wohl überall) nicht frei von Bigotterie und Heuchelei ist. Beispielsweise die Kirchenältesten, die bei Hausbesuchen ein frommes Verhalten einfordern das sie selbst nicht einhalten können oder das Misstrauen mancher Kirchenmitglieder dem neuen Pastor gegenüber, der zwar grandiose Predigten hält, aber ein derart unkonventionelles Verhalten an den Tag legt, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmen kann. Ungewöhnliche Menschen werden beschrieben, die durch eigentümliche Verhaltensweisen (Onkel Job mit seinen 'Trauerbesuchen'), besonderen Fähigkeiten (der Onkel der noch nie ein Damespiel verlor) oder aussergewöhnlichen Kenntnissen (der alte Mann mit seinem Klassikwissen) herausragen oder einfach durch Skrupellosigkeit (Onkel Klaas, der bescheisst wo's geht). Ebenso wie Erlebnisse, die den Autor stark berührten und vielleicht noch immer beschäftigen, wie seine Empfindsamkeit beim sommerlichen April (Ist der Weltuntergang nahe?), die Verliebtheit während eines Kongresses und das daraus resultierende Nachdenken über die Ehe, seine Gesundheitsprobleme sowie die Auswirkungen, die sein Buch über Ratten auf eine Leserin hatte. Allen gemeinsam ist ein melancholischer Grundton, der aber immer wieder durch die amüsante Schilderung des Erlebten unterbrochen wird.
Maarten 't Hart gelingt es in den meist sehr ruhigen Erzählungen, dass einem beim Lesen diese seine Welt ganz nahe rückt und man das Gefühl hat, direkt an seiner Seite zu stehen.
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