Cihan Acar
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Hawaii
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Cihan Acars brisantes Debüt über Heimatlosigkeit und Toleranz in unserer zerrissenen Gesellschaft ist "ein rauschhafter Trip durch Heilbronn, der den Leser sofort in seinen Bann zieht." Benedict WellsEs sind die heißesten Tage im Jahr, Hundstage, die, so glauben manche, schweres Unheil bringen. Kemal Arslan läuft durch Heilbronn, ein Fußballstar, der nach einem Unfall seine Karriere beenden und von vorn anfangen muss. Unbeteiligt steht er auf einer türkischen Hochzeit herum, geht in ein Striplokal und ins Wettbüro, gerät mitten hinein in eine Straßenschlacht zwischen Rechten und Migra...
Cihan Acars brisantes Debüt über Heimatlosigkeit und Toleranz in unserer zerrissenen Gesellschaft ist "ein rauschhafter Trip durch Heilbronn, der den Leser sofort in seinen Bann zieht." Benedict WellsEs sind die heißesten Tage im Jahr, Hundstage, die, so glauben manche, schweres Unheil bringen. Kemal Arslan läuft durch Heilbronn, ein Fußballstar, der nach einem Unfall seine Karriere beenden und von vorn anfangen muss. Unbeteiligt steht er auf einer türkischen Hochzeit herum, geht in ein Striplokal und ins Wettbüro, gerät mitten hinein in eine Straßenschlacht zwischen Rechten und Migranten, trifft seine Exfreundin Sina und besucht seine Eltern, die, wie die meisten Türken der Stadt, in Hawaii wohnen, einem Problembezirk mit heruntergekommenen Hochhäusern und rauem Straßenleben, der rein gar nichts mit dem Urlaubsparadies gemeinsam hat. Cihan Acar erzählt von zwei Tagen und drei Nächten eines jungen Mannes, in denen er alle Stadien von Illusion, Sehnsucht und Einsamkeit durchquert.Ein Buch über all die Heimatlosen, Nachtgestalten und Romantiker, die im Dazwischen leben.
Cihan Acar, geboren 1986, studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und lebt in Heilbronn. Er schrieb Bücher über Hip-Hop und über den Istanbuler Fußballclub Galatasaray. Für seinen Debütroman "Hawaii" erhielt er 2020 den Literaturpreis der Doppelfeld Stiftung und 2022 den Thaddäus-Troll-Preis.
Produktbeschreibung
- Verlag: Hanser Berlin
- Artikelnr. des Verlages: 516/26586
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 253
- Erscheinungstermin: 17. Februar 2020
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 132mm x 30mm
- Gewicht: 368g
- ISBN-13: 9783446265868
- ISBN-10: 3446265864
- Artikelnr.: 57897510
Herstellerkennzeichnung
Hanser Berlin
Lehrter Straße 57 Haus 4
10557 Berlin
info@hanser.de
Rollenzuschreibung unerwünscht
Hawaii liegt in Heilbronn: Cihan Acar beschreibt die Rückkehr eines türkischstämmigen Schwaben
Die Orte, in denen die meisten Menschen auf dieser Welt leben, spielen in der Literatur selten eine Rolle. New York, Paris oder Rom meinen wir zu kennen, obwohl wir möglicherweise niemals da gewesen sind. Auch das Landleben erlebt gerade eine literarische Renaissance. Doch von den Klein-, Mittel- und weniger pittoresken Großstädten lesen wir nichts. Immer noch wissen wir wenig über das Leben in Rostock, Gera oder Recklinghausen.
Cihan Acar hat diesen großen Trends nun etwas entgegengesetzt und einen Roman geschrieben, der in Heilbronn spielt. Acar, der 1986 ebendort geboren wurde,
Hawaii liegt in Heilbronn: Cihan Acar beschreibt die Rückkehr eines türkischstämmigen Schwaben
Die Orte, in denen die meisten Menschen auf dieser Welt leben, spielen in der Literatur selten eine Rolle. New York, Paris oder Rom meinen wir zu kennen, obwohl wir möglicherweise niemals da gewesen sind. Auch das Landleben erlebt gerade eine literarische Renaissance. Doch von den Klein-, Mittel- und weniger pittoresken Großstädten lesen wir nichts. Immer noch wissen wir wenig über das Leben in Rostock, Gera oder Recklinghausen.
Cihan Acar hat diesen großen Trends nun etwas entgegengesetzt und einen Roman geschrieben, der in Heilbronn spielt. Acar, der 1986 ebendort geboren wurde,
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hat bereits zwei Bücher veröffentlicht, eines über Hiphop und ein anderes über den Istanbuler Fußballclub Galatasaray. "Hawaii" ist nun sein erster Roman. Der Titel mag viele Menschen auf die falsche Fährte locken, ist damit doch nicht die amerikanische Inselgruppe im Pazifik, sondern ein Viertel der schwäbischen Stadt Heilbronn gemeint: "Ein paar Wohnblocks, dazwischen enge Gassen, kleine Rasenflächen, Gartenstühle aus Plastik, mehrere kahves, eine Bäckerei, eine Moschee, eine Kirche. Eine kleine abgeschlossene Welt im Quadrat, mitten im Industriegebiet." Auf einem Graffito am Eingang dieses Viertels stand einmal "Welcome to Hell", bevor "Hell" durch "Hawaii" ersetzt wurde. Acar, das merkt man gleich, kennt diesen Ort, über den er schreibt, aus eigener Anschauung.
Sein Protagonist Kemal Arslan ist in Heilbronn-Hawaii aufgewachsen. Nach einem Unfall muss er im Alter von nur einundzwanzig Jahren seine noch sehr kurze Profifußballkarriere bei einem türkischen Erstligaverein an den Nagel hängen. Nun ist er zurückgekommen in seine deutsche Heimatstadt und muss sich dort neu orientieren. Dank seiner Fußballerlaufbahn ist Kemal eine lokale Berühmtheit, doch möchte er mit dieser Vergangenheit eigentlich abschließen. Selbst Fußballspiele im Fernsehen kann er kaum mehr anschauen. Während eines langen Wochenendes streift Kemal durch Heilbronn, durch Kneipen, Spielhöllen und Clubs. Er trifft Trinker, Schnösel, Zocker, Ganoven und Neonazis, aber auch alte Bekannte und seine Exfreundin Sina, die als Tochter reicher Eltern im Villenviertel der schwäbischen Stadt aufgewachsen ist.
Es ist ein brüllend heißer Sommer, auf den Straßen wölbt sich der Asphalt, und Heilbronn riecht nach Suppe aus der nahe gelegenen Knorr-Fabrik. Kemal merkt, dass sich während seiner Abwesenheit einiges verändert hat. Sina, die er zurückerobern möchte, hat einen neuen Freund. Und die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt: "Heilbronn, wach auf!", eine neue Bürgerbewegung, hetzt gegen Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund. Am liebsten demonstriert sie in der Straße, in der auch Kemal wohnt, einer Allee, die früher einmal nach Adolf Hitler benannt war. Eine militante Bewegung, die "Kankas", haben sich "Heilbronn, wach auf!" entgegengestellt.
Sie versuchen, mafiöse Strukturen in der türkischen Community zu etablieren und wollen auch Kemal für sich werben. Beide Gruppen sind gewaltbereit und versuchen, bürgerkriegsähnliche Zustände in der Stadt herbeizuführen. Kemal hasst zwar die Nazis, doch kann er auch mit den Kankas nicht viel anfangen. Er weiß nicht, wohin mit sich und wie es weitergehen soll. Die Schule hatte er wegen der Karriere als Fußballer nicht abgeschlossen, der Mann, bei dem ihm sein Vater nun einen Job vermitteln will, stellt sich als Betrüger heraus, der sein Geld auf Kosten anderer macht.
Kemal ist ein junger Mann auf der Suche. Doch er findet nicht, was er sucht - obwohl er seine Heimatstadt in- und auswendig, besser jedenfalls als viele andere kennt und sich in Heilbronn zu Hause fühlt. Für viele gehört er aber trotzdem nicht dazu. Gleich zu Beginn des Romans sitzt Kemal in einer Kneipe, und ein Mann spricht ihn an: "Hör zu, mein Freund. Der Laden hier und du, des passt net." Für die Mitglieder von "Heilbronn, wach auf!" ist Kemal kein Deutscher, kein Heilbronner, kein Individuum, sondern Teil einer Gruppe: einer der Türken, der Kanaken.
Das ist eine Zuschreibung von außen, die nichts mit Kemals eigenem Empfinden zu tun hat, und es ist nur eine von vielen. Die sind nicht immer böse oder ausgrenzend gemeint: Viele Heilbronner sind stolz auf einen Profifußballer aus ihrer Stadt, möchten mit ihm prahlen und ihn auf seine Zeit in der Türkei ansprechen. Nur ist Kemal kein Fußballer mehr und wird es nie wieder sein. Er kann nichts mit all den Rollen anfangen, in denen andere ihn sehen.
Selbst seine Freunde scheuen nicht davor zurück, ihm Attribute zuzuteilen: "Nimm's mir nicht übel, Bruder, aber du musst nicht das Gleiche durchmachen wie wir. Du siehst nicht so richtig türkisch aus, du bist immer so locker und lieb, so was mögen die Deutschen. Und du warst Fußballer, danach sind sie eh verrückt", sagt Hakan, einer von Kemals besten Freunden, der heute für die Kankas kämpft. Er kann nicht verstehen, dass Kemal keinerlei türkischen Nationalstolz verspürt.
Der Grund für Kemals Ruhe und Rastlosigkeit liegt also nicht nur in ihm, sondern auch in dem, was andere aus ihm machen. Welche Folgen diese ständigen Zuschreibungen haben können, beschreibt "Hawaii" treffend. Der Roman zeigt auch, wie alltäglich sie sind. Es lohnt sich, Geschichten wie die von Kemal zu lesen, aus Städten, die wir noch nicht kennen.
ANNA VOLLMER
Cihan Acar: "Hawaii".
Roman.
Hanser Berlin Verlag,
Berlin 2020. 256 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sein Protagonist Kemal Arslan ist in Heilbronn-Hawaii aufgewachsen. Nach einem Unfall muss er im Alter von nur einundzwanzig Jahren seine noch sehr kurze Profifußballkarriere bei einem türkischen Erstligaverein an den Nagel hängen. Nun ist er zurückgekommen in seine deutsche Heimatstadt und muss sich dort neu orientieren. Dank seiner Fußballerlaufbahn ist Kemal eine lokale Berühmtheit, doch möchte er mit dieser Vergangenheit eigentlich abschließen. Selbst Fußballspiele im Fernsehen kann er kaum mehr anschauen. Während eines langen Wochenendes streift Kemal durch Heilbronn, durch Kneipen, Spielhöllen und Clubs. Er trifft Trinker, Schnösel, Zocker, Ganoven und Neonazis, aber auch alte Bekannte und seine Exfreundin Sina, die als Tochter reicher Eltern im Villenviertel der schwäbischen Stadt aufgewachsen ist.
Es ist ein brüllend heißer Sommer, auf den Straßen wölbt sich der Asphalt, und Heilbronn riecht nach Suppe aus der nahe gelegenen Knorr-Fabrik. Kemal merkt, dass sich während seiner Abwesenheit einiges verändert hat. Sina, die er zurückerobern möchte, hat einen neuen Freund. Und die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt: "Heilbronn, wach auf!", eine neue Bürgerbewegung, hetzt gegen Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund. Am liebsten demonstriert sie in der Straße, in der auch Kemal wohnt, einer Allee, die früher einmal nach Adolf Hitler benannt war. Eine militante Bewegung, die "Kankas", haben sich "Heilbronn, wach auf!" entgegengestellt.
Sie versuchen, mafiöse Strukturen in der türkischen Community zu etablieren und wollen auch Kemal für sich werben. Beide Gruppen sind gewaltbereit und versuchen, bürgerkriegsähnliche Zustände in der Stadt herbeizuführen. Kemal hasst zwar die Nazis, doch kann er auch mit den Kankas nicht viel anfangen. Er weiß nicht, wohin mit sich und wie es weitergehen soll. Die Schule hatte er wegen der Karriere als Fußballer nicht abgeschlossen, der Mann, bei dem ihm sein Vater nun einen Job vermitteln will, stellt sich als Betrüger heraus, der sein Geld auf Kosten anderer macht.
Kemal ist ein junger Mann auf der Suche. Doch er findet nicht, was er sucht - obwohl er seine Heimatstadt in- und auswendig, besser jedenfalls als viele andere kennt und sich in Heilbronn zu Hause fühlt. Für viele gehört er aber trotzdem nicht dazu. Gleich zu Beginn des Romans sitzt Kemal in einer Kneipe, und ein Mann spricht ihn an: "Hör zu, mein Freund. Der Laden hier und du, des passt net." Für die Mitglieder von "Heilbronn, wach auf!" ist Kemal kein Deutscher, kein Heilbronner, kein Individuum, sondern Teil einer Gruppe: einer der Türken, der Kanaken.
Das ist eine Zuschreibung von außen, die nichts mit Kemals eigenem Empfinden zu tun hat, und es ist nur eine von vielen. Die sind nicht immer böse oder ausgrenzend gemeint: Viele Heilbronner sind stolz auf einen Profifußballer aus ihrer Stadt, möchten mit ihm prahlen und ihn auf seine Zeit in der Türkei ansprechen. Nur ist Kemal kein Fußballer mehr und wird es nie wieder sein. Er kann nichts mit all den Rollen anfangen, in denen andere ihn sehen.
Selbst seine Freunde scheuen nicht davor zurück, ihm Attribute zuzuteilen: "Nimm's mir nicht übel, Bruder, aber du musst nicht das Gleiche durchmachen wie wir. Du siehst nicht so richtig türkisch aus, du bist immer so locker und lieb, so was mögen die Deutschen. Und du warst Fußballer, danach sind sie eh verrückt", sagt Hakan, einer von Kemals besten Freunden, der heute für die Kankas kämpft. Er kann nicht verstehen, dass Kemal keinerlei türkischen Nationalstolz verspürt.
Der Grund für Kemals Ruhe und Rastlosigkeit liegt also nicht nur in ihm, sondern auch in dem, was andere aus ihm machen. Welche Folgen diese ständigen Zuschreibungen haben können, beschreibt "Hawaii" treffend. Der Roman zeigt auch, wie alltäglich sie sind. Es lohnt sich, Geschichten wie die von Kemal zu lesen, aus Städten, die wir noch nicht kennen.
ANNA VOLLMER
Cihan Acar: "Hawaii".
Roman.
Hanser Berlin Verlag,
Berlin 2020. 256 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Die heiter-melancholische Geschichte eines erzwungenen Neuanfangs - und dazu die faszinierende Geschichte einer nur scheinbar gar nicht so faszinierenden Stadt." Die Presse, 11.12.20 "Ein Ex-Profifußballer läuft durch seinen Problembezirk und erzählt in drei Nächten von seinem Leben, seiner Sehnsucht. So traurig und so elegant." Antonia Baum, Die Zeit, 19.11.20 "Das Werk ist ein Manifest der Straße und der Thekengespräche, Dokumentation einer so vielfältigen wie fragilen Wirklichkeit ... kurzum: eine Lektüre, wie sie in einer Zeit der Vorurteile und schwindender Empathie dringlicher nicht sein könnte." Björn Hayer, Neues Deutschland, 22.10.20 "Sein Beispiel zeigt aber auch, dass ein Roman, der in Deutschland erscheint, gar nicht
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unpolitisch sein kann, wenn ihn ein deutschtürkischer Autor schreibt." Volkan Agar, Die Tageszeitung, 13.10.20 "Acars Sätze sind cool, schnörkellos, voller Energie und haben einen Flow wie ein guter Rap." Oliver Maria Schmitt, Hanix Magazin, 01.10.20 "Hauptpreisträger Cihan Acar zeichnet einen melancholischen Helden zwischen zwei Welten [...] was dort passiert, wirft Fragen auf, die für unsere Gesellschaft von einiger Brisanz sind." Antje Weber, Süddeutsche Zeitung, 18.09.20 "Rasante Dialoge, zartfühlende Personenzeichnung und ein feiner Sinn für den Sound zwischen Schwäbisch und Türk-Deutsch zeichnen das Debüt von Cihan Acar aus. Alltäglicher Rassismus und Chancenungleichheit sind die hochaktuellen Themen, die Acar ebenso beiläufig wie markant in Szene setzt. Mit seinem jungen Helden Kemal hat er einen modernen Melancholiker erschaffen, der sich nach Zugehörigkeit sehnt - und doch weiß, dass er weder in der Halbwelt seines Viertels noch im bürgerlichen Heilbronn zwischen Weinberg, Kernkraft und Audi seinen Platz hat." Jurybegründung, Literaturpreis der Doppelfeld-Stiftung, 17.09.20 "Ein rasanter, packender und klug erzählter Roman." Felix Münger, SRF2 Kultur, 28.06.20 "Kaputte, Selbstdarsteller, Gangster, Nazis - alle in Heilbronn. Von diesen Verlorenen und vom Verlorensein so scharf und literarisch zu erzählen, das schafft niemand besser als Acar." Anna Prizkau, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.06.20 "Der Grund für Kemals Ruhe und Rastlosigkeit liegt also nicht nur in ihm, sondern auch in dem, was andere aus ihm machen. Welche Folgen diese ständigen Zuschreibungen haben können, beschreibt ,Hawaii' treffend. Der Roman zeigt auch, wie alltäglich sie sind. Es lohnt sich, Geschichten wie die von Kemal zu lesen, aus Städten, die wir noch nicht kennen." Anna Vollmer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.20 "Ein lesenswerter Roman und das aus gleich mehreren Gründen: Cihan Acar hat ein ausgezeichnetes Gespür für die unterschiedlichen Soziolekte, daraus resultieren Dialoge, die stets die Balance zwischen Authentizität und Komik wahren. ... 'Hawaii' ist eine interessante deutsche Momentaufnahme, geschrieben mit Wut und mit ebenso viel Sehnsucht nach gesellschaftlichen Anschlüssen." Christoph Schröder, Deutschlandfunk, 07.05.20 "Authentisch [...], rauschhaft und humorvoll. Ein Buch, das geradezu darauf wartet, von Fatih Akin verfilmt zu werden." Marcela Drumm, WDR 5, 31.03.20 "Eines der besten literarischen Debüts dieser Saison". Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 01.03.20 "Ein Buch der Zweifel und der Selbstbefragung, im Spannungsverhältnis zwischen Migrantenmilieu und deutscher Mehrheitsgesellschaft. Gekonnt und ohne große Gesten beschwört es stellvertretend die Sehnsucht einer ganzen Generation nach Zugehörigkeit und Heimat." Peter Henning, WDR, 03.03.20 "Es ist die schnelle, schnörkellose, in diesem Fall der Sprache Arjounis kaum nachstehende Prosa, die 'Hawaii' jenseits des von der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur weiterhin nur selten inspizierten Milieus so besonders, diese Geschcihte so smart und großartig macht. ... Heilbronn könnte ein echter Hotspot in dieser Saison werden. Zumindest auf der literarischen Landkarte." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 20.02.20 "Es steckt viel Wut, aber noch mehr Sehnsucht nach Anschlüssen in diesem Roman, mit dem Acar jenseits allen Authentizitätsgehabes eine schlüssige Deutschland-Momentaufnahme gelungen ist." Christoph Schröder, Süddeutsche Zeitung , 20.02.20
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Kemal Arslan ist einundzwanzig Jahre alt. Er ist als Kind mit seinen Eltern in Hawaii gelandet. Ein Problemviertel in Heilbronn aus Betonbauten und Graffiti an den Wänden. Kemal hat eine traumhafte Karriere als Fußballprofi vor sich, als ihn ein Unfall ereilt und er nicht mehr spielen …
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Kemal Arslan ist einundzwanzig Jahre alt. Er ist als Kind mit seinen Eltern in Hawaii gelandet. Ein Problemviertel in Heilbronn aus Betonbauten und Graffiti an den Wänden. Kemal hat eine traumhafte Karriere als Fußballprofi vor sich, als ihn ein Unfall ereilt und er nicht mehr spielen kann. Sein Traum ist geplatzt und nun sucht er wieder seinen Platz im Leben und in der Gesellschaft.
In diesem Roman begleiten wir Kemal ein paar Tage und Nächte, wie er planlos durch Heilbronn zieht. Wie er unbeteiligt auf einer türkischen Hochzeit ist, in ein Striplokal und ein Wettbüro geht, sich mit seinen Freunden trifft, und versucht, seine Exfreundin Sina, von der er sich getrennt hatte, wieder zurückzugewinnen. Es geht weiterhin um ein wichtiges Thema, nämlich die Straßenschlachten und der Gewalt zwischen Deutschen und Ausländern.
Doch eigentlich möchte man Kemal oftmals wachrütteln. Er scheint so teilnahmslos alles wahrzunehmen, aber er handelt in keinster Weise. Er lässt sich rumschubsen, verplanen, beschimpfen. Und tut nichts. Obwohl ihm vieles davon widerstrebt. Und am Ende läuft er eigentlich nur davon.
Cihan Acar hat einen tollen Schreibstil und die Geschichte von Kemal hat einen guten Aufbau. Auch die Thematik ist gut gewählt, doch leider konnte mich dieser Roman nicht in seinen Bann ziehen. Vielleicht lag es an der Art, wie Kemal all das Erlebte in diesen zwei Tagen und drei Nächten wiedergab, es kam bei mir so lustlos und völlig emotionslos rüber. Sicher war er niedergeschlagen über das Ende seiner Traumkarriere, da wäre wohl jeder megatraurig und enttäuscht. Aber er war so ziellos unterwegs, ohne jegliche Freude, alles was und wer ihm widerfuhr, nahm er einfach nur so hin.
Fazit:
Der Autor hat einen tollen Schreibstil und auch die eigentlichen Themen haben interessante Ansätze. Doch leider konnte mich dieser Roman nicht in seinen Bann ziehen.
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Eine brütende Hitze, die die Menschen langsam zermürbt, liegt über Heilbronn. Auch Kemal Arslan leidet unter den unerträglichen Temperaturen, doch nicht nur diese machen ihm zu schaffen. Einst stand ihm die große weite Welt offen, das junge Fußball-Talent, dass es zu …
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Eine brütende Hitze, die die Menschen langsam zermürbt, liegt über Heilbronn. Auch Kemal Arslan leidet unter den unerträglichen Temperaturen, doch nicht nur diese machen ihm zu schaffen. Einst stand ihm die große weite Welt offen, das junge Fußball-Talent, dass es zu den renommierten Vereinen schaffen würde, doch ein Unfall hat all diese Hoffnungen zunichtegemacht und nun streift er durch seine Heimatstadt ohne zu wissen, was er sucht oder wohin er will. Er trifft ehemalige Freunde, verabschiedet sich von seinen Eltern, die auf dem Weg in die Türkei sind, landet in einem Striplokal und einem Spielcasino. Er sucht seine Ex-Freundin Sina auf, doch die will auch nichts mehr von ihm wissen. Während Kemal den Sinn im eigenen Dasein sucht, bricht derweil in dem Problemstadtteil Hawaii der Krieg aus. Neonazi wollen ihren Lebensraum zurück und Kemal sieht sich zwischen allen Fronten.
Cihan Acars reflektiert die Frage nach dem Dazugehören gleich auf mehreren Ebenen. Er lässt seinen Protagonisten drei Tage und einen Morgen durch die schwäbische Stadt streifen und in unterschiedlichsten Begegnungen wird diesem immer klarer, dass er weder weiß, wer er ist, noch wohin er gehört. Je mehr Menschen ihn vereinnahmen wollen, desto stärker wehrt er sich gegen eine Zuordnung und muss letztlich feststellen, dass er nirgendwo so richtig hineinpasst. Er muss seine Heimat vermutlich ganz woanders suchen. Die Grenzen verlaufen auf ganz unterschiedlichen Ebenen, es gibt Türken, Deutsche und Deutschtürken, es gibt Reiche, Arme und die Dazwischen, man spricht Deutsch und Schwäbisch und Türkisch und irgendwas aus allem. Jedes kleine Merkmal kann die Gemeinschaft definieren oder zur Abgrenzung dienen, ein andauernder Tanz auf dem Vulkan, der jederzeit auszubrechen droht.
"Manche meinen, die Amis hätten den Namen eingeführt, also die Soldaten, die hier früher stationiert waren. Andere sagen, dass es ironisch gemeint ist, nach dem Motto: Was für eine miese Gegend, sind wir doch mal witzig und benennen sie nach einem Paradies.“
Hawaii, Heilbronn. Nicht die Inseln mit den Traumstränden, sondern das Problemviertel, das der Autor selbst gut kennt, stammt er doch aus Heilbronn. Eine Zukunft ist dort nicht zu erwarten, dies teilt der noch junge Protagonist mit der Stadt. Wo sich einst große Träume hinter den Augen abspielten – die zugewanderten Arbeiter, die in Deutschland gutes Geld für ein besseres Leben verdienen wollten, und Kemal Arslan, der davon träumte Fußballstar zu werden – ist nun nur noch Verfall. Am Ende ist die Hälfte niedergebrannt und lediglich Ruinen lassen erahnen, dass es einmal hoffnungsvolle Zeiten gab. Der Trümmerhaufen der Stadt spiegelt den Trümmerhaufen wieder, den Kemal empfindet. Doch um sich selbst wieder aufzubauen, müsste er wissen, nach welchem Plan er vorgehen muss.
Die Identitätsfrage wird das leitende Motiv in der Suche. Er ist nicht mehr der Fußballstar, der bei einem türkischen Club spielt und echte Fans hat. Doch er kann auch nicht mehr nur der Sohn eines türkischen Gastarbeiters sein, der in einer Reinigungsfirma sein bescheidenes Geld verdient. Um von der türkischen Community anerkannt zu werden, muss er deren Codes und Sichtweisen übernehmen, doch diese sind ihm fremd geworden. Von der Exfreundin und deren Familie und Freunden wird er als Sportler und damit Leistungsträger akzeptiert, sobald jedoch aus dem Star nur noch der verletzte Türke wird, sieht es mit der Akzeptanz dünn aus. In der ultimativen Konfrontation mit den Nazis und der Frage, zu welcher Seite er mit seinem untypischen, nicht unmittelbar zu identifizierenden Aussehen gehört, erkennt er, dass genau da der Knackpunkt liegt: er gehört nirgendwohin.
Bisweilen komisch, manchmal bizarr schildert Acar die Rastlosigkeit Kemals und erlaubt in seinen Konfrontationen einen Einblick in das komplexe Innenleben des Protagonisten, das man zu Beginn nicht erwartet hätte.
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