Helene Bracht
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Das Lieben danach
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"Dieses Buch zu lesen ist eine radikale Erfahrung. Ein leuchtender Text über zerbrechenden Schmerz und die Schönheit der Selbstversöhnung", so Gabriele von Arnim. Dieses Buch bricht die SchamWas für eine Entdeckung - es braucht ein ganzes Leben, um einen solchen Text zu schreiben. "Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich." Von diesem Satz aus erzählt die heute siebzigjährige Helene Bracht von einer über Jahrzehnte verschütteten Erfahrung, die sie mit sehr vielen Frauen und vielen Männern teilt: der, dass es auf dem Lebensweg mit der Liebe und der Sexualität...
"Dieses Buch zu lesen ist eine radikale Erfahrung. Ein leuchtender Text über zerbrechenden Schmerz und die Schönheit der Selbstversöhnung", so Gabriele von Arnim. Dieses Buch bricht die SchamWas für eine Entdeckung - es braucht ein ganzes Leben, um einen solchen Text zu schreiben. "Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich." Von diesem Satz aus erzählt die heute siebzigjährige Helene Bracht von einer über Jahrzehnte verschütteten Erfahrung, die sie mit sehr vielen Frauen und vielen Männern teilt: der, dass es auf dem Lebensweg mit der Liebe und der Sexualität nicht nur gut und einvernehmlich zuging. Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt? Wie lebt und liebt man immer weiter? Fulminant ein Tabu brechend und dabei einzigartig gewitzt und souverän erzählt dieser Text vom Missbrauch - und seinen Grenzen. Diese Bilanz wird Denkweisen verändern und vielen Menschen viel bedeuten.
Helene Bracht wurde 1955 in Nordrhein-Westfalen geboren. Sie studierte Pädagogik und Psychologie, lernte Schauspiel und Theaterregie und arbeitete viele Jahre am Theater. Heute lebt sie als Psychologin mit eigener Praxis in Berlin. "Das Lieben danach" ist ihre erste literarische Veröffentlichung.
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/28291
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 192
- Erscheinungstermin: 18. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 203mm x 130mm x 24mm
- Gewicht: 298g
- ISBN-13: 9783446282919
- ISBN-10: 3446282912
- Artikelnr.: 71859458
Herstellerkennzeichnung
Carl Hanser Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Meredith Haaf hofft, dass mit Büchern wie diesem Essay der Psychologin Helene Bracht nun endlich eine breitere Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema Kindesmissbrauch beginnt. Wir erfahren, dass Bracht im Grundschulalter selbst Missbrauch durch einen Nachbarn erfahren hat - dabei habe es für das Kind eine Ambivalenz zwischen der Gewalt und dem Gefühl, mit dem Täter eine Art Beziehung zu haben und eine wie auch immer verdrehte Zuwendung zu erfahren, gegeben. Die Eltern hätten sich vor allem geschämt, nachdem die Taten ans Licht kamen. Intellektuell und gefühlsnah zugleich erzählt Bracht davon, nicht immer Opfer sein zu wollen, ruft Luhmann und Ernaux auf, setzt sich mit klassischen Motiven auseinander, so Haaf. Fast lakonisch beschreibe die Autorin die Folgen des Erlebten für ihr Beziehungs- und Liebeserleben als einen "Mangel an Trittsicherheit." Für die Kritikerin ein alarmierendes, aber auch bedeutendes Buch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Dieser literarische Essay ist kein Buch, das mit irgendetwas abrechnet oder sonst wie Ordnung stiftend in den Diskurs eingreift. Kühl und zugleich aufwühlend, verkopft und zugleich geradezu körperwarm erzählt und sortiert Bracht vielmehr Gefühl und Verhalten.« Meredith Haaf, Süddeutsche Zeitung, 22.03.25 »Ein glasklares, radikales und irrwitzig fesselndes Buch über weibliches Begehren, über Liebesversuche, Täter und Opfer, über Sexualität und Schuldumkehr, Machtmissbrauch und Selbstermächtigung, Manipulation, Unterwerfung und Verstellung.« Julia Kospach, Falter, 21.03.25 »Bracht ist eine psychologisch und zeitgeschichtlich tiefe Betrachtung gelungen, wie Missbrauch geschehen und sich fortsetzen kann. Ihr Buch bringt die festgefahrene
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Sexismus-Debatte einen wertvollen Schritt weiter. Es ist auch ihr Ton, der diese neue Betrachtung ermöglicht. Ein Ton, der nicht mit Beschämung, sondern mit Interesse auf den Menschen und seine Widersprüche zugeht.« Lena Karger, Welt am Sonntag, 02.03.25 »Ein Hybrid aus Sachbuch und Literatur: offen und ungeschönt, klug und subtil. Indem Helene Bracht die eigenen Erfahrungen intimen Scheiterns und Verfehlens schildert, erzählt sie zugleich eine kleine Sexualgeschichte der Bundesrepublik. Die Missbrauchs-Debatte wird ohne 'Das Lieben danach' nicht mehr auskommen.« Wolfgang Schneider, Tagesspiegel, 25.02.25 »Ein intensives, toll geschriebenes, berührendes und immer wieder ermutigendes Buch. Sehr inspirierend.« Maria-Christina Piwowarski, blauschwarzberlin - der Literaturpodcast, 21.02.25 »Diese Sprache, die hat mich wirklich beeindruckt: in ihrer Präzision, in ihrer Eleganz. ... Man kann aus der Lektüre wirklich ungemein viel mitnehmen.« Anne Kohlick, Deutschland Funk Kultur, Studio 9, 19.02.25 »Helene Bracht dringt in ihrem bemerkenswerten Debüt Schicht um Schicht in die Geschichte ihres Liebens vor - ein Buch wie ein Wunder.« Stefanie Jaksch, Buchkultur, 01.01.25 "Klar und mit scharfem Blick, aber immer empathisch beschreibt sie den Einfluss auf die fragilen Konstrukte unseres Liebes- und Beziehungslebens. Ein wirklich lesenswertes Buch." Pia Masurczak, SWR Kultur am Morgen, 27.02.25
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Die im letzten Drittel ihres Lebens stehende Autorin Helene Bracht berichtet in dem Buch „Das Lieben danach“ schonungslos von ihrer eigenen Missbrauchserfahrung als Kind durch den Nachhilfelehrer. Da die Eltern selbst eine schwierige Sexualität kriegsverletzungsbedingt leben, …
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Die im letzten Drittel ihres Lebens stehende Autorin Helene Bracht berichtet in dem Buch „Das Lieben danach“ schonungslos von ihrer eigenen Missbrauchserfahrung als Kind durch den Nachhilfelehrer. Da die Eltern selbst eine schwierige Sexualität kriegsverletzungsbedingt leben, verschließen sie die Augen und ignorieren Anzeichen. Die meisten Kapitel werden aus der ich-Perspektive erzählt, dann werden wieder Abschnitte aus Wissenschaft und Statistik dazwischen geschoben. Für mich war dieses Buch nicht leicht zu lesen obwohl der Schreibstil klar, fast schmucklos ist. Das Thema hat mich einfach zu sehr mitgenommen. Wunderschön ist das Cover: Pfingstrosenknospen beim Erblühen – ein Zeichen?
Dieses Buch ist wie ein Befreiungsschlag für die Autorin die den Beruf einer Psychologin ergriffen hat. Für mich als Leser jedoch wieder eine Erfahrung, dass man sich nicht von einem wunderschönen Cover und Titel blenden lassen soll.
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Ganz schön schwer...
"Das Lieben danach" lässt mich ein wenig sprachlos zurück und gleichzeitig ist daraus ein dringendes Gesprächsbedürfnis entstanden. Immer wieder musste ich auch meinem Mann von dem, was ich da lese, erzählen. Die schlimmen Ereignisse, …
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Ganz schön schwer...
"Das Lieben danach" lässt mich ein wenig sprachlos zurück und gleichzeitig ist daraus ein dringendes Gesprächsbedürfnis entstanden. Immer wieder musste ich auch meinem Mann von dem, was ich da lese, erzählen. Die schlimmen Ereignisse, die hier beschrieben werden, haben mich nicht kalt gelassen und hätten für meinen Geschmack mehr als dringend eine Triggerwarnung benötigt! So oft sind solche Warnungen für meinen Geschmack nicht notwendig aber hier...
Helene Bracht schreibt schnörkellos, fast kühl. Die schweren Inhalte drückt sie so hart aus, dass ich mir manchmal überlegt habe das Buch abzubrechen, weil ich diese Art von Ausdruck nur schwer vertrage. Trotzdem habe ich weitergelesen. Es war wichtig für mich zu wissen, wie eine Lebensgeschichte sich entwickelt, die so katastrophale Momente erlebt hat. Ich hatte gehofft, dass sie sich etwas glücklicher entwickelt und das war naiv von mir.
Umso wichtiger war es, dieses Buch zu lesen. Natürlich ist wohl jedem bewusst, dass sexueller Missbrauch an Kindern eine Kinderseele niemals kalt lässt und schwere Konsequenzen hat. In welcher Form Helene Bracht das aber erlebt hat, war für mich schmerzhaft mitzuverfolgen und doch bin ich dankbar davon gelesen zu haben.
Gegen Ende lässt Bracht mich hoffen, aber nur ein kleines Bisschen und trotzdem denke ich bis zum Schluss nur, wie unerträglich traurig ihre Geschichte ist und wie viel besser wir auf uns, unsere Kinder und unser Umfeld Acht geben müssen.
Ein gut geschriebenes, wichtiges, unendlich mutiges Buch für das ich dankbar bin, das ich aber keinen Fall noch einmal lesen will...
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Schonungslos offen erzählt die Psychologin Bracht aus ihrem Leben. Sie berichtet von dem Missbrauch des Grundschulkindes durch einen älteren Freund der Eltern. Das manipulative Erschleichen eines Vertrauensverhältnisses, das zur Billigung des Missbrauchs und zur Sehnsucht nach …
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Schonungslos offen erzählt die Psychologin Bracht aus ihrem Leben. Sie berichtet von dem Missbrauch des Grundschulkindes durch einen älteren Freund der Eltern. Das manipulative Erschleichen eines Vertrauensverhältnisses, das zur Billigung des Missbrauchs und zur Sehnsucht nach emotionaler Nähe führte, beeinflusste nach ihrer Einschätzung ihr Sexualverhalten ihr Leben lang. Sehr präzise und nachvollziehbar analysiert sie ihren Umgang mit hren Partnern. Sie bezieht dabei auch den kulturellen Wandel von den verklemmten Moralverstellungen der 50er Jahre, die sie bei ihren Eltern erlebte, über die ausschweifenden 70er Jahre ein. Im Alter von 70 Jahren fühlt sie sich entlastet von jeglichem Anspruch und kann ihr eigenes Verhalten kritisch beurteilen, kann sich verletzlich zeigen und offen auch mit Fehlern umgehen. Keine einfache Lektüre, aber sehr authentisch und ehrlich.
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Helene Bracht setzt sich in diesem Buch mit tiefgehenden und oft tabuisierten Themen wie Missbrauch auseinander. Besonders eindrucksvoll sind die Kapitel, in denen sie sehr persönlich und emotional schreibt – diese Passagen haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Andere …
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Helene Bracht setzt sich in diesem Buch mit tiefgehenden und oft tabuisierten Themen wie Missbrauch auseinander. Besonders eindrucksvoll sind die Kapitel, in denen sie sehr persönlich und emotional schreibt – diese Passagen haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Andere Abschnitte hingegen wirkten auf mich distanziert und zu theoretisch, wodurch die emotionale Verbindung zum Text stellenweise verloren ging.
Das Cover in sanften Rosatönen mit einer verblühenden Blüte spiegelt die Thematik des Buches auf eindrucksvolle Weise wider. Es vermittelt bereits vor dem Lesen eine Ahnung von Vergänglichkeit, Veränderung und innerer Auseinandersetzung.
Ein mutiges Buch mit wichtigen Denkanstößen, das jedoch in seiner Erzählweise nicht immer durchgehend fesselt. Es ist teilweise Roman und teilweise Sachbuch.
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Erschütternd, aber so wichtig!
Helene Bracht gelingt mit "Das Lieben danach" ein eindrucksvolles Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es ist mutig und eindringlich, eine schmerzliche Erzählung einer Überlebenden von sexuellem Missbrauch in der Kindheit …
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Erschütternd, aber so wichtig!
Helene Bracht gelingt mit "Das Lieben danach" ein eindrucksvolles Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es ist mutig und eindringlich, eine schmerzliche Erzählung einer Überlebenden von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und den Auswirkungen dieser Erfahrung. Die Geschichte dreht sich um die Themen Verlust, Hoffnung und die Suche nach einem neuen Lebenssinn.
Mit einem schonungslos ehrlichen Schreibstil und emotionaler Tiefe gelingt es der Autorin, das Trauma und die Auswirkungen auf ihr Leben berührend darzustellen. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück selbst zu reflektieren und ihre eigenen Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. So schildert die Autorin, von einer Zeit voller Gefühlskälte und Lügen, und dass sie durch den erlebten Missbrauch irgendwann selbst in gewisser Weise zur Täterin wurde. Dabei ordnet sie ihre Handlungen immer wieder enorm lehrreich und wortgewannt in einen psychologischen Kontext ein und untermauert diesen mit Quellen und Erläuterungen durch Fußnoten, sodass besonders interessierte Leser*innen weitere Literatur zur Recherche erhalten.
Insgesamt ist "Das Lieben danach" ein reflektiertes und ehrliches Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt werden sollte. Damit gibt die Autorin so vielen Menschen eine Stimme. Für mich eine klare Leseempfehlung für alle, die es sich zutrauen. Für Personen mit unverarbeiteten Traumata könne die Schilderung des Missbrauchs jedoch zu anschaulich dargestellt sein. Dieser führt auch noch Jahrzehnte später zu negativen Denk- und Handlungsmustern bei den Opfern. Das Thema ist auf jeden Fall erschütternd, trotzdem ist es so wichtig darüber zu sprechen!
In den Worten der Autorin: "Es ist lohnend, denke ich, auf Spurensuche zu gehen, denn niemand stellt in Abrede, dass eine frühe Erfahrung mit sexueller, körperlicher oder emotionaler Gewalt Spuren und Prägungen hinterlässt."
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Keine leichte Kost: „Die Geschichte auf der Rückseite meiner Geschichten...“
„Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt?
Wie lebt und liebt man immer weiter?“
„Das Lieben danach“ von Helene Bracht hatte mich dank …
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Keine leichte Kost: „Die Geschichte auf der Rückseite meiner Geschichten...“
„Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt?
Wie lebt und liebt man immer weiter?“
„Das Lieben danach“ von Helene Bracht hatte mich dank Klappentext und Leseprobe sehr neugierig auf das Buch gemacht, auch wenn ich ein Blurb direkt auf dem Cover etwas ungewöhnlich finde und bei zuviel Vorab-Lob eigentlich misstrauisch bin. Ich hatte also recht hohe Erwartungen an dieses Buch - diese wurden nicht komplett erfüllt; dennoch ist es ein sehr lesenswertes und wichtiges Buch.
„Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich.“ - Die heute siebzigjährige Helene Bracht erzählt rückblickend von ihrem Leben, ihrem Umgang und ihren Erfahrungen mit Sexualität - und davon, dass sie als Kind missbraucht wurde. Die Art und Weise, wie sie dies tut, ist ungewöhnlich, wenngleich größtenteils gelungen. Die Mechanismen von Trauma, Scham und Selbstschutz sind hier gut verständlich gemacht, ohne dass man als Leser*in überfordert oder getriggert wird. Man merkt allerdings, dass die Autorin durch ihren Beruf als Psychologin ihr Leben und ihr Verhalten ganz anders analysieren kann als andere Betroffene das im Allgemeinen könnten. So bleibt der Bericht eine persönliche Sache, die sich nicht unbedingt auf andere Betroffene übertragen lässt. Dennoch zeigt das Buch auf, wie unterschiedlich und schwer greifbar Missbrauchserfahrungen sein können und welche Folgen im späteren Leben, Fühlen und Handeln dies haben kann.
Ich finde die Verbindung von persönlicher und fachlicher Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch und dessen Folgen gut gelungen. Für ihre Selbstanalyse benötigte die Autorin nachvollziehbarerweise viel Abstand und eine gute Portioni an Lebenserfahrung, da sich bestimmte Muster erst wiederholen mussten, um (selbst)erkennbar zu werden.
Ein feinfühliges und anspruchsvolles Buch, das einem noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben wird.
"War es Strafe oder Scham? Schon als Kind hielt ich wage beides für möglich.
Ich erinnere mich an das Toben in meinem Kindergemüt inmitten dieser brütenden Reglosigkeit, an all die Widersprüche in mir, über die ich noch stummer wurde als zuvor. Ich erinnere mich, wie ich hätte im Boden versinken können vor Scham und doch gleichzeitig den Rücken straffen wollte, um mich groß zu machen, um es laut in die Welt hinauszurufen: Ich bin was ganz Besonderes. Ich hatte große Sehnsucht, wurde geschüttelt von der Trauer, dass er nicht mehr kommen würde, mein Strecker. Nie mehr. Einfach weg, kein Abschied, nichts. Und gleichzeitig war ich wie von einem Albtraum befreit, voll überwältigender Erleichterung darüber, dass es endlich vorbei war."
"Es ist lohnend, denke ich, auf Spurensuche zu gehen, denn niemand stellt in Abrede, dass eine frühe Erfahrung mit sexueller, körperlicher oder emotionaler Gewalt Spuren und Prägungen hinterlässt. Es sind besonders die feinen, kaum sichtbaren Seelengravuren, die über Jahrzehnte konstanten Muster des Begehrens, der Identitätsbildung und der Bindungsfähigkeit, denen Aufmerksamkeit gebührt.:
"Die Leerstellen, die Auslassungen in unseren verschiedenen Versionen über uns selbst sind selten auf den ersten Blick zu erkennen."
"Und natürlich - das hat sich mittlerweile herumgesprochen - ist auch der Begriff Missbrauch so scheußlich wie falsch, denn sein Gegenkonzept wäre ein regelkonformer Gebrauch von Menschen, namentlich Kindern, was die begriffliche Schieflage unzweifelhaft offenbart. Wie so oft kommt Sprache auch hier als Tätersprache daher. Kurzum, es gibt keinen Namen, der halbwegs angemessen die Dimension der Grenzverletzung fassen kann, um die es geht. Keinen ebenso, der auch nur annähernd die lebenslang wirksame Kontamination von Intimität, Vertrauen und Bindung ahnen lässt, mit der es die Betroffenen zu tun haben."
"Ich meinerseits wusste lange Zeit gar nicht so recht, was Selbstachtung eigentlich ist. Allem voran wusste ich nicht, dass zu Selbstachtung auch gehört, in der Lage zu sein, etwas zu verweigern, was eine andere Person von einem will. Dass man das überhaupt können kann und dürfen darf. Ich hatte gelernt, dass der Schlüssel zur Selbstachtung im Blick eines anderen liegt und dass Selbstwertbestätigung der Lohn dafür war, jemand anderen zu wählen zu sein. Was könnte daraus wohl anderes erwachsen als eine verzweifelte Angewiesenheit auf die Bestätigung Anderer."
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Süße Träume, aber für wen?
Ich dachte, ich hielte einen Roman in Händen und war gar nicht auf ein Sachbuch eingestellt. Denn ich lese lieber Belletristik als Sachbücher. Dass sich aber „Das Lieben danach“ von Helene Bracht so flüssig wie ein Roman …
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Süße Träume, aber für wen?
Ich dachte, ich hielte einen Roman in Händen und war gar nicht auf ein Sachbuch eingestellt. Denn ich lese lieber Belletristik als Sachbücher. Dass sich aber „Das Lieben danach“ von Helene Bracht so flüssig wie ein Roman lesen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Ebenso fiel mir nie zuvor die Tiefe des Textes von Annie Lennox auf, diesen „sweet dreams“ eben. Hier kann jeder jeden ausnutzen oder sich ausnutzen lassen. Jeder jeden missbrauchen oder eben – sich missbrauchen lassen. Vielleicht sogar mit einem gewissen Wohlgefallen. Ja, so ambivalent ist auch der Text des Romans. Ich habe selten so eine Eigenanklage gelesen, wenn sie denn autobiographisch ist, was so anmutet. Dennoch löst sich alles – zwar winzig klein – aber doch positiv auf, in gänzlich ungeahnter Weise.
Beginnen wir mit dem Leben der Protagonistin im zarten Alter von fünf Jahren. Und Strecker, dem Missbraucher mit den ungeahnten Fähigkeiten. Denn er singt und dichtet und schafft es mit dem bedeutungsschwangeren Satz: „Du bist was ganz Besonderes“ das Kind alles Negative vergessen zu lassen. Und zwar immer wieder und wieder. Ist das die Kunst der Pädophilie? Das Kind freut sich aufs nächste Mal, obwohl es am Ende immer weh tut. Und bis schlussendlich die Mutter entdecken will und kann, was da los ist, ging das Spiel immer weiter.
„Ein halbes Erwachsenenleben lang habe ich gebraucht, um den Köder >Du bist was ganz Besonderes< zu verdauen.“ (S. 57) „Und manchmal reicht eine ganze Lebenszeit nicht aus, um das wieder ins Lot zu bringen.“ (S. 133) Hier geht es um das Ausgeliefertsein beim sexuellen Missbrauch.
Aber auch das Kind ist nicht frei von Schuld. Und wird zur Täterin. „Nüchtern betrachtet hatte ich mir den ersten Anblick eines männlichen Geschlechtsteils mit einer Rücksichtslosigkeit verschafft, die einem Übergriff nahekommt, einer missbräuchlichen Handlung. Ich hatte mich ungefragt eines schwächeren Wesens als Mittel zum Zweck bemächtigt.“ (S. 22)
Die erwachsene Protagonistin ist nicht frei, tut sie doch immer das Gegenteil von dem, was möglicherweise angebracht wäre. Unfreiheit eingehandelt aus Trotz. Die sexuellen Partner und Partnerinnen wechseln schnell und an manche erinnert sie sich später gar nicht. Die sich an sie aber umso mehr. Verdrehte Welt. Was erst der Heiratsschwindler mit ihr anstellt, so was kann frau sich kaum ausdenken, das muss von irgendwem erlebt sein. Immerhin zwei Jahre Verweildauer sind dem Lügenbaron in ihrem Bett und Herzen vergönnt.
Eine typische Gefahrensituation der damaligen Zeit, nämlich das Fahren per Anhalter, meistert Lene für sich und ihre Freundin mit Bravour, nur durch Sprache, ohne Gewalt. „Wenn sich das Sprechen den etablierten Erwartungen widersetzt, können bestehende Machtverhältnisse unterlaufen und soziale Grenzen überschritten werden.“ (S. 81)
Fazit: Ein Debüt, das es in sich hat. Möglicherweise nichts für allzu zart Besaitete. Für Eltern und Psychologen und alle, die es werden wollen, sollte es allerdings Pflichtlektüre sein. Verdiente 4 Sterne von mir.
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Berührend und heilsam
Ein wirklich beeindruckendes autobiographisches Debut, das die Themen Liebe, Verletzung und das Weiterleben nach diesen behandelt. Dabei konnte es mich immer wieder sehr berühren und hat mich auf so vielen Ebenen angesprochen.
Der Schreibstil hat mich schon in der …
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Berührend und heilsam
Ein wirklich beeindruckendes autobiographisches Debut, das die Themen Liebe, Verletzung und das Weiterleben nach diesen behandelt. Dabei konnte es mich immer wieder sehr berühren und hat mich auf so vielen Ebenen angesprochen.
Der Schreibstil hat mich schon in der Leseprobe total begeistert und trägt Mit einer Leichtigkeit durch das Buch. Er wechselt zwischen tiefgründiger Analyse und gleichzeitig schwingt auch Humor mit. Dabei ist eine große Stärke der Autorin sind Offenheit und Ehrlichkeit, mit der sie erzählt. Das hat dazu beigetragen, dass das Buch mich noch mehr berührend konnte und auch sehr zum Nachdenken angeregt hat.
Für mich war es ein sehr besonderes Buch, das sich aus einer anderen Perspektive mit Liebe und Heilung auseinandersetzt. Eine Erinnerung, sich auch nach Verletzungen wieder der Liebe und dem Leben zu öffnen. Viel mehr möchte ich gar nicht dazu sagen, außer lest es und lasst euch berühren!
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Ein Buch über das Unbeschreibliche - schrecklich und zart zugleich
Unglaublich eindringlich erzählt Helene Bracht in das Lieben danach von der Existenz als Frau, die schon als Kind für sie bedeutete Übergriffe zu erleben, Zeugin davon zu sein, jedoch in anderer Form auch zu …
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Ein Buch über das Unbeschreibliche - schrecklich und zart zugleich
Unglaublich eindringlich erzählt Helene Bracht in das Lieben danach von der Existenz als Frau, die schon als Kind für sie bedeutete Übergriffe zu erleben, Zeugin davon zu sein, jedoch in anderer Form auch zu begehen. Der Übergriff als Alltag inhärent in die Existenz des weiblichen Geschlechts in einer patriarchalen Gesellschaft eingeschrieben, die jederzeit die Verfügungsgewalt über den weiblichen Körper beansprucht.
Ausgehend von der eigenen Missbrauchserfahrung versucht die Autorin zu ergründen, was diese für den weiteren Lebensweg, hier speziell die Beziehungen und Sexualität, bedeutet, bedeuten kann. Welche Prägungen erfahren Menschen, speziell Frauen, dadurch und wie wirkt sich dies auf ihr Leben aus? Die Forschungsliteratur hierzu ist dünn, die essayistische Analyse der Autorin damit umso wertvoller für unser Verständnis davon. Deutlich wird, dass sich im Fall der Autorin und dies wahrscheinlich durchaus exemplarisch für andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen, die Missbrauchsvergangenheit und ihre Implikationen für die weitere Prägung intimer und sozialer Beziehungen unheilvoll mit patriarchalen Erwartungen an die Frau als Gebende vermischen. Dies zu lesen, zu verdauen, zu verstehen, ist bereits alles andere als leicht und gerade deshalb notwendig.
Diesem schwierigen Thema widmet sich Bracht in einer seltsam nüchternen und zugleich zarten Sprache und schafft es so die ganze Ambivalenz, die dabei in ihren Gefühlen mitschwingt nachvollziehbar einzufangen. So ist das Lieben danach auch eine ungewöhnlich offene Selbstanalyse der Missbrauchserfahrung, aber auch der Liebesbeziehungen und des Alterns und gelebten Lebens dieser außergewöhnlichen Frau.
Für mich war das Lieben danach ein Buch, das noch lange nachhallen wird und ich mit Blick auf die klugen und bedacht formulierten Gedanken darin, sicher noch öfter zur Hand nehmen werde. Es liegt trotz der schrecklichen Thematik ein seltsamer Trost in den Zeilen der Autorin, die dem Grauenvollen, die Schönheit der Sprache entgegenstellt und diesem so erfolgreich trotzt als eine Form der Aneignung der eigenen Geschichte. Absolute Leseempfehlung!
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Mutiges Buch über ein wichtiges Thema
Der Hanser Verlag hat "Das Lieben danach", das Debüt von Helene Bracht, veröffentlicht, in dem diese sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.
Während eines Urlaubs auf den Kanaren schreibt die 70-jährige …
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Mutiges Buch über ein wichtiges Thema
Der Hanser Verlag hat "Das Lieben danach", das Debüt von Helene Bracht, veröffentlicht, in dem diese sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.
Während eines Urlaubs auf den Kanaren schreibt die 70-jährige Autorin sich von der Seele, was sie über Jahrzehnte verdrängt hatte. Strecker, Untermieter im Haus ihrer Eltern, gibt der kleinen Lene regelmäßig einmal pro Woche Nachhilfe und missbraucht sie über einen längeren Zeitraum. Erst als sie acht Jahre alt ist, erkennt ihre Mutter, was ihrem Kind angetan wird und erteilt Strecker Hausverbot.
Helene Bracht, die als Psychologin tätig ist, verarbeitet in ihrem Sachbuch nicht nur das an ihr verübte Verbrechen, sondern analysiert auch dessen Auswirkungen auf ihre späteren Liebesbeziehungen. Sie fragt sich, weshalb sie damals alles ertragen hat, was für sie schmerzhaft und qualvoll war und warum sie sich nicht gewehrt hat, sondern sogar Freude empfand, wenn ihr Peiniger zu ihr kam. Für ihn war sie "etwas ganz Besonderes", sie fühlte sich von ihm geliebt und hielt die Schmerzen klaglos aus, fühlte sich dadurch sogar innig verbunden mit ihrem kriegsversehrten Vater, der unter ständigen Schmerzen litt.
Die Missbrauchserfahrungen prägen ihr Liebesleben. Der Gymnasiallehrer, bei dem sie ein Praktikum absolviert und für den sie auch "etwas ganz Besonderes" ist, umwirbt sie und macht ihr Geschenke. Sie vermag sich ihm nicht zu widersetzen, und es bleibt nicht bei diesem einen Zweckbündnis.
Das Buch, das sich auch mit Themen we Me-too, Scham und Vertrauen auseinandersetzt, ist in klarer und sachlicher Sprache geschrieben und liest sich flüssig. Es hat mich zutiefst erschüttert, dass Helene Bracht als kleines Mädchen über Jahre missbraucht wurde, und ich konnte nicht verstehen, dass ihre Eltern dem Täter nur Hausverbot erteilten anstatt mit ihrem Kind zur Polizei zu gehen. Mit großer Offenheit beschreibt die Autorin nicht nur ihre Schwierigkeiten, sich auf Beziehungen einzulassen, sondern auch ihre eigene Umkehr vom Opfer zur Täterin, die andere Menschen physisch und psychisch verletzte.
Helene Brachts mit großer Offenheit geschilderte Erfahrungen sind aufwühlend und machen betroffen. Ich bewundere den Mut, den sie mit ihrer Veröffentlichung bewiesen hat - Leseempfehlung für dieses wichtige Buch, das unter die Haut geht!
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