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Stellen Sie sich vor, Sie dürften ein Jahr lang nicht lügen, nicht Ihres Nachbarn iPhone begehren und nicht fluchen. Das geht nicht? Doch, das geht. A.J. Jacobs hat es tatsächlich geschafft, zwölf Monate hindurch die biblischen Gesetze zu befolgen - auch die eigenartigsten. Halleluja! Was ist dran am Buch der Bücher? A. J. Jacobs hat sich entschlossen, der Bibel in einem Selbstversuch auf den Grund zu gehen. Ein Jahr lang will er die biblischen Gesetze so getreu wie möglich befolgen. Er lässt sich einen Bart wachsen, begrüßt den Beginn eines neuen Monats mit einer Widderhorn-Fanfare und…mehr

Produktbeschreibung
Stellen Sie sich vor, Sie dürften ein Jahr lang nicht lügen, nicht Ihres Nachbarn iPhone begehren und nicht fluchen. Das geht nicht? Doch, das geht. A.J. Jacobs hat es tatsächlich geschafft, zwölf Monate hindurch die biblischen Gesetze zu befolgen - auch die eigenartigsten. Halleluja! Was ist dran am Buch der Bücher? A. J. Jacobs hat sich entschlossen, der Bibel in einem Selbstversuch auf den Grund zu gehen. Ein Jahr lang will er die biblischen Gesetze so getreu wie möglich befolgen. Er lässt sich einen Bart wachsen, begrüßt den Beginn eines neuen Monats mit einer Widderhorn-Fanfare und versucht, im Central Park Ehebrecher mit Kieseln zu steinigen. Seine Frau Julie ist keineswegs begeistert, aber Jacobs lässt sich nicht beirren. Er trifft fundamentalistische Christen, tanzt mit chassidischen Juden und reist nach Israel. Die letzten Monate sind dem Neuen Testament gewidmet. Trotz vieler merkwürdiger Begegnungen und scheinbar absurder Gesetze versteht A.J. Jacobs allmählich, welcher Sinn hinter dem Buch der Bücher steht. Am Ende des biblischen Jahres ist er zwar nicht gläubig, aber auf jeden Fall klüger: Er ist ein toleranterer Mensch geworden, der sich und anderen mehr Respekt entgegenbringt.
Autorenporträt
A. J. Jacobs ist leitender Redakteur beim "Esquire" und hat zahlreiche Artikel u. a. im "New Yorker", "Entertainment Weekly" und "The New York Times" veröffentlicht. Er lebt mit seiner Frau Julie und seinen Kindern in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.09.2008

Zuchtlachs ist besser als gar kein Lachs
A. J. Jacobs, eigentlich ein liberaler Großstadt-Agnostiker, hat versucht, ein Jahr lang sämtliche Regeln der Bibel zu befolgen
A. J. Jacobs sieht einen seiner Nächsten in den Straßen von New York mit einem iPhone von Apple hantieren. Aber er darf das iPhone seines Mitbürgers unter keinen Umständen begehren. Ebensowenig, wie er sein Rind oder seinen Esel begehren darf.
A. J. Jacobs geht mit der festen Absicht in den Central Park, Ehebrecher und Sabbatbrecher zu steinigen. Er bringt es zwar bloß über sich, ein paar leichte Kieselsteine aufzuheben und sie den Sündern auf die Schuhe zu werfen. Aber immerhin.
A. J. Jacobs eröffnet eines Morgens seiner Frau Julie beim Frühstück: „Ich werde den Zehnten entrichten.” Julie reagiert besorgt, das Leben in New York ist ja nicht gerade billig, und sie haben doch jetzt auch einen kleinen Sohn . . . Sie einigen sich darauf, dass es wohl in Ordnung ist, die für gute Zwecke zu verwendenden zehn Prozent nicht von seinem Brutto-, sondern von seinem Netto-Einkommen abzuziehen. Um das Geld loszuwerden, verbringt er mehrere Stunden auf der Internet-Seite Charity Navigator: „Das ist so etwas wie der Gault-Millau der Wohltätigkeitsorganisationen.”
Der amerikanische Journalist und Autor A. J. Jacobs hat den Versuch unternommen, ein ganzes Jahr lang nach den Regeln der Bibel zu leben. Nicht etwa nach ausgewählten Regeln oder irgendwie nach dem Geist des Gesetzes. Sondern nach sämtlichen Regeln, auch den seltsamsten. Er lässt seinen Bart ungestutzt (3. Mose 19,27), gibt jeden Morgen einen ordentlichen Schuss Olivenöl in sein Haar (Prediger Salomo 9,8: „Lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln”) und trägt ständig ein weißes Gewand. Er bietet seinen Gästen bei der Ankunft in der Wohnung ein Fußbad an und spielt, Psalm 150,3 befolgend, zweimal am Tag auf der zehnsaitigen Harfe.
Die saubere „Kill Bill”-Fassung
Dies ist Jacobs’ nächstes lebensveränderndes Projekt, nach der vollständigen Lektüre der größten Enzyklopädie der Welt von A bis Z, die vor einigen Jahren in dem Buch „Britannica und ich” mündete. Das jetzt auf Deutsch erschienene Buch „Die Bibel & ich” protokolliert wieder ein existenzielles Experiment. Es ist ein sehr lustiges Buch geworden, zugleich ein aufschlussreiches und in seinem Verzicht auf Häme und Arroganz, in seiner Menschenfreundlichkeit ein äußerst sympathisches Buch.
Jacobs startet als ungläubiger, linksliberaler Großstadt-Individualist mit rudimentärer Bibelkenntnis, mit jüdischer Herkunft, aber ohne jede religiöse Erziehung. Er besorgt sich diverse Übersetzungen und Kommentare, liest die Bibel erst einmal durch und schreibt dabei alle Vorschriften in seinen Computer, soweit sie eindeutig Anweisungen an den Gläubigen und nicht metaphorisch gemeint sind. Am Ende hat er eine Liste von 72 Seiten mit 700 Regeln: „Sie betreffen sämtliche Aspekte meines Lebens – wie ich sprechen, essen, baden, was ich anziehen und wie ich meine Frau umarmen soll.” Schnell merkt Jacobs, dass die gleichzeitige Einhaltung aller 700 Regeln praktisch kaum zu leisten ist. Aber er versucht, möglichst viel davon auszuprobieren und die Sache durchzuziehen. Erst einmal zurückgestellt werden die minutiösen Vorschriften des Alten Testaments für Tieropfer, die nach jüdischer Auffassung nur für den zerstörten Jerusalemer Tempel galten. Gott sei Dank, sonst hätte es eine ziemliche Sauerei gegeben.
Aber schon das Einzelne gestaltet sich nicht einfach. So bemüht sich Jacobs ernsthaft um die Vermeidung wollüstiger Gedanken, aber er arbeitet unpraktischerweise bei dem Männermagazin Esquire. Er muss mit zu einer Modenschau, die furchtbar sexy ist – doch er versucht es recht erfolgreich mit zwei Tipps, die ihm Rabbis und Priester gegeben haben. Erster Schritt: „Man redet sich ein, bei der fraglichen Frau ohnehin keine Chancen zu haben.” Zweiter Schritt: „Stellen Sie sich die Frau als Ihre Mutter vor.” Jacobs wird Kunde beim Online-Verleih CleanFlicks aus Utah, bei dem man komplett von Sex und Gewalt in Wort und Bild bereinigte Hollywood-Filme bestellen kann; die saubere Fassung von „Kill Bill” erweist sich allerdings als recht sinnfrei. Seine Frau muss übrigens den Fernseher einschalten, er darf sich ja laut Zweitem Gebot kein Bild machen.
Was sind A. J. Jacobs’ Absichten bei diesem Vorhaben? Zum einen zu Beginn durchaus eine gewisse Skepsis gegenüber der Aufrichtigkeit eines Amerikas, das gerade durch die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin neue Aufmerksamkeit erfährt: „Ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass die meisten angeblich bibeltreuen Amerikaner sich nach Gusto aus der Bibel bedienen.” Dieser Verdacht soll erhärtet werden: „Zu diesem Zweck wollte ich zum absoluten Fundamentalisten werden.” Zum anderen aber will Jacobs wirklich eine „spirituelle Reise” antreten, will schauen, wie weit ausgerechnet er kommt mit dem Glauben. So wunderbar komisch vieles im Laufe der Erzählung gerät, sein Weg ist dennoch nicht der des Lächerlichmachens, sondern des neugierigen Nachvollzugs. Man kann es ohne Verlust des Lesevergnügens verraten: Am Ende der zwölf Monate – von denen er jeden einzelnen mit einem Stoß in ein Widderhorn begrüßt hat – stellt der Autor bei sich eine „neuentdeckte Wertschätzung des Lebens” fest, mehr Verständnis für Heiligkeit, Frömmigkeit und Dankbarkeit; und obschon ihm der persönliche Gott, wie er zugeben muss, immer noch einigermaßen unzugänglich erscheint, ist ihm am Ende mit einiger Anstrengung auch ein etwa 10-sekündiges transzendentes Glücksgefühl gelungen. Es kommt ihm zwar nicht perfekt vor, dass dieser Funken echter Frömmigkeit ihm nicht unversehens geschenkt wurde, sondern eher erzwungen werden musste, er denkt sich aber: „Zuchtlachs ist immer noch besser als gar kein Lachs.”
Jacobs weiß natürlich, dass er nicht der erste und einzige ist, der die Bibel buchstäblich zu befolgen sucht. Das ganze orthodoxe Judentum baut ja darauf, und so sind es denn auch oft orthodoxe Juden, auf deren Beratung Jacobs zurückgreift. Etwa, wenn er das Tragen von Mischgewebe (verboten nach 3. Mose 19,19) vermeiden will und einen ultrareligiösen Textil-Tester nach Hause einlädt. Als Jacobs ihn fragt, ob die Befolgung aller Gesetze gleich wichtig sei, muss jener nach einigem Nachdenken „einräumen, dass ein Mord zweifellos stärker zu Buche schlägt als das Tragen eines unkoscheren Blazers”. Der entscheidende Unterschied indes, der dieses Buch spannender macht als eine pure Reportage aus orthodoxen Milieus, ist die Unbefangenheit, mit der Jacobs alle Auslegungs- und Ritualtraditionen, die ganze Geschichte von Theologie und Hermeneutik überspringen kann, weil er sich als Agnostiker in eigener Regie auf die Gesetzesfrömmigkeit einlässt. Dieser direkte Zugriff des Zweiflers macht den Bericht – der uns auf Exkursionen auch zu den Schafhirten in der Negev-Wüste und zur Sekte der Schlangenaufheber in Tennessee führt – so erfrischend und entwaffnend.
Der Autor weiß auch, dass die Mehrheit der Christen die alttestamentarische Werkgerechtigkeit mit ihrem Regelwust für überwunden hält; da jedoch auch viele Christen in den USA gesamtbiblischen Literalismus für sich beanspruchen, ist Jacobs einen Kompromiss eingegangen und folgt acht Monate dem Alten und vier Monate dem Neuen Testament. Jesus als Erlöser zur Freiheit anzunehmen, das will ihm nicht gelingen, aber er besucht Fundamentalisten – wörtlicher Gehorsam ist schließlich sein Leitthema – und verlangt sich so viel Verständnis ab, wie es eben geht.
So ist die ganze Atmosphäre dieses Buches die einer zutiefst amerikanischen Toleranz auch gegenüber den letzten religiösen Spinnern. Diese Toleranz schließt das Recht auf Humor und Satire mit ein und verliert dadurch nichts von ihrer Freundlichkeit. Deshalb ist „Die Bibel & ich” von A. J. Jacobs ein großer Spaß und zugleich jedem zu empfehlen, der meint, in den Kampf der Kulturen einsteigen zu müssen. JOHAN SCHLOEMANN
A. J. JACOBS: Die Bibel & ich. Von einem, der auszog, das Buch der Bücher wörtlich zu nehmen. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Mohr. Ullstein, Berlin 2008. 418 S., 19,90 Euro.
Laut 3. Mose 19, Vers 27, ist es nicht erlaubt, seinen Bart zu scheren. Der amerikanische „Esquire”-Journalist und Autor A. J. Jacobs hat sich ein Jahr daran gehalten – und, jedenfalls so gut es ging, an Hunderte von anderen Vorschriften aus der Bibel. Er hat sich bemüht, wollüstige Gedanken zu unterdrücken, die zehnsaitige Harfe zu spielen und Ehebrecher zu steinigen. Dieses Bibel-Jahr ist Jacobs’ nächstes existenzielles Projekt, nachdem er sich vor einigen Jahren dem Versuch unterzogen hatte, die „Encyclopedia Britannica” von A bis Z durch- zulesen. Foto: Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Johan Schloemann preist A J. Jacobs' Erlebnisbericht über ein Jahr seines Lebens, in dem er versucht hat, sich streng nach sämtlichen Regeln der Bibel zu richten, als echtes Lesevergnügen, das ihn zugleich aber durch seine Toleranz, seine allgemeine "Menschenfreundlichkeit" und seine Unvoreingenommenheit begeistert. Der amerikanische Journalist und Schriftsteller, der offenbar ein Faible für existentielle Projekte hat - davor las er sich durch sämtliche Bände der "Encyclopedia Britannica", eine Erfahrung, die er im Buch "Britannica und ich" festgehalten hat - sei ein "liberaler Großstadt-Agnostiker" jüdischer Herkunft, teilt der Rezensent mit. Vielleicht gelingt es ihm gerade deshalb, so unbefangen und neugierig an sein Projekt heranzugehen, mutmaßt Schloemann, dem besonders gefällt, dass Jacobs das bibeltreue Leben nicht lächerlich zu machen sucht, sondern mit dem "direkten Zugriff des Zweiflers" auch zu bedenken gibt, dass viele Fundamentalisten, die sich auf den Wortlaut der Bibel berufen, sich letztlich auch nur die Regeln herausziehen, die ihnen passen. Denn wirklich alle 700 Regeln der Bibel gleichzeitig einzuhalten ist kaum praktizierbar, ist Schloemann nach der Lektüre klar.

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