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lesepassion

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2022
Ich fühl's nicht
Strömquist, Liv

Ich fühl's nicht


gut

Warum fällt es uns in der aktuellen Gesellschaft so schwer zu lieben? Wie beeinflusst uns dabei das Streben nach Autonomie und Unabhängigkeit? Und was macht es mit uns, dass uns gefühlt 1000 Optionen offen stehen? Passt Liebe in das Schema der Selbstoptimierung oder verhindert diese die Möglichkeit sich zu verlieben? Ist Verliebtsein eine Minireligion? Und warum hört man manchmal einfach auf zu lieben?

All das sind Fragen, die in diesem Buch angegangen werden. Leider werden sie oft nur mit vielen "vielleichts" beantwortet. Als Ursachen werden allerdings zumeist eine kapitalistische und neben maximierende Weltsicht - aber nur vielleicht - ausgemacht, angetrieben von übermäßiger Individualisierung, Autonomiestreben und Selbstoptimierung.

Der erste Comic konnte mich tatsächlich nicht überzeugen. Der zweite und dritte haben mir viele Denkimpulse geliefert.

Alles in allem ein interessanter Comicband, allerdings fehlte mir dieses Mal ein wenig die Leichtigkeit und Ironie, wie ich sie aus anderen Werken der Autorin kenne.

Bewertung vom 23.01.2022
Das Leben Gebrauchsanweisung
Perec, Georges

Das Leben Gebrauchsanweisung


ausgezeichnet

Ein Buch, das mich über längere Zeit begleitet hat: Zum einen, weil es mit über 750 Seiten nicht gerade kurz ist und zum anderen, weil ich aufgrund der Detaildichte in den Erzählungen immer wieder Momente brauchte, um das soeben sehr anschaulich beschriebene Zimmer vor meinen Augen erscheinen zu lassen.
Perec verknüpft auf unnachahmliche Weise in seinem Haus in Paris Menschen mit Geschichten. Und da nicht zuletzt die Geschichte einer Person darunter ist, die sich die Welt in Puzzles erschließt, ähnelt auch der Roman, erzählt mit Geschichten aus 99 Zimmern ein großes Puzzle, das zusammen ein Ganzes ergibt und die Geschichte der Hausbewohner*innen miteinander verknüpft.
Durchhalten beim Lesen lohnt sich, auch wenn der fast 80-seitige Index davon zeugt, welche Detailverliebtheit des Autors sich in dessen Werk findet.

Bewertung vom 13.01.2022
Wenn Männer mir die Welt erklären
Solnit, Rebecca

Wenn Männer mir die Welt erklären


gut

Das Buch ist eine Sammlung von feministischen Essays unter dem Oberthema "Wo Gleichberechtigung die Welt gleich viel humaner machen könnte und zudem viel lebenswerter für Frauen".

Der Titel stammt vom ersten Essay, in der ein Mann sich in der Begegnung mit der Autorin sich erdreistet, ihr trotz fehlendem Wissen ihr Fachgebiet zu erklären.
Der zweite Essay dreht sich dann beispielsweise um die Pandemie der Gewalt gegen Frauen, während der dritte eine Analogie beschreibt, die den Umgang von Männern mit Frauen mit dem Umgang der westlichen Welt mit anderen, nicht-westlichen Ländern gleich stellt.

Ich muss zugeben, ich konnte mit einigen Essays so gar nichts anfangen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen sind. Jedenfalls kenne ich inspirierendere Texte in diesem Bereich und vor allem auch Essays, die tiefer gehen. Zudem hat mir oft das Aufzeigen einer Perspektive gegen die vorherrschende strukturelle Macht eines Geschlechts gefehlt, was viele andere Werke bieten.

Darüber hinaus bin ich entgegen der Meinung der Autorin der Auffassung, dass Gewalt natürlich auch noch andere Merkmale als Gender kennt, auch wenn eine bestimmte Genderprägung natürlich ein Risikofaktor für erlebte Gewalt ist. Trotzdem kann ich ihrer Schlussfolgerung, dass man sich gemeinsam der Gewalt gegen Frauen* entgegenstellen müsse natürlich zustimmen. Wie könnte man auch etwas anderes aus diesen Erzählungen schlussfolgern?

Bewertung vom 31.12.2021
I'm every woman
Strömquist, Liv

I'm every woman


sehr gut

Eine wunderbar sarkastische Graphic Novel über die Unterdrückung, die Frauen in unserer Gesellschaft erfahren. Sei es anhand struktureller Mechanismen wie der Betonung der Kernfamilie oder auch durch tradierte Bilder, die z. B. das göttlich Weibliche aus dem religiösen Leben verdrängt haben. Anhand mehrerer Frauen (z. B. Yoko Ono und Priscilla Presley) wird erzählt, wie sich diese Strukturen auf ganz individuelle Lebensentwürfe auswirkten und wozu sie geführt haben.

Eine Leseempfehlung für alle, die damit umgehen können, dass es nicht nur starke Frauen in der Geschichte gibt, die unterdrückenden Strukturen trotzen, sondern auch Frauen, die diesen Strukturen erbarmungslos unterworfen sind und kaum einen Ausweg daraus finden. Auch diese Geschichten braucht es und es würde ein großes Stück im Gesamtbild fehlen, würden sie nicht erzählt.

Nicht das stärkste Comic von Liv Strömquist, aber dennoch ein lesenswertes und wichtiges!

Bewertung vom 01.12.2021
Eva, Maria und Co.
Wind, Renate

Eva, Maria und Co.


ausgezeichnet

Mit "Eva, Maria und Co." gelingt Renate Wind ein Buch, das einen umfassenden Blick auf die wichtigsten Frauenfiguren der Bibel wirft. Das Buch enthält sechs Geschichten der Bibel, in denen Frauen eine tragende Rolle spielen. Angefangen bei Eva bis hin zu Maria von Magdalena scheinen die Frauen dabei in ihrer Vielfältigkeit und auch in ihrer Widersprüchlichkeit, also in ihrem Mensch-Sein auf.
Dabei versucht das Buch verschiedene Blickwinkel einzunehmen und rezipiert sowohl die oft aus der Patristik stammenden Lehrmeinungen als auch die von feministischen Bewegungen innerhalb der Kirchen. Am Ende stellt auch Wind ihre Ansichten vor und bewegt sich zumeist in einer ausgewogenen Mitte.
Der Autorin scheint es dabei wichtig zu sein, Frauenfiguren nicht zu instrumentalisieren und sie nicht mehr aufzuladen als es die Textexegese und Bibelwissenschaft erlauben. Eine sehr angenehme Art und Weise so die Geschichten der Frauen dargestellt zu wissen.
Zusätzlich zu den kurzen Porträts und Darstellungen finden sich zusätzlich noch Texte nach jedem Kapitel, in denen die jeweilige Frauengestalt rezipiert wird und sich oft sehr unterschiedliche Bilder derselben Frau widerspiegeln.

Bewertung vom 30.11.2021
Der Ursprung der Welt
Strömquist, Liv

Der Ursprung der Welt


ausgezeichnet

Wow! Was für ein Buch!
Die Kulturgeschichte der Vulva, des Orgasmus und der Menstruation, dargestellt in Comicstrips und versehen mit ironischen, zumeist schon mehr sarkastischen Texten.
Die Autorin zeigt so die bestehenden Machtstrukturen auf und verweist durch die geschichtliche Herangehensweise sehr deutlich auf den Ursprung derselben.
Wie konnte es nur dazu kommen, dass die Frauen und ihre Sexualität so verteufelt werden? Und nicht länger, wie in vorherigen Epochen, als Ursprung der Welt betrachtet werden?
Wer es wissen will, liest am besten das Buch.
Eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.11.2021
Bunbury oder Ernst sein ist wichtig
Wilde, Oscar

Bunbury oder Ernst sein ist wichtig


ausgezeichnet

Mehr Schein als Sein.

Ein großartiges Drama mit vielen Verwechslungen. Diese sind allerdings nicht zufällig, sondern auf die Lügen der beiden Männer im Stück, Algernon/Algy und Jack/John zurückzuführen mit denen beide darum bemüht sind, sich ihre Freiheit zu behalten und sich gleichzeitg so bald wie möglich zu verloben. Es ist ein großer Spaß, die dadurch entstehenden Wirrungen nachzulesen.

Interessant ist vor allem auch der Titel, der mit dem Wort "Ernst" spielt: Es geht hier nämlich keineswegs um den "Ernst" als Gegenteil von Leichtigkeit, sondern tatsächlich um den Namen. Aber lest selbst.

Das Lesevergnügen haben mir lediglich die sehr blassen Figuren von Cecily, Gwendolen und Miss Prism gemindert sowie das etwas erzwungen wirkende Happy End.

Bewertung vom 08.11.2021
Es kann nur eine geben
Kebekus, Carolin;Tripke, Mariella

Es kann nur eine geben


ausgezeichnet

Es kann nur eine geben?!
Gar nicht wahr! Warum es nichts bringt, sich unter Frauen als Gegner*innen zu begreifen und warum wir lieber Allies sein sollten, beschreibt Carolin Kebekus sehr genau. Sie liefert mit ihrem Buch einen Rundumschlag zu Feminismus: Niedrigschwellig und vor allem in den Themenbereichen in denen Carolin Kebekus sich gut auszukennen scheint: Medien, Gesellschaft, einem kleinen Exkurs zum Gaming und vielen weiteren patriarchal geprägten Bereichen. All das schmückt sie mit ihren eigenen Erfahrungen aus ihrem Leben aus und gibt auch zu, dass es für sie nicht immer leicht war, andere Frauen zu supporten und nicht als Gegenspielerinnen zu sehen.
Ein Genuss, dass Buch zu lesen, wenn man Carolin Kebekus spitzen Humor kennt. Ihr Stil zieht sich so auch komplett durch das Buch hindurch, was dazu beiträgt, dass man es trotz des schweren Themas mit Genuss lesen kann. Eine absolute Leseempfehlung als Einstieg oder zum weiter Einlesen in das Thema Feminismus, von einer Frau, die weiß, wo es hakt: Nämlich am Bilden von Frauenbanden.

Bewertung vom 04.10.2021
Der Alchimist
Coelho, Paulo

Der Alchimist


sehr gut

Ein Buch, das das Herz berühren kann, wenn man dafür empfänglich ist.
Ein einfacher Schafhirte macht sich auf dem Weg, den Sinn und das Ziel seines Lebens zu finden. Dabei kommt er ganz schön rum: Von Andalusien, wo er einfacher Schäfer ist bis nach Ägypten.

Seine wichtigste Lektion: Höre auf die Zeichen und nicht nur auf deinen Verstand. Mithilfe dieser gelangt er schließlich auch an ein Ziel.

Das Buch hat mich daran erinnert, wie oft es wohl jeder Person so geht, dass das Gefühl etwas anderes sagt als der Verstand? Vielleicht sollten auch wir wieder öfter in uns hineinhorchen und unserem Gewissen folgen. Wer weiß, wohin uns das bringen würde.

Ich habe das Buch als Aufforderung für mehr Selbstwahrnehmung gelesen. Alles andere ließe die Geschichte meiner Meinung nach auch nur in einem schlechten Licht erscheinen.

Bewertung vom 08.09.2021
Die Bücherdiebin
Zusak, Markus

Die Bücherdiebin


ausgezeichnet

Emotional und ergreifend, ohne die Willkür und den Terror des Nazi-Regimes zu verschleiern. Eine absolute Leseempfehlung, nicht nur für Jugendliche.