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Chanda Kabelo hat Träume. Sie will Lehrerin werden oder Ärztin, und sie will die Welt sehen. Doch die Realität sieht anders aus. Ihre Mutter ist krank, ihre kleine Schwester spielt verrückt und ihre beste Freundin hat riesige Probleme. Überall um Chanda herum sterben Menschen und keiner spricht über den Grund. Sie weiß, dass Aids die Ursache all der Lügen und Ängste ist, doch hat sie die Kraft und den Mut, für die Menschen, die sie liebt, einzustehen?

Produktbeschreibung
Chanda Kabelo hat Träume. Sie will Lehrerin werden oder Ärztin, und sie will die Welt sehen. Doch die Realität sieht anders aus. Ihre Mutter ist krank, ihre kleine Schwester spielt verrückt und ihre beste Freundin hat riesige Probleme. Überall um Chanda herum sterben Menschen und keiner spricht über den Grund. Sie weiß, dass Aids die Ursache all der Lügen und Ängste ist, doch hat sie die Kraft und den Mut, für die Menschen, die sie liebt, einzustehen?
Autorenporträt
Allan Stratton, geboren in Ontario/Kanada, arbeitete als Schauspieler und Autor von Theaterstücken. Später begann er, Romane für Erwachsene und Jugendliche zu schreiben. Sein vielfach ausgezeichnetes Jugendbuch 'Worüber keiner spricht' erzählt die Geschichte des Mädchens Chanda, das seine Mutter an die Krankheit Aids verliert. Auch im Folgeroman 'Chandas Krieg' muss Chanda um ihre Familie kämpfen: Ihre Geschwister werden als Kindersoldaten verschleppt. Wie schon bei 'Worüber keiner spricht' basieren auch die Beschreibungen in 'Chandas Krieg' auf den Recherchen des Autors in Afrika und auf vielen Gesprächen mit Betroffenen und Hilfsorganisationen. Heute lebt Allan Stratton, nach diversen Zwischenstationen in Nordamerika und Europa, in Toronto.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2006

Trotzdem träumen
Leben mit Aids: Allan Stratton räumt in der Afrika-Schublade auf

Dtv Pocket - das waren Taschenbücher, die mit rotem Querbalken in der oberen rechten Ecke westdeutschen Teenagern individuelle und gesellschaftliche Probleme aus aller Welt nahebrachten. Diese Bücher gehörten während der achtziger Jahre zum Schülerleben wie Demos der Schülermitverwaltung gegen den Atomkrieg. Mit neuem Layout und dem bewährten Konzept, viele international bereits ausgezeichnete Jugendromane durch Übersetzungen zugänglich zu machen, ist Dtv Pocket aber bis heute aktuell.

Auch der Roman "Worüber keiner spricht" des kanadischen Schauspielers und Dramatikers Allan Stratton ist in dieser Reihe erschienen. Darin erzählt die sechzehn Jahre alte Chanda aus einem südafrikanischen Armenviertel von dem in ihrer Community allgegenwärtigen, ängstlich totgeschwiegenen Aids-Virus.

In der westlichen Gesellschaft hat das Interesse an der Krankheit ebenso wie das Gefühl eigener Gefährdung abgenommen. Gewachsen ist die Neigung, HIV und Aids-Waisen zusammen mit Hungersnot, Bürgerkrieg und Flüchtlingskarawanen im Gedächtnis in der Afrika-Schublade abzulegen. Allan Stratton individualisiert afrikanische Schicksale und nimmt ihnen die Passivität, die viele Berichte vom Schwarzen Kontinent durchzieht. Chanda kämpft - zuallererst gegen die eigene Angst, als ihre kränkliche jüngste Schwester stirbt und ihre tatkräftige Mutter plötzlich an mysteriösen Beschwerden leidet. Dann dagegen, daß jemand etwas davon merkt und sie zu Ausgestoßenen werden, die in dem gewalttätigen Klima schnell Freiwild sind. Schließlich aber nutzt sie ihre Energie, um sich gegen den sozialen Druck zu stellen, und findet Verbündete, wo sie sie nicht vermutet.

Am Ende hängt eine Art Patchworkfamilie von ihrem Job als Aushilfslehrerin in einer Grundschule ab. Zukunftspläne müssen warten. Chandas Mutter Lilian, die sich bei allen Härten ihren Humor bewahrt hat, und der Lehrer Mr. Selalame sind ihre Vorbilder. Männer kommen in dem Roman insgesamt weniger gut weg, sie sind verantwortungslose Alkoholiker, gewalttätig und tragen die Hauptschuld an der Ausbreitung des Virus. Die Frauen der Community beurteilt die Erzählerin in der Regel mit Verständnis, selbst wenn sie vollkommen auf den Hund gekommen sind wie die Streunerin Mary.

Der Leitsatz "Träume gelten für ein ganzes Leben", der die junge Frau aufrichtet, klingt ein wenig zu amerikanisch-pathetisch. Ansonsten ist das Buch aber glücklicherweise frei von Sozialkitsch, trotz des bitteren Themas nicht ohne amüsante Beschreibungen des Alltags und vermeidet effektheischende Detailbeschreibungen von Vergewaltigung und Mord. In schönem Kontrast zur trotzdem nicht verschwiegenen Gewalt und den vielfältigen Bedrohungen im Viertel stehen vor allem die kleinen häuslichen Streitereien zwischen Chanda und ihren jüngeren Geschwistern Soly und Iris, die Inseln der Normalität inmitten der Familienkatastrophe bilden.

ANNETTE ZERPNER

Allan Stratton: "Worüber keiner spricht". Aus dem Englischen übersetzt von Heike Brandt. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 272 S., br., 7,50 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Recht gute Noten vergibt Rezensentin Annette Zerpner an dieses Buch des kanadischen Schauspielers und Dramatikers, das ihren Informationen zufolge das Thema "Aids" behandelt. Zwar siedele Allan Stratton die Geschichte in einem südafrikanischen Armenviertel an. Dennoch räumt er insofern in der "Afrikaschublade" auf, in die man im Westen das Thema "Aids" gern verbannt, als er die afrikanischen Schicksale individualisiere und ihnen die Passivität nehme, die aus Sicht der Rezensentin viele Afrika-Berichte durchzieht. Als Mittelpunkt beschreibt sie die sechzehnjährige Chanda, die die tödliche Krankheit in ihrer eigenen Familie erlebt. Zwar findet sie das Buch nicht ganz frei von Pathos und Sozialkitsch. Doch es überzeugt sie durch ebenso schonungslose wie unprätenziöse Darstellung der Verhältnisse, über die gelegentlich sogar gelacht werden darf.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Gleichermaßen voller Schmerz und voller Kraft – genau wie es sein sollte. Außerordentlich literarisch!«
Michael Morpurgo
»Niemand kann diese Geschichte lesen und unberührt bleiben.«
Stephen Lewis, UN-Beauftragter für HIV/AIDS in Afrika

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2005

Chandas einsamer Kampf
Die Geschichte einer jungen Afrikanerin, die sich gegen die Tabuisierung von Aids auflehnt
Dass viele Staaten Schwarzafrikas mit dem großen Problem Aids zu kämpfen haben, ist bekannt. Wie die Bevölkerung damit umgeht, wie die Bedrohung das tägliche Leben und die Zukunftshoffnungen der Jugend beeinflusst, davon können sich die Menschen anderswo kaum eine Vorstellung machen. Der Kanadier Allan Stratton hat sich damit nicht abgefunden. Mehrere Monate lang recherchierte er in Südafrika, Zimbabwe und Botswana und beschäftigte sich intensiv mit dem Thema. Das Ergebnis ist die bewegende Geschichte der 16-jährigen Chanda, die sich auflehnt gegen die Tabuisierung der Krankheit durch Nachbarn und Verwandte und die Verlogenheit, mit der diese auf die Gefahr reagieren, was dazu führt, dass die infizierten Menschen sich nicht rechtzeitig Hilfe holen und die Pandemie sich weiter ausbreiten kann.
Das Leben von Chanda und ihrer Mutter ist von Gewalt, Armut und Tod überschattet. Ihr geliebter Vater und ihre älteren Brüder kommen bei einem Grubenunglück ums Leben, vom Vater ihrer Halbschwester Iris wird Chanda missbraucht und der dritte Mann ihrer Mutter, der freundliche Friseur Mr. Dube, stirbt kurz nach der Geburt des kleinen Bruders Soly. Er hinterlässt seiner Frau ein Haus mit einem Gemüsegarten und einem Hühnerhof, sodass die kleine Familie sich über Wasser halten kann. Chanda ist eine sehr gute Schülerin und träumt davon, eines Tages zur Universität gehen zu können, um Lehrerin oder Ärztin zu werden. Doch als Jonah auftaucht und ihre kleine Halbschwester Sara krank zur Welt kommt, rücken diese Träume in weite Ferne. Sara wird nur 1½ Jahre alt, und es ist Chanda, die sich um ihre Beerdigung und die kleinen Geschwister kümmern muss, denn ihre Mutter fühlt sich zu schwach, und Saras Vater Jonah ist wie üblich betrunken.
Die Beerdigung der kleinen Sara wird für Chanda der Wendepunkt. Großartig, wie der Autor die Dynamik ihrer zunehmenden Angst schildert und gleichzeitig die Scheinheiligkeit und Verlogenheit der Menschen in ihrer Umgebung bloßstellt. Als Chanda klar wird, dass ihre Mutter von einem Besuch bei ihren Verwandten nicht zurückkommen wird, weil sie ihren Kindern die „Schande” ihres Aids-Sterbens ersparen will, setzt sie sich über alle Vorurteile hinweg und holt ihre Mutter nach Hause.
Informationen zu politischen Themen sind unverzichtbar, aber nachhaltiger wirken Geschichten, in denen Menschen und ihre Schicksale im Mittelpunkt stehen, zumal wenn sie eine so große, literarische Kraft ausstrahlen wie die Geschichte von Chanda, deren Intelligenz und Tatkraft gleichermaßen anrührt und Mut macht. (Als Schullektüre zu empfehlen. Unter www.dtv.de/lehrer steht ein Unterrichtsmodell zur Verfügung)
HILDE ELISABETH MENZEL
ALLAN STRATTON: Worüber keiner spricht. Aus dem Englischen von Heike Brandt. dtv pocket (78204) 2005. 272 Seiten, 7,50 Euro. (Ab 12)
Ein so genannter Aids-Kindergarten bei Durban in Südafrika. Täglich infizieren sich laut dem Weltkinderhilfswerk Unicef 2000 Kinder mit dem das menschliche Immunsystem zerstörenden Virus. Aber noch immer wird in vielen Ländern, vor allem in Schwarzafrika, das Thema tabuisiert und die Krankheitsursache verschleiert. Foto: vario-press
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